Umsetzungshilfe zur Promotionsverordnung: Fachdidaktische Grundlagen zum Fach Textiles Werken
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- Klaudia Bergmann
- vor 7 Jahren
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1 Umsetzungshilfe zur Promotionsverordnung: Fachdidaktische Grundlagen zum Fach Textiles Werken Die vorliegende Umsetzungshilfe soll die Lehrpersonen unterstützen, die Sachkompetenz der Schülerinnen und Schüler im Fach Textiles Werken zu fördern und zu beurteilen. Es werden verschiedene fachspezifische Aspekte und Themen (Items) vorgeschlagen, anhand derer die Förderung und Beurteilung aus fachdidaktischer Sicht idealerweise geschehen soll. Die Verwendung der Umsetzungshilfe ist fakultativ. Situierung des Faches Das Textile Werken bildet zusammen mit den Fächern Werken, Bildnerisches Gestalten und freies Gestalten den Gestaltungsbereich der Volksschule. Allen Gestaltungsfächern gemeinsam sind die Lernfelder: Wahrnehmungs- und Vorstellungsfähigkeit Ausdrucks- und Gestaltungsfähigkeit Fähigkeiten und Fertigkeiten (in den je fachspezifischen Verfahren) Gestalten als Prozess Zugang zur gestalteten Umwelt Umweltbewusstes Verhalten. Darüber hinaus sind Fächerverbindungen zu vielen andern Schulfächern unerlässlich. Einerseits wenden die Schülerinnen und Schüler fachliche Kompetenzen - zum Beispiel der Mathematik, Sprache, Sachkunde an, anderseits werden explizit fächerverbindende Vorhaben durchgeführt. Für das Textile Werken sind die unten stehenden fachspezifischen Themenschwerpunkte des Lehrplans massgebend. Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler lassen sich unter folgenden Perspektiven beobachten und/oder einschätzen: : Der Zugang zu Textilien und textilspezifischen Verfahren ist immer mehrperspektivisch und kann auf verschiedenen Ebenen erfolgen. Genau hinschauen, darüber nachdenken sowie sich ein Urteil bilden sind dabei zentrale Vorgehensweisen. Bei der Eigenanfertigung, der Gestaltung müssen die Schülerinnen und Schüler planen, experimentieren, phantasieren, auswerten. : Textilien, textile Materialien ermöglichen Schülerinnen und Schülern aller Alterstufen sinnhafte Primärerfahrungen. Dadurch entdecken sie unter anderem Bearbeitungsmöglichkeiten, die in eigenen Projekten angewendet werden können. Sie erfahren sich als kreativ handelnde Person, erleben damit ihre Selbstwirksamkeit. Fähig werden und Werte schätzen: Die Beschäftigung mit Textilien und Textilarbeit ist geprägt durch Alltagsnähe und Inter- bzw. Transkulturalität. Das ästhetischhandwerkliche Gestalten regt dazu an, sich auf Neues einzulassen. Diese beiden Aspekte werden bewusst reflektiert und können so Grundlage sein für eine zunehmend persönliche und bewusste Werteentwicklung. Beim Lernen und Gestalten der Schülerinnen und Schüler im Textilen Werken laufen diese vielfältigen Aktivitäten zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Ausprägungen ab. Zum Teil sind sie angeleitet, zum Teil sind sie selbständig initiiert. Sie führen praktisch immer zu einer Ganzheit, sei es in einzelnen Erprobungen oder in der Produktegestaltung. Für die Leistungsbeurteilung sowohl durch die Schülerinnen und Schüler (Selbstbeurteilung) als auch durch die Lehrperson ist es sinnvoll, Schwerpunkte zu setzen. Diese können auf das Lernverhalten der Schülerinnen und Schüler, aber auch auf die Entwicklung des Produktes ausgerichtet sein. Umsetzungshilfe zur Promotionsverordnung: Fachdidaktische Grundlagen zum Fach Textiles Werken 1
2 Empfohlene Items zur Förderung und Beurteilung Kenntnisse von Techniken und Werkstoffen Feinmotorische und koordinative Fähigkeit Gestaltungsfähigkeit und Kreativität Thematische Auseinandersetzung 1. Item: Kenntnisse von Techniken und Werkstoffen Kenntnisse von Techniken und Werkstoffen, insbesondere der textilspezifischen Verfahren und der textilen Materialien sind notwendig für - eine sachgerechte Nutzung von Textilien - eine zielgerichtete Gestaltung von textilen Objekten. Dazu gehören auch der sachgerechte und umweltgerechte Umgang mit Material, Geräten und Maschinen sowie das umweltbewusste Verhalten. an sich kann weder beobachtet noch bewertet werden. Die Schülerinnen und Schüler müssen ihren Gedanken Ausdruck verleihen. Dies kann in Form von mündlicher bzw. schriftlicher Sprache geschehen. Aber auch Zeichnungen, Entwürfe, Experimente und Produkte sprechen durch ihre formale und farbliche Gestaltung. Die Schülerinnen und Schüler können Objekte/Arbeiten/Arbeitsschritte in Bezug auf die Herstellung, Anwendung z.b. eines Verfahrens, Werkzeugeinsatzes beurteilen. Sie können ihre Gedanken/Erkenntnisse aussagekräftig mitteilen: vermuten, beschreiben, erklären, begründen, beurteilen. Die Schülerinnen und Schüler sind in ihrer formalen und farblichen Gestaltung ihrem Alter und ihren Fähigkeiten entsprechend differenziert, detailgetreu, innovativ, kreativ. Die Inhalte dieses Themenschwerpunktes nehmen in der Regel den grössten Raum innerhalb des Textilunterrichts ein. Im grossen Feld der eigengestalterischen Tätigkeit ergeben sich viele Anlässe in denen gemeinsam und individuell über den Einsatz von Techniken und Werkstoffen gesprochen werden kann. Die Schülerinnen und Schüler können schriftliche und mündliche Anleitungen verstehen und in der eigenen Arbeit anwenden. Sie können die Techniken und Werkstoffe zielgerichtet und sachgerecht einsetzen. Sie können ihren Arbeitsplatz zweckmässig einrichten und systematisch richtig aufräumen. Sie können die Werkzeuge und Maschinen zweckmässig handhaben und selbständig nutzen. Umsetzungshilfe zur Promotionsverordnung: Fachdidaktische Grundlagen zum Fach Textiles Werken 2
3 Werte entwickeln In Einführungs- und Auswertungsgesprächen können sich die Schülerinnen und Schüler zu Aspekten von Technik und Werkstoff äussern. Die Schülerinnen und Schüler können Pro und Contra eines Technik- oder Werkstoffeinsatzes darstellen. Sie werden fähig Problemsituationen einzuschätzen und eigene Lösungsideen zu entwickeln. 2. Item: Feinmotorische und koordinative Fähigkeiten Vor allem in den textilspezifischen Verfahren: filzen, drucken, nähen, stricken usw. sind die koordinativen und feinmotorischen Fähigkeiten eine zentrale Gelingensbedingung. Sowohl die feinmotorischen als auch die koordinativen Fähigkeiten sind individuell und entwicklungsbedingt unterschiedlich. In der Leistungsbeurteilung ist diesen Unterschieden Rechnung zu tragen. Das Augenmerk ist insbesondere auf individuelle Fortschritte zu legen. Damit die Schülerinnen und Schüler ihre persönlichen Fertigkeiten entwickeln können, müssen die Teilschritte und der Ablauf einer Handlung erkannt und benannt werden können, Die Schülerinnen und Schüler können Teilschritte einer Handlung aufzählen, vormachen, erläutern, begründen. Im Neulernen aber auch im Vertiefen und Trainieren von textilen Verfahren sind die feinmotorischen und koordinativen Fähigkeiten unerlässlich. Konzentration, Geduld und Ausdauer braucht es sowohl in den Phasen des Neulernens als auch in denen der Ausführung einer Arbeit. Die Schülerinnen und Schüler können insbesondere die textilen Verfahren regelmässig, flüssig und exakt ausführen. Fähig werden und Werte entwickeln Das Wissen um die feinmotorischen und koordinativen Fähigkeiten im Allgemeinen und das Kennen der eigenen Fähigkeiten im Besonderen sind unter anderem Grundlage für den Transfer der Fähigkeiten aus dem Textilen Werken auf andere Tätigkeiten im Alltag und in der Schule. Die Schülerinnen und Schüler können die eigenen motorischen und koordinativen Fähigkeiten einschätzen. Umsetzungshilfe zur Promotionsverordnung: Fachdidaktische Grundlagen zum Fach Textiles Werken 3
4 3. Item: Gestaltungsfähigkeiten und Kreativität Gestaltungsfähigkeit und Kreativität sind zentrale Tätigkeitsfelder im Textilen Werken. Das gestaltend-handwerkliche Herstellen eines Objekts macht nur Sinn, wenn im Produkt die herstellende Person mit ihren Aussagen zum Ausdruck kommt. Gestaltungsfähigkeit und Kreativität sind notwendig für - spannende Entwürfe, innovative Ideen - den logischen Aufbau von Handlungsabläufen, das Planen von Teilschritten - den überraschenden, eigen-artigen Einsatz von Farbe, Form, Material, Verfahren - die ausser-gewöhnliche Weiterentwicklung von Experimenten - die interessante Deutung von (kreativen) Objekten. Im kreativen Prozess spielt die Wahrnehmungs- und Deutungsfähigkeit eine wesentliche Rolle. Ästhetische und semantische Bedeutungen sollen erkannt und eingesetzt werden können. Die Schülerinnen und Schüler erkennen kreative Produkte, kreative Lösungen und können diese beschreiben, begründen. Sie kennen Farb- und Formgesetzmässigkeiten und können diese nutzen. In ihren eigenen Arbeiten können sie phantasieren, sie weiterentwickeln. Sie haben überraschende Ideen, lassen sich auf Neues, Ungewohntes ein. In allen Alterstufen können sowohl das spielerische wie auch das experimentierende Suchen nach neuen Ideen kreative Prozesse unterstützen. Die Schülerinnen und Schüler lassen sich auf unterschiedliche Material-, Farb- und Formexperimente ein. Sie suchen, entdecken und nutzen neue Ausdrucksmöglichkeiten. Werte entwickeln Im Textilen Werken begegnen die Schülerinnen und Schüler in vielfältiger Weise kreativen Produkten: - Abbildungen von Alltags-, Design- und Kunstobjekten aus unserem und aus uns fremden Kulturräumen - realen handwerklichen, kunsthandwerklichen Gegenstände - eigenen Experimenten und Experimenten von Mitschüler/innen. Die Schülerinnen und Schüler können Zufallsresultate und rein zweckorientierte Lösungen von kreativen Lösungen unterscheiden und erkennen die je darin liegenden Werte. Sie erkennen den Wert eigengestalterischer Arbeit. Umsetzungshilfe zur Promotionsverordnung: Fachdidaktische Grundlagen zum Fach Textiles Werken 4
5 4. Item: Thematische Auseinandersetzung Um Farbe, Form, Material und Verfahren funktional, ästhetisch und semantisch richtig einsetzen zu können, braucht es die Auseinandersetzung mit einem vorgegebenen und/oder selber gewählten Thema. Zum Beispiel: - Sport, Spiel, Wohnen, Kleiden - Mütze, Schal, T-Shirt, Tasche - Rot, Winter, Spuren, ich und die andern - drucken, filzen, nähen Das Ausloten des gewählten Themas ist Grundlage für viele gestalterische und technische Entscheide innerhalb des Herstellungsprozesses. Textilkulturelles Hintergrundwissen kann genauso wegleitend werden wie das Analysieren der eigenen Verhaltensweisen im Alltag oder ein Besuch beim Handwerker, Künstler, im Museum oder das Betrachten eines Films. Die Schülerinnen und Schüler erkennen z.b. funktionale, kulturelle, ökologische und ökonomische Zusammenhänge. Sie können diese benennen und der eigenen Denk- und Handlungsweise gegenüberstellen. Es gelingt ihnen dadurch zu neuen Erkenntnissen zu kommen und diese für die eigene Arbeit fruchtbar zu machen. Wenn direkte Verbindungen entstehen zwischen der thematischen Auseinandersetzung und dem herzustellenden Produkt können Erkenntnisse handlungsleitend werden. Aber auch der umgekehrte Weg kann eingeschlagen werden: aktives, handelndes Analysieren; Beobachten kann zum sinnhaften Erkenntnisgewinn führen. Die Schülerinnen und Schüler können beim Thema bleiben und darin eigenständige Lösungen entwickeln, eigene Ideen umsetzen. Werte entwickeln Einführungs- und Auswertungsgespräche innerhalb der Lerngruppe, aber auch Zwischengespräche mit einzelnen Schülerinnen und Schülern können Anlässe sein, sich mit thematischen Aspekten zu befassen und dazu Stellung zu nehmen. Die Schülerinnen und Schüler können eigene Entscheidungen/Werthaltungen differenziert äussern und begründen. Sie können, vor allem in der Sekundarstufe I, andere Werthaltungen erkennen, beschreiben und akzeptieren. Im Januar 2010, Verena Häni Gruber Umsetzungshilfe zur Promotionsverordnung: Fachdidaktische Grundlagen zum Fach Textiles Werken 5
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