Klausur Ökonomie. 2. Die Klausur besteht aus drei Aufgaben. Es sind alle Aufgaben zu bearbeiten.
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- Kerstin Friedrich
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1 Professur für Nationalökonomie PROF. DR. RENATE SCHUBERT Klausur Ökonomie A. Personalien (bitte Blockschrift) Name und Vorname: Wohnadresse: (Strasse, Ort, Tel.) Matrikel-Nr.: Muttersprache: B. Allgemeine Hinweise zur Prüfung 1. Die Bearbeitungszeit beträgt 90 Minuten. 2. Die Klausur besteht aus drei Aufgaben. Es sind alle Aufgaben zu bearbeiten. 3. Beschriften Sie jede Seite der Prüfung mit Ihrem Namen und Ihrer Matrikelnummer. 4. Die Bearbeitung der Aufgaben ist direkt auf den Aufgabenblättern vorzunehmen. Fassen Sie sich bitte kurz, aber antworten Sie in ganzen Sätzen. Bei zusätzlichem Platzbedarf bitte die Rückseiten der Aufgabenblätter benutzen. 5. Nur begründete Antworten und Diagramme mit beschrifteten Achsen und Kurven können bewertet werden. 6. Mobiltelefone, Laptops, ipads u.ä. sind nicht erlaubt; einfache, nichtprogrammierbare Taschenrechner sind zulässig. 7. Materialien aus der Vorlesung, einschliesslich eigener Unterlagen und Bücher, dürfen verwendet werden.
2 Name: Seite 2 Aufgabe 1 (7 Punkte) Hinweis: Jede richtig beantwortete Frage gibt 0.5 Punkte. Falsch beantwortete Fragen geben 0.5 Punkte Abzug. Nicht beantwortete Fragen ergeben keine Punkte. Insgesamt wird die Aufgabe aber nicht mit einer negativen Punktzahl bewertet, d.h. minimal werden null Punkte vergeben. richtig falsch Steigt in der Schweiz die Nachfrage nach Autos als Folge tieferer Importpreise für Autos, kann dies als Verschiebung der Nachfragekurve für Autos nach aussen bzw. nach rechts-oben in einem klassischen Preis-Mengen- Diagramm dargestellt werden. Bei konvex zum Ursprung verlaufenden Indifferenzkurven wird die Grenzrate der Substitution entlang der Indifferenzkurven von links oben nach rechts unten im Betrag immer grösser. Im umweltökonomischen Optimum sind die Grenzschäden einer Umweltbelastung immer kleiner als die Grenzkosten der Vermeidung der Umweltbelastung. Konsumentinnen und Konsumenten entscheiden sich manchmal dagegen, ein energieeffizientes Elektrogerät zu kaufen, weil sie die Verringerung ihrer Ausgaben in der Folge des geringeren Stromverbrauchs sehr stark abdiskontieren. Wird der Mindestreservesatz gesenkt, verringert dies den Geldschöpfungsspielraum der Geschäftsbanken. Wird ein Gut besteuert, so ist die Belastung für diejenigen Gruppen besonders hoch, die sehr elastisch auf Preisveränderungen reagieren. Bei abnehmender Inflation steigen die Realzinsen, so dass tendenziell weniger investiert wird. In einer Gefangenen-Dilemma Situation stimmen individuelles und kollektives Optimum immer überein.
3 Name: Seite 3 richtig falsch Wird ein Gut, bei dessen Herstellung negative externe Effekte entstehen mit einer Pigou-Steuer belastet, sinkt die Wohlfahrt. Nimmt der Wert des Schweizer Franken gegenüber dem Euro zu, ist dies für Import-Unternehmen in der Schweiz vorteilhaft. Ein Land, das mit seiner gegebenen Ressourcen- Ausstattung von allen Gütern mehr Einheiten herstellen kann als ein anderes Land, kann seine Wohlfahrt durch die Aufnahme von Handel nicht steigern. Monopole verschlechtern kurzfristig die Wohlfahrtssituation in einem Land, da die Verluste an Konsumentenrente nicht vollständig durch den Gewinn an Produzentenrente ausgeglichen werden. Kommt eine grössere Zahl von Zuwanderern in ein Land, wird die Arbeitsangebotskurve des Zuwanderungslandes steiler werden. Wird die Einkommenssteuer in einem Land erhöht, reduziert dies auf jeden Fall die gesamtwirtschaftliche Nachfrage im gleichen Ausmass.
4 Name: Seite 4 Aufgabe 2 (7 Punkte) Lesen Sie bitte zunächst folgenden Zeitungsartikel und bearbeiten Sie anschliessend die Teilaufgaben a)-e). Neue Luzerner Zeitung, , Livio Brandenberg (gekürzt), S. 3 Kosten die «Milchkühe» mehr, als sie einbringen? Die Strassenlobby vergleicht Besitzer von Autos und Lastwagen mit Milchkühen. Diese gäben mehr Milch respektive zahlten mehr Treibstoff- und andere Steuern, als der Staat für den Bau und den Unterhalt der Schweizer Strassen ausgibt. [ ] Auf den ersten Blick stimmt der Befund: Die Einnahmen aus dem Strassenverkehr (Treibstoffsteuern, Motorfahrzeugabgaben, Schwerverkehrsabgabe usw.) belaufen sich laut neuster Schweizer Strassenrechnung übers Jahr 2012 auf 9,9 Milliarden Franken. Diese überschreiten die Strassenausgaben von Bund, Kantonen und Gemeinden (zusammen 8,4 Milliarden) um 1,5 Milliarden Franken. Doch diese Rechnung ist nicht vollständig. Denn die automobilen Kühe, um beim Bild zu bleiben, liefern nicht nur Milch. Sie hinterlassen auch Mist in Form von Abgasen, Lärm und Unfällen. Die Umwelt-, Lärm-, Krankheits- und Unfallkosten, die der Strassenverkehr verursacht, aber nicht selber bezahlt, sondern auf die Allgemeinheit abwälzt, bezeichnet der Bund als «externe Kosten». [ ] Laut jüngster Erhebung summierten sich diese im Jahr 2012 auf 9,8 Milliarden Franken, Tendenz leicht steigend. Davon entfallen 8 Milliarden allein auf den Strassenverkehr [ ]. Zieht man die externen Kosten des öffentlichen Strassenverkehrs (Tram und Busse) sowie des sogenannten Langsamverkehrs (Unfälle von Fussgängern und Velos) ab, so bleiben 6,9 Milliarden Franken an den motorisierten «Milchkühen» (Auto, Töff, Lastwagen usw.) hängen. Dem Infrastrukturgewinn von 1,5 Milliarden aus der Strassenrechnung steht damit ein Verlust von 6,9 Milliarden externen Kosten gegenüber. Unter dem Strich bleiben damit Kosten von 5,4 Milliarden Franken, die der Schweizer Strassenverkehr verursacht, aber nicht bezahlt. [ ] In den folgenden Teilaufgaben betrachten Sie bitte den Markt für Benzin und Diesel in der Schweiz. Gehen Sie davon aus, dass die Nachfrage nach Benzin und Diesel durch die Funktion pp(xx) = xx gegeben sei, wobei xx für Liter Benzin und Diesel steht. Nehmen Sie zudem an, dass die Kosten der Benzin- und Dieselproduzenten inklusive gegenwärtiger Treibstoffsteuern durch die Funktion KK(xx) = 140xx xx2 beschrieben werden können.
5 Name: Seite 5 2a. (2 P.) Berechnen Sie das Marktgleichgewicht unter vollkommener Konkurrenz.
6 Name: Seite 6 2b. (1 P.) Im Artikel wird erwähnt, dass der private Strassenverkehr Kosten verursacht, die er nicht selber in Form von Treibstoffsteuern und anderen Abgaben bezahlt. Nehmen Sie an, dass die gesellschaftlichen Kosten der Benzin- und Dieselproduktion für den privaten Strassenverkehr KK GG (xx) = 390xx xx2 betragen. Berechnen Sie die gesellschaftlich optimale Gleichgewichtsmenge.
7 Name: Seite 7 2c. (1 P.) Die gesellschaftlich optimale Menge der Benzin- und Dieselproduktion (Teilaufgabe 2b.) ist kleiner als die privat optimale Menge (Teilaufgabe 2a.). Erklären Sie, weshalb dies der Fall ist und nehmen Sie dabei Bezug auf den Zeitungsartikel.
8 Name: Seite 8 2d. (1 P.) Berechnen Sie, wie hoch eine zusätzliche Treibstoffsteuer unter den Annahmen des Beispiels dieser Aufgabe ausfallen müsste, damit die externen Effekte komplett internalisiert wären.
9 Name: Seite 9 2e. (2 P.) (i) (ii) (iii) Beschriften Sie in der untenstehenden Grafik die eingezeichneten Kurven mit den korrekten Bezeichnungen gemäss Teilaufgaben 2a. und 2b. Kennzeichnen Sie in der Grafik den Wohlfahrtsverlust im privaten Gleichgewicht und begründen Sie kurz, weshalb es diesen gibt. Kennzeichnen Sie in der Grafik die zusätzliche Steuer gemäss Teilaufgabe 2d. sowie die Verteilung der Steuerlast auf Konsumenten und Produzenten.
10 Name: Seite 10
11 Name: Seite 11 Aufgabe 3 (7 Punkte) Lesen Sie bitte zunächst folgenden Zeitungsartikel und bearbeiten Sie anschliessend die Teilaufgaben a)-d). Wenn zwei sich finden, leidet der Dritte: Schweiz im TTIP-Abseits Montag, 2. Mai 2016, von Iwan Lieberherr (gekürzt) Die Schweiz steht abseits bei den Verhandlungen zwischen der EU und den USA über ein Freihandelsabkommen. Die Kritiker des umstrittenen TTIP-Vertrags mag das freuen. Die Export- Industrie könnte es aber teuer zu stehen kommen. [ ] Die Schweizer Export-Industrie könnte unter enormen Druck kommen, wenn die EU und die USA die Zölle abschaffen. Wenn europäische Unternehmen zollfrei in die USA liefern können, haben die Schweizer Unternehmen einen schwerwiegenden Wettbewerbsnachteil. [ ] Schweizer Produkte und Dienstleistungen erhielten direkte Konkurrenz aus der EU [ ]. Dabei haben die Schweizer Export- Unternehmen bereits mit den Nachteilen des starken Frankens zu kämpfen [ ]. Ein Abseitsstehen bei TTIP würde der Schweizer Industrie schaden. [ ] Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann hat verschiedentlich durchblicken lassen, dass er es begrüssen würde, wenn die Schweiz noch aufspringen könnte. Doch selbst wenn dies technisch möglich wäre: Allen voran die Bauern-Lobby würde wohl alles daran setzen, um das zu verhindern, damit der Schweizer Markt von US-Produkten abgeschottet bleibt. [ ] Würde der Agrar-Markt komplett geöffnet, könnte die Zahl der hiesigen Bauernbetriebe um rund ein Drittel sinken, schätzt Francis Egger vom Schweizer Bauernverband (SBV). [ ] Sollten die Einfuhrkontingente und -zölle komplett wegfallen, dann könnten die Schweizer Bauern preismässig nicht mithalten, sagte Egger. [ ] Quelle:
12 Name: Seite 12 3a. (1.5 P.) Im Artikel werden die potentiellen negativen Folgen von TTIP für die Schweizer Landwirtschaft erwähnt. Stellen Sie daher nun zunächst den Schweizer Markt für Agrarprodukte anhand eines geeigneten Diagramms dar und zeigen Sie, wie der Wegfall der Schweizer Einfuhrzölle sich auf die Nachfrage nach Agrarprodukten und deren Produktion im Inland auswirken würde. Kennzeichnen Sie die nachgefragte, die im Inland produzierte sowie die importierte Menge vor und nach der Verringerung der Zölle und erläutern Sie diese Entwicklung kurz. Achten Sie auf eine klare Beschriftung der Grafik.
13 Name: Seite 13 3b. (2 P.) Der Autor des Artikels, Iwan Liebherr, behauptet: Wenn europäische Unternehmen zollfrei in die USA liefern können, haben die Schweizer Unternehmen einen schwerwiegenden Wettbewerbsnachteil. Diese Aussage sollen Sie im Folgenden in einem stark vereinfachten Modell analysieren. Nehmen Sie hierzu an, dass ein bestimmtes Produkt nur in der Schweiz und in der EU produziert und von amerikanischen Konsumentinnen und Konsumenten nachgefragt wird. Die Nachfrage der amerikanischen Konsumentinnen und Konsumenten sei durch die Funktion pp(xx) = 10 xx gegeben. Die Angebotsfunktionen der EU und der Schweiz sowie das aggregierte Angebot von Schweiz und EU zusammen sind in der untenstehenden Tabelle zusammengefasst. Beim Angebot muss unterschieden werden zwischen Situation 1, in der nur die EU ein Freihandelsabkommen mit den USA abschliesst (TTIP), Schweizer Produzenten hingegen weiterhin für tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse bezahlen müssen, und Situation 2, in der auch die Schweiz TTIP beitritt und Schweizer Produzenten daher ebenfalls ohne Beschränkungen in die USA liefern können. Dabei wird angenommen, dass sich in der Schweiz durch den Wegfall der Handelsbeschränkungen die Grenzkosten der Produktion reduzieren. Situation 1 TTIP ohne CH Situation 2 TTIP mit CH Angebotsfunktion CH cc CCCC1 = 2xx cc CCCC2 = xx Angebotsfunktion EU cc EEEE = xx cc EEEE = xx aggregierte EU + CH Angebotsfunktion CC 1 = 2 3 xx CC 2 = 1 2 xx
14 Name: Seite 14 Für die gegebenen Nachfrage- und Angebotsfunktionen lassen sich die gleichgewichtigen Mengen und Preise berechnen, sowie Konsumenten- und Produzentenrenten. Diese sind in folgender Tabelle zusammengefasst: Situation 1 TTIP ohne CH Situation 2 TTIP mit CH nachgefragte Menge USA XX 1 = 6 XX 2 = produzierte Menge CH xx CCCC1 = 2 xx CCCC2 = produzierte Menge EU xx EEEE1 = 4 xx EEEE2 = Preis pp 1 = 4 pp 2 = Konsumentenrente USA KKKK 1 = 18 KKKK 2 = Produzentenrente CH PPPP CCCC1 = 4 PPPP CCCC2 = 50 9 Produzentenrente EU PPPP EEEE1 = 8 PPPP EEEE2 = 50 9 Bitte beantworten Sie anhand der Tabellen folgende Fragen: (i) Der Autor erwähnt einen schwerwiegenden Wettbewerbsnachteil für Schweizer Unternehmen für den Fall, dass die Schweiz TTIP nicht beiträte (Situation 1). Lässt sich ein solcher Nachteil erkennen und falls ja, worin besteht er? (ii) Ist der Beitritt der Schweiz zum Freihandelsabkommen TTIP positiv oder negativ zu werten? Behandeln Sie diese Frage aus der Perspektive der Schweiz, der EU, der amerikanischen Konsumentinnen und Konsumenten sowie mit Blick auf die globale Wohlfahrt. (iii) Wer profitiert in diesem vereinfachten Modell am meisten von der vollständigen Liberalisierung des Handels (Situation 2)?
15 Name: Seite 15
16 Name: Seite 16 3c. (1.5 P.) Typischerweise führt Handel zu Spezialisierung. Sollte TTIP umgesetzt werden, können Branchen in den verschiedenen beteiligten Ländern sehr unterschiedlich betroffen sein. Was könnte dies für den Arbeitsmarkt in den Vertragsstaaten bedeuten? Erklären Sie in wenigen Sätzen, unter welchen Voraussetzungen diese Folgen mit der Theorie zusammen passen können, dass durch freien Handel die Wohlfahrt in allen Ländern steigt.
17 Name: Seite 17 3d. (2 P.) Der einleitende Artikel erwähnt, dass Schweizer Exporteure bereits durch den starken Frankenkurs belastet sind. Auch nach Aufgabe des Mindestkurses Anfang 2015 interveniert die Schweizer Nationalbank (SNB) nach wie vor an den Devisenmärkten, um eine zu starke Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro zu verhindern. Eine solche Aufwertung würde Schweizer Herstellern den Export ihrer Waren in den Euro-Raum erschweren. Gleichzeitig versucht die Europäische Zentralbank (EZB) durch die Ausweitung der Geldmenge das schwache Wirtschaftswachstum im Euro-Raum anzukurbeln. Beantworten Sie hierzu bitte folgende Fragen: (i) (ii) (iii) Welche Folgen hat die EZB-Politik für den Schweizer Franken? Was kann die SNB tun, um eine starke Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro zu verhindern? Welche Folgen könnte eine solche Politik der SNB für das Wirtschaftswachstum im Euro-Raum mit sich bringen?
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