Vom Trendsetter zum Wirtschaftsfaktor: Fahrrad
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- Lucas Hase
- vor 7 Jahren
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1 Seite 1 von 5 Vom Trendsetter zum Wirtschaftsfaktor: Fahrrad Die Fahrradbranche gilt schon lange als Hidden-Champion. Sie präsentiert gute Zahlen und noch bessere Perspektiven Aurich Aktuelle Zahlen des Branchenverbands VSF e.v. (Verbund Service und Fahrrad) untermauern die Bedeutung des Fahrrades für Verkehr, Freizeit und Wirtschaftsstandort Deutschland. Den Deutschen ist ein gutes Fahrrad wichtig und sie entwickeln einen immer ausgeprägteren Sinn für Qualität, erklärt Albert Herresthal, Geschäftsführer des VSF e.v., einem Zusammenschluss von über 275 qualitativen Schwergewichten der Fahrradbranche, hauptsächlich Händler und Hersteller. Dass diese Qualität vor allem im Fachhandel gesucht und gefunden wird, zeigt der stetig steigende Fachhandelsanteil im Fahrradverkauf. Bezogen auf die Stückzahl liegt dieser gegenwärtig bei 68 Prozent, beim Umsatz sind es gar 80 Prozent. Laut des Fachhandelsbarometers von WOB und Branchenmagazin RadMarkt verzeichnete der qualitätsorientierte Fachhandel in den letzten sechs Jahren ein Umsatzplus von 55 Prozent. Für 2011 erwarten 67,1 Prozent der Fachhändler ein weiteres Wachstum, gut ein Viertel davon rechnet, dass dieses größer als fünf Prozent ausfällt. Damit wächst der Fahrradhandel gegen den allgemeinen Trend in anderen Branchen. So meldete der Fahrradhandel bereits 2009 gegenüber dem Vorjahr eine reale Umsatzsteigerung von 4,9 Prozent; in den anderen Branchen ansonsten sinkenden Einzelhandelsumsätzen (-1,8 Prozent). Auch die Anzahl der Beschäftigten in den über Fahrradgeschäften wuchs in diesem Zeitraum um 1,8 Prozent (Quellen: Stat. Bundesamt, HDE, VDZ). Kunden investieren in mehr Qualität Den Kunden sind nicht nur Service und Beratung wichtig, sie legen auch Wert auf Qualität. Daraus resultiert der stetig steigende Verkaufspreis des Fahrrads. Nach Herresthals Worten sind die höheren Preise keinesfalls vorrangig mit gestiegenen Produktionskosten zu erklären, sondern mit einer geänderten Nachfrage: Der Deutsche radelt öfter, ob zum Vergnügen oder zur Arbeit.
2 Seite 2 von 5 Damit geht zum einen ein steigender Qualitätsanspruch einher, aber vor allem eine gestiegene Wertschätzung und gesellschaftliche Bedeutung, so Herresthal. Das Fahrrad ist mittendrin in allen relevanten gesellschaftlichen Diskussionen und es ist stets ein Teil der Lösung und nicht des Problems. Ob Staus in den Innenstädten, Bewegungsmangel oder die knappen öffentlichen Kassen, mit dem Fahrrad lassen sich Ziele einfach und günstig erreichen. Lustvolle und günstige urbane Mobilität ist velomobil, stellt Herresthal für die Fahrradbranche selbstbewusst fest. Mehr Klarheit zur klassischen Saisonfrage: Was kostet ein gutes Fahrrad? Der Teufel steckt nicht nur beim Fahrrad im Detail, sondern auch bei den Statistiken über das Fahrrad. So hält Herresthal die Aussage, dass ein Fahrrad durchschnittlich 446 Euro kostet, wie sie vom Industrieverband ZIV (Zweirad Industrie Verband e.v.) für 2009 kommuniziert wird, für wenig aussagekräftig in Bezug auf die Frage, was ein gutes Fahrrad kostet. Die Zahl beziehe sich auf alle Vertriebskanäle und Radtypen. Für eine realistische Betrachtung müssten erst einmal all Kinderfahrzeuge und offensichtlicher fabrikneuer Sperrmüll aus den Bau- und Supermärkten aus der Erhebung herausgenommen werden. So hat der VSF aus den Daten des Fachmediums SAZbike ermittelt, dass für City- und Trekkingräder im Standard-Fachhandel durchschnittlich 624 Euro bezahlt werden. Dies deckt sich mit der Aussage des pressedienst-fahrrad. Dessen Geschäftsführer Gunnar Fehlau meint: Unter 500 Euro gibt es nur Spielzeuge für große oder kleine Kinder, aber keine soliden Räder für den Alltagsbetrieb. Der VSF hat für das Jahr 2010 im Premium-Fachhandel, also für die versierten Radläden in denen aktive Tourenund Alltagsradler einkaufen, einen durchschnittlichen Fahrradpreis von Euro erhoben. Erfolgsmotor: Pedelec Für ein Pedelec, das ist ein Fahrrad mit Elektro-Unterstützung, gaben Käufer 2010 im Premium-Fachhandel nach Datenlage des VSF im Schnitt Euro aus. Seit 2007 hat sich das Marktvolumen auf rund Stück im Jahr
3 Seite 3 von verdreifacht. Kein anderer Fahrradtyp wächst derart rasant waren bereits 8,94 Prozent aller verkauften Fahrräder im E-Bikes führenden Premium-Fachhandel Pedelecs. Das entsprach einer Steigerung von 47 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zwar liegt der Anteil am gesamten Fahrradmarkt des Pedelec noch im mittleren einstelligen Prozentbereich, doch dies sollte zu keiner Fehlannahme verleiten: Die Stückzahlen und Umsätze des Pedelecs müssen in Bezug auf den Markt solider Alltagsräder gesehen werden; die Anteile der Sportgeräte und Kinderräder spielen keine Rolle, erklärt Fehlau und ist der Meinung, dass 2011 bereits knapp 10 Prozent aller ernsthaft genutzten Alltagsräder solider Qualität als Pedelec gekauft werden. Zusätzlichen Rückenwind für seine Branche und das Fahrrad im Allgemeinen sieht Herresthal zudem im Tourismus und bei großen Städten. So unternahmen laut einer Studie von Trendscope ,88 Mio. Deutsche einen Radurlaub mit mindestens einer Übernachtung. Großstädte wie Berlin, München und Hamburg setzen spezifische Radverkehrsstrategien erfolgreich um und erreichen aktuell Radverkehrsanteile zwischen 13 Prozent (Hamburg und Berlin) und 14 Prozent in München. Tendenz: deutlich steigend. Das sind Millionen Neuradler, die die Krankenkassen und Kommunen entlasten, wenn sie in moderne Räder investieren. Von der gesteigerten Lebensfreude möchte ich hier gar nicht sprechen das muss jeder selbst erfahren!, freut sich Branchenkenner Herresthal. Über den VSF e.v.: Der Verbund Service und Fahrrad (VSF e.v., ist ein Verband der Fahrradbranche, in dem sich 275 qualitätsorientierte Fachhandelsgeschäfte, Hersteller und Dienstleister organisiert haben. Er vergibt das VSF..all-ride Qualitätssiegel, betreibt die VSF-Akademie für Fortbildung und veranstaltet alle zwei Jahre in Berlin den vivavelo Branchenkongress.
4 Seite 4 von 5 Das Fahrrad in Deutschland in Zahlen: Jährlich verkaufte Räder: rund 4 Mio. (Vergleich PKW: 2010 ca. 2,92 Mio. lt. KBA) Fahrradbestand: 73 Mio. (2. Fahrradbericht der Bundesregierung 2007; Vergl. PKW 2011: 42,3 Mio.) Fahrradverbreitung: 83 Prozent aller Haushalte haben mindestens ein Fahrrad. (BMVBS) Umsatzvolumen des Fahrradhandels: 5 Mrd. (BMWT Forschungsbericht 583 vom September 2009) Gesamtumsatz der vom Fahrrad abhängenden Wirtschaft: 13,46 Mrd. (einschließlich fahrradtouristischer Umsätze, BMWT Forschungsbericht 583 aus 9/2009; Vergleich: Gesamthaushalt des Landes Hamburg ,93 Mrd.) Arbeitsplatz Fahrradbranche: Vollzeit-Arbeitsplätze (Industrie, Handel, Tourismus, Infrastruktur, sonstige Bereiche; weitere Informationen: Verkaufspreise: Aktueller Durchschnittspreis (alle Fahrradtypen, alle Handelsformen): rund 446 (Quelle: ZIV für 2009) Aktueller Durchschnittspreis im Standard-Fachhandel (alle City-/Trekkingräder): rund 624 (VSF, Datenbasis: SAZbike) Aktueller Durchschnittspreis im Premium-Fachhandel 2010: (Quelle: VSF). Großstädte setzen besonders stark auf den Radverkehr. Berlin, München und Hamburg setzen spezifische Radverkehrsstrategien erfolgreich um und erreichen aktuell Radverkehrsanteile zwischen 13% (Hamburg und Berlin) und 14% in München. Tendenz: deutlich steigend.
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