Es gilt das gesprochene Wort!
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- Mathias Dunkle
- vor 7 Jahren
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1 Es gilt das gesprochene Wort! Einbringungsrede des Abg. Thomas Keindorf (CDU) zum Tagesordnungspunkt 06 Berufliche Bildung stärken Fachkräftesicherung umsetzen, Antrag der Fraktionen CDU und SPD, Drs. 6/3660 am 11. Dezember Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, mit dem Antrag Berufliche Bildung stärken Fachkräftesicherung umsetzen übernehmen die Koalitionsfraktionen Verantwortung, damit Sachsen-Anhalt auch in Zukunft ein attraktives Land für Unternehmer und für junge Menschen bleibt. Wie schon mehrfach an dieser Stelle dargelegt habe führt der demografische Wandel schon heute in immer mehr Wirtschaftszweigen zu unbesetzten Ausbildungsstellen und damit zu einem Mangel an qualifizierten Fachkräften, wenn wir nicht umsteuern. Wirtschaftsminister Hartmut Möllring hat vor wenigen Wochen zu Recht auf die Potentiale unseres Landes bei der touristischen Erschließung hingewiesen. Es dürfte sich jedoch als schwierig erweisen, noch mehr Touristen nach Sachsen-Anhalt zu locken, wenn die dafür erforderlichen Fachkräfte fehlen. Denn wie auch die Zahlen der IHK belegen steigt der Bedarf an Fachkräften im Hotel- und Gaststättengewerbe ständig. Oder denken sie an die grünen Berufe. Nach einer aktuellen Unternehmensbefragung werden in der Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt über 70 Prozent Facharbeiter, Meister und Techniker beschäftigt. Ca. 10 Prozent der Arbeitnehmer in landwirtschaftlichen Betrieben verfügen über einen Hochschulabschluss. Gleichzeitig gefährdet der anhaltende Trend zur Aufnahme eines Studiums nach der Schule den Fachkräftenachwuchs für die gesamte Wirtschaft. Mitte der 1960er Jahre absolvierten 92 Prozent der jungen Menschen in der alten Bundesrepublik eine duale Berufsausbildung und nur acht Prozent begannen ein Studium war die Quote der Ausbildungs- und Studienanfänger mit 49,9 bzw. 50,1 Prozent annähernd gleich. Haben im Jahr 2008 noch knapp Jugendliche in Sachsen-Anhalt eine Berufsausbildung begonnen, sank die Zahl im Jahr 2013 auf weniger als Auszubildende. In diesem Jahr übersteigt erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland die Zahl der Studienanfänger die der Auszubildenden im ersten Lehrjahr.
2 Meine Damen und Herren, um es unmissverständlich zu sagen, es geht hier nicht um eine Schwächung der akademischen Ausbildung, sondern es geht in erster Linie darum, die Geleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung wertzuschätzen und weiter mit Substanz zu füllen. Die berufliche und die akademische Bildung müssen als zwei gleichberechtigte Säulen im Bildungssystem noch besser wahrgenommen und gestärkt werden. Hier sind, um den Prozess zu befördern, neben der Politik auch die Unternehmen, Schulen und die Medien gefragt. die beiden Bildungswege berufliche und akademische Bildung zeichnen sich bereits heute durch eine entsprechende Durchlässigkeit aus. Wer mit einem Sekundar-schulabschluss eine dreijährige Berufsausbildung erfolgreich abschließt und durch Zusatzqualifikationen, wie z.b. dem Erwerb des Meisterbriefes weiter aufwertet, ist anschließend zur Aufnahme eines Studiums an einer Fachhochschule berechtigt. Auf den Meister kann unter Umständen der Master folgen. Umgekehrt ist jeder Abiturient auf dem Weg in die eigene, berufliche Selbstständigkeit bereits heute berechtigt, eine verkürzte duale Berufsausbildung zu absolvieren. Dennoch muss die berufliche Bildung an Veränderungen in der Arbeitswelt, Auswirkungen der Demografie und gewandelte Strukturen im Bildungsprozess angepasst werden. Meine Damen und Herren, das sage ich jetzt völlig wertefrei: Das Ende der Schullaufbahnempfehlung hat nachweislich zu steigenden Schülerzahlen an den Gymnasien geführt. Dabei zeichnen sich zwei wesentliche Effekte ab: Erstens steigt der Lehrkräftebedarf an Gymnasien. Zweitens, auch in den nächsten Jahren wird sich der Ansturm auf die Hochschulen auf konstant hohem Niveau bewegen. Es ist kein Geheimnis, wenn etwa die Hälfte aller Grundschüler auf das Gymnasium wechselt, fehlen in der gesamten Wirtschaft immer häufiger Schulabgänger mit Sekundarschulabschluss. Allein im Bereich des Handwerks im südlichen Sachsen-Anhalt können etwa 470 Ausbildungsstellen nicht besetzt werden. Ein möglicher Weg diesem besorgniserregenden Trend entgegen zu wirken und da bin ich dem Ministerpräsidenten Reiner Haseloff für seine Zusage im Sachsen-Anhalt-Forum dankbar ist eine verbindliche Berufs- und Studienorientierung am Gymnasium. Denn während auf der einen Seite immer mehr Ausbildungsstellen nicht besetzt werden können, brechen leider zu viele Studenten ihr Studium vorzeitig ab. Nicht selten hat sich der eingeschlagene Weg für junge Menschen an die Universität dann als eine gewisse
3 Sackgasse herausgestellt. Im Ergebnis führt das dann zu Frust bei den jungen Menschen und bei den Unternehmern. Ich habe die Zahlen der Studienzweifler, wie sie neudeutsch genannt werden, mal bei der Landesregierung erfragt. Die Quoten variieren von Hochschule zu Hochschule zwischen 18 Prozent und 55 Prozent. für die Koalitionsfraktionen ist klar, dass es noch besser gelingen muss, attraktive Angebote für Studienabbrecher bei der Aufnahme einer verspäteten Berufsausbildung zu schaffen. Ziel muss es sein, Beratungsangebote für Studienabbrecher systematisch auszubauen und auf den betrieblichen Qualifikationsbedarf zugeschnittene, intelligente Lösungen zu finden. Entsprechend einer aktuellen Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung halten wir z.b. die teilweise Befreiung von Studienabbrechern vom Berufsschulunterricht durchaus für diskussionswürdig. Auch die Bedingungen für langzeitarbeitslose Hochschulabsolventen müssen weiter verbessert werden, zum Beispiel durch die Anrechnung von bereits erbrachten Lernleistungen bei der Aufnahme einer Berufsausbildung. Die dualen Studiengänge als Garant für eine hohe Durchlässigkeit zwischen der beruflichen und akademischen Bildung haben sich bereits bewährt und müssen in Sachsen-Anhalt weiter gefördert und ausgebaut werden. Auch im umgekehrten Fall sollte mit dem Ausbau von Anrechnungsmöglichkeiten beruflicher Kompetenzen auf Hochschulstudiengänge die Durchlässigkeit zwischen den beiden tragenden Säulen der Fachkräftesicherung weiter erhöht werden. Dazu wurde bereits heute Morgen alles Wesentliche gesagt. Bei der konkreten Ausgestaltung dürfen beide Säulen im Bildungssystem aber nicht verwässert werden, da die Anforderungen an die beiden Bildungssysteme recht unterschiedlich sind. So sind die Anforderungen an die berufliche Bildung weiter gefächert, weil hier sowohl junge Menschen ohne Schulabschluss, mit Förderbedarf aber gleichzeitig auch leistungsstarke Jugendliche erfolgreich eine Ausbildung absolvieren können. Meine Damen und Herren, die Koalitionsfraktionen sind überzeugt, dass die gegenseitige Anrechnung von Lernleistungen zudem zu einer Kultur der gegenseitigen Wertschätzung der beiden Bildungswege führen wird. Damit komme ich zum dritten Punkt unseres Antrages. Auch darüber haben wir bereits im Mai dieses Jahres sehr ausführlich beraten und einstimmig einen Beschluss gefasst. Der
4 Bericht des Kultusministers liegt seit wenigen Tagen vor und enthält wichtige Anknüpfungspunkte. Mit der Umsetzung eines regionalen und transparenten Übergangsmanagement-Systems Schule Beruf werden die Voraussetzungen für die Optimierung bestehender Strukturen bei der Vorbereitung und Begleitung von Jugendlichen mit mangelnder Ausbildungsreife von der Schule bis zum Berufsabschluss geschaffen. Dabei möchte ich betonen, dass es sich hier um kein spezifisches Problem in Sachsen-Anhalt handelt. Die zum Teil wenig effizienten und intransparenten Strukturen sind bundesweit ein Problem. Das hat inzwischen auch die Bundespolitik erkannt und mit einem Antrag entsprechend reagiert. Ein wesentlicher Faktor für das Gelingen eines optimalen Managements am Übergang von der Schule in den Beruf ist die enge Abstimmung und sinnvolle Vernetzung aller regionalen Akteure, die am Ausbildungsprozess beteiligten sind. Dazu zählen neben der Agentur für Arbeit, den Schulen, Eltern und Unternehmen auch die Sozialpartner sowie die Industrieund Handelskammern und Handwerkskammern, oder Berufseinstiegsbegleiter, Jugendsozialarbeiter und Kommunen, um nur einige der beteiligten Akteure zu nennen. Ziel ist die rechtskreisübergreifende Koordinierung aller effizienten Maßnahmen, Projekte und Programme. Eine Landeskoordinierungsstelle stellt neben der Prozess-Steuerung und - Evaluierung auch den Erfahrungsaustausch zwischen den regionalen Partnern im Land sicher. Die Koalitionsfraktionen sind sich darin einig, dass die optimale Versorgung aller Jugendlichen mit einem Ausbildungsplatz nach der Schule auf diese Weise noch besser sichergestellt werden kann. die Fraktionen von CDU und SPD setzen auf die hohe Qualität berufsbildender Schulen in unserem Land. Der Erfolg und die Attraktivität des dualen Ausbildungssystems als Kern der beruflichen Bildung basieren auf der Leistungsfähigkeit und Kooperation der beiden Lernorte Unternehmen und Berufsschule. Innovative Konzepte der beruflichen Bildung stellen sicher, dass der für die hohe Qualität der dualen Ausbildung erforderliche Ausbildungsteil an einer Berufsschule auch in Zukunft gewährleistet wird. Qualitativ hochwertige Lehr- und Lernmethoden verbunden mit einer bedarfsgerechten Ausstattung können diese Entwicklung unterstützen. Herr Präsident, meine Damen und Herren,
5 erlauben sie mir abschließend ein paar Worte zum fünften Punkt unseres Antrages. Dieser Punkt ist den Koalitionsfraktionen auch wichtig. Wie ihnen allen bekannt ist vermittelt die ganzheitliche Berufsausbildung umfassende und flexible berufliche Handlungskompetenz, um eigenverantwortlich Arbeitsprozesse durchzuführen und darin auftretende Probleme zu lösen. Gerade Berufsanfänger müssen sich bei der beruflichen Weiterentwicklung in einem Unternehmen, aber auch beim Arbeitsplatz-Wechsel, gegenüber anderen qualifizierten Bewerbern behaupten können. Eine ganzheitliche Berufsausbildung legt den Grundstein für junge Menschen, um die kommenden Herausforderungen meistern zu können. Auch die Besonderheit der Wirtschaftsstruktur in Sachsen-Anhalt erfordert einen ganzheitlichen Ansatz bei der Ausbildung qualifizierter Fachkräfte. Für kleine und mittlere Unternehmen ist damit die vollumfängliche Einsatzfähigkeit qualifizierter Fachkräfte sichergestellt. Ich freue mich jetzt auf die Debatte und Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
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