ihkanalyse Aus- und Weiterbildung Umfrage Nummer 3 Mehr Daten. Mehr Fakten.
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- Claudia Pfaff
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1 ihkanalyse Mehr Daten. Mehr Fakten. Aus- und Weiterbildung Umfrage Nummer 3 Aus- und Weiterbildungsumfrage 2017
2 Impressum Herausgeber Industrie- und Handelskammer Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim Neuer Graben Osnabrück Telefon Telefax ihk@osnabrueck.ihk.de Bildnachweise Titelbild: fotolia DOC RABE Media Seite 3: fotolia industrieblick Daten IHK-Onlineumfrage zur Aus- und Weiterbildung 2017 Osnabrück, Juni Rechtliches Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher und schriftlicher Genehmigung der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim 2017 Industrie- und Handelskammer Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim
3 Inhaltsverzeichnis 3 05 Vorwort 06 Zusammenfassung 07 Ergebnisse der Aus- und Weiterbildungsumfrage 07 Anzahl freier Ausbildungsplätze steigt weiter 09 Einsatz bei der Azubi-Gewinnung 09 Unklare Berufsvorstellungen als Ausbildungshemmnisse 10 Unterstützung von lernschwächeren Azubis 10 Flüchtlinge in Ausbildung und Beschäftigung 11 Weiterbildung zur Fachkräfteentwicklung
4 4 Zur besseren Lesbarkeit wird in dieser Publikation bei der Bezeichnung von Personengruppen nur die männliche Form für beide Geschlechter verwendet.
5 Vorwort Die IHK-Aus- und Weiterbildungsumfrage Um aktuelle Entwicklungen in der Aus- und Weiterbildung zu verfolgen, befragen die Industrie- und Handelskammern jährlich ihre Mitgliedsunternehmen. Ziel der bundesweit einheitlichen Umfrage ist es, die Situation auf dem Ausbildungsmarkt rückblickend für das Vorjahr sowie für das laufende Jahr abzubilden. Gegenstand der Befragung sind außerdem Strategien gegen rückläufige Bewerberzahlen, Ausbildungshemmnisse, Berufsorientierung von Schülern und Trends in der Weiterbildung. Aus den Ergebnissen lässt sich ableiten, wie sich die Unternehmen auf den drohenden Fachkräftemangel einstellen. Die Umfrage wurde im Frühjahr 2017 durchgeführt. In unserem IHK-Bezirk haben sich rund 115 Unternehmen beteiligt. In dieser Veröffentlichung werden nur die Ergebnisse für unseren IHK-Bezirk dargestellt. Die Umfrageergebnisse für Niedersachsen können der Veröffentlichung der Industrie- und Handelskammer Niedersachsen entnommen werden. Die bundesweiten Ergebnisse werden vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag im Herbst veröffentlicht. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre! 5 Die Umfrageergebnisse für Niedersachsen finden Sie im Internet unter: Umfrageergebnisse für Niedersachsen: nitag/presse/ / b61667c49e8f- 413f e07499f51/ Fokus-IHKN-Ausbildungsumfrage_2017-data.pdf
6 Zusammenfassung Zusammenfassung der Aus- und Weiterbildungsumfrage 2017 Anzahl freier Ausbildungsplätze steigt weiter Unterstützung von lernschwächeren Azubis Der Anteil der Unternehmen, die nicht alle Ausbildungsplätze besetzen können, steigt weiter an und hat einen neuen Spitzenwert erreicht. Bei jedem dritten Betrieb in der Region (32 Prozent) sind Ausbildungsplätze in IHK-Berufen frei geblieben. Das lag vor allem daran, dass keine geeigneten oder gar keine Bewerbungen vorlagen. Auch leistungsschwächere Jugendliche haben durch die rückläufigen Bewerberzahlen eine Chance auf einen Ausbildungsplatz. Um diese Auszubildenden erfolgreich zum Abschluss zu führen, bieten 49 Prozent der Unternehmen eigene Nachhilfe an. Mehr als jeder dritte Betrieb nutzt die ausbildungsbegleitenden Hilfen der Agentur für Arbeit. Einsatz bei der Azubi-Gewinnung Flüchtlinge in Ausbildung und Beschäftigung 6 Um dem sinkenden Bewerberpotenzial zu begegnen, verstärken die Unternehmen ihr Ausbildungsmarketing. Dabei werden insbesondere Praktikumsplätze angeboten (64 Prozent), um früh potenzielle Bewerber kennenzulernen und für sich zu begeistern. Jeder zweite Betrieb spricht zudem gezielt neue Bewerbergruppen, wie bspw. Studienabbrecher, an. Viele Unternehmen sind bereit, Flüchtlinge auszubilden. Aktuell bildet zwar erst ein kleiner Anteil der Betriebe Flüchtlinge aus, weil viele Neuzugewanderte noch Sprachkurse absolvieren. 41 Prozent der Betriebe beschäftigen Flüchtlinge schon über Praktika und Einstiegsqualifizierungen. Die meisten Unternehmen (91 Prozent) nennen ausreichende Deutschkenntnisse als Grundvoraussetzung für eine Ausbildung. Unklare Berufsvorstellungen als Ausbildungshemmnisse Vier von zehn Unternehmen beklagen Ausbildungshemmnisse. Vor allem die unklaren Berufsvorstellungen der Schulabgänger behindern vermehrt die Betriebe (79 Prozent). Daher fordern 93 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung der Berufsorientierung in den Schulen. Außerdem beklagen 38 Prozent der Unternehmen, die von Ausbildungshemmnissen berichten, dass Ausbildungsabsolventen sich trotz eines Übernahmeangebots für andere Bildungswege oder für ein anderes Unternehmen entscheiden. Weiterbildung zur Fachkräfteentwicklung Der Stellenwert von beruflicher Weiterbildung steigt. So werden Firmenseminare, der Besuch von Fachveranstaltungen und Aufstiegsfortbildungen unterstützt. Insgesamt ist vor allem die Weiterbildung der fachspezifischen Kenntnisse gefragt.
7 Ergebnisse Ergebnisse der Aus- und Weiterbildungsumfrage 2017 Anzahl freier Ausbildungsplätze steigt weiter Jedes dritte Unternehmen konnte im letzten Jahr die angebotenen Ausbildungsplätze nicht besetzen. Pro Unternehmen blieb durchschnittlich ein Ausbildungsplatz frei. Damit ist der Anteil der Unternehmen mit offen gebliebenen Ausbildungsstellen im Vergleich zum Vorjahr nochmals gestiegen und befindet sich mit nun 32 Prozent auf einem neuen Spitzenwert. Seit 2011 (16 Prozent) hat sich der Wert verdoppelt. Immer weniger Bewerber entscheiden sich für eine duale Berufsausbildung. Ursachen sind vor allem der demographische Wandel und der zunehmende Trend zur Akademisierung. Dabei bestehen für die jungen Fachkräfte hohe Übernahmequoten und gute Zukunftsaussichten. Der häufigste Grund für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen sind fehlende geeignete Bewerbungen. 82 Prozent der Betriebe, die nicht alle Plätze besetzen konnten, berichten von ungeeigneten Bewerbern. Mehr als jedes vierte Unternehmen mit offenen Ausbildungsstellen erhielt erst gar keine Bewerbungen (28 Prozent). Zudem bleiben Ausbildungsplätze auch bei 25 Prozent dieser Betriebe unbesetzt, weil Auszubildende nach Beginn der Ausbildung die Ausbildungsverträge lösen. Eine Nachbesetzung des Ausbildungsplatzes, wenn das Ausbildungsjahr bereits begonnen hat, ist für Unternehmen kaum möglich. 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 75% 71% 72% 68% ja 83% 84% 80% 32% 29% 28% 25% Konnten Sie im Vorjahr alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen? 20% 18% nein 16% keine geeigneten Bewerbungen 29% keine Bewerbungen 32% 27% Ausbildungsverträge wurden von den Auszubildenden nach Beginn der Ausbildung aufgelöst Ausbildungsplätze wurden von den Auszubildenden nicht angetreten Ausbildungsvertrag wurde durch das Unternehmen nach Beginn der Ausbildung aufgelöst 14% 18% 23% 11% 11% 25% 36% 18% Warum bleiben Ausbildungsplätze unbesetzt? 22% Einsatz bei der Azubi-Gewinnung 0% 20% 40% 60% 80% Trotz sehr guter Zukunftsperspektiven für die jungen Fachkräfte bleiben immer mehr Ausbildungsplätze unbesetzt. Um dem sinkenden Bewerberpotenzial zu begegnen, ist es entscheidend, den Schulabgängern die attraktiven Aussichten einer Berufsausbildung aufzuzeigen. 64 Prozent der Unternehmen bieten hierfür Praktikumsplätze an. Ausbildungsinteressierte können dadurch früh kennengelernt und für eine Berufsausbildung im eigenen Betrieb begeistert werden. Gleichzeitig können die Jugendlichen den Betriebsalltag erleben und realistische Einblicke in die Anforderungen der verschiedenen Ausbildungsberufe erhalten. Gegen die rückläufigen Bewerberzahlen setzen 61 Prozent der Unternehmen auf eine Verbesserung ihres Ausbildungsmarketings, um für Nachwuchskräfte zu werben. Potenzielle Bewerber sollen vermehrt auf das Unternehmen und die Berufe aufmerksam werden. Mit dem Qualitätssiegel»IHK TOP-Ausbildungsbetrieb«unterstützt unsere IHK die Betriebe, indem sie ausgezeichnete Ausbildungsqualität hervorhebt und die Unternehmen bei der Verbesserung ihrer Ausbildung berät. Zudem nimmt jedes zweite Unternehmen auch gezielt neue Bewerbergruppen, wie etwa Studienabbrecher, in den Fokus. Zwar streben immer mehr Jugendliche ein Studium an, doch auch die Zahlen der Abbrecher sind sehr hoch. Immer mehr % 75% 77% 7
8 Ergebnisse 8 Unternehmen versuchen, diese ehrgeizigen jungen Erwachsenen für sich und den Karriereweg berufliche Bildung zu gewinnen. Unsere IHK unterstützt sie mit dem Projekt»Neustart«, in dem die Studienabbrecher und Betriebe zusammengebracht werden. Für den frühzeitigen Kontakt mit Ausbildungsinteressierten verstärken 38 Prozent der Unternehmen ihre Kooperationen mit den Schulen, indem sie etwa Bildungspartnerschaften eingehen. Die Partnerunternehmen ermöglichen den Schulen beispielsweise Betriebserkundungen, richten Praktikumsangebote gezielt an die Schüler oder bieten Bewerbungstraining an. Damit verstärken die Unternehmen ihre Bekanntheit bei Schülern, Eltern und Lehrern und können ihre Ausbildungsmöglichkeiten potenziellen Bewerbern bereits während der Schulzeit präsentieren. Um auch Schulabgänger mit Hochschulreife für eine betriebliche Ausbildung zu gewinnen, geben 27 Prozent der Unternehmen an, Kooperationen mit Hochschulen einzugehen. So können duale Studiengänge angeboten werden, bei denen Ausbildung und Studium miteinander verknüpft sind. Die Unternehmen entwickeln damit den Fach- und Führungskräftenachwuchs in den eigenen Reihen, der sowohl kaufmännisch-praktisch als auch wissenschaftlich-theoretisch gut ausgebildet ist. Diese Verbindung aus Studium und Ausbildung ist besonders für leistungsstarke Jugendliche eine attraktive Alternative zu einem herkömmlichen Hochschulstudium. Für die Unternehmen gilt es also, optimal für sich zu werben, damit ein suchender Jugendlicher leicht das passende Ausbil- Praktikumsplätze Verbessertes Ausbildungsmarketing Neue Bewerbergruppen Schulkooperationen 23% 38% 38% 41% 46% 51% 52% 64% 72% 60% 61% 61% dungsangebot finden kann. Bei dem Matching, also dem Zusammenführen von offenen Ausbildungsplätzen und suchenden Jugendlichen, können die Arbeitsagenturen behilflich sein. 93 Prozent der Unternehmen melden ihre offenen Ausbildungsplätze der Agentur für Arbeit, um auf ihre noch freien Plätze aufmerksam zu machen. Zudem können Ausbildungsbetriebe ihre offenen Ausbildungsplätze online in der IHK-Lehrstellenbörse eintragen. Ausbildungsinteressierte können sich ebenfalls registrieren und automatisch über passende Ausbildungsangebote informieren lassen. Unklare Berufsvorstellungen als Ausbildungshemmnisse Der Anteil der Unternehmen, die Ausbildungshemmnisse feststellen, liegt aktuell bei 44 Prozent. Dieser Wert hat sich auf einem konstanten Niveau verfestigt, da auch in den Vorjahren stets etwa vier von zehn Unternehmen Hemmnisse beklagten. Insbesondere die unklaren Berufsvorstellungen der Schulabgänger stellen für die Unternehmen die größten Hindernisse dar. Sie sorgen für Unzufriedenheit bei den Auszubildenden, weil sie sich etwas anderes vorgestellt haben, und Unzufriedenheit beim Betrieb, wenn der Auszubildende sich nicht so recht für die Ausbildung interessiert. Die Folgen sind nicht selten Vertragslösungen. Um solche Misserfolge vermeiden zu können, ist eine umfassende Berufsorientierung in der Schule hilfreich. Mehr als ein Drittel der Unternehmen, die Ausbildungshemmnisse feststellen, beklagt zudem, dass sich die Absolventen trotz eines Übernahmeangebots nach der Ausbildung oftmals für andere Unternehmen oder einen anderen Bildungsweg, wie etwa ein Hochschulstudium, entscheiden. Die Unternehmen sollten ihren jungen Mitarbeitern die ausgezeichneten Karriereperspektiven der beruflich Qualifizierten stärker verdeutlichen. Mit genau auf die betriebliche Praxis ausgerichteter beruflicher Aus- und Weiterbildung befinden sich ihre Beschäftigungs- und Verdienstchancen auf Augenhöhe mit denen von Akademikern. Hochschulkooperationen 27% 23% 22% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% % Wie reagieren Sie auf das geringere Bewerberpotential?
9 Ergebnisse unklare Berufsvorstellungen der Schulabgänger Azubis entscheiden sich trotz Übernahmeangebot für ein anderes Unternehmen/einen anderen Bildungsweg ich habe schlechte Erfahrungen gemacht* ich kann Auszubildende nicht übernehmen zu große Entfernung zur Berufsschule *Wurde erstmals 2016 abgefragt 11% 9% 9% 11% 19% 23% 38% 38% Welche Ausbildungshemmnisse stellen Sie fest? Größerer Fokus auf Berufsorientierung in Schulen 23% 22% Die Unternehmen der Region wünschen sich eine bessere Vorbereitung der Schulabgänger auf den Beruf. Nur 7 Prozent der Betriebe halten die Berufsorientierung der Schulabgänger für ausreichend. Wenn Jugendliche unklare Vorstellungen von ihrem künftigen Beruf haben, führt das oftmals zu Problemen in der Ausbildung. Eine umfassende und individuelle Berufsorientierung in der Schule ist der Schlüssel zum Erfolg. Sie hilft, die 61% 79% 68% 81% % 20% 40% 60% 80% 100% ausgezeichneten Entfaltungsmöglichkeiten der Beruflichen Bildung aufzuzeigen und Fehlentscheidungen zu vermeiden. Vor allem die Berufsorientierung in den allgemeinbildenden Schulen muss verstärkt werden. 61 Prozent fordern eine Verbesserung der Berufsorientierung an Gymnasien. Eine gute Berufsorientierung kann Studienabbrüchen vorbeugen, die vielfach aus Unkenntnis über die Anforderungen im Studium und die vielfältigen Perspektiven der Beruflichen Bildung resultieren. 56 Prozent mahnen ein besseres Angebot zur Berufsorientierung an Realschulen und 44 Prozent an Hauptschulen an. Außerdem geben knapp zwei Drittel der Unternehmen an, dass die Berufsorientierung als verpflichtendes Element in die Lehrerausbildung integriert werden muss. 43 Prozent der Betriebe möchten zur Verbesserung der Berufsorientierung der Schulabgänger beitragen, indem sie die Berufsorientierung durch mehr betriebliches Engagement und Kooperationen mit den Schulen ergänzen. Neben der verbesserten Vorbereitung der Schüler auf die Berufswelt können auch die Lehrkräfte durch den regelmäßigen Kontakt zu Betrieben auf dem aktuellen Stand der beruflichen Anforderungen und erforderlichen Fähigkeiten bleiben. Die Unternehmen profitieren von ihrem Engagement, da sie sich hierdurch in der Region und bei den potenziellen Bewerbern als guter Ausbilder bekannt machen. 9 Verbesserung der Berufsorientierung im Gymnasium (einschl. Sekundarsufe II 61% Berufsorientierung als verpflichtendes Element in der Lehrausbildung 60% Verbesserung der Berufsorientierung in Realschulen 56% Verbesserung der Berufsorientierung in Hauptschulen 44% Ergänzung der Berufsorientierung durch mehr betriebliches Engagement und Schulkooperation 43% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Welche Maßnahmen dienen der Verbesserung des Berufsorientierungsangebot?
10 Ergebnisse 10 Unterstützung von lernschwächeren Azubis 93 Prozent der Unternehmen beklagen Mängel in der Ausbildungsreife der heutigen Schulabgänger. Defizite bestehen vor allem bei den elementaren Rechenfähigkeiten sowie im mündlichen und schriftlichen Ausdrucksvermögen. Aber auch Mängel in der Disziplin, der Leistungsbereitschaft und Motivation sowie in der Belastbarkeit der Schulabgänger werden von den Unternehmen bemerkt. Ein Grund für den hohen Anteil an Unternehmen, die Mängel in der Ausbildungsreife beklagen, liegt darin, dass sie den rückläufigen Bewerberzahlen begegnen, in dem sie ihre Anforderungen an die Bewerber in den vergangenen Jahren häufig gesenkt haben. Als Zielgruppe rücken dadurch verstärkt die lernschwächeren Jugendlichen in den Fokus der regionalen Unternehmen. Das hohe Engagement für Schwächere ist sogar gestiegen. 84 Prozent der regionalen Unternehmen haben sich auf leistungsschwächere Schulabgänger eingestellt und geben ihnen eine Chance. Das entspricht einem Zuwachs um acht Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Mit eigenen Nachhilfeangeboten versucht knapp jedes zweite Unternehmen, sie zu fördern und erfolgreich zu einem Ausbildungsabschluss zu führen. Die Betriebe nutzen die ausbildungsbegleitenden Hilfen der Agentur für Arbeit (37 Prozent) oder bieten betriebliche Einstiegsqualifizierungen an (24 Prozent). Jedes vierte Unternehmen gibt diesen leistungsschwächeren Jugendlichen grundsätzlich, unabhängig von einer öffentlichen Unterstützung, eine Chance. Der Vorteil für die Jugendlichen, im Vergleich zu schulischen Maßnahmen, ist der enge Kontakt mit dem Unternehmen, sodass der Einstieg in die berufliche Praxis erleichtert wird. Flüchtlinge in Ausbildung und Beschäftigung Die Unternehmen in der Region zeigen weiterhin hohes Engagement bei der Beschäftigung von Flüchtlingen. Da viele der Neuzugewanderten sich noch in Sprach- und Integrationskursen befinden, bilden aktuell nur 3 Prozent der Befragten einen Flüchtling aus. Vor dem Start der Ausbildung haben diese Flüchtlinge bereits durchschnittlich 25 Monate in Deutschland gelebt. Das hohe Engagement zeigt sich daran, dass jeder dritte Betrieb plant, in den kommenden zwei Jahren Flüchtlinge auszubilden. 41 Prozent der Unternehmen führen die Geflüchteten aktuell an eine betriebliche Ausbildung heran, indem sie diese über Praktika und Einstiegsqualifizierungen einbinden. Die wichtigsten Grundvoraussetzungen der Unternehmen für die Aufnahme eines Flüchtlings als Auszubildenden bleiben weiterhin die fortgeschrittenen Deutschkenntnisse mindestens auf dem Niveau B1 (91 Prozent) sowie der gesicherte Aufenthaltsstatus (85 Prozent). eigene Nachhilfe im Unternehmen 49% Nutzung der abh 37% Fortgeschrittene Deutschkenntnisse, d. h. mindestens Niveau B1 91% Lernschwächere Jugendliche bekommen im Betrieb auch ohne öffentliche Unterstützung eine Chance Betriebliche Einstiegsqualifizierung 29% 24% gesicherter Aufenthaltsstatus berufsorientierende Betriebspraktika Wissen um schulische und berufliche Vorkenntnisse 36 % 38% 85% Langfristige Schülerpraktika zum Lernen im Betrieb 19% Beratung bei der Einstellung von Flüchtlingen in Ausbildung 34% Betriebliche Praxisphasen für Jugendliche, die bei einem Bildungsträger ausgebildet werden 19% vorgelagerte Einstiegsqualifizierung 30% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Wie reagieren Sie auf die mangelnde Ausbildungsreife von Schulabgängern? Welche Grundvoraussetzungen müssen für die Ausbildung von Flüchtlingen im Unternehmen gegeben sein?
11 Auch das sogenannte»anerkennungsgesetz«(berufsqualifikationsfeststellungsgesetz) ist bei 54 Prozent der Unternehmen bekannt. Damit steigt dieser Wert von 26 Prozent im Jahr 2015 und 44 Prozent im letzten Jahr weiter an. Personen, die im Ausland bereits einen Berufsabschluss erlangt haben, können diesen in Deutschland anerkennen lassen. In diesem Anerkennungsverfahren wird die Gleichwertigkeit des ausländischen Abschlusses mit einem deutschen Berufsabschluss geprüft. Dabei werden vor allem die Inhalte und die Dauer der Ausbildung verglichen. Die IHK informiert zu den Berufen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen, erläutert das Verfahren und den deutschen Referenzberuf, der jeweils infrage kommt. Die Gleichwertigkeitsprüfung selbst übernimmt die IHK FOSA (Foreign Skills Approval), als zentrale Stelle für die Bewertung und Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen im Bereich der Industrie- und Handelskammern. Firmenseminare selbstgesteuertes Lernen mit nicht-digitalen Medien Aufstiegsförderung, z. B. Meister, Fach- oder Betriebswirt selbstgesteuertes Lernen mit digitalen Medien Coaching und Mentoring 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Welche Arten von Weiterbildungen bieten Sie Ihren Mitarbeitern an bzw. unterstützen Sie aktiv? 38% 46% 55% 66% 69% Weiterbildung zur Fachkräfteentwicklung Berufliche Weiterbildungen sind für Unternehmen von zentraler Bedeutung, um die Fach- und Führungskräfte aus den eigenen Reihen zu fördern und weiter zu entwickeln. So lässt sich das Know-How frühzeitig anpassen und die Kompetenzen der Mitarbeiter bleiben auf dem aktuellen Stand. 69 Prozent der regionalen Unternehmen bieten hierfür firmeneigene Seminare an. Die IHK Weiterbildung greift diesen Bedarf der Unternehmen auf, in dem auf Wunsch maßgeschneiderte Inhouse-Schulungen konzipiert werden. Zudem unterstützen zwei Drittel der Unternehmen das selbstgesteuerte Lernen ihrer Mitarbeiter, die dafür z. B. Bücher oder Fachveranstaltungen nutzen. Auch Aufstiegsfortbildungen zum Meister, Fachwirt oder Betriebswirt werden von 55 Prozent der Betriebe gefördert. Das selbstgesteuerte Lernen mit digitalen Medien, etwa online oder mit DVDs, bietet knapp die Hälfte der Unternehmen an (46 Prozent). Vor allem die Weiterbildung von fachspezifischen Kenntnisse steht für 63 Prozent der Unternehmen aktuell im Vordergrund. Weitere wichtige Weiterbildungsthemen sind zur Zeit IT-Kenntnisse (56 Prozent), Führungskompetenzen (52 Prozent) sowie die Soft-Skills (48 Prozent). Zur Verbesserung der Mitarbeiterbeteiligung an beruflichen Weiterbildungen halten die Unternehmen zwei Maßnahmen für besonders geeignet: 59 Prozent erhoffen sich einen Ausbau der zielgruppenspezifischen Fördermittel, wie etwa das Aufstiegs- BAföG. Zurzeit erhalten die Geförderten einkommensunabhängig ein zinsgünstiges Darlehen und einen Zuschuss von 40 Prozent zu den Kosten der Fortbildung. Zudem wünschen sich 52 Prozent eine staatliche Prämie für das erfolgreiche Absolvieren einer Weiterbildung. 11
12 Industrie- und Handelskammer Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim Neuer Graben Osnabrück Telefon Telefax ihk@osnabrueck.ihk.de
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