3 Pharmaka mit Wirkung auf das vegetative Nervensystem
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1 Pharmaka mit Wirkung auf das vegetative Nervensystem Inhalt Hartmut Porzig und Stefan Engelhardt 1.1 natomisch-physiologische Grundlagen Einführung Das parasympathische Nervensystem Das sympathische Nervensystem Das enterale Nervensystem 97.2 Parasympathomimetika Einführung 98 Rezeptortypen Direkt wirkende Parasympathomimetika Indirekt wirkende Parasympathomimetika 10. Parasympatholytika Ganglionär angreifende Pharmaka Einführung Nicotin Sympathomimetika Einführung Physiologisch-chemische Grundlagen 114 Biosynthese von Catecholaminen 114 Speicherung und Freisetzung von Catecholaminen Die utoren sind Prof. Häusler, utor dieses Kapitels in der 1. bis 4. und Coautor in der 5. ufl., außerordentlich dankbar für die Erlaubnis, Teile seines Textes auch in die neue uflage übernehmen zu dürfen. 89 Inaktivierung durch Wiederaufnahme, enzymatischen bbau und btransport 116 drenozeptoren 118 Chemische Struktur der Sympathomimetika Direkt und indirekt wirkende Sympathomimetika 125 drenalin und Noradrenalin 126 -Sympathomimetika 10 2-Sympathomimetika 11 Besonderheiten einzelner Stoffe 12.6 Sympatholytika Einführung Rezeptoren-Blocker Rezeptoren-Blocker 16.7 ntisympathotonika Einführung Clonidin und verwandte Wirkstoffe Methyldopa Guanethidin Reserpin ntihypertensiva mit direktem ngriff an der Gefäßmuskulatur Einführung Dihydralazin
2 90 Pharmaka mit Wirkung auf das vegetative Nervensystem.8. Kaliumkanalöffner 147 Minoxidil 148 Diazoxid 149 Nicorandil Nitroprussidnatrium Cicletanin Bosentan 151 nhang 1: Mutterkornalkaloide 152 nhang 2: Serotonin und Pharmaka mit Wirkung auf Serotoninrezeptoren 156 Grundsätzliches zu Serotonin 156 Serotoninrezeptoren 158 ntagonisten an Serotoninrezeptoren natomisch-physiologische Grundlagen.1.1 Einführung Das vegetative oder autonome Nervensystem beeinflusst die Funktion von Drüsenzellen, glatter Muskulatur und Herzmuskulatur und damit praktisch alle Organe oder Organsysteme. Die Erregung oder Hemmung vegetativer Neuronen erfolgt unabhängig vom Bewusstsein, ist nur in äußerst begrenztem Maße dem Willen unterworfen und folgt u.a. Emotions- und Verhaltensmustern. ufgrund der anatomischen Organisation wird das vegetative Nervensystem in einen sympathischen (thorakolumbalen) und einen parasympathischen (kraniokaudalen) nteil untergliedert. Daneben muss das enterale Nervensystem alseinselbstständigerdritterteildesautonomen Nervensystems angesehen werden. Es wird zwar ebenfalls durch sympathische und parasympathische Impulse moduliert, kann aber auch unabhängig davon Motorik und Sekretion regulieren. Die meisten Organe werden sowohl sympathisch als auch parasympathisch innerviert und funktionell entgegengesetzt beeinflusst (Tab. -1). Die spezifischen Wirkungen der Stimulation vegetativer Nerven auf Endorgane oder Zellen wird dabei durch die Verteilung und Dichte der verschiedenen Subtypen cholinerger oder noradrenerger Rezeptoren bestimmt. Dieses Prinzip erlaubt eine fein abgestimmte Regelung der Organfunktion: Eine Erhöhung des Sympathikotonus dient der npassung an Situationen, die hohe Leistung erfordern (»fight and flight«), und mobilisiert Energie aus Reserven (Ergotropie). In Perioden der Ruhe, Entspannung, Verdauung etc. überwiegt der Parasympathikotonus und begünstigt regenerative und assimilatorische Prozesse (Trophotropie,»rest and digest«). Sympathikus und Parasympathikus zeigen gewisse anatomische und funktionelle Gemeinsamkeiten. Beide sind aus 2 hintereinander geschalteten Neuronen aufgebaut (bb. -1). Der Zellkörper des ersten oder präganglionären Neurons liegt im Gehirn oder Rückenmark und sendet sein xon bis zum vegetativen Ganglion in der Peripherie, wo es synaptischen Kontakt mit dem Zellkörper des zweiten oder postganglionären Neurons aufnimmt. Da das gesamte postganglionäre Neuron außerhalb der Blut- Hirn-Schranke liegt, ist der efferente Teil des vegetativen Nervensystems für pharmakologische Interventionen leichter zugänglich als etwa das somatische Nervensystem (Willkürmotorik und Sensorik). Die Erregungsübertragung vom prä- auf das postganglionäre Neuron oder vom postganglionären Neuron auf die Effektorzellen geschieht mithilfe von Überträgerstoffen (Neurotransmitter) imbereichdersog.synapsen. EineSynapse besteht aus der Nervenendigung (präsynaptischer nteil), dem synaptischen Spalt und spezialisierten Membranabschnitten am Zellkörper, Dendriten eines zweiten Neurons oder der Effektorzelle (postsynaptischer nteil).
3 .1 natomisch-physiologische Grundlagen 91 Tab. -1 Durch Erregung vegetativer Nerven bzw. durch cetylcholin oder Noradrenalin (drenalin) ausgelöste Effekte an verschiedenen Organen oder Zellen Organ Parasympathikus Sympathikus Wirkung Rezeptor Wirkung Rezeptor uge M. sphincter pupillae Kontraktion (Miosis) M M. dilatator pupillae Kontraktion (Mydriasis) 1 M. ciliaris Kontraktion (Nahsehen) M Relaxation (Fernsehen) 2 Kammerwasser bfluss erleichtert Produktion erhöht Herz Sinusknoten (Herzfrequenz) bnahme M 2 Zunahme 1 > 2 trioventrikularknoten bnahme der Leitungsgeschwindigkeit M 2 Zunahme der Leitungsgeschwindigkeit 1 > 2 Vorhof bnahme der Kontraktionskraft M 2 Zunahme von Kontraktionskraft und Leitungsgeschwindigkeit His-Purkinje-System geringer Einfluss Zunahme von Leitungsgeschwindigkeit und utomatie Kammer leichte bnahme der Kontraktionskraft M 2 Zunahme der Kontraktionskraft und Relaxationsgeschwindigkeit 1 > 2 1 > 2 1 > 2 ( 1) rteriolen Konstriktion 1 > 2 Dilatation 2 Venen Konstriktion 1 > 2 Lunge Dilatation 2 Bronchialmuskulatur Kontraktion M 2, Relaxation 2 > 1 Bronchialdrüsen Sekretion? Magen, Darm, Gallenblase Motilität (Frequenz Steigerung M Hemmung 1, 2 und Tonus) Sphinkteren Erschlaffung Kontraktion 1 Sekretion Steigerung M Hemmung 2 Pankreas ( -Zellen) Insulinfreisetzung Hemmung 2 Steigerung 2 Niere (juxtaglomerulärer pparat) Reninsekretion Hemmung 1 Steigerung 1
4 92 Pharmaka mit Wirkung auf das vegetative Nervensystem Tab. -1 (Fortsetzung) Organ Parasympathikus Sympathikus Wirkung Rezeptor Wirkung Rezeptor Harnblase Detrusor Kontraktion M Relaxation Sphinkteren Relaxation M Kontraktion 1 Uterus variabel M Kontraktion 1 Relaxation 2 Geschlechtsorgane Erektion M Ejakulation 1 Speicheldrüsen Sekretion von serösem Speichel M Sekretion von mukösem Speichel Leber Glykogensynthese? Glykogenolyse, 1, 2 Gluconeogenese Fettgewebe Lipolyse Hemmung 2 Steigerung 1, 2, Medulla oblongata Sensibilisierung des 2 Barorezeptorreflexes Thrombozyten ggregation Steigerung 2 Mastzellen Degranulation Steigerung 2 1, Noradrenerge Nervenendigung (präsynaptische Rezeptoren) Freisetzung von Noradrenalin Cholinerge Nervenendigung am postganglionären parasympathischen Neuron (präsynaptische Rezeptoren) Hemmung 2 Hemmung M 2 Hemmung 2 Steigerung 2 Freisetzung von cetylcholin Hemmung M 2 Hemmung 2 Skelettmuskelzellen Tremor 2
5 .1 natomisch-physiologische Grundlagen 9 bb. -1 Ursprung und Verlauf der vegetativen Nerven Postganglionäre sympathische Fasern ziehen von den paravertebralen Ganglien (Grenzstrangganglien) über die Rr. communicantes grisei zu den Spinalnerven und mit letzteren zur Haut und den Blutgefäßen. Diese nordnung gilt für alle paravertebralen Ganglien und nicht nur für die Thorakalsegmente 9 11 (wie aus Platzmangel in der bbildung angegeben). Ebenfalls aus Platzgründen wurde auf eine gesonderte Darstellung von Ggl. mesentericum craniale und caudale verzichtet. Die Neurotransmitter cetylcholin und Noradrenalin werden in den Nervenendigungen in Vesikeln gespeichert und durch ein eintreffendes ktionspotenzial freigesetzt. = präganglionäre parasympathische und sympathische Neuronen (Transmitter cetylcholin); = postganglionäre parasympathische Neuronen (Transmitter cetylcholin); = postganglionäre sympathische Neuronen (Transmitter Noradrenalin). C = zervikaler, TH = thorakaler, L = lumbaler und S = sakraler Teil des Rückenmarks. 1 Eine usnahme stellen die sympathisch innervierten Schweißdrüsen dar, die den Neurotransmitter Ch benutzen. Sympathikus und Parasympathikus sind weitgehend anatomisch geprägte Begriffe. Demgegenüber lassen sich nach der rt des in den Nerven gebildeten und freigesetzten Transmitters, cetylcholin oder Noradrenalin, die vegetativen Neuronen in cholinerge und (nor-) adrenerge unterteilen. Nach dieser Klassifikation sind alle präganglionären vegetativen, die postganglionären parasympathischen und ein kleiner Teil der postganglionären sympathischen Neuronen (Schweißdrüsen, Teil der Blutgefäße) cholinerg, während die Mehrzahl der postganglionären Sympathikusneuronen (nor-) adrenerg ist (s. bb. -1).
Transmitterstoff erforderlich. und Tremor. Potenziale bewirken die Erregungsübertragung zwischen den Nervenzellen. Begriffen
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