Lernen aus problematischen Kinderschutzverläufen
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- Wilhelmine Lorenz
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1 Lernen aus problematischen Kinderschutzverläufen JALTA NRW 2015 Christine Gerber Bonn NZFH/DJI 25. März 2015
2 Fragebogen als Instrument zur Qualitäts- und Praxisentwicklung für Jugendämter zur Selbstevaluation der Jugendämter: die (strukturellen) Rahmenbedingungen & Ergebnisse der Kinderschutzarbeit aus dem Blickwinkel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; zur Selbststeuerung der Jugendämter im hierarchieübergreifenden Dialog: an welchen Stellen könnte Qualitätsentwicklungsbedarf bestehen?
3 Instrumentenentwicklung Einsatz t des Fragebogens in 15 ASDs/Jugendämtern (11/ /2014) -Durchführung der Onlinebefragung (Voraussetzung: >15 Befragte) -Aufbereitung der Ergebnisse (Deskription der institutionsspezifischen und der Gesamtdaten in zwei Booklets) -Workshop zur Unterstützung der hierarchieübergreifenden Interpretation der Daten 10 (kreisfreien) Städten, bzw. 5 Landkreisen zwischen 55 und 520 Einwohner; vier davon aus NRW; Gesamt: 369 befragte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter November 2014: Workshop mit BAG Landesjugendämter, Landesjugendämtern, Jugendämtern
4 Der Fragebogen A) Soziodemographische Daten B) Relevante (Einfluss-)Faktoren im Kinderschutz aus Publikationen, Gesetzen, (Fehler-) Forschung I. Kooperation/Vernetzung: allgemein und auf Fallebene II. Personelle und strukturelle Rahmenbedingungen III. Qualitätsentwicklung t i und sicherung im Kinderschutz IV. Konkrete Fallarbeit in Gefährdungsfällen V. Emotionale Belastung, Angst, Unterstützung
5 Dimensionen der Operationalisierung im Überblick: I. Kooperation/Vernetzung im Kinderschutz I.I. Allgemeine Kooperation - 8a-Vereinbarungen; allg. Verbesserungsbedarf, b Kooperationstreffen; t Wissen über Kooperationspartner I.II. Kooperation in den letzten 3 Monaten - Abstimmung des konkreten Gefährdungsrisikos; Unterschiede in der Risikoeinschätzung; klare Absprachen & Vereinbarungen; Helferkonferenzen, kurzfristige Absprachen
6 Dimensionen der Operationalisierung im Überblick: II. Personelle und Strukturelle Rahmenbedingungen II.I. Ausbildung, Einarbeitung & Fortbildung der Mitarbeitenden - Studium, Einarbeitungskonzepte, it t Fachwissen, Fortbildungen, Erfahrungen im Team II.II. Zeitliche und personelle Ressourcen - zeitliche Ressourcen für Bearbeitung der Fälle & persönlichen Kontakt zu KlientInnen & fallunabhängige Arbeit, Krankheitsvertretungen t t
7 Dimensionen der Operationalisierung im Überblick: III. Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung/-sicherung im Kinderschutz III.I. Konzepte & Maßnahmen zur fachlichen Unterstützung - Beratung durch Vorgesetzte, Fallbesprechungen, kollegiale Beratung, Co-Arbeit, Supervision, Fachberatung III.II. Dienstanweisungen, Arbeitshilfen - Bewertung; Verhältnis Inhalt/Umfang, Überprüfung/Fortschreibung, III.III. Existenz, Anwendung & Erfahrung mit standardisierten Verfahren - Art der Verfahren, Schulung, Praxistauglichkeit, Verhältnis Aufwand/Nutzen, Handlungssicherheit, Evaluation III.IV. Zusammenarbeit innerhalb des Jugendamtes - Vertretungsregelungen, Zuständigkeiten, Einfluss auf Beziehungsaufbau zu KlientInnen
8 Dimensionen der Operationalisierung im Überblick: IV. Konkrete Fallarbeit in Gefährdungsfällen fäll IV.I. Einschätzung des Gefährdungsrisikos (in den letzten drei Fällen) - Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte, Gespräche mit Eltern, Kindern & Jugendlichen, Ressourcenorientierung IV.II. Kontakt, Zusammenarbeit zwischen Familie & Fachkräften - Aufbau von Kontakt, Transparenz, Verständigung über geeignete Hilfe IV.III. Angebote und Hilfen - Relevanz der Kosten; Art, Umfang & Vielfalt der Hilfen
9 Dimensionen der Operationalisierung im Überblick: V. Emotionale Belastungen & Unterstützung bzw. Wertschätzung der Fachkräfte - Umgang mit Anregungen &Kiik Kritik, Thematisierung i von Ef Erfolgen und Fehlern & Kritik im KollegInnekreis und in der Organisation, Unterstützung, Angst vor Fehlern, Schutz durch Institution Das Fragebogenmuster g können Sie gerne unter gerber@dji.de anfordern.
10 Bisherige Erfahrungen Eine zentrale Herausforderung scheint die Diskussion der Ergebnisse zu sein: 1. Wie sieht unsere hierarchieübergreifende if Diskussionskultur aus? 2. Wie verständigen wir uns über unsere (Qualitäts-) Ansprüche; was ist für uns eigentlich gute Qualität im Kinderschutz?
11 Beispiel:
12 Interessante Fragen im Rahmen der QE: 1. Wie wichtig ist uns der persönliche Kontakt zu den Klientinnen und Klienten? (Stellenwert & Priorität) 2. Wann wäre ausreichend Zeit? (Verständigung g über (Mindest-)Standard) ) 3. Wie sollte das Abbild der Antworten aussehen? (Anspruch)
13 Interessante Fragen im Rahmen der QE: 1. Wie wichtig ist und der persönliche Kontakt zu den Klientinnen und Klienten? (Stellenwert & Priorität) 2. Wann wäre ausreichend Zeit? (Verständigung g über (Mindest-)Standard) ) 3. Wie sollte das Abbild der Antworten aussehen? (Anspruch)
14 Interessante Fragen im Rahmen der QE: 1. Wie wichtig ist und der persönliche Kontakt zu den Klientinnen und Klienten? (Stellenwert & Priorität) 2. Wann wäre ausreichend Zeit? (Verständigung g über (Mindest-)Standard) ) 3. Wie sollte das Abbild der Antworten aussehen? (Anspruch) 4. Was können wir tun, um die gewünschte Veränderung zu erreichen? (Veränderung)
15 Zusammenhänge herstellen: Beispiel i Supervision i
16 Zusammenhänge herstellen: Beispiel i Supervision i
17 Beispiel: Reflexivität (Reflexions kultur ) unserer Institution 1) Fallbesprechungen in Gefährdungsfällen Ist die Durchführung von Fallbesprechungen in Gefährdungsfällen ist verpflichtend geregelt Die Fallbesprechungen folgen einer methodisch fundierten Vorgehensweise, sie werden als hilfreich erlebt Es gibt ausreichend Möglichkeiten, die Kinderschutzfälle in Fallbesprechungen einzubringen; Fb ist hilfreich 2) Die Möglichkeiten Fälle in Co-Arbeit zu bearbeiten, reichen aus 3) Supervision i In Gefährdungsfällen wird regelmäßig Supervision in Anspruch genommen Supervision ist verpflichtend geregelt
18 Fazit: MitarbeiterInnenbefragung ermöglicht Blick nach Innen Hilfreich für die Einbindung der MitarbeiterInnen in QE-Dialog von Anfang an Diskussion der Ergebnisse als Einstieg &Impuls für einen breiteren QE- Prozess ( Bestandsaufnahme ) Voraussetzung: offene und dialogbereite Haltung der Leitung Diskussion der Daten und ihrer Verteilung soll v.a. einen Dialog über das Qualitätsverständnis i im Kinderschutz anregen Die Ergebnisse sind nicht selbsterklärend ob und ggf. welche Maßnahmen geeignet sind, um den Kinderschutz zu qualifizieren, kann nur im Dialog mit den Fachkräften geklärt werden. Bedarf einer externen Begleitung!
19 Exemplarische (nicht repräsentative!) Ergebnisse n=369
20 Ausbildung & Einarbeitung 21% der Fachkräfte geben an, dass sie in ihrem Studium auf die Arbeit im Kinderschutz vorbereitet wurden 40% geben an, dass sie zu Beginn ihrer Tätigkeit in geeigneter Form in die Kinderschutzarbeit eingearbeitet wurden 41% geben an, dass es in ihrem Amt ein auf die Anforderungen im Kinderschutz abgestimmtes Einarbeitungskonzept gibt
21 Wissen Sie, ob mit den Institutionen Vereinbarungen gemäß 8aSGB VIII abgeschlossen wurden? Weiß ich nicht Kindertageseinrichtung 8% Ambulante HzE 11% Teilstationäre HzE 19% Stationäre HzE 18% Erziehungs- und Familienberatungsstellen 29%
22 Einschätzungen zur Kooperation mit Jobcentern: Prozent Jobcenter ausreichend informiert über JA 3,8 selber ausreichend informiert über Jobcenter 14,6 Verbesserungsbedarf bei Jobcentern 21,7 unabhängige Kooperationstreffen mit Jobcentern 28,5 Zusammenarbeit mit Jobcenter 33,1
23 Einschätzungen zur Kooperation mit Frauenhäuser: Prozent Frauenhäusern ausreichend informiert über JA 15,4 selber ausreichend informiert über Frauenhäusern 25,7 Verbesserungsbedarf bei Frauenhäusern unabhängige Kooperationstreffen mit Frauenhäusern 13,3 16,5 Zusammenarbeit mit Frauenhäusern 55,8
24 Einschätzungen zur Kooperation mit Frauenberatungsstellen: Prozent Frauenberatungsstellen ausreichend informiert über JA 6,5 selber ausreichend informiert über Frauenberatungsstellen 15,2 Verbesserungsbedarf bei Frauenberatungsstellen 8,4 unabhängige Kooperationstreffen mit Frauenberatungsstellen 13,3 Zusammenarbeit mit Frauenberatungsstellen 20,3
25 Einschätzung zur Kooperation mit Familiengericht: Prozent Familiengericht ausreichend informiert über JA selber ausreichend informiert i über Familiengericht 61,8 62,6 Verbesserungsbedarf bei Familiengericht 16,8 unabhängige Kooperationstreffen mit Familiengericht Zusammenarbeit mit Familiengericht 76,2 87,8
26 Reflexion und Beratung fachlichen Handelns Supervision ist nach Aussagen von 32% der Befragten in ihrem Amt verpflichtend geregelt Signifikant mehr Fachkräfte geben an, dass sie Gefährdungsfälle regelmäßig in Supervision einbringen, wenn Supervision verpflichtend geregelt ist 50% der Fachkräfte geben an, dass obwohl Supervision i verpflichtend ist sie ihre Gefährdungsfälle nicht oder überhaupt nicht regelmäßig in einer Supervision besprechen.
27 Die Bedeutung von Helferkonferenzen für die Qualität der Zusammenarbeit Wenn eine Helferkonferenz durchgeführt wurde, wird die gemeinsame Abstimmung des Gefährdungsrisikos signifikant besser bewertet Wenn eine Helferkonferenz durchgeführt wurde, wurde signifikant häufiger angegeben, dass auch Unterschiede in der Risikoeinschätzung besprochen wurden Es besteht ein linearer Zusammenhang (Kausalität) zwischen der Durchführung einer Helferkonferenz und klaren Vereinbarungen über die Ziele in der Arbeit mit den Familien sowie konkreten k Absprachen zwischen den Fachkräften über die Aufgaben In 40% der Gefährdungsfälle gab es keine Helferkonferenz
28 Fehlerkultur, Angst vor Fehlern Fachkräfte die mehr Berufserfahrung haben und älter sind, haben signifikant weniger Angst im Kinderschutz Fehler zu machen Fachkräfte, die die Beratung durch ihre Vorgesetzten positiv bewerten, haben seltener Angst im Kinderschutz Fehler zu machen Fachkräfte, die angeben, dass sie unter KollegInnen offen über Fehler, Erfolge & Kritik sprechen, geben signifikant häufiger an, dass sie sich bei Kritik an ihrer Arbeit auf einen fairen Umgang im Team, durch die Vorgesetzten, von Seiten der Institution verlassen können. Fachkräfte, die angeben, dass sie unter Kolleginnen und Kollegen offen über Fehler sprechen sind häufiger der Meinung, dass sie sich im Falle eines Skandals auf einen angemessenen Schutz durch die Institution verlassen können
29 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Christine Gerber, Tel.: 089/
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