Halt mal die Luft an!
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- Joachim Krüger
- vor 6 Jahren
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1 Halt mal die Luft an! Konfirmationspredigt über Joh 14,15-21 am 26./ in der Andreaskirche Schildgen von Vikar Michael Coors I) Liebe Konfirmandinnen, liebe Konfirmanden, voll seid ihr mit Eindrücken und Erfahrungen, die ihr in einem Jahr Konfirmandenunterricht gesammelt habt. Voll mit Eindrücken von Themen, über die ihr sonst wahrscheinlich so gut wie nie redet, voll mit Erfahrungen, die ihr gemeinsam gesammelt habt: Eindrücke vom christlichen Glauben, vielleicht sogar die ein oder andere Erfahrung mit Gott so was dämmert einem ja meistens erst im Nachhinein viele Gespräche darüber, was Christinnen und Christen glauben, darüber was ihr glaubt und was das eigentlich mit eurem, mit unserem Leben zu tun hat. Ihr seid voll mit diesen Eindrücken, und - das war für uns im Mitarbeiterteam besonders erfreulich so wie ihr es uns gesagt habt, sind es überwiegend positive Eindrücke, die ihr gesammelt habt, ja manch einer ist regelrecht neugierig geworden auf die Kirche, auf den Glauben. Ok, manch einer bleibt vielleicht auch skeptisch, aber Ihr alle habt etwas mitgenommen aus diesem einem Jahr. Voll gefüllt seid ihr mit Eindrücken. (Luftballon aufblasen) Voll gefüllt seid ihr, wie ein Luftballon, der mit Luft vollgepumpt ist. (Luftballon hochhalten flitschen lassen) Ooops! Tja, und plötzlich ist dann die Luft raus. Erst ist man ganz aufgeregt und begeistert, ob des großen Ereignisses der Konfirmation, man schießt noch eine Weile begeistert durch die Gegend, wie der Luftballon gerade, man will unbedingt dabei bleiben, organisiert vielleicht sogar noch hier und da 1
2 ein Treffen und dann, ja dann liegt man irgendwann schlapp am Boden, so wie der Luftballon jetzt hier irgendwo rumliegt. Keine tolle Perspektive! Nun, man kann natürlich mit einem Luftballon auch anders umgehen. Und ihr könnt mit dem, was ihr an Erfahrungen und Eindrücken über den Glauben gesammelt habt auch anders umgehen. Im Bild gesprochen: Halt mal die Luft an! Anstatt in Übereifer zu verfallen, sollte man die Dinge mal sacken lassen, und überlegen, was man tun kann, damit die Luft nicht gleich wieder raus ist. Aber vorsicht: Einfach einen Knoten reinmachen und dann alles liegen lassen nützt auf Dauer auch nichts: Dann sieht der Luftballon nämlich irgendwann so aus (alten Luftballon zeigen) ziemlich schlapp. Irgendwas sollte man also schon machen. Wenn man z.b. den Luftballon offen lässt, einen kleinen Verschluss anbringt, und hin und wieder mal etwas Luft rein bläst, dann hat man deutlich länger was davon. II) Dass die Gefahr besteht, dass man vor lauter Begeisterung vergisst, mal die Luft anzuhalten, das wusste auch schon Jesus. Als er sich von seinen Jüngern verabschiedete ihr habt das in der biblischen Lesung vorhin gehört da wusste Jesus: Meine Jünger werden ein echtes Problem damit haben. Jetzt sind sie sind total begeistert von dem, was sie mit mir erlebt haben. Aber bald werden sie mich nicht mehr sehen, denn ich werde bei meinem Vater im Himmel sein. Dann wird bei ihnen ziemlich schnell die Luft raus sein. Der Alltag wird ihnen wieder genauso schnöde und eintönig vorkommen wie vorher. Und darum verspricht Jesus seinen Jüngern etwas. Er sagt ihnen: Ich gehe zwar weg, ihr werdet mich nicht mehr sehen, aber 2
3 ein Teil von mir, wird bei euch bleiben. Ihr seht ihn nicht, und auch die anderen sehen ihn nicht, aber mein Geist wird bei euch bleiben und euch darüber hinwegtrösten, dass ihr mich nicht mehr seht. Er wird bei euch bleiben und euch Kraft geben. Ihr seht ihn nicht, ihr könnt ihn nicht anfassen, aber er ist da. Ich schicke ihn zu euch, er wird in Euren Herzen sein. Gottes Geist, der Geist den Jesus nicht nur seinen Jüngern, sondern auch uns, auch euch verspricht, das ist sozusagen für den Glauben das, was die Luft für den Luftballon ist: Er hält den Glauben wach, bringt die Spannung, die wir brauchen, damit unserem Glauben nicht die Puste ausgeht. Genau darum geht es heute, an Eurer Konfirmation. Denn Konfirmation, das kommt von dem lateinischen Wort confirmare und das heißt bekräftigen oder bestärken. Ihr bekräftigt heute mit Eurer Konfirmation das, was bei Eurer Taufe, eure Eltern für euch entschieden haben. Und ihr werdet bestärkt in Eurem Glauben, so wie Jesus damals seine Jünger gestärkt hat: nämlich mit seinem Geist. Heute wird noch einmal Luft in Euren Luftballon geblasen. Und dann geht sorgfältig damit um! Nicht alles auf einmal raus lassen, aber auch nicht einfach alles schleifen lassen. III) Nur, wie finde ich das recht Maß? Wie erlebe ich denn, dass Gottes Geist da ist? Was muss ich machen, damit nicht irgendwann die Luft raus ist aus dem Luftballon? Nun, hin und wieder mal etwas Luft reinpusten, hin und wieder mal etwas erleben, dass mich spüren und wissen lässt: Gottes Geist ist da in meinem Leben. Vielleicht wäre es ja hin und wieder schon mal ein erster Schritt sich daran zu erinnern, dass da noch mehr ist: eben die 3
4 Luft im Luftballon, der Geist Gottes, der meinen Glauben am Leben erhält. Jesus hat seinen Jüngern etwas recht schlichtes empfohlen: Liebe Liebe zu Gott, Liebe zu Jesus. Liebe ist es, die uns mit Gott verbindet. Diese Liebe immer wieder einmal auszuleben, das hält meinen Glauben am Leben, das verbindet mich mit Gottes Geist - das Be-geistert. Aber wie lebe ich diese Liebe? Nun sicher nicht einfach, indem ich still in meinem Zimmer sitze und mir sage: Ja, Gott, ich glaube an Dich. Das ist zwar schon einiges, aber wenn ihr Euch mal vorstellt, ihr seid verliebt in ein hübsches Mädchen, oder einen hübschen Jungen. Dann sagt ihr das zum einem natürlich dem Mädchen oder dem Jungen selber Und wie sage ich Gott, dass ich ihn liebe, dass ich ihn toll finde? Mein Vorschlag wäre: Sag es ihm einfach betend, vielleicht auch singend. Aber vor allem: Könnt ihr Euch vorstellen, dass ihr verliebt seid und niemand sonst bekommt das mit? OK, manchmal will man das, aber das ist verflixt schwer. Und wenn es anders wäre, dann stimmte da was nicht mit unserer Liebe. Genauso ist es mit dem Glauben: Wenn ich wirklich glaube, wenn ich Gott liebe, dann bekommen andere das mit erst recht, wenn da noch andere sind, die diesen Gott genauso lieben wie ich. Bei Gott sind wir nämlich keine Konkurrenten, sondern unsere Liebe zu Gott verbindet uns miteinander und begeistert uns zusammen. Und darum feiern wir z.b. gemeinsam Gottesdienste um unsere Liebe zu Gott auszudrücken und zu erleben, dass Gott auch für uns da ist, und uns liebt. Jedes mal, wenn wir das machen, blasen wir ein kleines bisschen Luft in unseren Luftballon hinein, damit er nicht schlapp macht. Ach ja, es gibt übrigens auch noch einen Liebes- 4
5 brief von Gott, für uns. Ziemlich dick das Ding, alt und zugegebener Maßen manchmal ziemlich schwer verständlich. Aber es ist trotzdem ein Liebesbrief in den immer wieder mal reinzulesen sich lohnt. Denn auch das gibt dem Luftballon etwas Luft, weil dieser Liebesbrief voll ist von Gottes Geist. Darum mache ich euch Mut: Lest doch einfach hin und wieder mal darin, setzt euch damit auseinander, gemeinsam mit anderen, ruhig kritisch und nicht einfach alles hinnehmend. Aber lest da drin. Das ich von der Bibel rede, brauche ich wohl nicht mehr extra zu sagen. IV) Wenn ihr heute hier konfirmiert worden seid, dann seid ihr in den Augen der Kirche, selber für euren Glauben verantwortlich. Ihr nehmt das nun in die Hand Und so wie ich euch kennen gelernt habe im letzten Jahr, seid ihr auch in der Lage dazu: mit Neugierde, kritisch fragend, aber eben auch offen für neue Sichtweisen auf das Leben. Und darum mache ich euch heute Mut: Nehmt Euren Glauben in die Hand, gestaltet ihn, lasst das, was ihr im letzten Jahr mitgenommen habt nicht einfach liegen, sondern macht was draus. Mischt euch ein, in der Kirche, in der Gemeinde hier oder da, wo ihr mal hinkommen werdet entwickelt eure eigenen Vorstellungen und Visionen davon, wie man Glauben leben kann. Lasst Euch nicht von uns alten Knackern vorschreiben, wie ihr Eure Liebe zu Gott leben sollt, sondern sagt uns, wie ihr das machen wollt. Ich weiß, dass unsere Gottesdienste und vieles, was es in der Kirche gibt oft für Euch nicht so das wahre sind. Aber ändern wird sich daran nur etwas, wenn ihr euch einmischt. Jetzt seid ihr ganz offiziell reif dafür! Prall aufgeblasen wie ein Luftballon viele Erfah- 5
6 rungen, die ihr gemacht habt im vergangenen Jahr: Macht was draus! - Für Euch und für die Menschen denen ihr begegnet. Mit Gottes Geist könnt ihr viel bewegen. 6
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