Besetzung offener Stellen und Reaktion auf Fachkräfteengpässe in Unternehmen im IHK-Bezirk Leipzig

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1 STANDORTPOLITIK Besetzung offener Stellen und Reaktion auf Fachkräfteengpässe in Unternehmen im IHK-Bezirk Leipzig Ergebnisse einer IHK-Unternehmensbefragung im Herbst 2016

2 Ergebnisse einer Unternehmensbefragung im IHK-Bezirk Leipzig zur Besetzung offener Stellen sowie zur Reaktion auf Fachkräfteengpässe im Herbst 2016 An der dieser Auswertung zugrunde liegenden Umfrage, die im Rahmen unserer regelmäßigen Konjunkturbefragung im Herbst 2016 durchgeführt wurde, beteiligten sich 725 Unternehmen aller Branchen und Größenklassen im IHK-Bezirk Leipzig mit insgesamt etwas mehr als Beschäftigten. Ergebnisse: 1. Können Sie in Ihrem Unternehmen derzeit offene Stellen seit mehr als zwei Monaten nicht besetzen, weil Sie keine passenden Arbeitskräfte finden? 32 Prozent der befragten Unternehmen und somit fast jedes dritte Unternehmen hat aktuell Probleme bei der Besetzung offener Stellen. Insgesamt werden von diesen Unternehmen 666 offene Stellen angezeigt. Vor einem Jahr waren insgesamt 30 Prozent der Firmen betroffen. Damit zeigt sich der zunehmende Fachkräfteengpass auch in unserer Region. Die meisten Probleme, offene Stellen zu besetzen, haben Unternehmen im Verkehrsgewerbe. Hier ist mit 56 Prozent mehr als die Hälfte der Unternehmen betroffen. Aber auch das Baugewerbe sowie der Tourismusbereich liegen mit 47 bzw. 37 Prozent deutlich über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt von 32 Prozent.

3 2. Falls Sie in Ihrem Unternehmen derzeit offene Stellen nicht besetzen können, für welches Qualifikationsniveau suchen Sie ohne Erfolg Arbeitskräfte? (Mehrfachantworten möglich) Über alle Wirtschaftsbereiche hinweg suchen derzeit 58 Prozent der betroffenen Unternehmen erfolglos vor allem Arbeitskräfte mit dualer Berufsausbildung. Außerdem werden von 31 Prozent der Unternehmen Bewerber mit (Fach-) Hochschulabschluss gesucht. In 29 Prozent der Firmen werden Fachwirte/Meister oder Mitarbeiter mit einem anderen Weiterbildungsabschluss benötigt. Mitarbeiter ohne Berufsausbildung werden immerhin noch von gut jedem fünften Unternehmen mit offenen Stellen (22 Prozent) gesucht. In allen Wirtschaftsbereichen, mit Ausnahme des Dienstleistungsbereiches, ist die Nachfrage nach Arbeitnehmern mit dualer Berufsausbildung am höchsten (jeweils mehr als 50 Prozent der Unternehmen). Die höchsten Anteile finden sich mit 73 Prozent im Gast- und Tourismusgewerbe und mit 77 Prozent im Verkehrsbereich. Im Dienstleistungsbereich werden dagegen von den meisten Unternehmen (48 Prozent) Arbeitskräfte mit einem (Fach-)Hochschulabschluss gesucht. Die besten Chancen, eine offene Stelle ohne abgeschlossene Berufsausbildung zu bekommen, liegen wiederum in den Bereichen Verkehr mit 35 Prozent und Gastgewerbe/Tourismus mit 32 Prozent. Auch im Großhandel liegt dieser Anteil mit 29 Prozent über dem Gesamtdurchschnitt von 22 Prozent.

4 3. Für welche Berufsfelder suchen Sie ohne Erfolg Arbeitskräfte? (Mehrfachantworten möglich) Mit 34 Prozent können von den meisten Unternehmen Arbeitsplätze in technischen Berufen nicht besetzt werden. Diese Beobachtung ist ein guter Indikator für bestehende Fachkräfteengpässe in den sogenannten MINT-Berufen. Aber auch Mitarbeiter mit Ausbildungsberufen im Bereich Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit werden von jedem fünftem Unternehmen gesucht. Es folgen mit 17 Prozent Unternehmen, die offene Stellen im kaufmännischen Bereich anbieten. Jeweils 10 Prozent der Firmen suchen nach Bewerbern mit IT-Berufen sowie Berufen im Gast-/Beherbergungsbereich. Den geringsten Teil machen die unbesetzten Stellen bei Gesundheits- und Pflegeberufen aus. Dieses Personal wird nur von 7 Prozent der befragten Unternehmen gesucht. Dabei ist jedoch zu beachten, dass viele Einrichtungen mit medizinischem bzw. Pflegepersonal keine IHK-Mitglieder sind und daher auch nicht in die IHK- Befragungen einbezogen werden können. Unter der Gruppe der sonstige Berufe, für die von immerhin 27 Prozent der Unternehmen Personal gesucht wird, finden sich vor allem auch Tätigkeiten im Baubereich. Die nachfolgenden Diagramme zeigen die erfolglose Stellenbesetzung nach einzelnen Berufsfeldern in den jeweiligen Wirtschaftsbereichen. Hierbei ist auffällig, dass insbesondere IT-Berufe, kaufmännische Berufe und technische Berufe sowie Berufe im Bereich Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit nicht ausschließlich branchenspezifisch nachgefragt werden, sondern über fast alle untersuchten Wirtschaftsbereiche hinweg eine gewisse Nachfrage nach Arbeitskräften aus diesen Berufsgruppen besteht.

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6 4. Wie wollen Sie zukünftig auf eventuelle Fachkräfteengpässe reagieren? (Mehrfachantworten möglich) nehmer sowie auf einen Wettbewerbsvorteil bei der Mitarbeiterakquise. Auf Fachkräfteengpässe wollen 42 Prozent der Unternehmen vor allem mit Hilfe einer erhöhten Ausbildungsquote reagieren. Außerdem beabsichtigen 38 Prozent der Unternehmen ihre Arbeitgeberattraktivität zu verbessern. Damit verbinden die Unternehmen die Hoffnung, ihren Mitarbeiterstamm besser an sich zu binden (z.b. durch attraktive Bezahlung oder Erhöhung der Arbeitsplatzqualität). Ebenso hoffen die Firmen dadurch auf eine größere Anziehungskraft für neue Arbeit- Für ein Drittel der Unternehmen kommt eine Ausweitung der Weiterbildungsmaßnahmen als Reaktion auf Fachkräfteengpässe in Betracht. Ebenso ist für 27 Prozent der Unternehmen die Mehrarbeit durch bereits angestellte Mitarbeiter eine gängige Option, bestehende Fachkräfteengpässe abzufedern. Nur ein kleiner Teil der Unternehmen würde Azubis aus dem Ausland (5 Prozent) oder Flüchtlinge einstellen (11 Prozent), um den Fachkräftebedarf zu decken. Hier zeigt sich vor allem die Unsicherheit seitens der Unternehmen, inwieweit die Einstellung von Flüchtlingen eine Option für eine dauerhafte Lösung des Fachkräfteproblems sein kann oder ob Flüchtlinge, z. B. aufgrund ihres oft ungeklärten Aufenthaltsstatus, letztlich doch nur für eine beschränkte Zeit zur Verfügung stehen. Die Reaktionen auf Fachkräfteengpässe sind in den einzelnen Branchen durchaus unterschiedlich, was in den folgenden Diagrammen sichtbar wird. Aus- und Weiterbildung, Mehrarbeit der bestehenden Belegschaft sowie die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität sind über alle Wirtschaftsbereiche hinweg ein bevorzugtes Mittel, um auf Fachkräfteengpässe zu reagieren. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehen insbesondere Dienstleister (40 Prozent) als einen wichtigen Lösungsansatz.

7 Die verstärkte Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern wird vor allem im Bau- und Dienstleistungsgewerbe als eine mögliche Option angesehen.

8 Dagegen halten sich Unternehmen im Gast- und Tourismusgewerbe verstärkt auch Optionen offen, Fachkräfteengpässe durch die Einstellung von Flüchtlingen sowie Auszubildende oder Fachkräften aus dem Ausland abzufedern. Jedoch wird in dieser Branche auch am ehesten (30 Prozent) eine Einschränkung des Geschäftsbetriebes, z. B. durch die Reduzierung von Öffnungs- bzw. Küchenzeiten, in Erwägung gezogen, falls es der Fachkräftemangel erforderlich macht. Im Bau- und Verkehrsgewerbe können sich im Notfall ebenso 22 bzw. 24 Prozent der Unternehmen eine Reduzierung ihrer Kapazitäten vorstellen.