Stärken aufgreifen und Begabungen im Kindergarten fördern. Wie kann das gelingen?
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- Leander Kaiser
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1 Stärken aufgreifen und Begabungen im Kindergarten fördern. Wie kann das gelingen? Mag. Marlies Böck, MA
2 Inhalte - Begabungsbegriff - Warum Begabungsförderung wichtig ist. - Wie inklusive Begabungsförderung gelingen kann. - Akzeleration vorzeitige Einschulung 2
3 Austausch Dieses Kind ist für mich begabt, weil. 3
4 Begabungsbegriff Definition 1. Definition: nach Renzulli (1978) Hochbegabtes Verhalten als Zusammenspiel von: überdurchschnittlicher Intelligenz + Kreativität + Engagement/Motivation 4
5 Begabungsbegriff Definition 2. Definition: Münchner Hochbegabungsmodell (MHBM) nach Heller (2005) Begabung entwickelt sich zu Leistung unter dem Einfluss von nicht-kognitiven Merkmalen und Umweltmerkmalen. 5
6 Begabungsbegriff MHBM 6
7 Begabungsbegriff Definition Jedes Kind hat seine Stärken. Nicht jedes Kind hat eine Begabung. Talent = Potenzial für besondere Leistungen in einer spezifischen Domäne; bestimmtes Leistungsniveau (vgl. Friedl et al., 2010) 7
8 Warum Begabungsförderung wichtig ist. Was denken Sie? 8
9 Warum Begabungsförderung wichtig ist. - Recht auf Bildung - Recht auf persönliche Entfaltung - Wirtschaftliche und soziale Gründe 9
10 Recht auf Bildung Alle Kinder haben das Recht auf Bildung. Sie haben das Recht, ihre Persönlichkeit und ihre Begabungen zur Entfaltung bringen zu dürfen (vgl. Stamm, 2010). Bildung ist ein Bürger/innenrecht (vgl. Perleth & Schatz, 2004). Ziel von Bildung und Erziehung ist die Autonomie jedes Menschen bei der Gestaltung seines Lebens. (Weilguny et al., 2011) Kindergarten und Schule sollen Kinder dabei unterstützen, ihre eigenen Ziele zu finden/ihren eigenen Weg zu erkennen (vgl. Weigand, 2006). 10
11 Recht auf persönliche Entfaltung Jedes Kind hat das Recht auf optimale Förderung, also auf Passung (vgl. Perleth & Schatz, 2004). Jedes Kind hat das Recht auf Individualisierung (vgl. Weilguny et al., 2011). Jedes Kind hat das Recht auf Chancengerechtigkeit (vgl. ebd.). 11
12 Recht auf persönliche Entfaltung Neuropsychologie: ein wichtiger Faktor für die bestmögliche Entfaltung aller Potenziale ist die frühe Förderung (vgl. Weilguny et al., 2011). Die Vorschulzeit kann zur entscheidenden Weichenstellung für Begabungsentwicklung genutzt werden (vgl. Perleth & Schatz, 2004). Fördern auf Verdacht! 12
13 Recht auf persönliche Entfaltung Wenn Förderung fehlt: - Beeinträchtigung der Entwicklung - Ausgrenzung aus Gruppen - Clownerie (Buben) - Psychosomatische Beschwerden (Mädchen) - Aggression - Depression (vgl. Reinisch, 2006) 13
14 Wirtschaftliche und soziale Gründe Entwicklung von Leistungspotenzialen Wertsteigerung von Kultur und Gesellschaft Eine Investition in die besondere Förderung hoch leistender Personen scheint aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen gefordert (vgl. Weilguny et al., 2011). Das Ziel der Erziehung muss die Heranbildung handelnder und denkender Individuen sein, die aber im Dienste an der Gemeinschaft ihre höchste Lebensaufgabe sehen. (Albert Einstein ) 14
15 Begabungs- bzw. Begabtenförderung ermöglicht Persönlichkeitsentfaltung und macht somit Kinder glücklich. 15
16 Inklusive Begabungsförderung im Kindergarten kann gelingen, weil - Zeiträume unzerteilt sind, - keine Fachgrenzen vorliegen, - die Themenwahl beliebig sein kann, - Arbeitsmaterialien frei gewählt werden können, - Pädagog/innen nicht lehren müssen, sondern beobachten und begleiten können. (vgl. Schmitz, 2003) 16
17 Begabungs- bzw. Begabtenförderung kann gelingen, wenn 1. Pädagogische Haltung Eine Pädagogik der Inklusion kann nur dann wirklich gelingen, wenn sie tatsächlich alle Lernenden in ihrer Individualität und in ihren Bedürfnissen anerkennt. (Weilguny et al., 2011, S. 30) Die Herausforderung der Kinder ist ressourcen-, und nicht defizitorientiert. Der Lernstand der Kinder, und nicht ihr Alter, bestimmt ihre Aktivitäten. 17
18 Filmausschnitt Kinder. Über das Lerngenie der Kinder. 18
19 Begabungsförderung kann gelingen, wenn 2. Beobachtung - Beobachtungskompetenz, dialogische Haltung - Kinder als Ko-Konstrukteure ihrer Entwicklung - Geeignete Beobachtungsinstrumente: - Aufhebung von Entwicklungsnormen - offene Verfahren (Portfolio, BuL) - strukturierte Verfahren (SBK) (vgl. Böck, 2013) 19
20 Begabungs- bzw. Begabtenförderung kann gelingen, wenn 3. Diagnostik: Vorsicht! Testungen im Kleinkindalter: - Entwicklungsvorsprünge - kürzere Konzentrationsfähigkeit - geringere Ausdauer - niedrigere emotionale Selbstregulationsfähigkeiten - schwankende Motivation - schwankende Leistung 20
21 Begabungs- bzw. Begabtenförderung kann gelingen, wenn 4. Intelligenz - hoher IQ = Begabung? - Intelligenz ist keineswegs stabil: weder qualitativ (fluide und kristalline Intelligenz) noch quantitativ - Intelligenztests im Vorschulalter fragwürdig - Testergebnis = keine Handlungsanweisung (vgl. Weilguny et al., 2011) 5. Spiel- und Lernumgebung 21
22 Begabungsförderliche Spiel- und Lernumgebung im Kindergarten Freiwilligkeit Warum-Fragen experimentierfreudige Atmosphäre anspruchsvolle Materialien Enrichment vertrauensvolle Kommunikation divergentes Denken (vgl. CBI, 2011) positive Gruppenerfahrungen 22
23 Begabungs- bzw. Begabtenförderung kann gelingen, wenn 6. Methoden / Lernarrangements Inklusive Begabungsförderung als Bereicherung für die gesamte Gruppe. Jedes Kind kann gewinnen (vgl. Böck, 2013). Forderung des Regierungsprogramms : Veränderung der Schuleingangsphase (letztes Kindergartenjahr, 1. und 2. Klasse) jahrgangsgemischte Klassen Ziel = Schulanfang individualisiert gestalten (vgl. Wagener, 2014) Kinder erhalten die Zeit, die sie brauchen. Kein Kind will gebremst werden. Nicht das Lebensalter entscheidet (vgl. Schönfeldinger, 2008). 23
24 Filmausschnitt Kinder. Über das Lerngenie der Kinder. 24
25 Methoden / Lernarrangements WEG vom altersorientierten, HIN zum lernstandorientierten Arbeiten! Akzeleration ermöglichen! 25
26 Methoden / Lernarrangements Selbstreguliertes Lernen: Forschendes Lernen Projektarbeit Portfolio 26
27 Filmausschnitt Kinder. Über das Lerngenie der Kinder. 27
28 Akzeleration vorzeitige Einschulung - Herausforderung nach Interesse, nicht nach Alter - Meinung der Eltern und Kindergartenpädagoginnen und pädagogen - Schulleiter/in, schulärztliches Gutachten - individuelle Entscheidung (vgl. Weilguny et al., 2011) 28
29 Akzeleration Vorzeitige Einschulung Forderungen: - keine unnötigen Barrieren - Schnupperphase - Weg zurück offenhalten, Probezeit - Möchte das Kind in die Schule gehen? - Könnte es Schwierigkeiten haben? - Hauptspielfreunde - Eltern - Schulleitung und Lehrer/innen (vgl. Vock, 2004) 29
30 Akzeleration vorzeitige Einschulung Studien: - positive Effekte bei intellektuellen Leistungen - keine Effekte bei emotionaler und sozialer Entwicklung - negative Konsequenzen bei ablehnender Haltung der Lehrperson (vgl. CBI, 2011) 30
31 Kind und Begabung Leitfaden für eine inklusive Begabungsförderung in elementaren Bildungseinrichtungen Erschienen für die beiden Bundesländer Salzburg und Steiermark (Maria Berktold und Mag. Birgit Parz) Online abrufbar: bung.pdf /ziel/ /de 31
32 Kindliche Begabungen fördern muss nicht ein Mehr an Arbeit, sondern kann ein Überdenken der bisherigen pädagogischen Arbeit mit den Kindern bedeuten. 32
33 Handlungsfelder des ÖZBF - Fortbildungsveranstaltungen auf Multiplikatorinnen- und Multiplikatorenebene Lehrgang Begabungen im Kindergarten - Schulentwicklung in BAKIPs anregen - Kindergartenentwicklung anregen - Vernetzung + Kooperationen - Information: FAQs news&science. Begabtenförderung und Begabungsforschung Plakat Kongress im Zweijahres-Rhythmus (2015) Impulse-Plattform: Projekte, Materialien, Ideen 33
34 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!! Das große Ziel der Bildung ist nicht Wissen, sondern Handeln. Herbert Spencer ( ) 34
35 Literatur Böck, M. (2013). Wege in der Begabungsförderung. Kindergarten-Plakat. ÖZBF: Salzburg. CBI (2011). Qualitätsprogramm für (Hoch-)Begabtenförderung und (Hoch-) Begabungsforschung am Beispiel elementarer Bildungseinrichtungen. Wien. Friedl, S., Huber, L., Kempter, U., Resch, C., Samhaber, E., Schmid, F. & Weilguny, W. (2010). FAQs zur Begabungs- und Begabtenförderung. Die häufigsten Fragen in Zusammenhang mit (Hoch)Begabung. Salzburg: ÖZBF. Heller, K. A. (2005). Hochbegabung im Kindes- und Jugendalter. Göttingen: Hogrefe. Mönks, F. (2006). Begabung und Hochbegabung Zum aktuellen Stand der Begabungsforschung und Begabtenförderung. In C. Fischer & H. Ludwig (Hrsg.). Begabtenförderung als Aufgabe und Herausforderung für die Pädagogik (S ). Aschendorff: Münster. Perleth, C. & Schatz, T. (2004). Aus der Forschung: Zur Begabungsentwicklung und -förderung im Vorschulalter. In H. Wagner (Hrsg.). Frühzeitig fördern. Hochbegabte im Kindergarten und in der Grundschule. Tagungsbericht (S ). Bonn: Karl Heinrich Bock. Renzulli, J. (1978). What makes giftedness? Reexamining a definition. Phi Delta Kappan, 60, S Schmitz, S. (2003). (Hoch)Begabung im Vorschulalter. Erkennen und Fördern? In BMBWK (Hrsg.). Tagungsband (S ). Wien: BMBWK. Schönfeldinger, A. (2008). Mehrstufenklassen und ihre Vorteile für die Begabungs- und Begabtenförderung. In TIBI-Thomasianum (Hrsg.). Viel-Harmonie der Begabungen. Best-Practice- Beispiele an Wiener Schulen (S ). Berger & Söhne GmbH: Horn. Stamm, M. (2010). Achtung, fertig, Schuleintritt! Wie Eltern ihre Kinder auf eine erfolgreiche Schullaufbahn vorbereiten können. Dossier 12/2. 35
36 Literatur Vock, H. (2004). Schulbeginn der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule. In C. Fischer, F. Mönks & E. Grundel (Hrsg.). Curriculum und Didaktik der Begabtenförderung. Begabungen fördern, Lernen individualisieren (S ). Münster: LIT. Weigand, G. (2006). Begabung und Hochbegabung aus pädagogischer Perspektive. In C. Fischer & H. Ludwig (Hrsg.). Begabtenförderung als Aufgabe und Herausforderung für die Pädagogik (S ). Aschendorff: Münster. Wagener, U. (2014): Praktiken im Übergang: Kinder am Schulanfang in einer jahrgangsgemischten Eingangsstufe. Beitrag am Leipziger Kongress Lernprozessbegleitung und adaptive Lerngelegenheiten im Unterricht der Grundschule. Weilguny, W. M., Resch, C., Samhaber, E. & Hartel, B. (2011). Weißbuch Begabungs- und Exzellenzförderung. Salzburg: ÖZBF. 36
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