Anwendung qualitativer Methoden in politikwissenschaftlichen Mikroanalyse
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- Eike Beutel
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1 Lehrbereich Methoden der Politikwissenschaft Anwendung qualitativer Methoden in politikwissenschaftlichen Mikroanalyse Jahrestagung der Sektion Methoden der DVPW Universität Konstanz Überblick 1. Mikropolitische Analysen Praktiken als Analyseeinheit Wirkung von Institutionen 2. in mikropolitischen Analysen Qualitative Interviews Ethnographische Besuche 3. Fazit Plädoyer für Methodenreflexion und weiterentwicklung
2 MIKROPOLITISCHE ANALYSEN Mikropolitische Analysen Mikropolitik als Analyseperspektive Prozesse in politischen Organisationen (Parlamente, Parteien, Verwaltung, ) Praktiken strukturieren das Handeln der Akteure Praktiken reproduzieren sich durch praktische Anwendung (nicht regulativ!)
3 Mikropolitische Analysen Zentrale Analyseeinheit: Praktiken Institutionenanalyse: Wie werden Institutionen interpretiert? Warum haben einige Institutionen eine hohe, andere eine geringe Verbindlichkeit? Wie wirkt sich der Wandel von Institutionen auf die Praxis aus? Mikropolitische Analysen Empirische Analyse von Praktiken Detaillierte Rekonstruktion von Kommunikation (Interaktionen) körperlicher Performanz (Klatschen, Raunen) materialisierter Artefakte (Akten, PM) Je mehr Informationen über Prozesse, desto Kleinteiliger die Analyse Dafür sind qualitative Zugänge besonders geeignet
4 QUALITATIVE METHODEN IN MIKROPOLITISCHEN ANALYSEN Scheinbare Lösung: Teilnehmende Beobachtung Man kann direkt Interaktionen beobachten Man nimmt Perspektive der Organisationsmitglieder ein Man bekommt ein Gefühl für das Feld Probleme: Auswahl der Beobachtungsorte und zeitpunkte Praktiken erst im Gesamtkontext identifizierbar (Reflexionswissen) Aufwand und Zugang
5 Vorschlag für Mikroanalysen: Qualitative Interviews mit feldinternen Akteuren, die Handlungs und Reflexionswissen haben Ethnographische Besuche in Organisationen oder Kontexten, die für Akteure relevant sind Beides zu wenig methodisch reflektiert Qualitative Interviews Durchführung und Auswertung von qualitativen Interviews zu wenig Gegenstand methodischer Diskussionen Interviewführung wird trivialisiert Es fehlen Standards, die Planung und Überprüfbarkeit von Interviewdurchführung ermöglichen Es kommt auf Erkenntnisinteresse und Interviewperson an, wie Interviews durchgeführt werden
6 Vier Entscheidungsdimensionen für die Durchführung qualitativer Interviews: Grad an Fremdstrukturierung Gesprächsrollen Einbringen von Vorwissen Festlegung des Informationsgehaltes Mikropolitische Analysen: Theoriegenerierung als Erkenntnisinteresse Häufig Politiker als Interviewpersonen Fremdstrukturierung offen strukturiert Interviews können auf der einen Seite völlig offen gestaltet sein, der/die Interviewer/in ist dann fast ausschließlich Zuhörer/in Interviews können auf der anderen Seite auch stark strukturiert sein, der/die Interviewer/in übernimmt dann eine Fremdsteuerung des Gesprächs bis hin zu einer Standardisierung
7 Gesprächsrollen I dialogisch diskursiv monologisch Interviews können auf der einen Seite dialogisch im Sinne eines wechselseitigen Gesprächs angelegt sein, oder auf der anderen Seite monologisch Gesprächsrollen II natürlich wissenschaftlich Interviews können sich an natürlichen Gesprächsnormen orientieren oder einen stark wissenschaftlichen Charakter haben
8 Vorwissen ausblenden einbringen Interviewer können auf der einen Seite ihr Vorwissen komplett ausblenden und sich als naiv präsentieren Sie können auf der anderen Seite ihr Vorwissen als strukturierendes Element nutzen und damit gleichzeitig eigene Kompetenz aufzeigen Informationsgehalt offen festgelegt Der Informationsgehalt eines Interviews kann auf der einen Seite nicht vorab bestimmt sein. Interviews können auf der anderen Seite auf bestimmte Informationen hinarbeiten, bis sie bestätigt oder verworfen werden
9 Ethnographische Besuche Ziel: Gefühl für das Feld (Interpretationswissen) Kurze Termine für Rundgänge, Teilnahme an Sitzungen und Verfolgung öffentlich zugänglicher Prozesse Tendenziell unsystematisch Keine Teilnahme im Sinne von going native Ethnographische Gespräche Lose Protokollierung von Erkenntnissen FAZIT
10 Fazit Methodenreflexion Gegenstandsangemessenheit der Durchführung qualitativer Interviews anhand der vier Entscheidungsdimensionen Regeln, Grenzen sowie Durchführung und Auswertung von ethnographischen Besuchen Ziel: Datenqualität und damit Validität von Theorien verbessern
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