Zentrale Ergebnisse aus der Aus- und Weiterbildungsumfrage 2015 der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau

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1 Zentrale Ergebnisse aus der Aus- und Weiterbildungsumfrage 2015 der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau 1

2 Zentrale Ergebnisse aus der Aus- und Weiterbildungsumfrage 2015 der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau Bundesweit haben die Industrie- und Handelskammern (IHKn) zu Beginn des Jahres 2015 ihre Mitgliedsunternehmen erneut zu ihren Aus- und Weiterbildungsmotiven und -erfahrungen befragt. Hierzu führte die IHK Halle-Dessau im Zeitraum vom 11. März bis zum 29. März 2015 eine Online-Befragung durch. Die zentralen Ergebnisse der Umfrage werden nachfolgend vorgestellt. 1.) Ausbildung Von den befragten Unternehmen bilden 98 Prozent selbst aus. Alle Unternehmen wurden danach befragt, weshalb sie sich gegenwärtig an der Ausbildung beteiligen. Als zentrales Ausbildungsmotiv steht die Fachkräftesicherung im Vordergrund (100 Prozent). Frage: Warum bildet Ihr Unternehmen aus? 1 Ich will gut ausgebildete Fachkräfte für mein Unternehmen sichern. 100,0% 2 Ich will mich als attraktives Unternehmen positionieren. 53,3% 3 Ausbildung hat bei uns Tradition. 55,6% 4 Ich möchte einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. 40,0% 5 Aus wirtschaftlichen Gründen 15,6% 6 Duale Ausbildung im eigenen Betrieb ist effektiver, als externe Mitarbeiter einzustellen. 46,7% 7 Sonstige Gründe, und zwar: 0,0% Im Jahr 2014 konnte 51 Prozent der Unternehmen nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Die Gründe für die Nichtbesetzung waren sehr verschieden. Allen voran wurde angeführt, dass keine geeigneten Bewerbungen vorlagen (50 Prozent). 2

3 Frage: Warum konnten Plätze nicht besetzt werden? 1 Die Ausbildungsplätze wurden von den Auszubildenden nicht angetreten. 41,7% 2 Die Ausbildungsverträge wurden von den Auszubildenden nach Beginn der Ausbildung aufgelöst. 25,0% 3 Es lagen keine Bewerbungen vor. 33,3% 4 Es lagen keine geeigneten Bewerbungen vor. 50,0% 5 Der Ausbildungsvertrag wurde durch uns nach Beginn der Ausbildung aufgelöst. 16,7% 6 Andere Gründe: 8,3% 64 Prozent der Befragten beklagen, dass sich Ausbildungshemmnisse auf ihr Unternehmen auswirken. Auch hier zeigte sich eine große Bandbreite der Gründe. Vorranging wird angeführt, dass Schulabgänger zu unklare Berufsvorstellungen haben (78 Prozent). Frage: Welche Ausbildungshemmnisse wirken sich auf Ihren Betrieb aus? 1 Die Entfernung zur Berufsschule ist zu groß 25,9% 2 Die unsichere wirtschaftliche Perspektive hemmt meine Ausbildungsmöglichkeiten 11,1% 3 Ich kann Auszubildende nicht übernehmen 14,8% 4 Es gibt Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit der Berufsschule, und zwar: 11,1% 5 Viele Schulabgänger haben zu unklare Berufsvorstellungen 77,7% 6 Trotz Übernahmeangebot entscheiden sich Auszubildenden oftmals für andere Unter-nehmen oder Bildungswege. 44,4% 7 Ich bin tariflich gebunden, Azubis zu übernehmen. 11,1% 8 Andere 14,8% Die Unternehmen registrieren deutliche Mängel in der Ausbildungsreife von Schulabgängern. Dies betrifft zum Beispiel deren Umgang mit Vorgesetzten und Kollegen oder die Leistungsbereitschaft und Motivation. 3

4 Frage: In welchen Bereichen stellen Sie Mängel bei der Ausbildungsreife heutiger Schulabgänger fest? 1 Belastbarkeit 61,4% 2 Disziplin 36,4% 3 Elementare Rechenfertigkeiten 54,6% 4 Interesse und Aufgeschlossenheit 50,0% 5 Leistungsbereitschaft und Motivation 61,4% 6 Mündliches und schriftliches Ausdrucksvermögen 50,0% 7 Umgangsformen 61,4% 8 Teamfähigkeit 15,9% 9 Ich stelle keine Mängel fest 6,8% Um der mangelnden Ausbildungsreife von Schulabgängern entgegenzuwirken, nutzen Unternehmen verschiedene Möglichkeiten, wie zum Beispiel Nachhilfeangebot. Allerdings führen auch 23 Prozent der Befragten an, dass es für ihr Unternehmen gegenwärtig nicht möglich sei, leistungsschwächere Jugendliche zu fördern und zu integrieren. Frage: Wie reagieren Sie auf die mangelnde Ausbildungsreife von Schulabgängern? 1 In meinem Betrieb ist es nicht möglich, leistungsschwächere Schulabgänger zu fördern und zu integrieren. 23,3% 2 Angebote für betriebliche Einstiegsqualifizierungen (EQ) 23,3% 3 Angebote für betriebliche Praxisphasen für Jugendliche, die bei einem Bildungsträger ausgebildet werden 34,9% 4 Angebote für langfristige Schülerpraktika zum Lernen im Betrieb (z. B. Praxisklassen) 16,3% 5 Eigenes Angebot von Nachhilfe im Unternehmen 41,9% 6 Einsatz ehrenamtlicher Mentoren/Paten 11,6% 7 Nutzung ausbildungsbegleitender Hilfen der Agentur für Arbeit (z. B. für Nachhilfe) 41,9% 8 Nutzung 2-stufiger Ausbildungsmodelle (2-jähriger Beruf) 11,6% 9 Ich würde mehr Ausbildungsplätze mit lernschwächeren Bewerbern besetzen, wenn ich über Schulzeugnisse hinaus besser über Stärken und Schwächen des Jugendlichen informiert wäre (z. B. über eine differenziertere Beurteilung) 7,0% 10 Ich gebe grundsätzlich auch ohne öffentliche Unterstützung lernschwächeren Jugendlichen eine Chance. 34,9% 11 Andere Reaktionen 4,7% 4

5 Um auf rückläufige Bewerberzahlen zu reagieren, nutzen Unternehmen verschiedene Wege, um Jugendliche auf ihre offenen Ausbildungsplätz aufmerksam zu machen. So bieten 68 Prozent der Unternehmen beispielsweise Praktikumsplätze an oder schließen Bildungspartnerschaften mit Schulen ab (45 Prozent). Frage: Wie reagieren Sie auf die rückläufigen Bewerberzahlen? 1 Angebot von Auslandsaufenthalten in der Ausbildung 17,5% 2 Angebot von Zusatzqualifikationen (z. B. Fremdsprachenunterricht) 10,0% 3 Erschließung neuer Bewerbergruppen (z. B. Studienabbrecher) 35,0% 4 Angebot von Ausbildung in Teilzeit 5,0% 5 Ich ermögliche die Kombination von Ausbildung mit einer Aufstiegsfortbildung 10,0% 6 Angebot von Praktikumsplätzen 67,5% 7 Kooperationen mit Hochschulen (z.b. Angebot von dualen Studiengängen) 20,0% 8 Kooperation mit Schulen (z.b. Bildungspartnerschaften) 45,0% 9 Steigerung der eigenen Attraktivität durch finanzielle/materielle Anreize 12,5% 10 Ich bilde im Verbund aus oder prüfe gerade die Möglichkeit 12,5% 11 Verstärkte Suche nach Auszubildenden im Ausland 0,0% 12 Verstärkte überregionale Suche nach Auszubildenden 15,0% 13 Andere Vorgehensweisen: 12,5% Offene Ausbildungsstellen werden von 76 Prozent der Unternehmen immer bei der Agentur für Arbeit gemeldet. Darüber hinaus werden bei der Besetzung freier Plätze auch andere Wege genutzt, um Jugendliche frühzeitig an Unternehmen zu binden. So wird das Internet vorrangig dazu genutzt, Stellenanzeigen auf der Unternehmenshomepage bekannt zu geben (94 Prozent). Darüber hinaus veröffentlichen die Unternehmen auch über die IHK-Lehrstellenbörse (47 Prozent), andere Online-Börsen (29 Prozent) oder Soziale Medien (27 Prozent) ihre freien Ausbildungsplätze. 5

6 Frage: Auf welchem Wege außer Einschaltung der Agentur für Arbeit gewinnen Sie Ihre Auszubildenden? 1 Anzeigen in regionalen Printmedien 57,8% 2 Ausbildungsmessen 60,0% 3 IHK 44,4% 4 Internet 75,6% 5 Private Ausbildungsvermittler 0,0% 6 Persönliche Kontakte 53,3% 7 Branchenverbände / Arbeitgeberverbände 6,7% 8 Direktwerbung in Schulen 51,1% 9 Zusätzliche Einschaltung der Job-Center 20,0% 10 Praktikum 66,7% 11 Andere Wege: 24,4% 82 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, 2015 voraussichtlich alle Auszubildenden zu übernehmen. Jene Unternehmen, die nicht alle Auszubildenden nahtlos übernehmen können, führten vor allem das Fehlen eines freien Arbeitsplatzes als Grund an (57 Prozent). Frage: Gründe für Nicht-Übernahme 1 Mein Auszubildender ein Studium anfangen will ohne weiterhin im Betrieb tätig zu sein. 0,0% 2 Mein Auszubildender noch einen anderen Beruf lernen will. 0,0% 3 Mein Auszubildender in einen anderen Betrieb wechseln wird. 14,3% 4 Ich keine freie Stelle habe. 57,1% 5 Auszubildender und Betrieb über die Ausbildung hinaus nicht zusammen passen. 14,3% 6 In diesem Jahr beendet bei uns kein Auszubildender seine Ausbildung. 28,6% 6 Anderer Grund: 0,0% 6

7 Im Jahr 2015 bietet die Mehrheit der Unternehmen eine gleichbleibende Zahl an Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahr an (71 Prozent). 16 Prozent möchte 2015 mehr Plätze anbieten und 13 Prozent weniger als Als Grund für eine Bereitstellung von mehr Ausbildungsplätzen wird vorrangig das Motiv der Fachkräftesicherung angeführt (43 Prozent), gefolgt von positiven Geschäftsentwicklungen (14 Prozent). Weniger Ausbildungsplätze werden dagegen angeboten, weil insbesondere keine geeigneten Bewerber gefunden werden (17 Prozent). 2.) Weiterbildung Damit sowohl gegenwärtig als auch in der Zukunft die Mitarbeiter dem Unternehmen mit der richtigen Quantität und Qualität verfügbar sind, setzen die Unternehmen verschiedene Personalentwicklungsinstrumente (PE) ein. Ein häufiges verwendetes Instrument ist die Personalrekrutierung über Stellenprofile (58 Prozent). Frage: Welche Personalentwicklungsinstrumente (PE) setzen Sie ein? 1 Keine 15,6% 2 Wir nutzen Tätigkeitsbeschreibungen/ Stellenprofile für Rekrutierung und Personaleinsatz. 57,8% 3 Wir erheben den Weiterbildungsbedarf unserer Mitarbeiter. 71,1% 4 Wir nutzen betriebliche PE-Pläne. 44,4% 5 Wir wenden Controlling-Instrumente an, um den Nutzen von Weiterbildungen zu dokumentieren. 13,3% 6 Sonstiges 4,4% 73 Prozent der Unternehmen möchte im Jahr 2015 die Weiterbildungsaktivitäten auf einem gleichbleibenden Niveau halten. Erfreulich ist weiterhin, dass 24 Prozent sogar mehr in die betriebliche Weiterbildung von Mitarbeitern investieren möchte. Die Bereitstellung von Weiterbildungsangeboten ist für Unternehmen von verschiedenen Einflussfaktoren abhängig. So fordern die Unternehmen beispielsweise eine stärkere staatliche Finanzierung von Weiterbildungsmaßnahmen (20 Prozent) und damit eine Entlastung der betrieblichen Aufwendungen (42 Prozent). Andere wichtige Einflussfaktoren für Weiterbildungsaktivitäten sind die Entwicklung der Geschäftserwartungen (39 Prozent) und der betriebliche Nutzen der Weiterbildungsmaßnahme (23 Prozent). 7

8 Frage: Unter welchen Voraussetzungen würden Sie mehr in die Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter investieren? 1 Mehr Investitionen sind nicht notwendig 22,7% 2 Bessere Geschäftserwartungen 38,6% 3 Finanzielle Beteiligung der Mitarbeiter 9,1% 4 Mehr öffentliche Qualifizierungsberatung 9,1% 5 Stärkere staatliche Finanzierung (z. B. WeGebAU, unterstützende Länderprogramme) 20,5% 6 Urlaubs- und Freizeitverzicht der Mitarbeiter 6,8% 7 Wenn sich die Mehrinvestitionen amortisieren 22,7% 8 Wenn die Weiterbildung kürzer wäre. 11,4% 9 Mehr Angebote in Form von Inhouse-Seminaren 20,5% 10 Wenn die Weiterbildung ganz oder teilweise online möglich wäre 20,5% 11 Andere 2,3% 3.) Berufliche Bildung Unternehmen versuchen den Jugendlichen zu verdeutlichen, dass die Berufliche Bildung den gleichen Stellenwert hat, wie ein Studium. Dazu gestalten sie ihre Vermittlung von Ausbildungsinhalten noch attraktiver (50 Prozent), sie machen den Jugendlichen die vielfältigen Karriereoptionen im Ausbildungsunternehmen deutlich (53 Prozent) und suchen den Kontakt zur Schule (47 Prozent). Parallel dazu fordern die Unternehmen, dass auch andere sich beteiligen, die Gleichwertigkeit von Beruflicher Bildung im Vergleich zum Studium zu verdeutlichen. 94 Prozent der Unternehmen sind der Meinung, dass auch an Gymnasien über die Chancen der dualen Berufsausbildung informiert werden und an Elternabenden darüber diskutiert werden soll (73 Prozent). 8

9 Frage: Was können andere dazu beitragen, damit die Berufliche Bildung für Jugendliche den gleichen Stellenwert wie ein Studium erhält? 1 auch an Gymnasien über die Chancen einer dualen Ausbildung informiert wird 93,9% 2 sie Kontakt zu Ausbildungsunternehmen aufnehmen 69,7% 3 Kontakt zu den IHKs aufnehmen 30,3% 4 bei Elternabenden an Gymnasien die Chancen der Beruflichen Bildung diskutiert werden 72,7% 5 die Gleichwertigkeit der Beruflichen und akademischen Bildung betont wird 75,8% 6 die guten Karriereperspektiven und Verdienstmöglichkeiten der Beruflichen Bildung hervorgehoben werden 72,7% 7 Imagekampagnen gestartet werden 48,5% 8 andere Mittel 3,0% 97 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie in ihrem Unternehmen Facharbeiter, Fachwirte und Meister nicht durch Bachelor- oder Masterabsolventen ersetzen. Als Gründe wurden angegeben, dass beruflich Qualifizierte die Aufgaben im Unternehmen besser lösen können (42 Prozent) und dass das Unternehmen selbst noch ausreichend Auszubildende und Facharbeiter für den Betrieb gewinnen kann (65 Prozent). 4.) Ausgewählte Unternehmensangaben Unternehmen, die an der Befragung teilnahmen, gehörten vor allem der Industriebranche, dem Handel, dem Gastgewerbe, der Verkehrsbranche (Handel/Logistik), dem Baugewerbe und den unternehmensorientierten Dienstleistungen an. Bei der Betriebsgröße dominierten klein- und mittelständische Unternehmen. Mehr als die Hälfte hat zwischen 20 und 199 Beschäftigte. 39 Prozent der Unternehmen hat weniger als fünf Auszubildende. 34 Prozent bildet zwischen 5 und 15 Auszubildende und 25 Prozent bilden 16 bis 100 Auszubildende aus. 9