Vor 500 Jahren Luther und die Reformation. Von Marcel Meder, Stuttgart Illustriert von Julia Lenzmann, Stuttgart. Voransicht
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1 1 von 34 Vor 500 Jahren Von Marcel Meder, Stuttgart Illustriert von Julia Lenzmann, Stuttgart 2017 ist das Jahr, in dem der Auslöser für die Reformation sich zum 500. Mal jährt: die Veröffentlichung von Martin Luthers 95 Thesen zum Ablasshandel. Dass diese Thesen die Welt verändern würden, hätte sich der Wittenberger Mönch und Theologieprofessor nicht träumen lassen. Wir heute leben selbstverständlich mit diesen Veränderungen, ohne uns immer darüber im Klaren zu sein, wo ihre Wurzeln liegen. Ihre Schüler beschäftigen sich mit dem Leben der Menschen im Spätmittelalter und können von dort kommend die Biograie Luthers einordnen. Mit deren Hilfe werden wichtige Stationen der Reformation behandelt. Zentrale theologische Texte der Reformationszeit und das Titelblatt einer Flugschrift dienen als Vertiefungen, ein Sachtext mit Fehlinformationen erzählt die weitere Geschichte der konfessionellen Auseinandersetzungen bis Die Möglichkeit zu einer kreativen Gestaltung zum Reformationsjubiläum und ein Domino zur Wiederholung runden die Einheit ab. Inhalt Damals, vor etwa 500 Jahren die Trennung in zwei Kirchen Das Leben der Menschen im Spätmittelalter Martin Luther vom Lateinschüler zum Kirchenvater Texte, Medien, Entwicklungen Bausteine zur Reformation Was geht uns die Reformation heute noch an? 500 Jahre alt und immer noch nicht out! Evangelische Wittenbergstiftung Dauer 4 7 Schulstunden Minimalplan: Damals, vor etwa 500 Jahren die Trennung in zwei Kirchen; Martin Luther vom Lateinschüler zum Kirchenvater; Die Entwicklung der Reformation bis 1648; Was geht uns die Reformation heute noch an? Ihr Plus Lebenslauf Martin Luthers Puzzle zum Thema Flugschriften in der Reformation Ein Domino als Wiederholung
2 8 von 34 III M 1 Damals, vor etwa 500 Jahren Weil denn Eure allergnädigste Majestät und fürstliche Gnaden eine einfache Antwort verlangen, will ich sie ohne Spitzfindigkeiten und unverfänglich erteilen, nämlich so: Wenn ich nicht mit Zeugnissen der Schrift oder mit offenbaren Vernunftgründen besiegt werde, so bleibe ich von den Schriftstellen besiegt, die ich angeführt habe, und mein Gewissen bleibt gefangen in Gottes Wort. Denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien 1 allein, weil es offenkundig ist, dass sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen haben. Widerrufen kann und will ich nichts, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas gegen sein Gewissen zu tun. (Ich kann nicht anders, hier stehe ich,) 2 Gott helfe mir. Amen. 5 Erläuterung: 1 Konzil, das = Versammlung kirchlicher Amtsträger, wie Bischöfe und Theologen. Das Konzil berät und entscheidet über wichtige theologische und kirchliche Fragen 2 Hierbei handelt es sich um einen Zusatz, der sich im Laufe der Zeit eingeschlichen hat, den aber Luther selbst nicht gesagt hat. picture alliance/dpa Luther lesen. Die zentralen Texte. Hrsg v. Amt der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. 2., verbesserte und um ein Bibelstellenregister erw. Aul. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen S. 91f. 1. Sehen Sie sich das Foto an. Beschreiben Sie, was Sie sehen. Worum handelt es sich? 2. Lesen Sie den Text. Beschreiben Sie in eigenen Worten, was Luther sagen wollte. 3. Beschreiben Sie, worin der Zusammenhang zwischen dem Foto und dem Text besteht.
3 11 von 34 M 3 Die Menschen vor 500 Jahren weltliche und kirchliche Herrschaft Die Zeit, in der Luther lebte, nennt man Spätmittelalter oder auch Frührenaissance (von französisch für Wiederaufblühen oder Wiedergeburt ). Das Leben der Menschen damals unterschied sich deutlich von dem unseren heute. Wie wurden die Menschen um 1500 regiert? Das Heilige Römische Reich (Deutscher Nation) um 1500 ist nicht zu vergleichen mit dem Deutschland von heute. Es gab keine zentrale Herrschaft, sondern zahlreiche Fürstentümer und Grafschaften, die von Adligen, Erstere auch von Bischöfen, regiert wurden. Die acht Kurfürsten hatten großen Einfluss auf das Reich und wählten den römischen König und damit letztlich den nächsten Kaiser. Zur Zeit Luthers hatte das Kaisertum unter Maximilian I. wieder an Einfluss gewonnen, sein Sohn Karl V. wurde zu Luthers weltlichem Hauptwidersacher. An der Spitze der Kirche stand der Papst, der sich als Stellvertreter Gottes auf Erden verstand. Er nahm wie ein Politiker Einfluss auf die damaligen Macht- und Herrschaftsverhältnisse. Riesige Geldbeträge wurden Anfang des 16 Jahrhunderts für den Bau des Petersdoms in Rom ausgegeben, in dem der Papst Gottesdienste feierte. In ganz Europa gab es Bischöfe, Bistümer und Klöster. Es war Praxis, das Amt eines Bischofs an Adelige zu vergeben. Auf diese Weise gelangten oftmals Personen mit zweifelhaftem Lebenswandel oder geringer Bildung zu hoher kirchlicher Würde und Macht. Die Kirche hatte großen Einfluss auf die Menschen, egal ob Adelige oder einfache Menschen. 1. Lesen Sie die Texte und sehen Sie sich die Bilder an. 2. Schneiden Sie beides aus und kleben Sie zusammengehörige Bilder und Texte für Ihre Arbeitsmappe nebeneinander.
4 15 von 34 M 6 Martin Luther (Teil 2): Vom Mönch zum Reformator Martin Luther hatte einen langen Weg hinter sich, bevor er zum Reformator wurde. Ungewollt gründete er eine neue Kirche, nämlich die evangelische oder protestantische Kirche, die sich von der katholischen Mutterkirche abspaltete. Im Folgenden lernen Sie den zweiten Teil von Martin Luthers Lebenslauf kennen Martin Luther war seit 1507 Mönch und Priester. Seit 1512 unterrichtete er als Professor für Bibelauslegung an der Wittenberger Universität und predigte an der Wittenberger Stadtkirche. Dort arbeitete er auch als Seelsorger. Das heißt, er kümmerte sich darum, dass die Gläubigen ihre Lasten, Sorgen und Ängste mit seiner Luthers Unterstützung auf Gott warfen und durch Luther die Vergebung der Sünden im Auftrag Gottes zugesprochen bekamen (Beichte). Im Jahr 1517 hatte Papst Leo X. einen Jubiläumsablass erneuert. Mithilfe eines Ablasses konnten Gläubige sich oder auch Angehörige von zeitlichen Sünden mit Geld freikaufen, damit sie nach ihrem Tod kürzer oder gar nicht im Fegefeuer bleiben mussten. Das Fegefeuer war und ist nach katholischer Vorstellung ein Ort vor der Hölle, in den man kommt, um eine Zeit lang sogenannte lässliche Sünden abzubüßen. In ihm wird man von ihnen gereinigt, denn die lässlichen Sünden führen nicht zur ewigen Verdammnis in der Hölle. Johann Tetzel verkaufte im Auftrag von Albrecht, Erzbischof von Mainz und Magdeburg, den Ablass in Magdeburg und Brandenburg. Im Kurfürstentum Sachsen, in dem auch Wittenberg lag, durfte der Ablasshandel allerdings nicht durchgeführt werden. Tetzel warb aber an der Grenze für den Ablass und hatte großen Zulauf. Ein von ihm überlieferter Spruch lautet: Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt. Luther war aufgrund seiner sogenannten reformatorischen Einsicht und seiner seelsorgerlichen Verantwortung über dieses Vorgehen empört. Er schrieb daraufhin seine berühmt gewordenen 95 Thesen gegen den Ablasshandel. Der Legende zufolge nagelte er sie in lateinischer Sprache angeblich am 31. Oktober 1517 an die dafür vorgesehe Tür der Wittenberger Schlosskirche. Dieses Vorgehen war nicht unüblich, fand aber wahrscheinlich nie statt. Viel entscheidender war aber, dass die Thesen unter Theologen heftig diskutiert und in deutscher Übersetzung in der Bevölkerung des Heiligen Römischen Reiches bekannt wurden: Mithilfe des Ende des 15. Jahrhunderts erfundenen Buchdrucks konnten sie sich als Flugblatt schnell verbreiten. In den nächsten vier Jahren überschlagen sich in Luthers Leben die Ereignisse. Er wird von einem Kardinal verhört und führt mehrere öffentliche Streitgespräche mit Theologen. Immer verteidigt er seinen Standpunkt. Er verfasst mehrere für die Reformation wichtige Schriften, die große Verbreitung inden. 1520/1521 wird Luther der Kirchenbann durch Papst Leo X. angedroht (Bannandrohungsbulle 1 ) und schließlich auch vollstreckt (Bannbulle). Er ist damit aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen. Auf dem Reichstag zu Worms soll er vor dem neu gewählten Kaiser Karl V. seine Thesen widerrufen. Luther beruft sich aber auf sein Gewissen, das von den Heiligen Schriften gefangen sei. Er wird von Karl mit der Reichsacht belegt (Wormser Edikt 2 ), das heißt, er ist damit rechtlos und wird aus der weltlichen Gemeinschaft ausgeschlossen ( vogelfrei ). Jeder darf ihn dem Gericht ausliefern oder unschädlich machen, also ungestraft töten. Seine Schriften dürfen nicht mehr verbreitet oder gelesen werden. Erläuterungen: 1 Bulle, die = Päpstliche Bullen sind Urkunden, die wichtige Rechtsakte des Papstes verkünden 2 Edikt, das = (lateinisch edicere = verkündigen, bekannt machen); hier: Gesetz des Kaisers. Bilder: Lutherrose: Thinkstock/iStockphoto. Thesenanschlag: akg-images. Buchdruck: Wikipedia: CC BY 2.0 Kolossos Aufgabe Teilen Sie sich in Sechsergruppen auf und bearbeiten Sie den Text. Zur Erleichterung: Finden Sie maximal fünf Überschriften für die einzelnen Textabschnitte.
5 23 von 34 Die Confessio Augustana eine protestantische Bekenntnisschrift Die Confessio Augustana (CA) oder auch das Augsburger Bekenntnis (AB) ist eine Schrift, die 1530 entstanden ist. Sie hat für lutherische Protestanten bis heute Gültigkeit. Eine abgeänderte Fassung der CA von 1540 unterschrieben auch die reformierten Protestanten. Für reformierte Christen hatte Calvin die Bedeutung, die für die lutherischen Christen Luther hatte berief Kaiser Karl V. die Reichsstände nach Augsburg zum Reichstag ein. Die Reichsstände waren die Personen und Organisationen, die einen Sitz und eine Stimme im Reichstag hatten. Dies waren zum Beispiel die geistlichen und weltlichen Kurfürsten, die Reichsfürsten sowie Freie Städte und Reichsstädte wie Augsburg. Auf dem Reichstag wurden dann Angelegenheiten besprochen, die für das ganze Heilige Römische Reich wichtig waren. Die CA ist deshalb entstanden, weil der Kaiser Rechenschaft über den Glauben einforderte, und zwar sowohl von den Protestanten als auch von den Katholischen. Für die CA gab es mehrere frühere Texte als Grundlage. Verfasst wurde sie von Melanchthon, dem Freund und langjährigen Mitarbeiter und Kollegen Luthers. Luther war ja unter der Reichsacht und durfte nicht nach Augsburg reisen. Die CA ist in zwei Teile aufgeteilt: Teil 1 mit den Artikeln 1 bis 21 versucht zu erläutern, dass der protestantische Glaube und seine Lehre mit der Heiligen Schrift und der kirchlichen Tradition übereinstimmen. Teil 2 mit den Artikeln 22 bis 28 benennt nach Ansicht der Protestanten Missstände in der katholischen Kirche und wie sie beseitigt werden könnten. Beispielhaft lesen Sie im Folgenden eine kleine Auswahl von Teil 1: Artikel 4: Von der Rechtfertigung. Weiter wird gelehrt, dass wir Vergebung der Sünde und Gerechtigkeit vor Gott nicht durch unser Verdienst, Werk und Genugtuung erlangen können, sondern dass wir Vergebung der Sünde bekommen und vor Gott gerecht werden aus Gnade um Christi willen durch den Glauben, nämlich wenn wir glauben, dass Christus für uns gelitten hat und dass uns um seinetwillen die Sünde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird. [ ] Artikel 6: Vom neuen Gehorsam. Auch wird gelehrt, dass dieser Glaube gute Früchte und gute Werke hervorbringen soll und dass man gute Werke tun muss, und zwar alle, die Gott geboten hat, um Gottes willen. Doch darf man nicht auf solche Werke vertrauen, um dadurch Gnade vor Gott zu verdienen. Denn wir empfangen Vergebung der Sünde und Gerechtigkeit durch den Glauben an Christus [ ]. Artikel 20: Vom Glauben und guten Werken. [ ] Der Glaube ergreift immer nur die Gnade und die Vergebung der Sünde; und weil durch den Glauben der Heilige Geist gegeben wird, darum wird auch das Herz befähigt, gute Werke zu tun. [ ] Das Augsburger Bekenntnis veröffentlicht auf Wikipedia: CC BY 2.0 AndreasPraefcke 1. Lesen Sie sich den Text sorgfältig durch und beantworten Sie folgende Fragen in eigenen Worten: a) Wie erlangt man laut CA Vergebung der Sünde und Gerechtigkeit vor Gott und wie nicht? b) Ist es richtig, dass ein evangelischer Christ keine guten Werke tun muss? 2. Die Aussagen allein durch Christus, allein aus Gnade, allein durch den Glauben (und allein aufgrund der Schrift ) waren und sind für evangelische Christen zentral. Beschreiben Sie für jede Aussage kurz, warum dies so ist.
6 24 von 34 III M 10 Das Medienereignis Reformation Bild, Wort und Musik Um die Botschaft der Reformation möglichst weit und schnell zu verbreiten, nutzten ihre Anhänger mehrere damals moderne Medien. Hierzu gehören gemalte oder gedruckte Bilder, gedruckte Flugblätter und Flugschriften sowie Lieder und Kirchenlieder. Die Erindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg machte dies möglich. Neu kolorierter Titelblattholzschnitt der Wittenbergisch Nachtigall von Hans Sachs, Nürnberg (1523). Holzschnitt: akg-images 1. Arbeiten Sie zu zweit. Lösen Sie die schneller als Ihre Mitschüler! 2. Schneiden Sie die Puzzleteile aus und setzen Sie sie zum Deckblatt zusammen. 3. Sehen Sie sich das Deckblatt der Flugschrift an. Beschreiben Sie, was Sie im Bild erkennen können und was der Text sagt. Interpretieren Sie das ganze Bild. 4. Recherchieren Sie im Internet, worum es sich bei der Wittenbergisch Nachtigall handelt, und beschreiben Sie den Zweck der Nachtigall
7 31 von 34 M 13 Damals, vor etwa 500 Jahren überprüfen Sie Ihr Wissen Im folgenden Domino können Sie noch einmal Ihr Wissen zur Reformation überprüfen. Viel Spaß! START Er war Mönch, Priester, Theologieprofessor, Prediger, Reformator, Ehemann und Vater von sechs Kindern. Martin Luther Sie war Adelige, Ordensschwester, Ehefrau des Reformators, seine rechte Hand, Verwalterin des gemeinsamen Besitzes und Mutter von sechs Kindern. Katharina Luther, geborene von Bora Luther veröffentlichte 1517 die 95 Thesen gegen den Ablasshandel. Die zeitliche Epoche, in der Luther lebte und in der die Reformation ihren Anfang nahm. Woran du nun, so sage ich, dein Herz hängst, und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott. Spätmittelalter oder Renaissance Zitat aus dem Kleinen Katechismus Martin Luthers von 1529: Das erste Gebot: Du sollst nicht andere Götter haben. Luther nagelte sie laut Legende an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Fakt ist, sie wurden sehr schnell im Hl. Römischen Reich bekannt. Die mächtigsten Widersacher Luthers. Der Papst, als Oberhaupt der Kirche, und Kaiser Karl V., als Oberhaupt des Hl. Römischen Reiches. Wahre Christen, die wahre Reue zeigen, erhalten von Gott die Vergebung. Das ganze Leben eines Christen soll Buße sein. (95 Thesen) Luther übersetzte in kürzester Zeit das Neue Testament ins Deutsche. Diese Übersetzung fand weite Verbreitung. Mitte des 15. Jahrhunderts erfunden, revolutionierte er die Vervielfältigung von Büchern und Schriften ist das Jahr, in dem evangelische Christen dieses besondere Fest feiern. Martin Luther verstarb in demselben Ort, in dem er geboren wurde. Der Buchdruck wurde in Europa vom Mainzer Goldschmied Johannes Gutenberg erfunden. Das Reformationsjubiläum in Eisenach geboren, verstarb Luther 1546 ebenfalls dort. Nicht durch Ablässe erhalten wir Vergebung von Schuld und Strafe. Junker Jörg aka Martin Luther nahm sich auf der Wartburg elf Wochen Zeit, um eine besondere Arbeit zu erledigen. An diesem Ort sollte Luther seine 95 Thesen vor Kaiser Karl V. widerrufen. Er konnte und er wollte dies nicht tun. Martin und Katharina Luther sowie Junker Jörg: akg-images images. Lutherlogo: Evangelische Wittenbergstiftung
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