Uber die Insulin-ahnliche Substanz ausdem Blinddarm bei experimentellen, hyper glykamischen Kaninchen.
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- Eugen Grosser
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1 306 Uber die Insulin-ahnliche Substanz ausdem Blinddarm bei experimentellen, hyper glykamischen Kaninchen. Von Keizo Misaki. Aus dem nwdizinisch-chemischen Laboratorcum, Okayama. (Vorsi: Prof. Dr. T. Shimizu). Eingegangen am 6. Dezember Nachdem Banting und Best (1922)1) das Insulin aus dem atrophierten Pankreas des Hundes isoliert batten, extrahierten sie andere Organe nach derselben Methode, die sie bei der Bauchspeicheldrfse angewendet batten. Leber-u. Milzextrakt batten keine Wirkung, aber Schilddrdsen-u. Thymusextrakt batten eine voruberge hende Wirkung auf den Blntzacker des pankreasdiabetischen Hundes. Doch war es Best und Scott (1923)2) gelungen, aus dem Blut, Thymus, der Speicheldrilse, Schilddrdse, der Milz und dcr Leber einen Insulinahn lichen Kbrper herzustellen. Selbst aus dem Urin gesunder Menschen und Tiere konnte ebenfalls Insulin gewonnen werden. Danach Ivy und Fischer (1924)3) das Insulin aus der Schleimhaut des Magens und des Duodenums von Schweinen gewonnen, das die blutzuckersenkende Wirkung auf den diabetischen Hund hat. Welter isolierte Collip (1923)4) blutzuckersenkenden Extrakt (Glukokinine) aus verschiedenen Pflanzen, und bald nachber warden these Stoffe von mehreren Autoren aus verschiedenen GemUsen und aus Obst und schliesslich such aus Kulturen von Bac. coli und Bac. subtilis hergestellt. Aus diesem Befnd zog Collip den Schluss, dass das Hormon, das Polysaccharide aufbaut und dem Insulin Ahnlich ist, liberall, wo Glykogen oder ihm verwandte Stoffe vorkommen, anwesend sein muss. Allgemeines vorkommen clues insulinartigen Korpers im Organismus einerseits, die Verbreitung der blatzuckererniedrigenden Substaozen im Pdanzenreiche, anderseits, mussten zunachst die Frage auslasen, ob das Insulin dberhaupt ein spezifisches Hormon der Langerhansschen Inseln darstellt, oder ob nicht vielmehr jedes Organ imstande ist, sein eigenes zu Insulin zu produzieren. Mit Bezug auf diese Frage bat Notmann (1925)5) geschlossen, dass die Organe das Inkret der Baucbspeicheldrdse zur Regulierung des Zuckerverbrauches brauchen, veil einerseits das Insulin in samtlichen Organen des normalen Tieres vorkommt, aber aus alien Organen, die Leber allein, ausgenommen nach der Pankreasexstirpation verschwindet, und anderseits das Insulin die Gewebe des normalen Tieres dazu befahigt, dem sie durchstrbmenden Blute erheblich mehr Zucker zu entreissen als in der Norm, und well es beim pankreasdiabetischen Tiere die Verwertung der Kohlenhydrate wieder in normale Bahoen lenken kann. Ueber den Mechanismus der Insulinwirkung sind viele Meinungen von mehreren Autoren wie Kumagai (1924)8), Bicke und Collazo (1923)7), Collazo, Handel und Rubino (1924)8) und Dudley und Marian (1923)9) geaussert worden, aber sie sind unter einander nicht einig. 8
2 9 Uber die Insulin-ahnliche Substanz aus dem Blinddarm etc. 307 Brugsch, Horster und Katz (1924)10) behaupten, dass das Insulin eine oxydative Synthese des Glykogens in der Leber undem Muskel bewirkt, indem fiber die Milchsaure hinaus teils ein Abbau erfolgt, teils ein Aufbau fiber Hexosenphorsaure zum Glykogen hin. Auf Grund der Tatsache, dass das Insulin bei Verminder ung des Glykogens in der Leber bei normalen und pankreaslosen hunden wirkt und bei Kaninchen unter derselben Bedingung keine merkliche Wirkung hat, hat Nagasue (1925)11) seine Ansicht ausgesprochen dass das Insulin keine synthetischen Wirkung des Glykogens in der Leber besitzt. Dagegen haben Mukai und Matsuoka (1925)12) und Matsuoka (192615) sich der Vorstellung von Brugsch und Horsters angeschlossen, dass das Insulin eine oxydative Synthese des Glykogens bewirkt, well einerseits die anorganische Phosphorsaure in der Leber mit der Injektion des Insulinsich vermindert, dagegen organische, gebundene Phosphorsaure sich vermehrt, und weil anderseits dieser Vorgang im spateren Stadium nach Insulin injektion sich gerade umgekehrt abspielt. Neulichaben Yoshida (1923)14) und Fujihara (1923)16) nun gefunden, dass das Glykogen bei kohlen hydratreicher Nabrung oder bei experimenteller Hyperglykamie in dem Blinddarmepithel des Kaninchens gebildet wird. Nach diesem BEfund hat Fujihara die Ansicht ausgesprochen, dass die Glykogenbildung in der Blind darmschleimhaut des Kaninchens bei Hyperglykamie die Regulierung des Zuckerverbrauches gestattet. Wie Notman gezeigt hatt: wens die Organe das Inkret des Pankreases zur Regurierung des Zuckerverbrauches benotigen, muss das Insulin bei experimenteller Hyperglyksmie in der Schleimhaut des Blinddarmes vor kommen. Von diesem Gesichtpunkt aus babe ich den Extrakt der Schleimhaut des Blind darmes bei normalen und experimenteller hyperglykamischen Kaninchen daraufhin untersucht, ob er bei der Injektion insulinnartige Wirkung auf den Blutzucker hat, und ob das Insulin der Blinddarmschleimhaut bei experimenteller Hyperglykamie vor komme. Experimenteller teil. Nachdem ich den Traubenzukerlosung (7 gr. pro Kg Korpergewicht) subkutan eingespritzt hatte, wurden die Tiere nach der Zeit von 21/2-3 Stunden durch Hals schnitt getotet, Magen, Dunndarm and Blinddarm gewogen, mit physiolog. Koch salzlosung gut gewaschen und moglichst bald in kleine Sti cke zerschnitten, in der Reibesschale gut zerkleinert. Zur Darstellung des Extraktes benutzte ich das von Banting and Best angegebene Verfahren. Das Material wurde in ein Glasgefass gebracht und ein gleiches Volurnen des 0.2% salzsaurehaltigen 95%-igen Alkohols zugesetzt und einige Stunden stehengelassen. Das Gemisch wurde zunachst durch die Leinwand filtriert. Der Extrakt wurde mit Petrolather gut geschuttelt, um dabei vorhandene Fettsaure zu entfernen. Dann wurde er wieder filtriert und in einem Vakuumdestillationsapparat bis zum Trocknen eingeengt. Die Temperatur darf bei
3 308 KEIZO MISAKI: der Destillation 30 Ž nicht ubersteigen. Der Ruckstand wurde nun in sterillisierter physiologischer Kochsalzlosung gelost, filtriert, und das Filtrat wurde dem Kaninchen intravenos eingespritzt. Nach der Injektion habe ich zuerst nach einer halben Stunde, dann nach je einer Stunde den Blutzuckergehalt nacli Bangscher neue Methode untersucht. Die Ergebnisse dieser Versuchsreihen zeigen folgende Uebersicht. Tabelle I. (Magen-u. Dunndarmextrakt bei exp. Hyperglykamie) Wie aus der Tabelle I ersichtlich ist, hat der Extrakt des Magens und Dunn darmes entgegen den Angaben von Ivy und Fischer keinen Einfluss auf dem Blut zucker. Es ist sehr wohl denkbar, dass Ivy und Fisher das Insulin in der Magen-u. Duodenumschleimhaut gefunden haben, weil sie viel mehr Material als ich gebraucht hatten. Tabelle II. (Blinddarmextrakt bei normalen Kaninchen) Wie man aus der Tabelle ersieht, kommt durch den Blinddarmextrakt des normalen Kaninchens keine merkliche Hypoglykamie, zustande, dieser Blinddarm -10
4 Uber die Insulin-ahnliche Substanz aus dem Blinddarm etc. 309 extrakt hat namliche eine vorubergehende Wirkung auf den Blutzucker des normalen Kaninchens. Tabelle III. (Blinddarmextrakt bei exp. Hyperglykamie) Wahrend der Blinddarmextrakt des normalen Kaninchens nur eine voruber gehenden Wirkung auf den Blutzucker ausubt, kann man aus diesem Versuch wohl sehen, dass bei experimenteller Hyperglykamie der Blinddarmextrakt eine ziemlich deutliche Beeinflussung bei dem Blutzucker des normalen Kaninchens erzeugt, und zwar kommt in 1-3 Stunden nach der Injektion des Extraktes die Erniedrigung des Blutzuckers zustande. Zusammenf assung. 1. Der Extrakt der Magen-und Dunndarmschleimhaut bei experimenteller Hyp erglykamie des Kaninchens enthalt keine insulinartige Substanz, aber der Extrakt der Blinddarmschleimhaut des normalen Kaninchens zeigt eine vorubergehende Wirkung auf den Blutzucker des normalen Kaninchens. 2. Der Extrakt der Blinddarmschleimhaut bei experimenteller Hyperglykamie bewirkt ziemlich deutlich die Erniedrigung des Blutzuckers des normalen Kaninchens. 3. Nach diesem Befund kann man wohl sagen, dass das Insulin bei experiment eller Hyperglykamie aus der Bauchspeicheldruse je nach dem Bedarf in die Blind darmschleimhaut wandert, zur Bildung des Glykogens beitragt und dadurch zur Regulierung des Zuckerverbrauches dient. 11
5 310 KEIZO MISAKI: Literatur: 1) Banting and Best, Journal of Laboratory & Clinical Medicine Bd. 7 (1922) Banting, Best, Collip, Hipburn and Mcleod, journal of metabolic Research Bd. 2 (1922) Banting, Best, Collip, Macleod, and Kobe, Amer. Journ. of Physiol. Bd. 62. (1922) 2) Best and Scott, Journ. of Biolog. Chem. Bd. 57 (1923). 3) Ivy u. Fisher, Amer. Journ. of Physiol. Bd. 67 (1924). 4) Collip, Journ. of Biol. Chem. Bd. 55, 56, 57 (1923) 5) M. Notmann, Arch. f. Exp. Path. u. Pharm. Bd. 108 (1925) 6) Kumagai, T., Nihon Naikagakkai Zassi, Bd. 12 (1924). 7) Bickel u. Collazo, Deutch. med Wochenschr. 1923, Nr. 45 (1923) 8) Collazo, Handel u. Rubino, Klin. Wochenschr. 1924, Nr. 8 (1924) 9) Dudley and Marian, Biochem. Journ. Vol. 17, (1923) 10) Th. Brugseh, A. Benatt, H. Horster, u. R. Katz, Biochm. Zeitschr. Bd. 147 (1924) Th. Brugseh, H. Horster u. R. Katz, Biochem. Zeitschr. Bd. 149 (1924) Th. Brugseh, Shinoda, Horster u. Katz, Biochem, Zeitschr. Bd. 149 (1924) 11) Nagasue, Mitteilungen der med. Gesellsch zu Tokio, Bd. 40 (1925) 12) B. Matsuoka u. Mukai, Nihon naikagakkai Zassi, Bd. 13 (1925). 13) B. Matsuoka, Nihon Naikagakkai Zassi, Bd. 14, (1926) 14) H. Yoshida, Nihon Biseibutsugaltkai Zassi, Bd. 19 (1924) 15) M. Fujihara, Zentralorgan der Okayama med. Gesellschaft Bd. 417 (1924)
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