Neue Entwicklungen aus der Paartherapie mit Älteren
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- Anneliese Solberg
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1 Neue Entwicklungen aus der Paartherapie mit Älteren Prof. Dr.phil. Astrid Riehl-Emde Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie Wien,
2 Italienische Darstellung der Lebensalter
3 Überblick (Teil 1) Wo stehen wir heute? Was ist relativ neu? Wann beginnt das Alter? Sprechstunde für ältere Paare (drittes LA) Was führt ältere Paare zur Paartherapie? Therapeutisches Konzept / Indikation Aktueller Forschungsstand
4 Wann beginnt das Alter? Lebensjahr Bezeichnungen 60 bis 70/75 Ältere, behinderungsfreie Lebenserwartung, 3. Lebensalter ab ca.70/75 Ab ca. 90 Alte 4. Lebensalter Hochaltrigkeit Master Survivors > 100 Expert Survivors
5 SOK-Modell (Baltes & Carstensen 1996) Selektion Auswahl von Zielen / Verhaltensbereichen, die trotz schwindender Ressourcen erfolgreich erreicht werden können (eig. Ansprüche an Leistungsniveau anpassen) Optimierung Stärkung / Nutzung vorhandener Handlungsabläufe und Ressourcen; Trainieren von Fertigkeiten (z.b. Kommunikation, soziale Kompetenz, Problemlösen) Kompensation Schaffung / Training / Nutzung neuer Handlungsmittel, um Einschränkungen und Verlusten entgegenzuwirken. Kompensationsstrategien richten sich v.a. auf die physikalische Umwelt (altersgerechtes Wohnen) und Einbezug von Serviceleistungen (z.b. Einkaufshilfen, Essens- / Pflegedienste)
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7 Spezialambulanz: Paartherapie für ältere Paare 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% Jahre Beziehungsdauer bei Anmeldung
8 Wesentliche psychologische Aufgaben von Paaren im Ruhestand (Wallerstein & Blakeslee 1996) Zweisamkeit ergibt sich; Unabhängigkeit/getrennte Aktivität ist freiwilliger Entschluss Gegenseitige Fürsorge: Dauerhaftes Bedürfnis nach Unterstützung und Ermutigung Zunehmende emotionale Abhängigkeit Wunsch nach größerer Nähe und gleichzeitig Angst davor Verlust der Privatsphäre Interessen ausbauen, Kontakt zur Außenwelt erhalten Gefahr: Langeweile, soziale Isolation
9 Was ältere Paare zur Paartherapie führt... Die wichtigsten Gründe Nähe-Distanz-Probleme nach der Pensionierung Belastung durch Krankheit und Rollenumkehr Sexuelle Außenbeziehung des Partners Probleme mit Kindern/Kontaktabbruch zu Enkeln Unbefriedigende Situationen in der gemeinsamen Sexualität Zunehmende Belastung durch unbewältigte Ereignisse der Vergangenheit Eheliches Burnout und Unauflösbarkeit der Bindung
10 Die 10 Items der Skala Zärtlichkeit (PFB, Hahlweg 1982) 2. Er/sie streichelt mich während des Vorspiels so, dass ich sexuell erregt werde. 3. Ich merke, dass er/sie mich körperlich attraktiv findet. 4. Er/sie sagt mir, dass er/sie zufrieden ist, wenn er/sie mit mir zusammen ist. 5. Vor dem Einschlafen schmiegen wir uns im Bett aneinander. 9. Er/sie reagiert positiv auf meine sexuellen Wünsche. 13. Er/sie berührt mich zärtlich, und ich empfinde es als angenehm. 14. Er/sie macht mir ein ernst gemeintes Kompliment über mein Aussehen. 23. Er/sie nimmt mich in den Arm. 27. Er/sie spricht mit mir über seine/ihre sexuellen Wünsche. 28. Er/sie streichelt mich zärtlich.
11 Fazit zum Dritten Lebensalter Dauer der nachelterlichen Gefährtenschaft ist historisch neu Interindividuelle Variabilität der Entwicklungsmöglichkeiten Alters- vs. Kohortenproblem Zeitgeschichtliche Prägung der Alterspsychotherapie
12 Therapeutisches Konzept Entwicklungsaufgaben im Lebenszyklus Kollusion Umgang mit Polaritäten Aufteilung von Ambivalenz Fokus: interaktionelle Dynamik, Veränderung von Beziehungsmustern Lösbare vs. nicht lösbare Probleme Fazit: Keine anderen Mittel/Techniken als in der PT mit Jüngeren, aber: Altersspezifische Modifikationen. Quelle: Riehl-Emde A (2006) Paartherapie für ältere Paare. State of the Art. Psychotherapie im Alter (PiA) 3: 9-35
13 Psychotherapie älterer Menschen Spezifisch für die Arbeit mit Älteren: Wissen über das Altern historisch denken Wissen um die eigenen Voreinstellungen gegenüber dem Altern und ein fruchtbarer Umgang damit Ein oftmals breiteres Netz von Helfern als in der Arbeit mit jüngeren Patienten Oftmals (noch) andere Einstellung zur Psychotherapie Sehr wichtig, allerdings unspezifisch für die Arbeit mit Älteren: Begrenzte Zielsetzungen Positives Konnotieren, Humor und Orientierung an den Ressourcen / Kompetenzen
14 Aktueller Forschungsstand/Evaluation Psychotherapie mit Älteren ist möglich, sinnvoll, notwendig und langfristig erfolgreich (Heuft & Marschner 1994). Paartherapie ist wirksam (Gurman & Fraenkel 2002). Es besteht Bedarf an Effizienz- und Ergebnisstudien für die Paartherapie mit Älteren. Quelle: Riehl-Emde A (2006) Paartherapie für ältere Paare. State of the Art. Psychotherapie im Alter (PiA) 3: 9-35
15 Allgemeine Indikationen für die Paartherapie mit älteren Menschen Der Anteil psychischer und zwischenmenschlicher Probleme an Krisen im Alter, die meist in den familiären Beziehungen zum Ausdruck kommen (Ehepartner, Kinder), wird unterschätzt. Oftmals entstehen Überforderungen durch Neuorientierungen, die aufgrund gravierender Veränderungen in kurzer Zeit erforderlich sind (z.b. asynchrone Alterungsprozesse, Erkrankung eines Partners).
16 Unterschiede in der Paartherapie mit älteren vs. jüngeren Paaren Gegenübertragung /Voreinstellung der Fachperson Reichhaltige Beziehungsgeschichte Ältere beenden die Paartherapie, bevor sie den endgültigen Bruch ihrer Ehe riskieren Fehlende Bereitschaft zum Gruppensetting Aushalten/Mittragen von Unabänderlichem Tragiken würdigen statt schönreden Begrenzte Lebensperspektive Endlichkeit (Existentielle) Themen von Glauben und Sinnfindung haben höheren Stellenwert
17 Überblick (Teil 2) Was steht an? Was ist brandaktuell? Psychotherapie für Betagte (Viertes LA) Fallbeispiel Altersbezogene Modifikationen Anliegen von alten / betagten Paaren (?) Neunte Stufe der psychosozialen Entwicklung Grundlagenwissenschaftliche Befunde
18 Altersgerechte Gesprächsführung Aktive Gesprächsführung/Thema im Fokus erleichtert Orientierung/Sicherheit Transparenz/Klarheit/Zielgerichtetheit gegen Abhängigkeitsängste Psychoedukative Komponente modifiziert schicksalsbetonte oder durch medizinisches Modell geprägte Haltung Persönliche Präsenz erleichtert tragfähiges Behandlungsbündnis (statt Abstinenz, Neutralität)
19 Weitere altersbezogene Modifikationen Verlangsamung (z.b. Sprechen: klar, laut, langsam; Wiederholungen) Ggf. multimodale Instruktionen (z.b. visuelle Veranschaulichung; zu Notizen ermuntern) Gedächtnishilfen (z.b. schriftl. Hausaufgaben; tel. Erinnerung an Termin). Strategien zum Aufmerksamkeitserhalt (z.b. verkürzte Sitzungen, Pausen) Unkonventionelles Setting (z.b. in Klinik, Seniorenheim, Hausbesuch)
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21 Was könnte alte / betagte Paare zur Paartherapie führen? Chronifizierte Streitigkeiten Belastung durch Krankheit und Rollenumkehr Belastung durch unbewältigte Ereignisse der Vergangenheit Eheliches Burnout und Unauflösbarkeit der Bindung Wohnen Konflikte mit Kindern
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23 Phasenmodell der Entwicklung (Erik & Joan Erikson,1997) Entwicklungsphasen Dystoner vs. Syntoner Pol 1. Säuglingsalter Ur-Misstrauen vs. Ur-Vertrauen 2. Frühe Kindheit Scham, Zweifel vs. Autonomie 3. Spielalter Schuldgefühl vs. Initiative 4. Schulalter Minderwertigkeitsgefühl vs. Leistung 5. Adoleszenz Rollenkonfusion vs. Identität 6. Frühes Erwachsenalter Isolation vs. Intimität 7. Mittleres Erwachsenalter Stagnation vs. Generativität 8. Spätes Erwachsenenalter Verzweiflung vs. Ich-Integrität 9. Hochbetagtes Alter Gerotranszendenz
24 These sekundärer Strukturdefizite (nach Meinolf Peters, 2014) Mentalisierungsfähigkeit Selbst Abwehrmechanismen / Affektregulation Bindung Unvollständige Architektur der Ontogenese (Paul Baltes, 1999)
25 Fazit zum Vierten Lebensalter Themen des Vierten Lebensalters zeigen viele Anknüpfungspunkte für Psychotherapie Sterbezeit ist Lebenszeit Psychotherapeutische Möglichkeiten? Bedarf an Paartherapie? Die Entfaltung von Entwicklungspotentialen benötigt Unterstützung
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Institut für Psychosoziale Prävention / Ambulanz für Familientherapie Zentrum für Psychosoziale Medizin (ZPM), Universität Heidelberg
»Mein Mann ist zwar etwas dünn und klapprig, aber «Zu Nähe-Distanz- Regulierung und anderen Ambivalenzen in jahrzehntelangen Paarbeziehungen Astrid Riehl-Emde Institut für Psychosoziale Prävention / Ambulanz
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