Betriebswachstum in der Landwirtschaft Ursachen und Grenzen
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- Leon Grosser
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1 Betriebswachstum in der Landwirtschaft Ursachen und Grenzen Georg-August-Universität Göttingen Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Stenum, 7. November November 2009
2 Gliederung 1. Betriebswachstum: Eine Vorbemerkung 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft: Einige Beispiele 3. Ursachen des Betriebswachstums 4. Grenzen des Betriebswachstums 5. Fazit
3 1. Betriebswachstum: Eine Vorbemerkung Betriebswachstum in der Landwirtschaft = Zunahme der durchschnittlichen Größe landwirtschaftlicher Betriebe, meist gemessen an der bewirtschafteten Fläche oder der Tierzahl Betriebswachstum in der Landwirtschaft ist ein oftmals negativ besetzter Begriff ( industrialisierte Landwirtschaft ; Massentierhaltung u.ä.); ABER: ist nicht gleichbedeutend mit der Intensivierung der Produktion; ist nicht gleichbedeutend mit größerem Flächen- oder Ressourcenverbrauch. Im Gegenteil: Größere Betriebe wirtschaften i.d.r. effizienter; Folge: Der Ressourceneinsatz je Produkteinheit (z.b. je kg Getreide) sinkt. Wer nachhaltig produzieren will, muss effizient produzieren. Effizienzgewinne durch Betriebswachstum sind bei sonst gleichen Bedingungen (z.b. gegebener Nachfrage) ein Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit.
4 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft Flächenausstattung der Betriebe (Quelle: Situationsbericht 2011/12) Durchschnittliche Betriebsgröße 1991: 22,1 ha; 2010: 40,6 ha Wachstumsschwelle: > 100 ha Betriebe über 100 ha bewirtschaften 54,9 % der Fläche
5 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft Herdengrößen in der Milchviehhaltung (Quelle: Hellberg-Bahr et al. 2012)
6 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft Herdengrößen in der Milchviehhaltung (Quelle: news/kaum-noch-kleinbetriebe html)
7 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft Wachstumsschwelle in der Milchviehhaltung Monat der Zählung Herdengröße Mai Mai Mai Mai Mai 12: % , , , , , ,3 300 und mehr Haltung gesamt ,6 x) vorläufig; Quelle: Statistisches Bundesamt, ZMB (Quelle: hwelle-liegt-bei-100-kuehen html)
8 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft Konzentration der Milcherzeugung 29,7 % der Betriebe halten zwei Drittel der Milchkühe (Quelle: Situationsbericht 2011/12)
9 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft Schweine je Halter (Quelle: nach Destatis 2012) Bestandesgrößen weiterhin steigend, und zwar in Veredelungshochburgen stärker als im Bundesdurchschnitt. Offizialstatistik unterzeichnet die Ist-Situation (Betriebsteilungen etc.).
10 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft Größe der Bauvorhaben in der Weser-Ems-Region (Quelle: Breuer, ISN 2009)
11 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft Konzentration der Schweineerzeugung (Quelle: Situationsbericht 2011/12) 4 % der schweinehaltenden Betriebe erzeugen 31 % der Schweine Knapp 15 % der Betriebe erzeugen gut 63 % der Schweine
12 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft Zuchtsauen je Betrieb 83 % der Zuchtsauen in Betrieben über 100 Tiere (Quelle: Windhorst/Bäuerle 2011)
13 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft Wachstumsschwelle in der Sauenhaltung (Quelle: Windhorst/Bäuerle 2011)
14 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft Geflügelhaltung am stärksten konzentriert (Quelle: Situationsbericht 2011/12) 8,5 % der Betriebe (= 385 Betriebe) halten 71,6 % des Mastgeflügels Betriebe mit weniger als Tieren stehen für 0,6 % der Produktion
15 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft Geflügelhaltung am stärksten konzentriert (Quelle: Situationsbericht 2011/12) 83 % der Legehennen in 1,1 % der Betriebe (= ca. 600 Betriebe) Konzentration durch Verbot der Käfighaltung stark forciert
16 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft Größenstrukturen in der ökologischen Landwirtschaft (Quelle: Ökologie & Landbau H. 1/2010) Durchschnittliche Betriebsgröße 2007: 59 ha (ca. ein Drittel größer als konventionelle Betriebe)
17 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft Größenstrukturen der Ammen- und Mutterkuhhaltung (Quelle: Ökologie & Landbau H. 1/2010)
18 2. Betriebswachstum in der Landwirtschaft Zwischenfazit I: Starkes Betriebswachstum, ganz unabhängig vom Intensitätsgrad der Produktion.
19 3. Ursachen des Betriebswachstums Größendegression großer Einheiten ( Economies of Scale ) (Quelle: Beverborg, LWK, 2010) Höhere Auflagen, z.b. in Bezug auf Abluftreinigung, bewirken größere Bauvorhaben aufgrund von Economies of Scale.
20 3. Ursachen des Betriebswachstums Stückkosten und Herdengröße in der amerikanischen Milcherzeugung (Quelle: MacDonald 2007; cwt = hundredweight = 45,2 kg)
21 3. Ursachen des Betriebswachstums Schlachtschweinepreise in Deutschland (Quelle: Hortmann-Scholten, LWK, 2011)
22 3. Ursachen des Betriebswachstums Vollkosten der Schweinemast (Quelle: Hortmann-Scholten, LWK, 2011; Untersuchungsregion: Südoldenburg)
23 3. Ursachen des Betriebswachstums Nur die erfolgreichen Betriebe verdienen Geld (Quelle: Hortmann-Scholten, LWK, 2011)
24 3. Ursachen des Betriebswachstums Notwendige Zahl der Mastplätze zur Erwirtschaftung des erforderlichen Einkommens Annahme: Gewinn/Jahr als Grundlage für privaten Lebensunterhalt, Steuern, Tilgung und Investitionen, sofern der Betrieb zukunftsfähig sein soll % Betriebe Betriebe - 25 % Betriebe WJ 2010/ WJ 2009/ WJ 2008/ (Quelle: nach Hortmann-Scholten)
25 3. Ursachen des Betriebswachstums Zwischenfazit II: Das Betriebswachstum hat ökonomische Gründe, und zwar die Kostenvorteile größerer Betriebe; die Mindestgröße eines Betriebs, die zur Erzielung eines ausreichenden Familieneinkommens notwendig ist.
26 4. Grenzen des Betriebswachstums Betriebliche Sicht: Diseconomies of scale (Quelle: Schaper/Deimel/Theuvsen 2011 nach Isermeyer 1993)
27 4. Grenzen des Betriebswachstums Betriebliche Sicht: Diseconomies of scale ABER: Diseconomies of Scale werden in den für Deutschland relevanten Größenordnungen i.d.r. durch Economies of Scale überkompensiert. Ausnahme: Gesetzliche Auflagen (z.b. Abluftwäscher) bei wachsender Betriebsgröße machen die Produktion zunehmend unrentabel. Begrenzung des betrieblichen Wachstums eher aufgrund mangelnder Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren (Boden, Kapital, Arbeit inkl. Management-Know-how) und begrenzter Risikotragfähigkeit von Familienbetrieben. Tierwohl wirkt nicht begrenzend: Für einen Zusammenhang von Betriebsgröße und Tierwohl gibt es keinen wissenschaftlichen Anhaltspunkt.
28 4. Grenzen des Betriebswachstums Überbetriebliche, gesellschaftliche Sicht: Akzeptanzprobleme (Quelle: Kayser/ Spiller 2011) Angst vor persönlicher Beeinträchtigung als Hauptgrund mangelnder Akzeptanz großer Tierhaltungsbetriebe
29 4. Grenzen des Betriebswachstums Weitere Probleme stehen eher mit der regionalen Konzentration der Tierhaltung im Zusammenhang: Steigende Pachtpreise Nährstoffüberschüsse Steigende Kosten der Nährstoffentsorgung etc. (Quellen: Destatis 2012,
30 5. Fazit In der Landwirtschaft ist unabhängig vom Intensitätsgrad ein erhebliches Betriebswachstum im Ackerbau wie in der Tierhaltung festzustellen: Der Trend gilt für die konventionelle und die ökologische Landwirtschaft. Der Trend ist nicht per se schlecht: Die Realisierung von Effizienzgewinnen ist ein Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Der Tierkomfort ist in größeren Einheiten oft besser. Die Ursachen des Betriebswachstums sind ökonomischer Natur: Größendegressionsvorteile: Große Betriebe produzieren kostengünstiger. Eine Mindestbetriebsgröße ist zur Erzielung ausreichender Familieneinkommen nötig.
31 5. Fazit Aus betrieblicher Sicht existieren Grenzen des Wachstums: Diseconomies of scale sind für deutsche Größenordnungen weniger bedeutsam (Ausnahme: gesetzliche Auflagen). Entscheidender sind die mangelnde Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren und Grenzen der Risikotragfähigkeit. Grenzen des Wachstums sind daneben gesellschaftlich begründet: Akzeptanzprobleme großer (Tierhaltungs-)Betriebe Herausforderungen: Angemessene Begleitung von Wachstumsbetrieben sicherstellen (Finanzierung, Versicherung, Beratung etc.). Gesellschaftliche Erwartungen mit den ökonomischen Zwängen in Einklang bringen.
32 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Georg-August Universität Göttingen Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Platz der Göttinger Sieben Göttingen Tel Theuvsen@uni-goettingen.de
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