Erfahrungsbericht WS11/12 über ein Semester an der Universität Strasbourg in Frankreich

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1 Erfahrungsbericht WS11/12 über ein Semester an der Universität Strasbourg in Frankreich Vorbereitung und Ankunft Im Herbst 2010 habe ich einen Freund in Caen in Frankreich besucht, der dort ein Auslandssemester im Rahmen des Erasmus-Programms verbracht hatte. Vorher habe ich nie daran gedacht ein Semester im Ausland zu studieren, geschweige denn in Frankreich. Jedoch hat mir damals die internationale Stimmung in Caen so gut gefallen, dass ich mich nun auch selbst bewerben wollte. Deshalb habe ich mich über die Partneruniversitäten der medizinischen Fakultät Würzburg informiert. Meine erste Wahl wären englischsprachige Universitäten gewesen, da mir ein Studium auf englisch relativ leicht fallen würde. Da es jedoch zu dem Zeitpunkt keine Partnerschaft mit England gab und es sonst hauptsächlich Universitäten in Spanien, Italien oder Osteuropa gab, fiel meine Wahl auf Frankreich. Ich hatte zwar ein paar Jahre in der Schule französisch gelernt, aber mittlerweile wieder alles vergessen. Deshalb war es klar, dass ich noch einen Sprachkurs belegen musste. Ich habe zum einen einen Kurs am Sprachenzentrum der Universität Würzburg belegt und zum anderen einen Intensivkurs in Montpellier belegt, welcher auch einfach genial war. Fördermöglichkeiten hierfür bietet das deutschfranzösische Jugendwerk Nachdem ich die Zusage für einen Studienplatz in Strasbourg erhalten habe, ging es als nächstes darum die Kurse in Strasbourg zu belegen, die möglichst ähnlich zu denen in Würzburg sind. Hierbei helfen das Vorlesungsverzeichnis und die Scheinvergabekriterien von Würzburg. Es ist auch Blick auf die Ill sehr ratsam die Professoren im Vorfeld zu kontaktieren. Oft kann man sich auch auf Präzedenzfälle berufen. Ob die Anerkennung geklappt hat, kann ich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht sagen, da es noch einige Zeit dauern wird, bis ich alle Dokumente aus Strasbourg erhalten haben werde. Unterkunft Das nächste Probleme war eine Wohnung in Strasbourg zu finden. Ich glaube ich kann mittlerweile sagen, dass die Wohnungssituation noch um einiges schlimmer ist als in Würzburg. Ich habe gut 2-3 Monate vor dem Semesterbeginn im Ausland Europaparlament

2 angefangen nach einer Wohnung zu suchen, also eigentlich ausreichend lange bevor. Jedoch hat sich das Ganze als um einiges schwieriger herausgestellt als erwartet. Ich habe über diverse Internetportale wie gesucht und ungefähr s verschickt. Jedoch gab es fast nur Absagen oder gar keine Antworten. Es gibt zwar auch einige Wohnheime, jedoch hat man nur eine Chance auf einen Platz wenn man mindestens 1 Jahr bleibt. Weiterhin gibt es auch private Wohnheime wie zum Beispiel das FEC. Letztendlich habe ich aber eine WG mit einer 41jährigen Französin gefunden, ja manchmal muss man auch ungewöhnliche Wege gehen. Die Miete ist jedoch um einiges höher als in Deutschland: Ich habe für ein ca. 10 m2 Zimmer 350 pro Monat bezahlt. Glücklicherweise gibt es jedoch Wohngeld vom Staat, auch als CAF bekannt. Ich habe hierdurch noch ca. 150 pro Monat dazubekommen. Die Beantragung ist kompliziert, aber zu schaffen. Ein Tipp: Nehmt eine Kopie eurer Geburtsurkunde mit und auch eine Kopie eurer internationalen Krankenversicherungskarte (= Confirmation de la securité sociale). Um das CAF Geld zu bekommen, benötigt man jedoch ein französisches Konto, für welches man aber einen Wohnsitz in Frankreich braucht. Deshalb, kümmert euch als erstes um eine Wohnung, um euch nicht das Geld Meine Freunde und ich in elsässischer Tracht entgehen zu lassen. Ein Konto könnt ihr euch übrigens bei so ziemlich jeder Bank eröffnen, niemand meiner Freunde hatte irgendwelche Probleme. Zur Versicherung: Kümmert euch schon in Deutschland um eine private Auslandskrankenversicherung und besorgt euch einen internationale Krankenversichertenkarte. Es gibt auch spezielle Pakete fürs Ausland vom DAAD. Studium an der Gasthochschule Ich bin 1-2 Wochen vor Semesterbeginn in Strasbourg angereist, damit ich mich schon etwas in der Stadt zurecht finden und mich auch an die französische Sprache gewöhnen konnte. Das Semester selbst war in zwei Bisemester aufgeteilt, das heißt zwei Monate Kurse und zwei Monate Famulatur ( stage ) im Semester integriert. Da ich wirklich noch einige Probleme mit der Sprache hatte, habe ich mich entschlossen mit den Kursen anzufangen, um dann für die Famulaturen schon einigermaßen fit in französisch zu sein. Somit ging es als nächstes darum den Stundenplan zusammenzustellen. Dies gestaltete sich jedoch als äußerst schwierig, da ich Kurse aus verschiedenen Semestern belegt hatte und sich laufend etwas überschnitt. Zum Thema ECTS Punkte: In Strasbourg werden für die Ausländer

3 für alle Fächer ECTS-Punkte verteilt. Da die Fächer jedoch sehr arbeitsintensiv sind, sollte man es nicht übertreiben. Zudem gestaltet sich alles auf französisch doch um einiges komplizierter. Deshalb sind die angestrebten 30 ECTS meiner Meinung nach etwas zu hoch anglegt. Die Fächer selbst sind auch anders aufgebaut als in Deutschland. Eine wöchentliche Vorlesung gibt es nicht. Es gibt zwar einige wenige Vorlesungstermine, die hauptsächliche Lehre bestand jedoch in Übungen (Travaux dirigées) und Seminaren. In den Übungen wurden klinische Fälle besprochen, ziemlich detailliert mit Diagnostik, Behandlung und Überwachung, wobei der Fokus auf der Differentialdiagnose lag. Es wurde jedoch das Wissen immer vorausgesetzt, viel erklärt wurde nicht. Zudem gab es vor jeder Übung ein Testat, welches für die Endnote zählt. In der Klausur nach den zweimonatigen Kursen wurden dann auch wieder klinische Fälle abgefragt. Das System ist also ziemlich anders als das Unsere mit den multiple choice Fragen. Mein Tipp für die Vorbereitung: Besorgt euch die Altklausuren (Les annales) und auch die Bücher mit Fällen und Lösungen für das französischen Staatsexamen ECN. Insgesamt fand ich die Übungen nicht schlecht gedacht, jedoch war die Lehre trotzdem etwas schlechter als in Deutschland. Oft kamen die Professoren zu spät und manchmal Weihnachtsdekoration mit dem Strasbourger Männele wurde auch gestreikt. Naja, vielleicht ist dies das die französische Mentalität :) Im zweiten Teil des Semesters kamen dann die Praktika an die Reihe. Es waren zwei Praktika, jeweils ein Monat, im Krankenhaus. Prinzipiell war jede Fachrichtung möglich, man konnte relativ frei wählen. Generell kann man das Praktikum hier ein bisschen mit dem PJ vergleichen: Man bekommt eigene Patienten zugeteilt und ist für sie verantwortlich. Man

4 führt die klinischen Untersuchungen selbst durch, führt die Krankenakte, schreibt Entlassbriefe. Man diskutiert die Therapie mit den Assistenzärzten (Internes) und bestellt die Untersuchungen. Alles in allem sehr interessant und auch motivierend, da man doch ein bisschen Verantwortung hat und nicht nur zusieht. Jedoch waren die Praktika auch ziemlich stressig. Ich habe beispielsweise auf der Pneumologie gearbeitet, wo die Arbeitszeiten oft von 8 bis 8 waren. Insgesamt muss man sagen, dass die französischen Studenten viel fokussierter sind, als die Deutschen. Ein Wochenenddienst an Weihnachten oder an Silvester im Praktikum ist da keine Seltenheit. Auch wird ein Großteil der Freizeit in der Bibliothek verbracht, da das Staatsexamen ECN auch schon im vierten Studienjahr einen großen Teil der Gedanken einnimmt. Strasbourg im Weihnachtsfieber Alltag und Freizeit Die Stadt Strasbourg ist wirklich wunderschön. Es gibt fast nur schöne Ecken und jedes Viertel der Stadt hat etwas zu bieten. Natürlich sehr bekannt ist die Kathedrale Notre Dame. Man läuft durch die Innenstadt und plötzlich steht man vor der riesigen Kathedrale, die wirklich atemberaubend ist. Man kann auch auf ihr Dach steigen und hat dadurch einen wunderbaren Blick auf die Stadt. Weiterhin ist Strasbourg für sein Fachwerkhaus-Viertel bekannt. Ein Bonus ist auch, dass der Fluss Ill die Innenstadt umgibt und somit Strasbourg viele Brücken beschert hat. Es gibt eine Bootstour, die man sich wirklich nicht entgehen lassen sollte. Weitere Ziele in der Stadt sind noch das Europaviertel und der Park der Orangerie. Im Dezember wird Strasbourg dann zur Weihnachtshauptstadt. An jedem Platz in der Stadt gibt es einen kleinen Weihnachtsmarkt und Besucher von überall aus der Welt durchströmen die Stadt. Nachts wird alles durch die beleuchtete Stadt noch schöner. Und somit hat

5 Strasbourg wirklich seinen Namen La capital de Noël verdient. Wenn man glaubt Strasbourg ausreichend zu kennen, gibt es noch genug weitere Möglichkeiten im Elsass zu reisen. Zum Beispiel sind die Vogesen nicht weit entfernt und laden zu Bergsteigen und Skifahren ein. Weiterhin gibt es viele kleine Städte in der Nähe und auch einige Schlösser. Sonst gestaltet sich das Weinprobe im Keller der Klinik für Erasmus-Studenten Leben als Erasmus Student nie als langweilig. Man lernt ständig neue Leute von überall auf der Welt kennen und hat ständig die Möglichkeit neue Kulturen kennenzulernen. Oft passieren auch viele bizarre Dinge, die jedoch immer mit c est Erasmus gerechtfertigt werden ;) Fazit Ich kann wirklich jedem nur empfehlen ein Erasmus-Semester in Strasbourg zu verbringen. Sicherlich war dies eine der besten Zeiten meines Lebens. Ich habe die Zeit hier immer genossen und war am Ende wirklich unglaublich traurig als es zu Ende ging. Schlechteste Erfahrung: Meine schlechteste Erfahrung war die chaotische Organisation an der französischen Uni. Niemand hat mir wirklich dabei geholfen meinen Aufenthalt und vor allem meinen Stundenplan zu organisieren. Auch gab es immer wieder Probleme mit den Ansprechpartnern vor Ort. Man muss sich auch damit abfinden, dass alles etwas langsamer geht. Aber letztendlich ging dann doch alles gut, mann muss nur hartnäckig bleiben. Beste Erfahrung: Meine beste Erfahrung hier war der Kontakt mit den vielen internationalen Studenten hier vor Ort. Es ist wirklich unglaublich erfrischend wenn man jeden Tag der Woche mit Freunden aus unterschiedlichen Ländern verbringen kann. Erasmus bringt vor allem eines: Viele internationale Freundschaften!