2 Sprachstandsbeobachtung in der Steiermark 2011

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2 2 Sprachstandsbeobachtung in der Steiermark 2011

3 3 Sprachstandsbeobachtung in der Steiermark 2011 Ausgangslage Die jährlich durchgeführte Sprachstandserhebung in den steirischen Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen verfolgt vorrangig das Ziel, flächendeckend den Sprachförderbedarf von Kindern 15 Monate vor der Einschulung differenziert zu erfassen. Der Sprachstand wird durch den Einsatz von einheitlichen Beobachtungsinstrumenten nach denselben Kriterien erhoben und die Entscheidung über den Förderbedarf wird nach klaren Richtlinien gefällt. Darauf aufbauend können die Kinder bei der Aneignung ihrer sprachlichen Kompetenzen differenziert unterstützt werden. Die wiederholte Verwendung der Instrumente bei ein und demselben Kind bietet die Chance, die Fortschritte des Kindes während der Sprachförderung zu belegen und die Fördermaßnahmen an den aktuellen Sprachstand anzupassen. Die KindergartenpädagogInnen wurden im Frühjahr 2011 zur jährlichen Beobachtung zur Erfassung der Sprachkompetenzen von 4-5 jährigen Kindern in steirischen Kinderbildungs- und - betreuungseinrichtungen aufgefordert. Im Februar 2011 wurden die Unterlagen für die Sprachstandserhebung an 715 steirische Kinderbildungsund -betreuungseinrichtungen 1 versendet (Beobachtungsbogen zur Erfassung der Sprachkompetenz 4- bis 5- Jähriger > BESK 4-5). Landesweit beteiligten sich 678 Einrichtungen 2 an der Sprachstandserhebung. In diesen Einrichtungen wurden insgesamt 9193 Kinder erfasst. Tabelle 1 zeigt, wie sich die 4 ½ bis 5 ½ - Jährigen auf die einzelnen Bezirke verteilen. Die meisten Kinder wurden in Graz und Bezirk Graz- Umgebung (20% bzw. 13%) beobachtet: Steiermark: % Graz % Bruck/Mur 546 6% Deutschlandsberg 412 4% Feldbach 503 5% Fürstenfeld 183 2% Graz-Umgebung % Hartberg 549 6% Judenburg 267 3% Knittelfeld 259 3% Leibnitz 580 6% Leoben 414 5% Liezen 652 7% Murau 229 2% Mürzzuschlag 269 3% Radkersburg 162 2% Voitsberg 375 4% Weiz 768 8% Tabelle 1: Durch die Sprachstandserhebung erfasste Kinder nach Bezirk 1 alle Einrichtungen mit 4- bis 5-Jährigen: Kindergärten, Kinderhäuser, alterserweiterte Gruppen 2 fristgerechte Rückmeldung der Ergebnisbögen

4 4 Sprachstandsbeobachtung in der Steiermark 2011 Wie sieht das Ergebnis aus? Die Sprachstandserhebung in der Steiermark wurde meistens mittels Beobachtungsbogen BESK 4-5 durchgeführt. Die Beobachtungskriterien des BESK 4-5 erfordern eine systematische Beobachtung im Kindergartenalltag über einen längeren Zeitraum hinweg. Das Datenrückmeldeblatt wurde von den KindergartenpädagogInnen nach der Auswertung an die FA 6E der Steiermärkischen Landesregierung zurückgesandt. Dieses anonymisierte Rückmeldeblatt umfasst für jedes beobachtete Kind folgende Angaben: Geschlecht Erstsprache(n) Beginn des Kindergartenbesuches Externe Sprachförderung (z.b.: LogopädIn) Sprachförderung durch das IZB Die Einschätzung der Sprachkompetenz vor der Beobachtung Die Ergebnisse der Beobachtung Die Dokumentation der Ergebnisse dient PädagogInnen als Grundlage für die Entscheidung, ob unterstützende Sprachfördermaßnahmen erforderlich sind und auch als Basis der Planung für die Sprachförderung. BESK 4-5 ist so erstellt, dass insgesamt 30 Punkte erreicht werden können. Kinder mit einem altersentsprechenden Sprachentwicklungsstand sollten annähernd die volle Punkteanzahl erreichen. Bei einem Gesamtwert von 20 Punkten und darunter ist es empfehlenswert, das Kind in seiner Sprachentwicklung individuell zusätzlich zu unterstützen. Die Durchführung der Sprachstandserhebung in Form der Beobachtung mit BESK 4-5 zeigt folgendes Ergebnis: Den Schwellenwert von 21 Punkten erreichten 85% der beobachteten Kinder. Kinder, die 20 oder weniger Punkte erreichten, haben einen erhöhten Sprachförderbedarf und brauchen konkrete Unterstützung im sprachlichen Bereich. Steiermarkweit trifft dies auf 15% der Kinder zu (vgl. Abbildung 1). Aus Tabelle 2 ist ersichtlich, dass 1321 Kinder in der Steiermark gezielte Unterstützungsmaßnahmen in ihrer Sprachentwicklung brauchen. Abbildung 1: Ergebnis der Sprachstandsbeobachtung mit BESK 4-5 Gesamt % Kein Förderbedarf ,86% Förderbedarf ,14% Tabelle 2: Ergebnisse der Sprachstandsbeobachtung mit BESK 4-5 Wie sieh t das Ergebnis aus?

5 5 Sprachstandsbeobachtung in der Steiermark 2011 Wer hat erhöhten Sprachförderbedarf? Tabelle 3 verdeutlicht, dass 45% der Kinder mit erhöhtem Sprachförderbedarf Deutsch als Erstsprache haben, 55% der Kinder mit Förderbedarf haben eine andere Erstsprache als Deutsch und erlernen Deutsch als Zweitsprache. In Tabelle 4 ist auch die jeweilige Erstsprache der Kinder ersichtlich. Gesamt % Deutsch Erstsprache ,61% Andere Erstsprache ,39% Tabelle 3: Kinder mit Förderbedarf nach Erstsprache Andere Erstsprache % Albanisch 102 7% Bosnisch, Kroatisch, Serbisch % Rumänisch 81 6% Türkisch 127 9% Tschetschenisch 66 5% Andere % Tabelle 4: Kinder mit Förderbedarf und anderen Erstsprachen Tabelle 5 veranschaulicht, dass in den Bezirken Murau, Deutschlandsberg, Radkersburg Feldbach, Voitsberg, Fürstenfeld, Weiz, Mürzzuschlag, Judenburg, Graz-Umgebung und Leibnitz vorwiegend Kinder mit Deutsch als Erstsprache einen erhöhten Sprachförderbedarf aufweisen (über 58% der Kinder). In den Bezirken Graz und Bruck/Mur haben 89% bzw. 71% der Kinder mit Sprachförderbedarf eine andere 3 Erstsprache als Deutsch. Die Bezirke Hartberg, Knittelfeld, Liezen und Leoben weisen eine Aufteilung zwischen 45% und 51% auf. Bezirk Kinder mit Sprachförderbedarf Deutsch Erstsprache Deutsch Erstsprache (in %) Andere Erstsprache Andere Erstsprache (in %) Graz % % Bruck/Mur % 71 71% Deutschlandsberg % 5 11% Feldbach % 21 30% Fürstenfeld % 9 31% Graz-Umgebung % 55 40% Hartberg % 40 55% Judenburg % 21 40% 3 unter Andere sind folgende Sprachen zusammengefasst: Arabisch (3%), Englisch, Russisch, Kurdisch (jeweils 1%), Afrikanische Sprachen, Ungarisch, Polnisch, Farsi, Chinesisch, Armenisch, Slowakisch, Slowenisch, Spanisch, Thai, Pashto, Italienisch, Mazedonisch, Aserbaidschan, Bulgarisch, Filipino, Französisch, Georgisch, Inguschisch, Khmer, Lettisch, Litauisch, Mongolisch, Niederländisch, Ukrainisch (< 1%).

6 6 Sprachstandsbeobachtung in der Steiermark 2011 Knittelfeld % 31 55% Leibnitz % 27 42% Leoben % 35 49% Liezen % 42 54% Murau % 2 6% Mürzzuschlag % 12 36% Radkersburg % 3 14% Voitsberg % 10 30% Weiz % 30 33% Steiermark % % Tabelle 5: Kinder mit Sprachförderbedarf nach Erstsprache und Bezirk Von der Gesamtheit der Kinder, bei denen ein erhöhter Sprachförderbedarf festgestellt wurde, erhalten 12% eine sprachheilpädagogische Unterstützung durch die IZB und 11% erhalten eine externe Sprachförderung (z.b. LogopädIn). Gesamt % Betreuung durch IZB % Keine Betreuung durch IZB % Tabelle 6: Kinder mit Sprachförderbedarf und Betreuung durch das IZB Gesamt % Externe Sprachförderung % Keine externe Sprachförderung % Tabelle 7: Kinder mit Sprachförderbedarf und externer Sprachförderung Gesamt % IZB und externe Förderung % Keine derartige Förderung % Tabelle 8: Kinder mit Sprachförderbedarf, die eine zusätzliche Förderung erhalten Die Aufteilung der Kinder mit erhöhtem Sprachförderbedarf nach Geschlecht ist in der Tabelle 9 ersichtlich: Gesamt % Weiblich % Männlich % Tabelle 9:Kinder mit erhöhtem Sprachförderbedarf nach Geschlecht

7 7 Sprachstandsbeobachtung in der Steiermark 2011 Wo gibt es Förderbedarf? Der Anteil der Kinder mit erhöhtem Sprachförderbedarf liegt steiermarkweit bei 15%, wie aus Tabelle 10 zu erkennen ist. Dabei zeigt sich, dass der Anteil der Kinder mit Förderbedarf im Bezirk Knittelfeld, in der Stadt Graz (jeweils 22%) sowie im Bezirk Judenburg (19%) am höchsten ausfällt. Dagegen weisen die Bezirke Voitsberg (8%), Deutschlandsberg, Graz-Umgebung und Leibnitz (11%) den geringsten Anteil an Kinder mit Förderbedarf auf. Bezirk Anzahl der Kinder, bei denen die Sprachstandsbeobachtung durchgeführt wurde Anzahl der Kinder mit Förderbedarf Anzahl der Kinder mit Förderbedarf in % Graz % Bruck/Mur % Deutschlandsberg % Feldbach % Fürstenfeld % Graz-Umgebung % Hartberg % Judenburg % Knittelfeld % Leibnitz % Leoben % Liezen % Mürzzuschlag % Murau % Radkersburg % Voitsberg % Weiz % Steiermark % Tabelle 10: Kinder mit Sprachförderbedarf in den einzelnen Bezirken Abbildung 2 verdeutlicht, dass in den meisten Bezirken der Anteil der Kinder mit erhöhtem Sprachförderbedarf um 1 bis 3 Prozentwerte vom steirischen Durchschnitt abweicht.

8 8 Sprachstandsbeobachtung in der Steiermark % Anzahl der Kinder mit Sprachförderbedarf (Prozente) Betreuungsjahr 2010/ % 15% 10% 22% 18% 14% 16% 11% 11% 13% 19% 22% 11% 17% 12% 16% 12% 13% 9% 12% 5% 0% Graz Bruck Deutschlandsberg Feldbach Fürstenfeld GU Hartberg Judenburg Knittelfeld Leibnitz Leoben Liezen Murau Mürzzuschlag Radkersburg Voitsberg Weiz Abbildung 2: Anzahl der Kinder mit Sprachförderbedarf in den einzelnen Bezirken Abbildung 3 zeigt den Anteil der Kindergärten, die Kinder mit Sprachförderbedarf in den jeweiligen Bezirken erhoben haben. Steiermarkweit sind es 62% der Einrichtungen. Im Bezirk Radkersburg sind es ungefähr ⅓ der Einrichtungen, die Kinder mit Sprachförderbedarf haben. In den Bezirken Liezen, Mürzzuschlag, Murau, Voitsberg, Hartberg, Leibnitz und Deutschlandsberg betrifft dies fast jede zweite Einrichtung. In den Bezirken Bruck/Mur, Graz-Umgebung und Weiz haben ca. ¾ der Einrichtungen Kinder mit Sprachförderbedarf (76% bzw. 70%) erhoben. 90% 60% Graz 68% Bruck 76% Feldbach 62% Deutschlandsberg 58% Fürstenfeld 61% GU 70% Hartberg 57% Judenburg 63% Knittelfeld 68% Leibnitz 57% Leoben 67% Liezen 52% Murau 54% Mürzzuschlag 52% Weiz 70% Voitsberg 55% 30% Radkersburg 38% 0%

9 9 Sprachstandsbeobachtung in der Steiermark 2011 Abbildung 3: Anteil der Kindergärten in den einzelnen Bezirken Was bedeuten diese Ergebnisse für die sprachliche Bildungsarbeit in den Einrichtungen? Wie sich an den Ergebnissen eindeutig erkennen lässt, benötigen 15% aller beobachteten 4-5 Jährigen Kinder in den steirischen Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen zusätzliche Sprachfördermaßnahmen. Der verpflichtende Auftrag der Beobachtung der Kinder, zeigt PädagogInnen wiederholt die Wichtigkeit dieser Maßnahme. Aufgrund dieser können unter Miteinbeziehung des bundesländerübergreifenden BildungsRahmenPlans wirkungsvolle, auf die Interessen und Stärken der Kinder ausgerichtete Bildungsangebote zur Förderung und Unterstützung initiiert werden. Hier nimmt auch die Sprachberatung Einfluss, indem sie in Form von Informationen, Teamgesprächen, Hilfestellung bei Konzeptentwicklungen, Elterngesprächen und Koordination von NetzwerkpartnerInnen den anfragenden PädagogInnen Unterstützung bietet. Im Sinne von lebenslangem Lernen, wird durch Fortbildungsmaßnahmen eine Vielzahl von pädagogischen Teams erreicht, um so einen Wissenstransfer über neueste Erkenntnisse der Wissenschaft, Entwicklungen von aktuellen Konzepten und dergleichen herzustellen. Die Angebote der Sprachberatung zielen außer auf Unterstützung und Information der pädagogischen Teams, auf die Orientierung an den Prinzipien der vorurteilsbewussten Pädagogik, die Nutzung der Ressourcen, die sich durch Vielfalt ergeben, sowie auf Kooperation mit den Eltern ab. Kinder mit anderer/n Erstsprache/n durch mehrsprachiges Personal gezielter und effektiver unterstützen und ihre Bildungschancen erhöhen zu können, ist ein weiterer Aspekt, den die Sprachberatung verfolgt. Schwerpunkte der Sprachberatung ist einerseits der lösungsfokussierte Beratungsansatz und andererseits das Prinzip der Nachhaltigkeit, d.h. Unterstützung in Form von individuellen, praxisbezogenen, bedürfnisorientierten Angeboten und Informationen anzubieten. Für das Kinderbildungs- und -betreuungsjahr 2011/2012 steht Ihnen das Angebot der Sprachberatung weiterhin zur Verfügung. Bei Bedarf nehmen Sie Kontakt mit der zuständigen Sprachberaterin oder mit der Leiterin der Sprachberatung auf.

10 10 Sprachstandsbeobachtung in der Steiermark 2011 KONTAKT: Leiterin der Sprachberatungsstelle Mag. a Cristina Grundner Tel.: 0316/ cristina-alina.grundner@stmk.gv.at Assistentin Ursula Wolf Tel.: 0316/ ursula.wolf@stmk.gv SPRACHBERATERINNEN: Graz Mag. a Eva Marín Casanova Tel.: 0676/ eva.marin-casanova@stmk.gv.at Weiz, Fürstenfeld, Hartberg Pamela Polzhofer Tel.: 0676/ pamela.polzhofer@stmk.gv.at Feldbach, Leibnitz, Radkersburg Jana Zacharias Tel.: 0676/ jana.zacharias@stmk.gv.at Leoben derzeit unbesetzt Tel.: 0316/ cristina-alina.grundner@stmk.gv.at Kontakt: Mag. a Cristina Grundner Voitsberg, Deutschlandsberg, Graz-Umgebung Monika Jantscher-Kresse Tel.: 0676/ monika.jantscher-kresse@stmk.gv.at Murau, Judenburg, Knittelfeld, Liezen annemarie.lackner@stmk.gv.at Annemarie Lackner Tel.: 0676/ Mürzzuschlag, Bruck/Mur Mag. a Eva Marín Casanova Tel.: 0676/ eva.marin-casanova@stmk.gv.at