Gewinn mal 5, oder so ähnlich

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1 Magic Workbooks Business Survival Manual FIRMEN BEWERTUNG ODER Gewinn mal 5, oder so ähnlich 1

2 Über die korrekte Methode, einen Firmenwert zu ermitteln, ist natürlich schon eine Menge geschrieben worden. Und das meiste davon ist eigentlich nur hilfreich, wenn man gerade ein Examen in Wirtschaftswissenschaft überleben will. Praktische Anwendbarkeit: Null. Also lassen Sie uns das Problem mal auf unsere übliche primitive Business Survival Art angehen. Wahrscheinlich treibt das alle die Theoretiker in den Wahnsinn, die der Überzeugung sind, daß Komplexität allemal besser ist als praktische Anwendbarkeit eine Überzeugung, die vielleicht darauf beruht, daß es eben schwieriger ist, die Fehlerhaftigkeit einer komplexen Formel zu beweisen, und die meisten Leute es deshalb einfach dabei belassen. 2

3 Aber das nur am Rande. Was interessieren uns schließlich akademische Befindlichkeiten? Konzentrieren wir uns lieber auf das Wesentliche. Es gibt im Grunde genommen drei unterschiedliche Wege zur Bewertung einer Firma: Der Weg des Einkommens Der Firmenwert entsteht durch künftiges Einkommen Die Philosophie dahinter: Die Firma wird als eine Geld-Generier-Maschine betrachtet, in der jeder Bestandteil, jeder Mitarbeiter und jeder Arbeitsprozess ein integraler Teil des Unternehmenszweckes ist, Einkommen zu produzieren. Der Weg des Vermögens Der Firmenwert wird bestimmt durch die Güter im Besitz der Firma Die Philosophie dahinter: eine Firma ist ein komplexes und veränderliches Gebilde, das schwer zu bewerten ist, deshalb konzentriert man sich auf die greifbaren Dinge, nämlich das Anlagevermögen der Firma, wie Grundstücke und Gebäude, Maschinen und so weiter. Der Benchmark-Weg Der Firmenwert orientiert sich an dem ähnlicher Firmen Die Philosophie dahinter: bevor wir uns mit unserer Einschätzung lächerlich machen, laßt uns lieber herausfinden, zu welchem Preis Firmen wie diese gerade gehandelt werden. Jede dieser Grundrichtungen hat sich natürlich vielfach verzweigt, und oft genug werden verschiedene Kombinationen der drei Typen miteinander verquickt. Aber lassen Sie uns noch eine Weile bei den Grundtypen bleiben und sie im Lichte unterschiedlicher Firmentypen betrachten. Stellen Sie sich eine Immobiliengesellschaft vor, die Gebäude im Wert von 400 Millionen hält, auf denen Darlehen von 100 Millionen liegen. Die Firma vermietet ihre Gebäude und hat in 3

4 den letzten fünf Jahren aus der Vermietung einen Verlust von jeweils etwa erzielt. Wie weit kommen Sie hier mit dem Weg des Einkommens? Nicht sehr weit, nicht wahr? Denn gegenüber dem vorhandenen Wert der Gebäude von immerhin 300 Millionen ist der jährliche Verlust von zu vernachlässigen (dazu kommt natürlich noch, daß bei weiteren Verlustjahren ein diskontierter Cashflow zu einem negativen Wert käme!). Die Faustregel für die Bewertung dieser Firma wäre vermutlich so etwas wie aktueller Gebäudewert mit einem Abschlag für schlechte Geschäftsführung. Stellen Sie sich nun ein erfolgreiches Beratungsunternehmen vor, das über keinerlei Anlagevermögen verfügt, aber seit Jahren eine Monopolstellung für Börsengänge von Biotechnologie-Unternehmen innehat. Wohin kommt man bei dieser Firma mit dem Weg des Vermögens? Vermutlich total ins Abseits. Und als letztes Beispiel stellen Sie sich ein kleines Unternehmen in einem ganz und gar unsicheren Geschäftsumfeld vor, zum Beispiel einen Nacht-Club. Die Erfolgsaussichten und der Wert dieses Unternehmens hängen nicht allein von kompetentem Management oder von den vorhandenen Anlagegütern ab. Die Zukunft dieser Firma hängt von solchen Kategorien wie Mode oder Zeitgeist ab, die sich nicht in Formeln fassen, berechnen oder prognostizieren lassen. Und das ist dann der Fall, wo die Aussage, Laßt uns herausfinden, für wieviel La Cage Aux Folles über den Tresen gegangen ist und daran anknüpfen! plötzlich eine Menge Sinn macht. Zusammenfassend kann man also sagen, daß zwei unserer drei Grundtypen der Bewertung sich für ganz bestimmte Firmen oder Firmen in ganz speziellen Gegebenheiten eignen: Der Benchmark-Weg eignet sich für Firmen, bei denen weder eine Bewertung des Anlagevermögens noch eine Einkommens-Projektion verlässliche Ergebnisse liefern: Der Vermögens-Weg eignet sich für Firmen, bei denen die Besitztümer das operative Geschäft weit in den Schatten stellen. Der Einkommens-Weg, könnte man sagen, eignet sich für Firmen, bei denen sich alles um das Einkommen dreht und das sind nun einmal die meisten Firmen. Auf eine andere Besonderheit im Zusammenhang mit der Bewertung von Firmen wollen wir im Vorbeigehen noch hinweisen: die meisten Länder haben ihre eigenen Bewertungsschemata aus den drei Grundtypen entwickelt, und diese spiegeln für gewöhnlich die wirtschaftlichen Besonderheiten und die Geschichte dieses Landes wieder. 4

5 Und erwähnen sollte man natürlich auch, daß die Finanzbehörden aller Herren Länder ihre eigenen unzähligen Methoden entwickelt haben, um Firmenwerte zum bösartigen Zweck der Besteuerung zu ermitteln, so wie in Deutschland beispielsweise das Stuttgarter Verfahren. Und damit zurück zum täglichen Brot in der Geschäftswelt. Wie aufgezeigt, ist von allen drei Wegen zur Unternehmensbewertung der Einkommens-Weg der vielversprechendste, wenn es um die allgemeine Anwendbarkeit geht. FIRMENBEWERTUNG nach dem EINKOMMENS-PRINZIP Wir wollen Sie nicht mit allen Methoden langweilen, die man dem Einkommens-Weg zuordnen kann. Die bekannteste Methode ist die DCF oder Discounted Cash-Flow-Methode. Dies bedeutet, daß der Firmenwert definiert wird als die Summe der zukünftigen Cash-Flows (Zahlungsströme), die auf den aktuellen Barwert diskontiert (abgezinst) werden. Wenn wir diese Definition auseinandernehmen, landen wir bei drei Elementen: Barwert einfach, Definition in jedem Wirtschaftswörterbuch zu finden Cash-Flow dito zukünftig tja, es wäre ja auch langweilig, wenn nicht irgendwo ein Haken bei der Sache wäre und hier ist er! Das ist das zentrale Problem bei der Ermittlung des Firmenwertes: Die Firma wird sich im Laufe der Zeit in unerwarteter Weise verändern, um es vorsichtig zu formulieren, und diese Veränderungen haben Auswirkungen auf den jetzigen Wert, auch wenn die Veränderungen schwerlich vorauszusehen sind. Und das ist das Dilemma: Die Vergangenheit der Firma ist klar und sauber dokumentiert, aber leider nicht mehr wirklich relevant, weil sie nämlich vorbei ist. Die Zukunft der Firma steht in den Sternen und muß trotzdem ein Preisschild verpaßt bekommen. 5

6 Man kann dieses Dilemma bisweilen sehr gut an den Börsen beobachten, wo gute Firmenergebnisse durchaus einmal abgestraft werden können, (im Moment der Veröffentlichung bereits Vergangenheit!), wenn nicht die Hoffnung auf eine noch grandiosere Zukunft besteht. Denn die Börsen und ihre Anleger leben vom Lockruf der Zukunft, nicht von der Gegenwart und schon gar nicht von vergangenem Firmenruhm Die Wasserscheide zwischen vergangenem und künftigem Wert ? Natürlich sind heutzutage die meisten Firmen durchaus vertraut mit dem Problem, die Zukunft in Zahlen zu fassen: Planung, Hochrechnung und Projektion sind speziell dazu erfunden worden, um die Zukunft in den Griff zu bekommen oder zumindest diesen Anschein zu erwecken. Die Bewertung der künftigen Firmenentwicklung ist weitgehend vom Ansatz der Planzahlen abhängig. Tatsächlich könnte man argumentieren, daß die Budget-Werte, die im Planungsprozess angesetzt werden, einen viel größeren Einfluss auf den zu berechnenden Wert haben als die Bewertungsmethoden selber, die von Wirtschaftswissenschaftlern und Beratungsunternehmen angewendet werden. Und das Grundproblem verschwindet nie: Plandaten können nicht verifiziert werden, bis sie durch Ist- Daten ersetzt werden was für den Bewertungsfall sinnlos ist, denn sobald der Abgleich mit den Ist- Daten stattfinden kann, ist die Zukunft schon Vergangenheit, und wir brauchen wieder einen neuen Satz Plandaten für die weitere Zukunft, die es wertmäßig zu erfassen gilt; eine endlose Iteration! 6

7 Vielleicht liegt in diesem simplen aber unüberwindbaren Hindernis der wahre Grund für die immer komplexer werdenden Bewertungsmodelle, so als müßte man Schicht auf Schicht von Formeln auftragen, um die faktische Leere darunter zu verbergen. Da nun aber das grundsätzliche Dilemma rechnerisch nicht zu lösen ist, gibt es nur einen praktischen Weg, um damit umzugehen: Die Planzahlen müssen so fest wie möglich in der Wirklichkeit verankert werden. Stellen Sie sich vor, Sie müßten ein Zelt aufbauen: Ganz gleich, wie teuer, wunderschön und regenabweisend dieses Zelt ist, wenn es Ihnen nicht gelingt, die Heringe fest genug in den Boden zu rammen, dann ist Ihr Zelt nichts anderes als ein unnützer Haufen Stoff, der auf dem Boden herumliegt. Und wie befestigt am Planzahlen? Was sind die Zelt-Heringe für ein Firmen-Budget? Ein Budget besteht aus einer Serie von Annahmen über die Zukunft. Jede dieser Annahmen muß offen dargelegt werden und auf ihre Verläßlichkeit überprüft werden, soweit dies zum Zeitpunkt der Planung möglich ist. 7

8 Beginnen Sie mit dem generellen Überblick: Welche Veränderungen stehen wirtschaftlich, gesetzgeberisch und steuerlich an? Wie werden sich die Zinsen entwickeln? Gibt es in Ihrer Branche Anzeichen für eine positive oder negative Entwicklung, die Einfluss auf Ihre Produkte, Ihre Kunden oder Ihren Markt-Anteil haben könnte? Vom generellen gehen Sie weiter zum speziellen: Sehen Sie sich die Lebenszyklen Ihrer Produkte genau an, bevor Sie einfach davon ausgehen, daß die Umsätze weiterhin um 10 Prozent pro Jahr ansteigen werden. Analysieren Sie die Veränderungen in der Gruppe Ihrer wichtigsten Kunden in den letzten paar Jahren. Und beschäftigen Sie sich einmal genau mit den Differenzen zwischen Ihren letzten Jahresplanungen und den tatsächlichen Ergebnissen für diese Jahre. Die Abweichungen sind meistens gute Indikatoren für Umstände und Entwicklungen, die Sie übersehen oder falsch eingeschätzt haben. Falls Sie sich näher mit dem Planungsprozess beschäftigen wollen, können Sie sich auch das Kapitel Planung aus dem Business Survival Manual herunterladen. Und wenn Sie schon einmal dabei sind: Knüpfen Sie sich in aller Ruhe Ihre letzte Bilanz vor. Spuken da vielleicht noch Geister der Vergangenheit herum, wie Forderungen, die niemals eingetrieben werden können? Dann wäre es an der Zeit, einmal einen Frühjahrsputz der Bilanz vorzunehmen. Im Unterschied zu einer Winterjacke macht die Wattierung eine Bilanz nämlich nicht wetterfest. Ganz im Gegenteil: eine aufgeplusterte Bilanz wird Ihnen in dem kaufmännischen Prüfprozess, der mittlerweile jedem größeren Firmenkauf vorangeht (Due Diligence), vom Kaufinteressenten mit Freuden auseinandergenommen und um die Ohren gehauen. Und natürlich hat eine nicht sauber abgewickelte Vergangenheit auch Einfluss darauf, wie Ihre Annahmen über die Firmenzukunft bewertet werden und damit wiederum direkt auf den Firmenkaufpreis. Die Planungsperiode für eine Firmenbewertung sollte mindestens fünf Jahre umfassen, und sie sollte sich nicht nur auf die Gewinn- und Verlustrechnung sondern eben auch auf die Bilanz erstrecken. Notwendige Investitionen oder Ersatzbeschaffungen sollten eingeplant werden und selbstverständlich ebenso die Entwicklung von Firmendarlehen, deren Tilgungsbeträge und etwaige notwendige Neu- Finanzierungen. 8

9 Wenn Sie Interesse an einem Tool haben, das diesen Planungsprozess inklusive einer Bewertung umfasst, dann schauen Sie sich vielleicht die folgenden MagicWorkbooks an: CompanyEvaluator Firmenbewertung nach DCF mit 5-Jahresplanung CompanyEvaluatorS Firmenbewertung nach Stuttgarter Methode Besuchen Sie uns im Web, wenn Sie an weiteren Informationen und einer grossen Sammlung von Tools und Berichtsvorlagen für Ihr Business Survival interessiert sind: Turning Data into Information Copyright: K! Business Solutions GmbH, Erkrath, Germany 9