DEUTSCHLANDWEITER FERNREITROUTEN
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- Katarina Sachs
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1 PROJEKTSKIZZE FÜR DIE ENTWICKLUNG DEUTSCHLANDWEITER FERNREITROUTEN im Auftrag der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e. V. verkürzte, öffentliche Version BTE Tourismusmanagement, Regionalentwicklung Hannover, Juni 2011
2 PROJEKTSKIZZE FÜR DIE ENTWICKLUNG DEUTSCHLANDWEITER FERNREITROUTEN im Auftrag der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e. V. VFD Bundesgeschäftsstelle Zur Poggenmühle Twistringen Tel. +49 (0) Fax +49 (0) Ansprechpartner: David Wewetzer Tel Christiane Ferderer Tel vorgelegt durch: BTE Tourismusmanagement, Regionalentwicklung Hannover & Berlin Projektleitung: Mathias Behrens-Egge Projektbearbeitung: Maximiliane Richtzenhain Stiftstr. 12 D Hannover Tel. +49 (0) Fax +49 (0) hannover@bte-tourismus.de Hannover, Juni 2011
3 Inhalt und Abbildungen Inhalt 1 Ausgangssituation, Aufgabenstellung Marktsegment Gelände- und Wanderreiten Information über bestehende (Fern-)Reitrouten in Deutschland Bedeutung deutscher Fernreitrouten Vorschlag zur Entwicklung von Fernreitrouten in Deutschland Strategie Vorgehensweise...8 Abbildungen Abb. 1 Abb. 2 Wichtige Aspekte im Reiturlaub...3 Dauer von Wanderritten...3 Abb. 3 Informationsquellen für den Reiturlaub...4 Abb. 4 Reitregelung in den deutschen Bundesländern...9 Z:\01-Projekte\22-Pr_2011\11_Reitrouten_VFD\60_Bericht
4 1 Ausgangssituation, Aufgabenstellung Der Reittourismus ist einer der großen Freizeitmärkte in Deutschland. 3 Mio. Personen reiten ab und zu bis regelmäßig 1, 11 Mio. Bundesbürger zählen zu den Pferdeinteressierten und besuchen Reit- bzw. Pferdesportveranstaltungen. Die Marktforschung belegt die hohe und zunehmende Bedeutung des Freizeit- und Geländereitens in diesem Markt 2 : über die Hälfte der Reiter bewegen ihr Pferd regelmäßig im Gelände für ein Viertel der Reiter sind Geländeritte die bevorzugte Reitweise mit dem Pferd in der Natur sein ist eins der Hauptmotive für Freizeitreiter fast jeder zweite Reiturlauber hat schon mal einen Wanderritt gemacht. Trotz der großen Beliebtheit des Freizeit- und Geländereitens und seiner wirtschaftlichen Bedeutung ist die Situation in Deutschland im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern unübersichtlich. Die unterschiedliche Handhabung des Reitrechts in den Bundesländern bzgl. des Reitens in Feld und Wald erschwert es den Gelände- und Wanderreitern, geeignete bzw. zulässige Wege zu finden. Ortsfremde Reiter und Fahrer haben kaum eine Chance, attraktive (und zulässige) Wegeverbindungen zu finden. Noch unübersichtlicher wird die Situation, wenn innerdeutsche Landesgrenzen überschritten werden. Vereinzelte Initiativen bzw. Regionen engagieren sich für das Reiten und Fahren im Gelände und bieten detaillierte Informationen zu regionalen Reitrouten (z. B. Eifel zu Pferd ). Eine Gesamtübersicht über vorhandene Reitrouten und/oder Fernreitrouten in Deutschland gibt es nicht. Für die Planung und Durchführung eines Wanderrittes kann bisher nur auf Stückwerk zurückgegriffen werden. Die VFD plant den Aufbau eines deutschlandweiten (Fern-)Reitroutennetzes. Die Planungen sollen Übergabepunkte zu den Reitrouten der angrenzenden Nachbarstaaten einbeziehen und so Vorarbeiten für internationale Fernreitrouten liefern. Ein Angebot an Fernreitrouten soll dem wichtigen Markt der Geländereiter und -fahrer Impulse geben und das Angebot für diese Zielgruppe verbessern Kompetenz und Angebotsqualität des Pferdelandes Deutschland stärken der Vernetzung der Reit- und Fahrwege innerhalb Europas dienen auf das bereits bestehende engmaschige Netz von Wanderreitstationen aufbauen und diese Stationen einbeziehen. 1 2 THEMATA Freizeit- und Erlebniswelten Service GmbH (2003): Freizeit in Deutschland; Deutsche Gesellschaft für Freizeit (1999): Freizeit in Deutschland Freizeittrends 2000plus BTE (2009): Tourismus rund ums Pferd - Marktanalyse, erschienen im FN-Verlag 1
5 2 Marktsegment Gelände- und Wanderreiten Die bundesweite Befragung von BTE (2009) hat ergeben: Zwei Drittel der Reiter sind überwiegend freizeitsportlich orientiert, ein Drittel turniersportlich. Das Gelände- und Wanderreiten 3 erfährt eine gesteigerte Nachfrage. Die VFD hat im Frühjahr 2010 eine Mitgliederbefragung durchgeführt. Bundesweit wurden 707 Freizeitreiter befragt. Über 40% gaben an, dass sie regelmäßig an Wanderritten in Deutschland teilnehmen (umgerechnet rund VFD-Mitglieder). Diese Prozentzahl relativiert sich mit Blick auf die Gesamtheit der Reiter. Die BTE-Umfrage hat ergeben, dass ca. 20% der deutschen Reiter bereits einen Wanderritt gemacht haben. Umgerechnet auf die Gesamtbevölkerung (5,7% der Deutschen reiten 4 ) liegt das Volumen der Wanderreiter bei ca Personen. Die Wiederholerquote ist relativ hoch: 35% der Wanderreiter haben bereits zwei bis dreimal einen Wanderritt durchgeführt, weitere 35% sogar häufiger. Erstaunlich ist, dass über 50% der Wanderreiter ihren Ritt selbstorganisieren, anstatt ein Pauschalangebot wahrzunehmen 5. Die hohe Nachfrage nach Wanderritten spiegelt sich in den Destinationen wider. Immer mehr Regionen positionieren sich mit dem Thema Wanderreiten (z. B. Mecklenburg- Vorpommern, Brandenburg, Münsterland, Südschwarzwald, etc.). Regional sind gute Angebote an Reitwegenetzen zu finden, jedoch hören sie oft an den Grenzen zu den Nachbarländern auf. Nachfolgend wird der Fokus auf Reiturlauber gelegt. Ortsfremde (und selbstorganisierte) Reiter sind besonders auf die Informationen über bereitbare und schöne Routen angewiesen. Vorbereitung und wichtige Auswahlkriterien für den Reiturlaub Bei der Wahl des Zielgebietes treten verstärkt reiterliche Aspekte in den Vordergrund: Neben der Attraktivität des Gebietes sind z. B. ein reiterfreundliches Image, reiterliche Infrastruktur und zielgruppengerechte Informationsmöglichkeiten von großer Bedeutung. Das Geländereiten ist eine sehr beliebte Form des Freizeitreitens (besonders im Urlaub) und kann von sehr unterschiedlicher Dauer sein. Ausritte dauern häufig ein bis drei Stunden. Bei Wanderritten sind die Reiter hingegen mindestens zwei Tage im Sattel. Dies impliziert eine Übernachtung. Ein wichtiges Kriterium ist neben der attraktiven Landschaft ein gutes Reitroutennetz. Darauf legen ganz besonders Reiturlauber Wert (vgl. Abb. 1) Der Begriff Gelände- und Wanderreiten impliziert das Reiten und Fahren im Gelände gleichermaßen. Im Unterschied zum Geländereiten (welches von wenigen Stunden Dauer sein kann), setzt ein Wanderritt mindestens eine Übernachtung und zwei Reittage voraus. Typologie der Wünsche 2011 II BTE
6 Abb. 1 Wichtige Aspekte im Reiturlaub Quelle: BTE 2009, n=700 Reiter Reisedauer Reiter bleiben überdurchschnittlich lange im Urlaub: 55% der deutschen Reiturlauber mit festem Quartier bleiben 4-7 Tage, 30% 8-14 Tage. Auch die österreichische Studie Tourismus- und Freizeitfaktor Pferd in Österreich (2011) belegt: mit durchschnittlich 8,4 Tagen bleiben die Reiter doppelt so lange im Urlaub wie durchschnittlich alle anderen Urlauber in Österreich (3,8 Tage). Wanderritte sind im Vergleich zum durchschnittlichen Reiturlaub meist kürzer. Zwar überwiegt auch hier eine Reisedauer von vier bis sieben Tagen, jedoch ist der Anteil an Kurzurlauben bei den Wanderreitern wesentlich höher und der Anteil längerer Reisen geringer (vgl. Abb. 2). Immerhin sind 11% der Wanderreiter länger als 14 Tage unterwegs (nur 8% der Reiturlauber mit festem Quartier). Abb. 2 Dauer von Wanderritten Quelle: BTE 2009, n= 46 Reiter, die im letzten Reiturlaub einen Wanderritt gemacht haben 3
7 Wichtiges Informationsmedium ist das Internet Das Internet ist eine der zentralen Informationsquellen für Urlaubsreisen geworden. Deutlich über die Hälfte der urlaubsreisenden Deutschen nutzt das Internet zur Urlaubsinformation. Im Schnitt verbrachten die Online-Informierer 2010 für eine Urlaubsreise 9 Stunden auf 13 verschiedenen Websites. Immerhin ein Viertel von ihnen surfte sogar bis zu 25 Stunden auf 50 verschiedenen Websites! 6 Noch höher ist die Bedeutung des Internets für die deutschen Aktivurlauber. 64% dieser Gästegruppe nutzen das Medium für die Reisevorbereitung 7. Erstaunlicherweise ist die Bedeutung dieses Mediums für Reiter deutlich geringer. Empfehlungen von Freunden und Verwandten sind hier die Hauptinformationsquellen (vgl. Abb. 3). Abb. 3 Informationsquellen für den Reiturlaub Quelle: BTE, Befragung 2008; n=327 Reiter, die einen Reiturlaub gemacht haben Eine besondere Herausforderung bietet die Planung von überregionalen Mehrtagesritten. Die Informationen über besonders schöne und geeignete Reitwege sind in manchen Regionen nur sehr schwer zu bekommen, v. a. in den Ländern mit restriktivem Reitrecht. Viele Destinationen, die auf Wanderreiten setzten, kommunizieren ihre Angebote mittlerweile über das Internet (vgl. z. B. Mecklenburg-Vorpommern). 6 7 FUR (2011): RA Die Reiseanalyse ERV/DZT (2008): Qualitätsmonitor Deutschland-Tourismus 4
8 3 Information über bestehende (Fern-)Reitrouten in Deutschland Im Gegensatz zum europäischen Ausland gibt es in Deutschland keine zentrale Organisation, die den Reittourismus nach innen und außen vermarket. Es gibt auch kein zusammenhängendes, deutschlandweites Reitroutennetz. Informationen zu regionalen Reitrouten und Reitroutennetzen sind entweder über die einzelnen Destinationen (z. B. Eifel, Mecklenburg-Vorpommern, ), reiterlichen Organisationen/Vereine oder private Personen zu bekommen. Weitere Informationen und persönliche Empfehlungen zu Reitrouten sind im Internet zu finden, z. B. über persönliche Blogs/Web-Logs oder junge Internetportale, wie GPSies ( Tourwerk ( Wanderreitkarte.de ( Fernreitwege sind in Deutschland zwar existent, jedoch werden sie weder vermarktet noch sind die Informationen und Wegebeschreibungen dazu aktuell. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat vor einigen Jahren eine Auswahl deutscher Fernreitwege in der Broschüre Fernreitwege und Reitstationen in Deutschland zusammengestellt. Darin sind u. a. die deutschen Reiterpfade Nr. 1, 2 und 3 beschrieben. Die Routenbeschreibungen sind veraltet und sehr undetailliert: Der Routenverlauf wird anhand der Orte, die durchritten werden, dargestellt. Zur Anforderung weiterer Broschüren und Kartenwerke zu den Routen sind Kontaktadressen angegeben, die teilweise ebenfalls veraltet sind. Eine übersichtliche Deutschlandkarte bzw. Detailkarten, in der der Verlauf der Fernreitrouten dargestellt wird, sind weder in der Broschüre noch im Internet zu finden. Die Aktualität und damit Gewährleistung der Bereitbarkeit der Fernreitrouten ist damit nicht gegeben. Die letzte Ausgabe der Broschüre ist von Recherchen zum Deutschen Reiterpfad Nr. 1 (ursprünglich von Lörrach nach Geestacht, über km) ergaben, dass nur noch Teilstücke der Route bereitbar sind. Die vorhandenen Beschreibungen der Route stammen teilweise aus dem Jahr 1988 (Stand April 2011). In diesem Zeitraum können sich Straßenverkehrsordnungen, Landesgesetze und Bundeswaldgesetze sowie -naturgesetze, in denen das Reiten und Fahren auf öffentlichen Verkehrsflächen und in der freien Landschaft geregelt ist, stetig ändern. Wege können zuwachsen oder gesperrt werden. Damit sind die derzeitig verfügbaren Informationen über die deutschen Fernreitwege weitgehend unbrauchbar. Neben der Broschüre der FN wurden keine verlässlichen Informationen zu deutschen Fernreitwegen gefunden. Um weite Distanzen mit dem Pferd zurückzulegen, bedarf es ausführlicher Recherchen seitens der Wanderreiter. Kleinräumig gibt es v. a. beim Überschreiten von innerdeutschen Landesgrenzen Probleme, da in den Bundesländern unterschiedliche Reitregelungen herrschen. Für ortsfremde Personen ist es sehr unübersichtlich, welche Wege beritten werden dürfen und welche nicht. Zusammenfassend: Die bestehenden Informationen über Wanderreitrouten werden über eine Vielzahl unterschiedlicher Kanäle übermittelt und enden meist an den innerdeutschen Landesgrenzen. Die Qualität der beschriebenen Routen ist sehr unterschiedlich. 5
9 4 Bedeutung deutscher Fernreitrouten Die BTE-Marktforschung belegt: die meisten Reiturlauber möchten im Urlaub Sonne und Meer zwischen den Pferdeohren erleben oder auf dem Rücken der Pferde neue Gegenden entdecken. Das Reiten im Gelände bildet ein Hauptmotiv der Urlauber 8. Das Wanderreiten (als mehrtägiger Geländeritt) spielt dabei eine etwas geringere Rolle. Jedoch haben ca. 20% der Reiter bereits einen Wanderritt gemacht (vgl. Kapitel 2). Immer mehr Reitdestinationen reagieren auf die Nachfrage und setzten zunehmend auf das Thema (vgl. Brandenburg, Naturpark Südschwarzwald, Mecklenburg- Vorpommern, ). Bekanntestes Beispiel ist die Eifel mit dem Produkt Eifel zu Pferd (seit rund 15 Jahren). Durch die Vermarktung mit der konsequenten Zielgruppenausrichtung auf Wanderreiter und einem durchdachten Marketingkonzept hat sich die Eifel bei Pferdefreunden einen Namen gemacht und ihre Bekanntheit steigern können. Wirtschaftliche Bedeutung des Reittourismus Die wirtschaftliche Bedeutung des Reittourismus ist nicht zu unterschätzen: Rund 6% der Deutschen reiten (regelmäßig bis selten). Über die Hälfte der Reiter verfügen über ein Nettohaushaltseinkommen von und mehr. Bei den regelmäßig Reitenden sind es sogar 62% 9. Reiturlauber bleiben überdurchschnittlich lange im Urlaub (vgl. Kapitel 2) und sind überdurchschnittlich ausgabefreudig: Sie geben im Durchschnitt 84,50 pro Tag und Person aus 10 (zum Vergleich: Radurlauber geben durchschnittlich 64,60 11, Wanderurlauber pro Tag und Person aus; alle hier genannten Werte beziehen sich auf Übernachtungstourismus). Deutschlands Image als Pferde- und Reiterland stärken Das Thema Wanderreiten passt zum Tourismustrend Abenteuerlust und dem Wunsch nach Naturerleben, Individualität und Abwechslung. Selbst bei der Ansprache eines nur kleinen Marktes von Wanderreitern wird das Image von Freiheit, Selbstbestimmtheit und Abenteuer kommuniziert. Die Vermarktung von Wanderreitangeboten kann ein Ankerangebot darstellen, mit dem Reiter angesprochen werden. Die BTE-Marktanalyse hat gezeigt, dass das Image Deutschlands als reittouristisches Land verglichen mit der hohen Bekanntheit und Präsenz der deutschen Pferdezucht und des Pferdesports deutlich geringer ist. Bei der Frage nach der Assoziation mit Deutschland als Pferdeland werden an erster Stelle die international erfolgreiche Zucht und die sehr guten Sportpferde genannt. Die positiven Assoziationen mit Deutschland BTE 2009 Typologie der Wünsche 2011 II PferdAustria (2011): Tourismus- und Freizeitfaktor Pferd in Österreich BMWI (2009): Grundlagenuntersuchung Fahrradtourismus in Deutschland Deutscher Wanderverband (2010): Zukunftsmarkt Wandern 6
10 als Pferdeland überwiegen. Bei den negativen Assoziationen wurden häufig die schlechte Reitwegesituation und die Einschränkung durch Vorschriften genannt. Deutschlands Potenziale zur Vermarktung als Pferdeland sind deutlich unausgeschöpft. Neben einer herausragenden Reitlandschaft bieten viele deutsche Reitbetriebe und Destinationen eine Bandbreite an attraktiven Produkten für Reitgäste. Viele Regionen entwickeln Reitrouten und Wegenetze, die jedoch länderübergreifend nicht miteinander verbunden sind. Eine gebündelte Vermarktung der Wege- und Tourenangebote fehlt. Dabei sind attraktive Reitwege eine Grundvoraussetzung für Aus- und Wanderritte und haben bei den Reitern einen hohen Stellenwert (vgl. Kapitel 2). Für Radfahrer und Wanderer gibt es in Deutschland zahlreiche Fernrad- und Fernwanderwege, z. T. ausgezeichnet als Qualitätswege Wanderbares Deutschland oder ADFC-Qualitätsradrouten. Mit der Empfehlung von qualitativ hochwertigen und landschaftlich ansprechenden Fernreitrouten könnte Deutschland sein Image als Reiterund Pferdeland v. a. im Bereich Reittourismus stärken. Die Fernreitrouten sollten als Ankerangebot dienen, um Reiter auf die deutschen Reitangebote aufmerksam zu machen. Es bedeutet nicht, dass alle Reiturlauber diese Routen von Anfang bis Ende durchreiten; überwiegend werden Teilstrecken geritten. Vielmehr sind sie als ein Marketinginstrument zu verstehen und stehen als Symbol für eine reiterfreundliche Umgebung. Potenziale und Bedeutung für die VFD Die VFD, als Vereinigung der Freizeitreiter- und Fahrer in Deutschland, ist als Betreuer diese Projektes prädestiniert: vor über 35 Jahren hat sich die VFD gegründet, um sich für das Reiten und Fahren in den Wäldern und auf naturnahen Wegen einzusetzen. Neben dem Kampf gegen Reitverbote und Wegezölle bildet die VFD Wanderrittführer aus. Zudem verfügt die Vereinigung über ein deutschlandweites Netz an Wanderreitstationen. Das Know-how über schöne und bereitbare Wege liegt der VFD vor. Das Thema Reitwege ist bei der Entwicklung des Reittourismus in Deutschland ein zentrales und gleichzeitig schwieriges Thema. Mit der Konzeption von Fernreitrouten findet die Auseinandersetzung mit diesem Thema auf Bundesebene statt. Damit wird sich einem Kernproblem gestellt; dies ist entsprechend anspruchsvoll. Am Beispiel der Entwicklung einer Fernreitroute können Situationen, Möglichkeiten, Schwierigkeiten und Lösungsansätze auf praktischem Weg erprobt und gefunden werden. Aus den gewonnenen Erfahrungen könnten Vorgehensweisen, Konsequenzen und Handlungsweisen abgeleitet werden und in zukünftige Fragestellungen einfließen. Bei der Konzeption von Fernreitrouten können weitere Chancen entstehen: Mit den Routen können Aushängeschilder geschaffen werden, die zur Profilierung der VFD und des Reiterlandes Deutschland beitragen. Das Projekt könnte die Bedeutung Deutschlands als Reiterland steigern. Gelingt eine mögliche Kooperation mit einer deutschlandweit bedeutenden Tourismusorganisation, wie der Deutschen Zentrale für Tourismus e. V. (DZT), könnte das Projekt, und die VFD als Initiator, deutschlandweit und international bekannt gemacht werden. Die DZT ist die Marketingorganisation für das Reiseland Deutschland und wirbt im Auftrag der Bundesregierung international mit der touristischen Vielfalt Deutsch- 7
11 lands. Sie ist zudem für das überregionale Inlandsmarketing zuständig. Sie verfügt über verschiedene Marketingkanäle (Pressearbeit, Homepage, Prospekte, PR). Für eine erfolgreiche Vermarktung muss die Qualität des Produktes stimmen und die Erwartungen der Wanderreiter an die Routen erfüllt sein. Entspricht die beworbene Reitroutenqualität der Realität, besteht die Möglichkeit das Reiterland Deutschland, mit seiner bundesweiten Bedeutung, aber v. a. die Initiatoren zu stärken. Ein positives Feedback zufriedener Gäste kann ein Plus an anspruchsvollen und potenziellen (europäischen) Reitwandergästen bewirken. Die Konzeption von Fernreitwegen kann somit ein Imagegewinn für die VFD und das Reiterreiseland Deutschland darstellen. Gleichzeitig wird mit der Konzeption von qualitativ hochwertigen Fernreitrouten der Reittourismus auf Augenhöhe mit dem Rad- und Wandertourismus gestellt, die seit Jahren über Qualitäts-, Premiumrouten verfügen. 5 Vorschlag zur Entwicklung von Fernreitrouten in Deutschland Die vorangehenden Kapitel 3 und 4 haben gezeigt, dass einerseits verschiedene Empfehlungen zu Reitrouten und Fernreitrouten in unterschiedlichen Medien und Quellen existieren. Andererseits ist die Nachfrage nach Wanderreittouren klein, der Marketingeffekt jedoch besonders groß. Gebündelte und v. a. aktuelle Informationen zu besonders schönen und v. a. deutschlandweiten Fernreitrouten gibt es nicht. Die Informationen dazu sind veraltet und unverwendbar. BTE empfiehlt die Konzeption und Vermarktung deutscher Fernreitrouten. Der Fokus soll auf Routen in attraktiven Landschaften gelegt werden, die explizit auf die Zielgruppe der Reiter und Fahrer zugeschnitten sind. Reiter (und besonders Fahrer) stellen andere Ansprüche an das Gelände als beispielweise Radfahrer oder Wanderer (weiche, sandige Böden, keine Treppen oder Hindernisse, ). BTE empfiehlt die Entwicklung von zunächst einer Fernreitroute (Pilotprojekt). Langfristig können weitere Fernreitrouten oder regionale Reitroutennetze ergänzt werden. Die Erweiterung hin zu einem deutschlandweiten Reitroutennetz sieht BTE als Fernziel, das zunächst nicht im Fokus der stehen soll. Die Konzeption und Eröffnung der Fernreitroute soll in Abschnitten und schrittweise erfolgen (vgl. Kapitel 7 - hier nicht beigefügt). 6 Strategie Grundlage und Anknüpfungspunkte entstehender (Fern-)Reitrouten sollen die bundesweit 882 VFD-Wanderreitstationen bzw. ihre Betreiber bilden. Zu Beginn des Projektes (Phase 1) erfolgt die Konzentration auf einige wenige Stationsbetreiber. Mit der Entwicklung weiterer Routen sollen zunehmend Stationen eingebunden werden. 6.1 Vorgehensweise Zunächst soll die Festlegung von Korridoren/Suchräumen für Fernreitrouten in Bundesländern mit beherrschbarem Reitrecht erfolgen. Zusätzlich können Bundesländer mit geeigneten und motivierten Partnern, die trotz restriktivem Reitrecht über regionale 8
12 Abb. 4 Reitregelung in den deutschen Bundesländern Quelle: Eigene Darstellung Anmerkung: BL = Bundesländer Reitwegenetze verfügen oder sich im Reittourismus besonders positioniert haben (z. B. Eifel, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, ) eingebunden werden. Neben der Einbeziehung der Wanderreitstationen als Grundlage für die Wegeführung und Orientierung sind weitere Kriterien zum Finden der Routen vorstellbar: Einbindung von historischen Reitrouten (Salzstraße, Kaiserweg, alte Postwege, ) Anbindung an VFD-Veranstaltungsorte (Reiterlager, ) 9
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