Arbeitsblatt 5 Wirkungsweise und Funktionen von Vorurteilen
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- Florian Hartmann
- vor 7 Jahren
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1 Arbeitsblatt 5 Wirkungsweise und Funktionen von Vorurteilen Vorurteil: Pauschales Urteil über Menschen oder Gruppen, das auf stereotypen Zuschreibungen beruht und verallgemeinert.»frauen können besser zuhören und schlechter einparken.«ist das Bewertungsbedürfnis kollektiv und stark und wird damit auch definiert, wer Freund und wer Feind ist, sprechen wir statt von einem Vorurteil von einem Feindbild.»Muslime sind gefährlich, sie lehnen unsere Werteordnung ab.«in einer modernen Gesellschaft sind wir alle unterschiedlich, trotzdem verunsichert es manche, dass Menschen anders sind als sie selbst. Vorurteile, die wir von klein auf gelernt haben, sind eine schnelle aber nicht unbedingt hilfreiche Möglichkeit, sich die Welt zu erklären. Ein Vorurteil» ist gar nicht so leicht zu bemerken und zu entkräften.«ɀɀ weil es uns oft nicht bewusst ist ɀɀ weil Vorurteile uns nur sehen lassen, was wir sehen wollen ɀɀ weil sie sich selbst bestätigen: widersprechende Informationen, die nicht ins vorgefasste Schema passen, werden umgedeutet, ignoriert oder kleingeredet:»ausnahmen bestätigen die Regel! kommt selten allein.«ɀɀ Oft wirken Nationalismus, Rassismus, Homophobie oder Sexismus, Schwarz-Weiß-Denken und Ideen von»oben-unten«und»gut-böse«zusammen.» macht es einigen leichter auf Kosten von Anderen.«ɀɀ Vorurteile ermöglichen es uns, uns ein Bild von einer Person zu machen, ohne dass wir sie kennen müssen. ɀɀ Sie helfen, die verwirrende Vielfalt unserer Gesellschaft in»schubladen«einzuordnen und machen die Welt für die Einzelnen einfacher und weniger bedrohlich. Stereotype Bilder bestätigen uns, dass wir Bescheid wissen, wir fühlen uns dadurch sicherer. ɀɀ Indem ich festlege, in welche Schublade/zu welcher Gruppe der/die andere gehört, lege ich gleichzeitig fest, wer ich selber (nicht) bin. Gleichzeitig stärkt die Abwertung von Anderen bis hin zum Feindbild das eigene Selbstwertgefühl oder das Zusammengehörigkeitsgefühl in Gruppen auf Kosten von Anderen. ɀɀ Vorurteile und Feindbilder helfen, einen Sündenbock für persönliche oder gesellschaftliche Probleme zu finden. Wenn wir die Fehler bei den Anderen suchen, können wir von eigener Verantwortung oder der eigenen Ohnmacht, ungerechte Verhältnisse zu ändern ablenken. Wenn man gegen Sündenböcke aktiv wird, entsteht das gute Gefühl, Probleme erklären und 1
2 lösen zu können, ohne dass man wirklich etwas ändern muss, sich z. B. mit Mächtigeren anlegen muss oder Privilegien teilen muss. Ein aktuelles Beispiel ist die Debatte um Armut. Da gibt es einerseits das Vorurteil, Hartz 4 Empfänger/innen seien an ihrer Situation selbst schuld. Andererseits wird z. B. einzelnen Manager/innen oder»den Banken«die Schuld an komplexen ökonomischen Krisenerscheinungen im Kapitalismus zugeschriebenɀɀ Eigenschaften, Wünsche und Gefühle, die wir nicht an uns selbst akzep- tieren können, werden stellvertretend auf andere projiziert und bekämpft. Menschen, denen es schwer fällt, offen über Sexualität zu reden und ihre Gefühle zuzulassen, bilden dann z. B. Feindbilder gegen Schwule, Lesben oder Bisexuelle, die sie in ihrer engen Moral bestätigen.» ist der Anfang jeder Diskriminierung.«ɀɀ Vorurteile ermöglichen, legitimieren und verfestigen Diskriminierung. ɀɀ Die Übergänge zu diskriminierendem Verhalten sind oft fließend: ein ausgesprochenes Vorurteil kann eine diskriminierende Wirkung auf die angesprochene Person haben. ɀɀ Vorurteile helfen, dass eigenes ungerechtes Verhalten als vernünftig erklärt wird. Die»Anderen«sind dann selbst schuld daran, wenn sie schlecht behandelt werden, weil sie z. B. nicht anders wollen oder können. ɀɀ Wenn Ungleichbehandlung richtig ist, muss man auch nicht dagegen vorgehen. Machtstrukturen, gesellschaftliche Ungleichbehandlung, Unterschiede in Bezug auf Einflussmöglichkeiten, Lebensperspektiven etc. werden durch die Verbreitung und Aufrechterhaltung von Vorurteilen und Feindbildern immer wieder gestützt Jeder Mensch hat Vorurteile. Problematisch wird s erst, wenn man sie nicht in Frage stellen kann und einfach danach handelt oft ohne es selbst zu merken! Um im Alltag Diskriminierung zu erkennen und dagegen anzugehen, ist es also notwendig, einen schärferen Blick gegenüber Vorurteilen zu entwickeln und auf die eigenen unbedachten Äußerungen und die der anderen zu achten. 2
3 Wissen ohne Erfahrungen: Vorurteile basieren auf einem»wissen«über Personen, dass unabhängig von eigenen Erfahrungen existieren kann. Woher kommt dieses Vorwissen? Zum großen Teil aus unserem sozialen Umfeld: Es sind die Verhaltensweisen und Meinungen von Eltern, FreundInnen und Bekannten. In sämtlichen Lebensbereichen, in denen wir uns bewegen vom Kindergarten bis zur Schule, am Arbeitsplatz und im Sportverein, beim Fernsehen und beim Surfen im Internet wird Vorwissen vermittelt. Ein Beispiel: Wenn eine Polizeikontrolle am Flughafen nur Menschen mit dunkler Hautfarbe kontrolliert,»weiße«fluggäste aber weitgehend unbehelligt lässt, kann von ZeugInnen dieser Szenerie das Vorurteil»verstanden«werden, dass»ausländerinnen«besonders kriminell seien. Unbeteiligte ZuschauerInnen können denken, dass die Polizei nicht ohne Grund gerade»diese Leute«kontrolliert. Ähnlich funktioniert die unpersönliche Vermittlung von Vorurteilen in Zeitungen bei der Berichterstattung über Kriminalitätsfälle immer nur dann die Herkunft oder Hautfarbe von Tatverdächtigen erwähnen, wenn es sich nicht um (Weiße) Deutsche handelt, deren Vorfahren schon seit mehreren Generationen als StaatsbürgerInnen anerkannt sind. Fragen zur Diskussion: ɀɀ Was denken Sie, wenn Sie so eine Situation beobachten? ɀɀ Welche verschiedenen Vorurteile bestehen gegenüber der kontrollierten Person? ɀɀ Versuchen Sie die oben genannten Punkte auf das Beispiel anzuwenden. ɀɀ Fallen Ihnen andere Beispiele für die oben genannten Punkte ein? ɀɀ Woher nehmen Sie Ihr»Vorwissen«über andere Menschen? 3
4 ADB Sachen / Betty Pabst ɀɀ Was sehen Sie auf dem Plakat? ɀɀ Stimmt etwas nicht? Was? ɀɀ Wie sieht man aus, wenn man»deutsch«aussieht? ɀɀ Welche Vorurteile sind damit verbunden? ɀɀ Wie könnte sich das Bild vom typischen»deutschen«ändern? 4
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