Tutor/innenschulung. Grundlagen zu Lernen, Lernmotivation und Didaktik. Dr. Jenna Voss. Dr. Jenna Voss Studierwerkstatt.
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- Lena Michel
- vor 8 Jahren
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1 Tutor/innenschulung Grundlagen zu Lernen, Lernmotivation und Didaktik
2 Wissensquiz als Priming Wofür steht die Bezeichnung Tertiäres Gedächtnis? Welche Frage ist beim Lernen für den Innovativen Lerntypen wichtig? Vorgehen: Antwort aufschreiben Einschätzen, wie sicher Ihr euch seid, dass Eure Antwort richtig ist (0-100%) K.A. für keine Ahnung 2
3 Grundlagen für gehirn-gerechtes Lernen Begriff gehirn-gerecht Vera F. Birkenbihl Daten & Fakten Gehirn Wiegt ca. 1,4 kg (2 % des Körpergewichts) Verbraucht 20-25% der Gesamtenergie und 20% des Sauerstoffs Besitzt Milliarden Neuronen, die durch etwa Billionen Synapsen miteinander verbunden sind. Gesamtlänge aller Nervenbahnen des Gehirns eines Erwachsenen beträgt etwa 5,8 Millionen Kilometer (ca. 145-facher Erdumfang) Sein Funktionsprinzip ist: Gefahren vermeiden Belohnungen sichern Abb.: Deutsches Hygiene Museum, Dresden Abb.: dasgehirn.info 3
4 Grundlagen für gehirn-gerechtes Lernen Aufnahme und Verarbeitung von Informationen Hemisphären des Gehirns setzen unterschiedliche Prioritäten Links: eher linear, logisch, systematisch, abstrakt Rechts: Bilder, Muster, Klänge, Farben, Zusammenhänge erfassend Gefühle beim Lernen Positive Gefühle (z. B. Spaß, Interesse, Neugierde) fördern das Lernen und Lernmotivation Verstärken das Ausschütten von Neurotransmittern Abb.: adesigna.net 4
5 Grundlagen für gehirn-gerechtes Lernen Aus der Außenwelt nehmen wir ca. 11 Millionen bits pro Sekunde auf. Davon werden uns ca. 40 bits bewusst. Diese verarbeiten wir auch bewusst entsprechend unseres subjektiven Filters. Birkenbihl-Metapher: bewusstes Wissen 15mm unbewusstes Wissen 11km 11km 5
6 Lernkanäle & Lerntypen - Informationen aufnehmen Lernkanäle Visuell (sehen, lesen) auditiv (hören, sprechen) Haptisch aktiv (machen, praktizieren, ausprobieren, kommunizieren) Sage es mir, und ich vergesse es. Zeige es mir, und ich erinnere mich. Lass es mich tun, und ich behalte es. Konfuzius (ca. 600 v.chr.) Informationsaufnahme Innovativer Lerntyp: persönlicher Nutzen, Sinn, neue Informationen, Frage: Warum? Analytischer Lerntyp: Fakten sammeln, Wissen vergrößern, Expertise erlangen, Frage: Was? Gesunder Menschenverstand - pragmatischer Lerntyp: Funktionsweise, ausprobieren, anwenden, Frage: Wie? Dynamischer Lerntyp: entdecken, intuitiv erfahren, sich einlassen, anderen was beibringen, Frage: Was wäre wenn? 6
7 Lerntypen - Sinneskanäle
8 Grundlagen für gehirn-gerechtes lernen Eingang und Haltbarkeit von Informationen Gedächtnis elektrochemisches neuronales Netzwerk, kein anatomisch definierter Bereich, Erinnerungsspur=Reiz+Relevanz+Gefühl Sensorisches Gedächtnis Eingang der Informationen, die entweder codiert werden oder verblassen (Priming) Primäres Gedächtnis Weiterverarbeitung: codierend und verstärken Spuren bahnen oder überschreiben Sekundäres Gedächtnis: dauerhafter Speicher Informationsabruf je nach Güte der Ablage Tertiäres Gedächtnis: implizites Wissen (routinisierte Abläufe wie Gehen, Sprechen, Autofahren) Abb.: Holzstich 1864, schueler-nachhilfe.org 8
9 Gehirn-Prinzipien fürs Lernen Gehirn braucht eine Form, in die es die eingehenden Inhalte/Informationen gießen kann Gehirnstruktur wird vor allem durch gemachte Erfahrungen geprägt Spiegelneuronen begünstigen das Lernen in der Gruppe Priming erleichtert Lernprozesse Das beste Lernen findet beiläufig statt (Birkenbihl) Gut strukturierter Stoff erzeugt stärkere Bahnung über: anregende aber ausgewogene Informationsdarbietung, konstante Menge, roten Faden Neuronale Wissensnetze = Lernergebnisse werden am besten durch Erfahrungen / konkretes Handeln erzeugt Beobachtbare Handlungen werden gespiegelt: Imitation und am Modell lernen pusht Lernprozesse Andockstationen werden gebaut, Unbewusstes Wissen wird aktiviert Einfach machen/experimentieren und dabei lernen 9
10 Lernen in Gruppen Wichtige Prinzipien für effektive Lernprozesse in der Gruppe (D. Rock) Freund oder Feind? Begegnungen mit Fremden erzeugen Stress sich kennen und mögen entspannt Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und sozialer Anerkennung gleichrangig mit physiologischen Grundbedürfnissen Bedürfnis nach sozialer Akzeptanz des individuellen Status gehört zu sozialen Grundbedürfnissen Spiegelneuronen einfacher lernen durch Mitgehen und Nachahmung
11 Drei Lernmodelle Behavioristisches Lernmodell verhaltensbezogenes Lernen Kognitivistisches Lernmodell - Informationsverarbeitung Konstruktivistisches Lernmodell Lernen als Konstruktionsprozesse
12 Konstruktivistisches Lernmodell Lernen ist ein individueller Konstruktionsprozess Wissen wird individuell erschaffen (Gerhard Roth): Dafür wesentlich: subjektive Relevanz der Informationen schaffen (Gehirn dient als Informationsfilter nur, was uns wirklich wichtig erscheint, bleibt hängen) Die Konstruktionen werden durch sinnes-physiologische, neuronale, kognitive und soziale Prozesse beeinflusst Lernen entwickelt sich aus Verstehen und Anwenden (Handeln). Das wiederum vollzieht sich in sozialen Situationen, es ist somit situativ und kontextuell gebunden. Das effektivste Lernen ist erfahrungsbasiert (G. Hüther).
13 Wissen effektiv vermitteln
14 Wissen strukturieren und festigen Informationen in sinnvolle Ordnung / Struktur bringen Wissenskarten erstellen Bilder Auflistungen Diagramme Organigramme Neues ausprobieren Wissen festigen Wiederholungsschleifen einbauen Was wurde bereits durchgenommen? Neues in Zusammenhang mit Bestandswissen bringen
15 Vergessen
16 Informationen behalten - Hausaufgaben
17 Motivierung beim Lernen Intrinsische Motivation: persönliche Lernmotive aktivieren, Kompetenz und Autonomie erleben lassen Ich bin interessiert und habe Lust, das zu lernen Ich weiß jetzt mehr und kann mit dem Erlernten etwas anfangen Kompetenzerfahrung Ich kann es selbst bewältigen Autonomieerleben (Ryan / Deci) Lernerfolge motivieren! Erfolgserlebnisse beim Lernen organisieren und bewusst erleben lassen Extrinsische Motivation: im Außen liegende Lernmotive: Einstiegsschwelle zum Lernen senken vom Einfachen zum Anspruchsvolle(re)n Ich bekomme Belohnung und Anerkennung Ich bekomme eine gute Note
18 Vorbereitung von Tutorien Beantworten Sie sich ein paar Fragen, bevor Sie mit der Vorbereitung starten: Inhaltlicher Rahmen des Tutorium An wen richtet sich das Tutorium? Welchen Nutzen sollte es für die Teilnehmenden haben? Was ist das Ziel? Welche Inhalte dienen der Umsetzung des Ziels am besten? Was ist wirklich wichtig und trägt zur Erreichung der formulierten Zielsetzung? Sind die Inhalte nützlich für die Teilnehmenden?
19 Rahmen schaffen Form / Rahmen Wissensrahmen schaffen: Focus definieren (Thema, Gebiet, etc.) Was ist das Thema? Worum wird es gehen? / Was? Weshalb ist es wichtig? / Warum? Wie werden wir vorgehen? Wie? Was wäre wenn? Raum für individuelle Denkprozesse öffnen Vorwissen aktivieren (Vorkenntnisse, Vorerfahrungen) Was weiß ich schon darüber? Was fällt mir dazu ein? (Andockstationen = Erinnerungsanker) aus bereits vorhandenem Wissen / Erfahrungen schaffen
20 Wissensquiz als Priming Fragen Vorgehen beim Antworten: Antwort aufschreiben Einschätzen, wie sicher Ihr euch seid, dass Eure Antwort richtig ist (0-100%) K.A. für keine Ahnung 20
21 Ein Fehler ist ein Lernweg Effektives Lernen ist Lernen ohne Angst vor Fehlern. Daher Fehler als Lernwege begreifen
22 Das Kommunikationsquadrat (Schulz von Thun)
23 Lern-Kommunikation Vier Aspekte einer Nachricht
24 Folgen für die Lern-Kommunikation Menschen erschaffen ihre eigenen Wirklichkeiten, folglich bestimmen die Hörer/in, nicht die Sprecher/in die Bedeutung und den Inhalt einer Aussage. Lernen verhindern: Belehrende oder abwertende Formulierungen Unangemessen formulierte Kritik
25 Lernen fördern Anstreben gemeinsamer Ziele Eigenverantwortung für das Ergebnis Respekt Wertschätzung Kommunikation auf Augenhöhe Kontaktbereitschaft Flexibles Eingehen auf unterschiedliche Standpunkte und Interessen
26 Konsequenzen für das Vorgehen im Tutorium Informationsübertragung Gefahren vermeiden Belohnungen sichern Hemisphären des Gehirns setzen unterschiedliche Prioritäten Positive Gefühle beim Lernen Bewusste Wahrnehmung = 40 bits/sec Gedächtnis: Merken und behalten Angenehme Lernatmosphäre, Sicherheit, Wohlbefinden, assoziatives Lernen fördern Schwierigkeitsgrad dosieren, Spielen lassen Ausgewogener Inhalt aus abstraktem Wissen, Geschichten, Bildern, Metaphern Neugierde und Interesse wecken, Fragen aufwerfen, experimentieren lassen Primen, Framen, klaren Focus setzen Speicherbare Informationsmenge ist gering, Überschreibungsgefahr, daher priorisieren: was ist wirklich wichtig? Mediale Reizüberflutung vermeiden, Primen Andockstationen für Neues schaffen, Pausen beachten, Wiederholen 26
27 Konsequenzen für das Vorgehen im Tutorium Gehirn braucht eine Form, in die es die eingehenden Informationen gießen kann Gehirnstruktur wird vor allem durch gemachte Erfahrungen geprägt Spiegelneuronen Lernkanäle und Lerntypen Form anbieten, Framen, klare Struktur, Kategorien anbieten, Prioritäten setzen Selbstorgansiertes Lernen ermöglichen, Lernen aus Handlungsbeispielen, Rahmen schaffen, Interpretationen der Teilnehmenden einbetten Lernen durch Nachahmung, Tutor/in hat Vorbildfunktion Informationsreize für alle Lernkanäle und Lerntypen anbieten Das beste Lernen findet beiläufig statt Nicht instruieren, Beispiele durchspielen lassen, Muster, Kategorien suchen lassen, unerwartete Lernprozesse zulassen, laufen lassen 27
28 Danke für Ihre Mitarbeit! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Spaß in Ihren Tutorien!
29 Verwendete Literatur Birkenbihl, Vera, F. (2010): Stroh im Kopf? Vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn- Benutzer Hüther, Gerald (2006): The Compassionate Brain. How Empathy Creates Intelligence Myers, G. David (2008): Psychologie Rock, David (2009): Your Brain at Work. Strategies for Overcoming Distraction, Regaining Focus, and Working Smarter All Day Long Ryan, Richard M. & Deci, Edward L. (2000): Self-Determination Theory and the Facilitation of Intrinsic Motivation, Social Development, and Well-Being Späth, Thomas; Seiter Christian (2006) Hirnforschung: Gebrauchsanleitung für das menschliche Gehirn. In: Handbuch Bildung, Training und Beratung. Hg. Meier-Gantenbein, K.; Späth, Th. 29
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