Gesundheits- und Krankenpflegeschule am St. Johannes-Hospital, Bleichenpfad 9, Varel
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- Adolf Krüger
- vor 6 Jahren
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2 Das Vareler Modell ein gesundheitsförderlicher Ansatz zur Resilienzentwicklung in der Pflegeausbildung Die Entwicklung des Vareler Modells ist in einem Projekt mit dem Lehrerteam und einer Arbeitsgruppe von Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr entstanden. Folgende Gründe haben zu dieser Konzeptentwicklung geführt: - Steigende psychische und physische Belastungen, Abbruch der Ausbildung durch Überforderung - Bewegungsmangel - Falsches Essverhalten im Schichtdienst - Gewichtszunahme - Keinen oder ein nur sehr unregelmäßiger Schlafrhythmus - Zunahme von chronischen Erkrankungen innerhalb der Ausbildung (psychische Erkrankungen, Krebserkrankungen, Apoplexie, Rückenleiden und Bandscheibenvorfall, Multiple Sklerose) Aus einer anonymisierten Befragung zum Thema (Was macht die Ausbildung attraktiver? Was macht den Beruf attraktiver? Welche Konzepte haben sich bewährt und welche fehlen noch?) hat sich im Frühjahr 2017 gezeigt, dass unsere subjektive Wahrnehmung im Kollegium sich bestätigt hat. Aus der Befragung (n=36) ist hervorgegangen, dass der Bedarf nach gesundheitsfördernden Maßnahmen (n= 16) von besonderer Bedeutung ist. Die Auszubildenden wünschen sich ein regelmäßiges Sportangebot und eine Ernährungsschulung für den Schichtdienst. Des Weiteren besteht der Wunsch nach einer kontinuierlichen Anleitung in der Praxis, die aufgrund von Personalverdichtung häufig verschoben wird oder ganz entfällt. Dem letztgenannten Aspekt haben wir uns ebenfalls angenommen und parallel ein Projekt zur Praxisanleiterkonzeptentwicklung angeschoben. Mit dem Lehrerteam sind die Befragungsergebnisse ausgewertet und besprochen worden. Parallel dazu hat sich eine Arbeitsgruppe von Auszubildenden gebildet. Innerhalb dieser Gruppe sind die Befragungsergebnisse aus Sicht der Auszubildenden bewertet worden. Mit den am häufigsten genannten Ergebnissen ist im Anschluss eine Arbeitsplatzsituationsanalyse durchgeführt worden. Die Auszubildenden haben dabei folgende Aspekte erarbeitet. 1. Praxisanleitung 2. Praxistage 3. Gesundheitsförderliche Maßnahmen 2
3 4. Umgebung des Arbeitsplatzes 5. Ernährungsberatung im Schichtdienst Die beiden erstgenannten Aspekte haben wir ausgegliedert und werden derzeit in einem separaten Projekt bearbeitet. Die Arbeitsgruppe hat sich dann mit den weiteren Punkten beschäftigt. Zum dritten Punkt sind Wünsche, wie das Erlernen von rückenschonendem Arbeiten und einem Rückenschulungsangebot, Entspannungsmöglichkeiten in den Unterrichtsblöcken und Sportangebote entwickelt worden. In Bezug auf die Umgebung des Arbeitsplatzes ist der Wunsch nach ausreichend Umkleidekabinen und Berufsbekleidung in den Grüßen 2-3 geäußert worden. Des Weiteren ist die Anschaffung einer Sitzgruppe für den Außenbereich und einen Kicker genannt worden. Zum letztgenannten Aspekt besteht dringend der Bedarf nach einer Ernährungsschulung. Zeitgleich hat das Lehrerteam ebenfalls am Vareler Modell gearbeitet und Ideen gesammelt. In weiteren Arbeitsgruppensitzungen haben die Auszubildenden dem Vareler Modell ein Gesicht gegeben und mit Inhalt gefüllt. Die Begriffe zu den fünf Buchstaben des Schulortes Varel hat das Kollegium zuvor entwickelt. Freude am Lernen Verantwortung übernehmen Ausbildung meistern Resillienz entwickeln Entspannungsmethoden erlernen Die Grundidee des Modells beruht auf dem genetischen Konzept der Orkidebarn und der Maskrosbarn" von Thomas Boyce von der University of California in Berkeley und Bruce Ellis von der University of Arizona in Tucson. Das Modell soll den Auszubildenden dabei helfen innerhalb der Ausbildung Empowerment for Health zu entwickeln. Da die Theorie davon ausgeht, dass Resilienz erlernbar ist, besteht dieses Konzept aus einzelnen Bausteinen (Samenkörner), die dazu verhelfen, Resilienz individuell zu entwickeln. Die elf ausgewählten Themenfelder (Samenkörner) sind fortan Teil des Curriculums und werden innerhalb der theoretischen Ausbildung vermittelt. Neben festen Inhalten, besteht für 3
4 die Auszubildenden auch die Möglichkeit selbst Schwerpunkte zu wählen, um die eigene Resilienzentwicklung zu steuern. (Aus dem Pusteblumensamen wird somit langsam eine neue widerstandsfähige Löwenzahnpflanze.) So können die Auszubildenden das Lerncoachingangebot, Rückentraining, PMR und QI Gong individuell nutzen. Im Einführungsblock der Ausbildung sollen die Lerneinheiten I.3, I.5, I.7 und II.2 den Grundstock für die Resilienzentwicklung bilden. Die Auszubildenden werden an Themen, wie Bewegung/Haltung, Ernährung, Atmen und Lerntechniken/ Lernstrategien herangeführt. Sie sollen dabei schon für ihre persönliche Gesunderhaltung sensibilisiert werden. (z. B. gesundes Schuhwerk, gesunde Ernährung) Neben einer ersten Einführung in ein Rückenschultraining für den gesamten Ausbildungskurs, haben die Auszubildenden im weiteren Verlauf der Ausbildung die Möglichkeit, am Rückentraining für Alle teilzunehmen. (Verhaltensprävention) Hierzu hat sich eine Lehrerin als zertifizierte Rückentrainerin ausbilden lassen. Des Weiteren erlernen die Auszubildenden innerhalb von Seminartagen in der Ausbildung durch einen Diätologen und Ernährungsberater ihr individueller Essverhalten zu reflektieren und einen einfachen Weg zur gesunden und ausgewogenen Ernährung im Schichtdienst, der im Alltag praktikabel ist. Über das Thema Atmen werden Auszubildenden die Gefahren des Rauchens und Möglichkeiten der Rauchentwöhnung angeboten. (Verhaltens- und Verhältnisprävention) Sie erlernen Tool zur Atempause. Hierbei handelt es sich um kurze Entspannungsübungen durch gezielte Atmung, die sie im Pflegealltag selbst anwenden, als auch mit Patienten durchführen können. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Vareler Modells ist das Tragen von passgenauem Schuhwerk, um Haltungsschäden langfristig vorzubeugen. Hierzu erhalten die Auszubildenden, mittels eines 3-D-Fuss-Scan und einer Laufanalyse in der Praxis, eine individuelle Fußvermessung durch einen Orthopädieschumacher und Physiotherapeuten. Um die Ausbildung sicher meistern zu können und gerade in schwierigen Lebensphasen weiterhin das Ziel vor Augen zu haben, besteht nach einer theoretischen Unterrichtseinheit zum Thema Lernen und Lerntechniken für Jedem die Möglichkeit das individuelle Lerncoachingangebot in Verlauf der Ausbildung zu nutzen. Hierzu ist eine Lehrerin im Rahmen einer Weiterbildung zum Lerncoach nach Hanna Hadeland ausgebildet worden. Im weiteren Verlauf der Ausbildung folgen dann weitere Themen, wie Lärmschutz, Augenentspannung, Schlafhygiene im Schichtdienst, richtige Kommunikation im Pflegeberuf, 4
5 Umgang mit Sterben und Tod, Arbeitsschutz, Prävention und Stressbewältigung, die in den Lerneinheiten I.4, I.8, I.19, I.38, II.18, II.23, III.9 curricular integriert worden sind. Abgerundet wird das Gesundheitsförderungsangebot durch das wöchentlich im Theorieblock stattfindende Gruppensportangebot (90 Minuten). Hierzu geht der jeweilige Ausbildungskurs in ein nahegelegenes Gesundheitshaus. Das Angebot reicht von Rumpfstabilisierung, Muskelaufbautraining, Yoga, Aquafitness, Fit Bo, Nordic Walking und wird begleitet durch einen Gesundheitsmonitor. Bei dieser Bodyanalyse werden die Auszubildenden individuell über ihre Gewichtsveränderungen in der Ausbildung informiert und beraten. Mit einer Kick-Off -Veranstaltung haben wir im Juni 2017 mit dem Projekt begonnen. Allen Mitarbeitern und Auszubildenden ist durch die Arbeitsgruppe das Vareler Modell vorgestellt worden. Die neuen Auszubildenden, die ab in die Ausbildung gegangen sind, sind hierzu ebenfalls eingeladen worden. Gemeinsam ist der Tag durch einen Ernährungsberater und Koch aus Hamburg begleitet worden, der mit allen Mitarbeiter ein gesundes Grillen durchgeführt hat. Das Projekt ist mittlerweile in die erste Phase gegangen. Der neue Ausbildungskurs hat im September begonnen und wird das gesamte Modell bis zum (Ausbildungsende) durchlaufen. Die derzeit laufenden Ausbildungskurse erhalten einzelne Anteile des Modells. Die Arbeitsgruppe trifft sich weiterhin in der Projektphase vierteljährig, um den Verlauf mündlichen und schriftlich zu evaluieren und weiterzuentwickeln. Abschließend lässt sich sagen, dass das Modell auch nach der Pilotphase fester Bestandteil des Schulkonzepts werden soll, damit unsere Auszubildenden zu widerstandsfähigen Löwenzahnpflegekräften werden, die sich selbst und dem Gesundheitssystem etwas Gutes tun. 5
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