Studie zum grenzüberschreitenden Konsumentenverhalten in der südwestsächsisch-tschechischen Grenzregion
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- Wilhelmine Winkler
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1 Studie zum grenzüberschreitenden Konsumentenverhalten in der südwestsächsisch-tschechischen Grenzregion 2012 Kurzfassung der wesentlichsten Ergebnisse der Studie für die Presse Industrie- und Handelskammer Chemnitz Geschäftsbereich Handel/Dienstleistungen Straße der Nationen Chemnitz Tel.:
2 Die unmittelbare Nähe des Kammerbezirkes Chemnitz zur Tschechischen Republik bedingt eine Vielzahl von Austauschbeziehungen zwischen den Ländern. Grenzüberschreitende Kaufkraftströme in beiden Richtungen sind an der Tagesordnung. Eine tiefgründige Untersuchung zu diesen Wechselbeziehungen gab es jedoch bisher nicht. Mit der vorliegenden Studie wurden auf wissenschaftlichen Kriterien beruhende, quantifizierbare und aussagekräftige Erkenntnisse, u. a. zu folgenden Punkten eruiert: Besuchshäufigkeit des Nachbarlandes, Anlass des Grenzübertritts, im Nachbarland ausgegebenes Budget, genutzte Verkehrsmittel, sonstige Nebennutzungen und Kopplungseffekte der Konsumenten, Stärken und Schwächen. Darauf aufbauend ist es möglich, Schlussfolgerungen zu ziehen, Handlungsempfehlungen für Unternehmen abzuleiten und ggf. fundierte Forderungen gegenüber Politik und Verwaltung geltend zu machen. Die Datenerhebung zur Studie erfolgte in Kooperation mit der Technischen Universität Chemnitz und der Westböhmischen Universität Plzeň. Im April 2012 wurden in 11 südwestsächsischen Kommunen 803 tschechische Kunden und im Juni/Juli 2012 in 10 tschechischen Kommunen 661 deutsche Kunden zu ihrem Kaufverhalten mittels eines standardisierten Fragebogens interviewt. Hauptgrund der Reise war sowohl bei den deutschen als auch den tschechischen Gästen der Einkauf bzw. das Tanken, allerdings mit unterschiedlicher Intensität. Während jeder zweite Deutsche als Hauptgrund der Reise Einkauf/Tanken nannte, waren es bei den tschechischen Bürgern sogar über zwei Drittel. Hauptgrund der Reise in % nach Tschechien nach Südwestsachsen Einkauf/Tanken 49,8 68,5 Urlaub 24,1 8,2 Gesundheitsangebote 11,0 0,0 Durchreise 4,6 5,9 Besuch bei Familie/Freunden 3,9 2,6 Dienstleistungen 2,8 3,7 Arbeit/Beruf 1,9 3,5 Sport 1,4 2,9 anderes 0,6 4,7 Gesamt 100,0 100,0 2
3 Deutsche in Tschechien Tschechen in Südwestsachsen Deutsche kaufen in Tschechien vor allem Lebensmittel, Kraftstoffe und Tabakwaren, während die tschechischen Bürger in Südwestsachsen neben Lebensmitteln häufig Drogerie- und Kosmetikartikel sowie Bekleidung und Schuhe erwerben. Anteil der erworbenen Tschechen in Deutsche in Tschechien Waren in % Südwestsachsen Lebensmittel 25,4 29,2 Drogerieartikel 9,9 2,2 Bekleidung 9,4 4,9 Kosmetik 7,3 1,0 Schuhe 7,1 2,1 alkoholfreie Getränke 6,6 5,8 alkoholische Getränke 5,9 7,0 Tiernahrung 4,4 0,1 Sportartikel 4,1 0,6 Spielsachen 3,5 1,0 Elektronik 3,1 0,4 Benzin/Diesel 2,1 23,9 Gartenausstattung 2,1 0,4 Tabakwaren 1,7 15,3 Haushaltsgeräte 1,6 0,4 Werkzeuge/Baumaterialien 1,5 0,2 Autozubehör 1,0 0,3 Schmuck/Uhren 0,9 0,3 3
4 DVD/CD-Player 0,7 0,2 Medikamente 0,5 4,7 Auto 0,5 0,0 andere 0,6 0,0 Gesamt 100,0 100,0 Die Gründe für den Einkauf im Nachbarland sind vielschichtig. Sowohl für Deutsche als auch Tschechen ist jedoch der (gefühlte) Preisvorteil das Hauptargument für den Konsum im Nachbarland. Für die tschechischen Kunden sind die Qualität der Waren und Dienstleistungen sowie die größere Auswahl als im Heimatland weitere wichtige Gründe, während dies für die deutschen Kunden eher weniger relevant ist. Diese nennen dafür häufiger andere Gründe für den Konsum im Tschechien, was oft mit den flexibleren Öffnungszeiten untersetzt wird. Grund für den Konsum im Nachbarland in % Tschechen in Südwestsachsen Deutsche in Tschechien Preisvorteil 29,8 43,7 Qualität der Ware/Dienstleistung 25,2 11,0 gute Erreichbarkeit 12,7 15,1 Auswahl 16,2 7,3 freundliche Bedienung 3,0 3,0 fachkundige Beratung 1,3 1,0 wird im eigenen Land nicht angeboten 10,7 8,2 andere Gründe 1,1 10,7 Gesamt 100,0 100,0 4
5 Tschechen in Südwestsachsen Deutsche in Tschechien Die Ausgaben beim letzten Aufenthalt im Nachbarland weisen signifikante Unterschiede zwischen Deutschen und Tschechen auf. Bei Ausgaben bis 50 liegt der prozentuale Anteil der Deutschen höher, während bei Einkaufsbeträgen zwischen 51 und 500 der prozentuale Anteil der Tschechen höher liegt. Einkaufsbetrag Tschechen In Südwestsachsen Deutsche in Tschechien in < 20 7,1 % 12,0 % ,6 % 28,4 % ,8 % 30,3 % ,2 % 17,3 % ,5 % 4,3 % ,3 % 3,4 % >1000 0,6 % 4,3 % 5
6 86,8 % der Befragten tschechischen Bürger reisen mehrmals pro Jahr nach Südwestsachsen, während nur 72,6 % der befragten Deutschen mindestens mehrmals pro Jahr nach Tschechien fährt. Frequenz der Reisen Tschechen nach Südwestsachsen Deutsche nach Tschechien mehrmals wöchentlich 3,4 % 3,1 % einmal wöchentlich 2,0 % 6,1 % mehrmals monatlich 7,8 % 11,9 % einmal monatlich 18,2 % 19,1 % mehrmals jährlich 55,4 % 32,4 % einmal jährlich 9,1 % 16,1 % Seltener oder bislang nicht 4,1 % 11,3 % Gesamt 100,0 % 100,0 % Das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel für den Weg ins Nachbarland ist mit jeweils rund 90 % der PKW. Verkehrsmittel für die Reise nach Sachsen Tschechien Auto 92,3 % 89,3 % Bus 4,0 % 7,4 % Bahn 2,9 % 2,0 % Fahrrad 0,8 % 0,6 % zu Fuß 0,0 % 0,5 % Gesamt 100,0 % 100,0 % Das Ergebnis der Untersuchung ergibt folgende Typisierung für die durchschnittlichen Kunden: Der tschechische Konsument fährt mehrmals pro Jahr mit dem PKW zum Einkauf nach Südwestsachsen. Er erwirbt häufig Lebensmittel, Drogerieartikel und Bekleidung und gibt dabei einen Betrag zwischen 51 und 100 pro Einkauf aus. Gründe für den Einkauf sind günstige Preise bei guter Qualität. Der Kunde aus Deutschland fährt ebenfalls mehrmals pro Jahr mit dem PKW zum Einkauf über die Grenze. Dabei kauft er Lebensmittel und Tabakwaren ein und betankt sein Fahrzeug. Der dafür aufgewendete Durchschnittbetrag liegt zwischen 51 und 100, jedoch tendenziell etwas tiefer als beim tschechischen Kunden. Gründe für den Einkauf sind vorrangig die günstigen Preise und die flexibleren Öffnungszeiten als in Deutschland. 6
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