Armut, Wohlstand, Segregation: Zwei Welten in einer Stadt?
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- Felix Geiger
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1 Armut, Wohlstand, Segregation: Zwei Welten in einer Stadt? Dr. Norbert Gestring Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Fachtagung: Armut und Wohlstand in Hagen, Zwei Welten in einer Stadt? Hagen,
2 Inhalt 1) Stadtentwicklung Tendenzen des Wandels 2) Entwicklung der residentiellen Segregation 3) Benachteiligte Stadtquartiere, benachteiligende Effekte? 4) Die Spaltung der Städte als Herausforderung für die Stadtpolitik 2
3 1) Tendenzen des Wandels Ökonomischer Wandel Deindustrialisierung und Tertiärisierung Prekarisierung von Beschäftigungsverhältnissen Wachsende Ungleichheit der Erwerbseinkommen: Polarisierung in Dienstleistungsökonomien 3
4 1) Tendenzen des Wandels Einkommensgruppen in Deutschland (in Prozent) niedrige > 70 % mittlere % hohe <70 % des Medians (Goebel et al. 2010: 4) 4
5 1) Tendenzen des Wandels Sozial-kultureller Wandel Migranten in Frankfurt und Stuttgart über 40 Prozent der Bevölkerung, in manchen Städten bei unter 10jährigen über 50 Prozent Ausdifferenzierung von Lebensformen (Meyer 2011) DINKS : Ein Drittel der Verheirateten bleibt ohne Kinder Nicht-eheliche (zusammen wohnende) Lebensgemeinschaften (NEL): ca. 1,5 Mio. Nicht zusammen lebende Paare: living apart together, shuttle- Beziehungen Singles: ca. 14 Mio. in Berlin und Hamburg über 50% der Haushalte Alleinerziehende: ca. 2,6 Mio., 16% der Kinder Wohngemeinschaften Kernfamilie: 28% aller Haushalte 5
6 1) Tendenzen des Wandels Räumlicher Wandel Renaissance der Stadt Bevölkerungsentwicklung in Deutschland Raumbezug in % in % Bund insgesamt 3,2-0,6 Krsf. Großstädte -2,0 2,2 Städtische Kreise 6,8-0,1 Ländliche Kreise 4,7-2,7 Dünn besiedelte Krse. 2,4-4,7 BBSR 2011 Träger Beschäftigte in den wissensbasierten Dienstleistungen urban orientierte Lebensstile (auch Familien) 6
7 1) Tendenzen des Wandels Räumlicher Wandel Die These der doppelten Spaltung der Stadtentwicklung 1. Zwischen schrumpfenden und wachsenden Städten 2. Innerhalb von Städten durch zunehmende residentielle Segregation 7
8 1) Tendenzen des Wandels Wachsende und schrumpfende Gemeinden
9 2) Entwicklung der Segregation Residentielle Segregation: Ungleiche Verteilung der Wohnstandorte sozialer Gruppen im Stadtraum Soziale Gruppen können sich unterscheiden nach... Einkommen (Schicht): sozio-ökonomische Segregation Herkunft: migrantische Segregation Lebensstil Hautfarbe Religion etc. 9
10 2) Entwicklung der Segregation Geringe Segregation bis in die 1980er Jahre Wachsenden Wohlstand: Fahrstuhleffekt sozialstaatliche Regulation: Ausbau sozialstaatlicher Leistungen, sozialer Wohnungsbau Stadtpolitik: Verteilung des Wachstumsgeringe ethnische Vielfalt 10
11 2) Entwicklung der Segregation Wachsende Segregation wachsende Ungleichheit im Arbeitsmarkt und Polarisierung der Einkommen größere sozial-kulturelle Vielfalt unsichere Familien: allein Erziehende Um-, Abbau des Sozialstaats Abschied vom sozialen Wohnungsbau Zwei Prozesse im Fokus Gentrifizierung Herausbildung benachteiligter Quartiere 11
12 2) Entwicklung der Segregation Gentrifizierung Verdrängung von Haushalten mit niedrigeren Einkommen durch Haushalte mit höheren Einkommen Wohnungswirtschaftliche Wertsteigerungen - Bauliche Veränderungen - Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen Veränderungen des Einzelhandels und der Gastronomie im Quartier Imagewandel von Stadtteilen/Quartieren Akteure: Träger der Renaissance der Städte 12
13 2) Entwicklung der Segregation 13
14 2) Entwicklung der Segregation Problematische Folgen der Gentrification Verknappung des Segments preiswerter Mietwohnungen: Gefährdung der Wohnversorgung von Haushalten mit niedrigen Einkommen Fehlender Zugang der Verdrängten zu urbanen Infrastrukturen Zerstörung der sozialen Netzwerke in funktionierenden Wohnvierteln Stadtstruktur nach dem Modell Paris Banlieues? 14
15 2) Entwicklung der Segregation Benachteiligte Quartiere Kriterien: Armut / Arbeitslosigkeit / Abhängigkeit von Transferzahlungen Entstehungsbedingungen kollektiver Abstieg selektive Mobilität Bedeutung der Schulen 15
16 2) Entwicklung der Segregation Zwei Quartierstypen: 1. ehemalige Arbeiterquartiere, (nicht) saniert und ohne Gentrification 2. Großsiedlungen des sozialen Wohnungsbaus / Plattenbausiedlungen 16
17 2) Entwicklung der Segregation Sozialdaten zu je einem privilegierten und marginalisierten Quartier 2002 Häußermann 2008:
18 3) Benachteiligende Effekte These: Das Wohnen in einem Wohnquartier wirkt sich benachteiligend in anderen Lebensbereichen aus. Kontexteffekte in vier Dimensionen denkbar Materiell Lage in der Stadt, Erreichbarkeit (spatial mismatch?) Grün- und andere Freiflächen (Bestand, Zustand) Infrastrukturen (soziale, kulturelle, kommerzielle) Symbolisch Image, Stigmatisierung 18
19 3) Benachteiligende Effekte Sozial Sozialisation der Kinder und Jugendlichen (abweichende Normen?) soziale Netzwerke, soziales Kapital Politisch Selbstorganisation von Vereinen und Initiativen Wahlbeteiligung 19
20 4) Stadtpolitik Begrenzte Handlungsmöglichkeiten der Städte Fehlende Kompetenzen Arbeitsmarkt national, international Bildung Länder Steuern Bund Finanziell und politisch: sinkende Handlungsspielräume Schere zwischen wachsenden (Sozial-)ausgaben und Einnahmen 20
21 4) Stadtpolitik Programm Soziale Stadt (ab 1999) Ziel: Abwärtsspiralen verhindern, Lebensbedingungen in Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf verbessern Merkmale gebietsbezogene Förderung mit baulichen, investigativen Maßnahmen Intensive Bürgerbeteiligung Vernetzung der Akteure in den Quartieren durch ein zeitlich befristetes Quartiersmanagement Neuausrichtung der Sozialpolitik: aktivierender Staat Neuerfindung des Sozialen (Lessenich 2008) Kürzung der Bundesmittel von 105 Mio. (2007/09) auf 28 Mio. (2011) resp. 40 Mio. (2012) + Abkehr von soziökonomischen Projekten 21
22 4) Stadtpolitik Chancen und Aufgaben einer integrativen Stadtpolitik Ziele Stabilisierung der Quartiere > Schulen Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum Vermeidung von Verdrängungsprozessen Moderierende Rolle von Kommunen (freiwillige Aufgaben), Beispiele Bildung von Kindern und Jugendlichen Erwerbsarbeit: Qualifikation, Vermittlung Unterstützung selbstorganisierter Initiativen in Quartieren Mediatoren in benachteiligten Quartieren 22
23 4) Stadtpolitik Neue Wohnungsmarktpolitik Mietobergrenzen, Erhaltungssatzungen in Sanierungsgebieten Marktferne Segmente erhalten bzw. neu schaffen: Genossenschaften, Wohnprojekte unterstützen kommunale Wohnungsgesellschaften erhalten, Renaissance des sozialen Wohnungsbaus Kürzungen des Sozialen Wohnungsbaus Jährlich fallen Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung 1988 ca. vier Mio nur noch 1,6 Mio. Sozialwohnungen. Bsp. Hamburg: In zehn Jahren Reduktion der Sozialwohnungen von auf Bis 2020 würde der Bestand um weitere schrumpfen selbst wenn Neubauziele von Sozialwohnungen p.a. erreicht werden. 23
24 Literatur Bommes, Michael 2009: Die Rolle der Kommunen in der bundesdeutschen Migrations- und Integrationspolitik. In: Gesemann, Frank & Roland Roth (Hrsg.): Lokale Integrationspolitik in der Einwanderungsgesellschaft. Wiesbaden: VS Verlag, Gestring, Norbert 2012: Stadt und Land. Siedlungsstruktur. In: Mau, Steffen & Nadine M. Schöneck (Hg.): Handbuch zur Gesellschaft Deutschlands. Wiesbaden: VS Verlag, Goebel, Jan, Martin Gornig & Hartmut Häußermann 2010: Polarisierung der Einkommen. Die Mittelschicht verliert. In: DIW Wochenbericht Nr. 24, 2-8 Güntner, Simon & Uwe-Jens Walther 2013: Aufstieg und Fall der sozialen Stadtpolitik in Europa Das Ende einer Ära? In: Kronauer, Martin & Walter Siebel (Hg.): Polarisierte Städte. Frankfurt/m., New York: Campus, Häußermann, Hartmut 2008: Wohnen und Quartier: Ursachen sozialräumlicher Segregation. In: Huster, Ernst-Ulrich, Jürgen Boeckh & Hildegard Mogge; Grothjan (Hg.): Handbuch Armut und soziale Ausgrenzung. Wiesbaden: VS, S Häußermann, Hartmut, Dieter Läpple & Walter Siebel 2008: Stadtpolitik. Frankfurt/M.: Suhrkamp Holm, Andrej 2011: Gentrification in Berlin. Neue Investitionsstrategien und lokale Konflikte. In: Heike Herrmann, Carsten Keller, Rainer Neef & Renate Ruhne (Hg.): Die Besonderheit des Städtischen. Wiesbaden: VS Verlag, Kronauer, Martin & Walter Siebel (Hg.) 2013: Polarisierte Städte. Frankfurt/m., New York: Campus Meyer, Thomas 2011: Private Lebensformen im Wandel. In: Geißler, Rainer: Die Sozialstruktur Deutschlands. 6. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag, Otte, Gunnar & Nina Baur 2008: Urbanism as a Way of Life? Räumliche Variationen der Lebensführung in Deutschland. In: Zeitschrift für Soziologie, 37, 2, Siebel, Walter 2012: Stadt und soziale Ungleichheit. In: Leviathan 40:
25 Armut, Wohlstand, Segregation: Zwei Welten in einer Stadt? Dr. Norbert Gestring Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Fachtagung: Armut und Wohlstand in Hagen, Zwei Welten in einer Stadt? Hagen,
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