Bildung und Erziehung in der Kindertagespflege Die Sicht der Akteure

Transkript

1 Bildung und Erziehung in der Kindertagespflege Die Sicht der Akteure Stefan Heeg, DJI Abschlusstagung: Professionalisierung der Kindertagespflege Empirie und Diskurse DJI in München, 30./31. März 2011

2 Bildungsaspekte Das Kind als aktives Subjekt im Bildungsprozess Bildungs- und Orientierungspläne Kompensation von Benachteiligung

3 Das Bildungsverständnis von Tagespflegepersonen Man muss ja auch mal die Kirche im Dorf lassen. So etwas sollen sie ja nachher im Kindergarten lernen. Hier, wenn sie wissen wie sie heißen, wo sie wohnen, ein paar Farben schon kennen, links und rechts unterscheiden können, an der Straße prompt stehen bleiben können, Hände säubern vor und nach dem Essen, nach dem Toilette gehen, Zähne putzen, so etwas ist für mich sehr sehr wichtig. Den Grundstein lege ich an und gebe diese Ruhe- und Entspannungsphasen und Tobephasen einhalten. So was finde ich wichtiger... Hier soll das alles noch ein bisschen spielerisch kindgerecht ablaufen, meine ich bis 3 Jahre. Für mich ist das ganz wichtig, dass sie sich ebenso als kleine Persönlichkeit voran entwickeln. (08, ).

4 Das Bildungsverständnis von Tagespflegepersonen... kommt ganz drauf an. Also wenn wir zum Beispiel 'nen Theaterbesuch an dem Tag haben, dann nehme ich das Kind natürlich mit. Oder wenn wir irgendwie zum Baden gehen, nehme ich das Kind auch mit, also... dann ist es wie ein Familienmitglied, das dritte Kind einfach, [...] wo wir jetzt keine spezielle... also jetzt als Familie keine spezielle Aktion haben, [ ] dann mache ich mit ihnen halt hier was. Ob wir jetzt backen oder spielen oder lesen.... (EW: 94)

5 Das Bildungsverständnis von Tagespflegepersonen Also eine reine Betreuung lehnen wir ab. Wie gesagt, wir machen jeden Tag eine Beschäftigung. Ich sehe mich schon als Förderkraft in dieser ganzen Geschichte. Und eigentlich gibt uns die Sache ja auch Recht, weil der Kindergarten sagt Eure Kinder können schneiden, malen, sie sind sauber wenn sie kommen, sie können einen Tisch decken, sie können Rollenspiele durchführen Das gibt uns schon Recht, dass wir auch ganz gut die Kinder vorbereiten auf den Kindergarten. (05,403-09)

6 Das Bildungsverständnis von Tagespflegepersonen In der Hauptsache beschäftige ich mich mit den Kindern, wobei man das Wort Selbstbildungsprozess nicht außer Acht lassen kann. Es bringt nichts, wenn ein Kind sich gerade auf was einlässt und versucht zum Beispiel so Steine in ein Loch rein zu stecken oder so was und ist da total konzentriert, das macht Bildung. Das ist ein Selbstbildungsprozess. Feinmotorik wird geschult, die Auge-Hand-Kommunikation [Koordination] wird geschult usw. Dann kann ich nicht dazwischen gehen und sagen So, jetzt gehen wir in die Montessori-Ecke und machen aber das. Ich gucke, wo die Kinder stehen, wo die Interessen sind. Oder wenn man merkt, die wissen nicht so richtig was mit sich anzufangen und so, dann werfe ich was ein und sage Wie wäre es, wollen wir das mal machen? (44, ).

7 Die Rahmenbedingungen Die Qualifizierung Grundkurs Aufbaukurs U1 U2 U3 160 h h 80 h 40 h 40 h Gesamt 160 h 160 h 80 h Fort- und Weiterbildung 20 h/ Jahr 12 h / Jahr 15 h/ Jahr (Verpflichtend) Finanzielle Förderung der Fortbildungen 160 Euro/ Jahr subventioniert vom WB-Träger kostenfrei

8 Die Rahmenbedingungen Die Qualifizierung Die Schulung finde ich persönlich könnte ausgereifter sein zum Teil, aber sie könnte umfangreicher, ja will ich nicht sagen, der Umfang ist ja da, aber ausführlicher sein. Es werden viele Themen einfach nur angeschnitten. Dann sage ich mal grob übertrieben, wird man eigentlich mehr oder weniger ins kalte Wassergeschubst. Das ist eine Tatsache. Und wenn man dann niemanden hat, der einem ein bisschen was erzählen kann (02, 62-68)

9 Die Rahmenbedingungen Die Qualifizierung Aber es muss sehr vieles mehr passieren. Ich finde es auch sehr wichtig, dass diese Fortbildungen auch mehr Inhalt, in dem Sinne von pädagogischen Hintergründen, auch für die Tageseltern, die keine pädagogischen Hintergründe haben. [...] Aber das gibt es nicht. Es gibt mehr diese Alltagsprobleme, was das Gesetz jetzt von uns möchte, [...] Ist auch sehr wichtig, aber dadurch wächst nur Bürokram und die Arbeit mit den Kindern geht verloren. Pädagogisch gesehen glaube ich, da muss schon viel mehr passieren, inhaltsmäßig ( ).

10 Die Rahmenbedingungen Die Qualifizierung Die Fachberatung

11 Bildungsanspruch und Handeln in der Kindertagespflege Qualifizierung Inszenierung Ausgestaltung der Räumlichkeiten Verwendung von Fachbegriffen Alltäglichen Praxis

12 Bildungsanspruch und Handeln in der Kindertagespflege Qualifizierung Inszenierung Verlagerung des pädagogischen Anspruchs Herausstellen familiärer oder mütterlicher Kompetenz

13 Erwartungen der Eltern Den Kindern soll es gut gehen Formulieren meist keine Ansprüche (Schichtspezifik) Agieren und entscheiden nach Bauchgefühl

14 Resümee Die Kindertagespflege hat Potential für Bildung und Erziehung von Kindern, insbesondere für Kinder unter 3 Jahren. Notwendig ist dafür eine Unterstützungsstruktur Tagespflegepersonen, Eltern und Institutionelle Akteure sind gemeinsam für die Qualität in der Betreuung verantwortlich.

15 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!