Beschäftigtenbefragung im Hotel- und Gaststättengewerbe zeigt: 62 Prozent wünschen sich kürzere Arbeitszeiten
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- Elly Esser
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1 NGG-Pressemitteilung Umfrage im Hotel- und Gaststättengewerbe Beschäftigtenbefragung im Hotel- und Gaststättengewerbe zeigt: 62 Prozent wünschen sich kürzere Arbeitszeiten Stuttgart, 14. Februar 2019 Die Arbeitsbedingungen im Hotel- und Gaststättengewerbe stehen seit längerem im Mittelpunkt vieler Diskussionen, sei es der gestiegene Fachkräftebedarf, die hohen Abbrecherquoten der Auszubildenden oder die Diskussion um eine mögliche Änderung des Arbeitszeitgesetzes. Aus diesem Grund hat die (NGG), Landesbezirk Südwest, in dessen Zuständigkeitsbereich die Bundesländer Baden- Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland fallen, eine Umfrage unter Beschäftigten der Branche initiiert. Zwischen September und Dezember 2018 wurden Fragebögen in den Betrieben verteilt und ein Online-Umfragetool freigeschaltet Antwortbögen aus den vier Bundesländern Baden- Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland sind ausgefüllt zurückgekommen und konnten so in die Auswertung einfließen. Zusammenfassung der Ergebnisse: 45 Prozent sind mit den aktuellen Arbeitszeiten nicht zufrieden. Für 81 Prozent hat die Arbeitsbelastung in den letzten Jahren zugenommen. 75 Prozent können nach der Arbeit nicht regelmäßig abschalten. Bei 66 Prozent der Befragten kann man von einer in der Regel verlässlichen Dienstplangestaltung kaum noch reden. Bei 72 Prozent fallen regelmäßig ungeplante Überstunden an. 46 Prozent müssen regelmäßig in ihrer Freizeit im Betrieb einspringen. 62 Prozent der Befragten wünschen sich kürzere Arbeitszeiten. 70 Prozent lehnen eine Änderung des Arbeitszeitgesetzes 12-Stunden-Arbeitstag ab. Weitere 19 Prozent würden zwar länger am Tag arbeiten, aber nur wenn die Wochenarbeitszeit gleich bliebe. Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Willi-Bleicher-Str. 20, 6.OG Landesbezirk Südwest Stuttgart Verantwortlich: Ursula Wolf Tel Fax
2 - 2 - Hohe Arbeitsbelastung senken Alle Ergebnisse der Beschäftigtenumfrage zeigen deutlich die hohe Belastung, der die Beschäftigten im Hotel- und Gaststättengewerbe ausgesetzt sind. Steigende Arbeitsbelastung, keine verlässlichen Dienstpläne, ungeplante Überstunden, permanente Abrufrufbereitschaft Wenn knapp die Hälfte der Befragten in ihrer Freizeit im Betrieb einspringen muss, stellt sich für viele ganz konkret die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wenn zwei Drittel der Befragten sich nicht auf die Dienstplangestaltung verlassen kann, stellt sich auch ganz konkret die Frage nach der gesellschaftlichen Teilhabe. Wie können Hobbys und Freundschaften gepflegt werden, wie kann die oder der Einzelne ehrenamtlich im Sportverein oder anderen Organisationen tätig sein, wenn die Arbeitszeit nicht verlässlich ist? Wenn 75 Prozent nach der Arbeit nicht richtig abschalten können, stellt sich ebenso konkret die Frage nach den gesundheitlichen Auswirkungen steigender Arbeitsbelastung und für die Arbeitgeberseite flexiblen Arbeitszeiten. Psychische Belastungen und Burn out kommen nicht von ungefähr. Dabei ist auch zu beachten, dass im Hotel- und Gastgewerbe die Arbeitszeiten ohnehin schon sehr antizyklisch sind. Früh-, Spät, und Nachtschichten sind Standard. Arbeiten an Wochenenden und Feiertagen prägt die Arbeitssituation vieler Beschäftigten. Hinzu kommen insbesondere in den Betrieben des Gaststättengewerbes noch sogenannte Teildienste, d.h. die tägliche Arbeitszeit wird in zwei Zeitblöcke geteilt, die in der Regel mittags und abends liegen. Diese Zeitblöcke werden durch eine mehrstündige Unterbrechung geteilt. Hierdurch tritt eine besondere Belastung der Beschäftigten auf, da ein großer Anteil des Tages ausschließlich damit verbracht wird, seiner Arbeitspflicht nachkommen zu können, was einen besonders negativen Effekt auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat. Um die Attraktivität der Branche zu steigern, muss die Wertschätzung der Beschäftigten deutlich mehr Gewicht bekommen. Verlässliche Arbeitszeiten, weniger Überstunden, respektierte Freizeit, müssen Standard werden, so Uwe Hildebrandt, NGG-Landesbezirksvorsitzender. Beschäftigte wünschen sich kürzere Arbeitszeiten Das sich fast zwei Drittel der Befragten kürzere Arbeitszeiten wünschen, zeigt deutlich, dass die aktuelle Diskussion um längere Arbeitszeiten im Hotel- und Gaststättengewerbe völlig fehl am Platz ist. Die Ergebnisse der Beschäftigtenumfrage bestärken uns als NGG darin, eine weitergehende Flexibilisierung der täglichen Höchstarbeitszeit, wie sie vom DEHOGA verstärkt gefordert wird, abzulehnen, betont Hildebrandt. Die Arbeitszeitdiskussion darf nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geführt werden.
3 - 3 - Eine Branche, die seit Jahren boomt und Rekordgewinne erwirtschaftet muss, wenn sie Fachkräfte gewinnen und an die Branche binden will, die Arbeitsbedingungen deutlich verbessern, statt sie weiter zu verschlechtern, so Uwe Hildebrandt. Eine Vertragslösungsquote von rund 50 Prozent bei den Ausbildungsverträgen und eine Vielzahl an freien Stellen, die nicht besetzt werden können, sollten auf der Arbeitgeberseite langsam zu einem Umdenken führen. Bei der Umfrage haben 81 Prozent angegeben, dass ihre Arbeitsbelastung in den vergangenen Jahren zugenommen hat und bei 72 Prozent fallen ungeplante Überstunden an. Dies zeigt deutlich, dass die Belastungen für die Beschäftigten weiter ansteigen. Statt einen Weg zu finden, diese gestiegenen Belastungen wieder zu reduzieren, fordert der DEHOGA die tägliche Höchstgrenze der Arbeitszeit von maximal 10 Stunden aus dem Arbeitszeitgesetz zu streichen und die europäische Arbeitszeitrichtlinie als Basis zu nehmen, die eine wöchentliche Betrachtungsweise vorsieht und damit eine tägliche Arbeitszeit von bis zu 13 Stunden möglich macht, kritisiert Hildebrandt. Das Arbeitszeitgesetz sieht eine (Regel-)Arbeitszeit von acht Stunden pro Arbeitstag vor. Die aktuelle 10-Stunden-Obergrenze pro Arbeitstag sollte daher eigentlich nur die Ausnahme sein. Diese Obergrenze im Arbeitszeitgesetz ist dazu da, die Beschäftigten zu schützen. Insbesondere im Interesse des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten sollte auf eine weitere Ausweitung der Arbeitszeit verzichtet werden. Diese aktuelle Diskussion um den 12-Stunden-Arbeitstag geht völlig an der Lebensrealität der Beschäftigten vorbei und schadet so der Attraktivität des Gastgewerbes weiter, ist sich Hildebrandt sicher. Das Gastgewerbe kann sein Image nur mit attraktiven Arbeitsbedingungen, fairen Löhnen, einer hohen Ausbildungsqualität und einer Wertschätzung der Arbeit der Beschäftigten verbessern. 10 Stunden sind genug! Es darf keine Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes geben! Kontakt für Rückfragen: Alexander Münchow, Landesbezirkssekretär
4 - 4 - ANLAGE Allgemeine Zufriedenheit mit Arbeitszeiten Der Aussage: Mit meinen derzeitigen Arbeitszeiten bin ich zufrieden konnten 45 Prozent nicht zustimmen. 18 Prozent antworteten mit stimme überhaupt nicht zu, weitere 27 Prozent antworteten stimme weniger zu. 41 Prozent antworteten mit stimme zu, 14 % mit stimme eher zu. Dies zeigt, dass knapp die Hälfte der Befragten eine hohe persönliche Unzufriedenheit mit den derzeitigen Arbeitszeiten empfindet.
5 - 5 - Zunahme der Arbeitsbelastung In die gleiche Richtung gehen die Ergebnisse der Aussage: In den letzten Jahren hat meine Arbeitsbelastung immer mehr zugenommen. Nur 7 Prozent haben dieser Aussage nicht zugestimmt, 12 Prozent antworteten mit stimme weniger zu. Insgesamt 81 Prozent der Befragten gaben an, dass die Arbeitsbelastung zugenommen hat. So haben 69 Prozent mit stimme eher zu und 12 Prozent mit stimme zu geantwortet.
6 - 6 - Abschalten in der Freizeit Eine weitere Frage zum Zusammenspiel zwischen Arbeitsbelastung und Freizeit lautete Gelingt es dir nach der Arbeit gut abzuschalten? Nur 4 Prozent können Arbeit und Freizeit komplett trennen und immer abschalten. 21 Prozent der Beschäftigten können meistens in ihrer freien Zeit abschalten. 58 Prozent gelingt dies nur teilweise teils teils, während immerhin 17 Prozent antworteten nie abschalten zu können. Somit sind 75 Prozent der Beschäftigten durch ihre berufliche Tätigkeit auch in ihrer Freizeit belastet. Die Frage des Abschaltens in der Freizeit hängt auch mit der kommenden Frage der Dienstplangestaltung zusammen. Abschalten kann nur, wer sicher ist frei zu haben und nicht kurzfristig im Betrieb einspringen zu müssen.
7 - 7 - Dienstplangestaltung Wie oft ändert sich dein Dienstplan? Hierauf antworteten 4 Prozent der Befragten Es ändert sich nie etwas sowie 30 Prozent Es ändert sich selten etwas. Für 66 Prozent kommt es zu Änderungen, die auch kurzfristig passieren können. Konkret antworteten 38 Prozent mit Änderungen kommen vor, teilweise auch kurzfristig., für 12 Prozent bedeutet dies Viele Änderungen, häufig kurzfristig und 16 Prozent gaben an Viele Änderungen, sehr häufig kurzfristig. Von einer in der Regel verlässlichen Dienstplangestaltung kann man bei diesen Antworten kaum reden.
8 - 8 - Ungeplante Überstunden Zum Thema Überstunden Fallen bei dir ungeplante Überstunden an? gibt es ein ähnlich negatives Bild. Nur bei 3 Prozent fallen nie ungeplante Überstunden an, bei 25 Prozent selten. Bei 72 Prozent sind ungeplante Überstunden fast die Regel. 23 Prozent antworten auf die Frage mit teils teils, 21 Prozent mit oft und 28 Prozent mit sehr oft.
9 - 9 - Abrufbereitschaft Auf die Frage Wie häufig musst du in deiner Freizeit im Betrieb einspringen? lauten die Antworten von 14 Prozent der Befragten nie, 40 Prozent mit selten. 23 Prozent müssen in ihrer Freizeit teils teils einspringen, 15 Prozent oft und 8 Prozent sehr oft. Damit müssen 46 Prozent zumindest teilweise auch in der Freizeit abrufbereit sein.
10 Länge der Arbeitszeiten Die Frage Wie wünscht du dir deine Arbeitszeiten im Vergleich zu jetzt? zeigt deutlich, dass fast zwei Drittel der Befragten kürzer arbeiten möchte. Nur 1 Prozent der Befragten möchte deutlich länger arbeiten, ein weiteres Prozent länger. 36 Prozent sind mit der Arbeitszeit zufrieden und antworten mit genauso. 42 Prozent der Befragten haben den Wunsch geäußert kürzer zu arbeiten, 20 Prozent deutlich kurzer.
11 Stundentag Eine klare Aussage gibt es auch bezüglich der Fragestellung: Der DEHOGA fordert bundesweit die Legalisierung des 12-Stundentages. Was denkst du darüber? 70 Prozent lehnen die Forderung ab. Ich finde das nicht gut. Weitere 19 Prozent fänden es gut täglich bis zu 12 Stunden arbeiten zu können, wenn die Wochenarbeitszeit für sie gleich bliebe. Ich fände das gut, wenn ich in der Woche nicht mehr arbeiten muss. 1,2 Prozent unterstützen die DEHOGA-Forderung Ich finde das gut.
12 Die Offene Frage zum 12-Stunden-Arbeitstag ergab deutlich ablehnende Rückmeldungen. Hier eine Auswahl: Diese Forderung ist völlig absurd und gehört in die Steinzeit! 12 Stunden arbeiten ist gesundheitsgefährdend. Ich bin 61 Jahre und schaffe das nicht mehr. Das darf nicht passieren, 10 Stunden sind schon schlimm genug, mit diesem ganzen Stress. Das ist moderne Sklavenarbeit. Wenn 12 Stunden legal sind, werden es auch mal 14 Stunden, statt bisher 12 Stunden. Das geht gar nicht, wir sind doch keine Maschinen. Wo bleibt die Erholung, Freizeit und Familie? Würde ich nicht machen. Sollen sie doch sehen, wo sie jemanden herbekommen, der das macht. Ich würde die Gastronomie verlassen.
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