Abschlussbericht. German teaching assistant in Australien (Adelaide)

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1 Abschlussbericht German teaching assistant in Australien (Adelaide) Ich war für 11 Wochen (den ersten von vier school terms) als deutscher teaching assistant an einem College ( Klasse) in Adelaide, der Hauptstadt von South Australia. Das Immanuel College in Adelaide Der PAD (Pädagogische Austauschdienst) organisiert zwar solche Auslandsaufenthalte als assistant teacher, Australien ist dabei jedoch das einzige Land, für das man dafür sein Universitätsstudium bereits mit dem Staatsexamen abgeschlossen haben muss. Da ich meinen Auslandsaufenthalt für mein Studium brauchte und aber unbedingt nach Australien gehen wollte, habe ich meinen Aufenthalt als assistant teacher deshalb selbst organisiert. Dafür habe ich ein gutes Jahr vor meinem Aufenthalt begonnen, verschiedene High Schools und Colleges zu googeln, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten, und mir eine Liste mit Infos und Kontaktdaten erstellt. Zudem habe ich mir Erfahrungsberichte anderer teaching assistants in Australien auf Student- und Arbeitsmarkt durchgelesen und deren Schulen in die Liste mit aufgenommen. Dann habe ich meinen Favoriten aus dieser Liste Mails geschrieben bzw. angerufen, wobei letzteres wegen Zeitverschiebung oft schwierig war. Letztendlich erhielt ich dann vom Immanuel College in Adelaide eine Antwort von der dortigen Deutschlehrerin und habe ihr meine Bewerbung geschickt. Ganz typisch für die australische lockere Art habe ich zwischendrin nichts mehr von der Deutschlehrerin gehört, auf dreimaliges Nachfragen per Mail, ob das denn jetzt alles klappt, kam dann ein Jaja, alles gut, das passt, sie war nur busy. Es war dementsprechend beruhigend, dass Student- und Arbeitsmarkt ein von der Schule unterschriebenes placement offer haben wollte, da man so zumindest etwas in der Hand hatte und sich das ganze etwas offizieller anfühlte. Zudem hatte ich das Glück, dass die Deutschlehrerin Frau Heynemann etwa ein halbes Jahr vor meinem Aufenthalt in Adelaide für einige Zeit in Deutschland war und ich mich mit ihr in München auf einen Kaffee treffen und sie kennenlernen konnte. 1

2 Die Deutschlehrerin hat sich zudem für mich nach einer Gastfamilie umgesehen, so dass ich letztendlich bei einer der Musiklehrerinnen wohnte, ein absoluter Glücksfall, da diese supernett und auch noch sehr jung war, und ich zudem bei deren Schwester zweimal in der Woche babysitten und im Gegensatz dafür umsonst bei ihr wohnen durfte. Meine Erwartungen an das Praktikum waren nicht sehr spezifisch, da ich vor allem offen sein wollte für alles, was ich aus diesem Praktikum mitnehmen kann. Ich erhoffte mir, dass ich zum einen durch den Aufenthalt in einem englischsprachigen Land meine Sprachkenntnisse verbessern, und zum anderen, dass ich durch das Arbeiten in der Schule Erfahrungen für meinen späteren Beruf als Lehrer sammeln kann. Das Verbessern der Sprachkenntnisse hat sich definitiv so erfüllt, wie ich mir das erhofft hatte, da ich während der sieben Monate, die ich insgesamt in Australien verbracht habe, nicht nur viele neue Wörter gelernt habe, sondern vor allem viel vertrauter mit der Sprache geworden bin und es sich jetzt absolut normal anfühlt, Englisch zu reden. Die Erfahrungen, die ich an der Schule sammeln konnte, waren wesentlich vielfältiger, als ich mir das vorgestellt hatte. Klar sammelt man auch Erfahrungen darin, vor Leuten zu sprechen und gewisse Sachverhalte zu erklären. Was sich für mich jedoch als viel bedeutender und interessanter herausgestellt hat, waren andere Dinge, an die ich zunächst nicht unbedingt gedacht hatte. Man lernt zum Beispiel enorm viel über die eigene Sprache. Man macht sich bewusst, wie kompliziert und eigen so eine Sprache eigentlich ist, und wie viele Dinge es gibt, die sehr schwierig zu erklären sind, weil man sie als Muttersprachler einfach intuitiv richtig macht ohne zu wissen warum. So stößt man auch auf zahlreiche Unterschiede zwischen den beiden Sprachen, die einem bisher nicht bewusst waren und wird sensibler für spezifische Feinheiten beider Sprachen. Auch der große Unterschied zwischen deutschen Schulen (mit Fokus auf Disziplin, Fleiß, Wissen) und australischen Schulen (wo alles viel lockerer und relaxter ist, ein ganz anderer Umgang zwischen Lehrern und Schülern herrscht, und Fächer wie Sport und Drama genauso wichtig sind wie Mathe) war sehr interessant und hilfreich, da man verschiedenste Lehrstile erlebt und sich bewusst wird, was einen selbst ausmacht und einem wichtig ist, und man Anregungen für den Umgang mit verschiedenen Situationen und generelle Lehrstile und -methoden bekommt, die es so in Deutschland nicht gäbe. Meine Aufgabe während des Praktikums war vor allem das Unterstützen der Lehrer während der Stunden. Da meistens verschiedene Parallelklassen gleichzeitig unterrichtet wurden, haben mir Lehrer oft Bescheid gegeben, wenn sie mich gerade besonders gut brauchen konnten, sprich wenn die Schüler irgendwelche längeren Texte schreiben sollten, wo es immer hilfreich ist, wenn zwei Lehrer rumgehen und helfen können, oder wenn die Schüler Dialoge für mündliche Tests üben sollten. Auch konnten Gruppen geteilt werden, und ich mit der einen und der entsprechende Lehrer mit der anderen Hälfte üben. So habe ich zum Beispiel mit einer Schülerin der siebten Klasse, deren Mutter Deutsche war und die deshalb bereits ziemlich gut Deutsch 2

3 sprach, schwierigere Grammatikübungen gemacht oder Rechtschreibung geübt. Auch waren die 11. und 12. Klassen in einem Kurs, sollten aber größtenteils unterschiedlichen Stoff lernen, sodass ich oft mit der einen Hälfte und Frau Heynemann mit der anderen arbeitete. Außerdem habe ich am Anfang eine PowerPoint Präsentation über mich und meine Heimat erstellt, mit vielen Bildern, die ich dann in den verschiedenen Klassen gezeigt und den Schülern von mir und Deutschland (bzw ehrlich gesagt Bayern) erzählt habe. Da ich als Zweitfach neben Englisch Mathe studiere, habe ich auch in einigen Mathestunden ausgeholfen, wo die Mathelehrer immer sehr froh waren, eine zweite Person dabei zu haben, damit Schülerprobleme beim Üben schneller gelöst werden können. Des Weiteren konnte ich auch die Gelegenheit nutzen, andere Fächer wie Drama zu besuchen, die es so in Deutschland nicht gibt, sowie an verschiedenen Exkursionen teilnehmen, wie Besuchen im German Club oder in den Central Markets, wo die Schüler deutsches Essen finden sollten, oder den Surftagen. Diese Ausflüge waren auch immer eine tolle Gelegenheit, Lehrer und Schüler auf einem persönlichen Level kennenzulernen. Surfen in Middleton Zwar gab es auch mal Stunden, in denen nur Grammatik erklärt wurde und ich eigentlich nichts zu tun hatte, was auch daran lag, dass es unmöglich ist, vor jeder einzelnen Stunde abzuklären, welcher Lehrer was macht und wo man am besten gebraucht wird. Doch selbst das war oftmals interessant (wie oben beschrieben ist man sich vielen Feinheiten des Deutschen gar nicht bewusst) und außerdem die absolute Ausnahme, sodass ich meistens gut ausgelastet war und viel Abwechslung hatte. Deshalb kann ich definitiv sagen, dass ich nicht nur sehr viel von diesem Praktikum gelernt habe, sondern es mir auch sehr viel Spaß gemacht hat. Dementsprechend hat dieses Praktikum nicht viel an meiner Einstellung zu meinem Beruf bzw. meiner Studienmotivation geändert. Ich war mir nach verschiedensten Praktika und Nebenjobs in Deutschland sicher, dass ich die richtige Studienentscheidung getroffen hatte und den richtigen Beruf gefunden hatte, was auch durch dieses Praktikum noch einmal bestätigt wurde. Der Kontakt zu den Kollegen an der Schule war in etwa, wie ich mir das vorgestellt hatte. Alle waren von Anfang an sehr offen und freundlich, vor allem auch die 3

4 Deutschlehrer, mit denen ich am meisten zu tun hatte. Bei verschiedenen Ausflügen und im Lehrerzimmer konnte ich auch immer wieder andere Lehrer ein bisschen mehr kennenlernen. Ich wurde jedoch am Anfang nie offiziell vorgestellt, sodass viele lange nicht wussten, wer ich überhaupt war und was ich an der Schule machte. Auch hatte ich außerhalb der Schule keinen Kontakt zu den Kollegen (außer der Musiklehrerin, bei der ich wohnte natürlich), was aber auch einfach daran lag, dass alle älter waren als ich. In meiner Freizeit habe ich deshalb auf andere Weise Leute kennengelernt. Zum einen hat die Musiklehrerin oft etwas mit mir unternommen. So sind wir zum Beispiel gleich in der ersten Woche zu ein paar Musikgigs gegangen, oder am ersten Wochenende mit Freunden für ein Wochenende an den Strand und auf dem Rückweg zu einer Winery gefahren. Zum anderen wusste ich von meiner Zeit als Aupair in Melbourne, dass man über die Aupair-Facebook-Gruppen super junge Leute kennenlernen kann. Ich hatte sogar das Glück, zunächst nur Nicht-Deutsche kennenzulernen, was in Australien ja nicht ganz einfach ist, und eine andere Surfbegeisterte zu finden, mit der ich am Wochenende ab und zu surfen gehen konnte. Wir hatten auch das Glück beim Campen zwei Australier kennenzulernen, mit denen wir in Adelaide Sachen unternehmen und die uns Tipps geben konnten. Zudem bin ich öfter zum Volleyball spielen gegangen, war da aber unregelmäßig und abwechselnd je nach Wetter Halle oder beachen, sodass ich da in der kurzen Zeit keine engeren Kontakte aufbauen konnte. Trotzdem konnte man interessante Gespräche führen und neue Leute kennenlernen, sodass ich definitiv sagen würde, dass sich Sportgruppen auch für kurze Zeit dafür eignen, neue Leute zu treffen. Stadtstrand in Adelaide (Grange) Adelaide als Stadt hat mir sehr gut gefallen, was aber auch daran lag, dass ich in der unumstritten schönsten Zeit des Jahres da war (Februar/März): wunderbares Sommerwetter und das Fringe-festival, das einen Monat dauert und während dem man auch für relativ wenig Geld viele wunderbare Shows und Künstler sehen kann, und während dem auch etwas los ist in der Stadt. Abgesehen davon gibt es schöne Strände, selbst die Stadtstrände in Adelaide fand ich super, und wenn man ein bisschen fährt gibt es wirklich schöne und auch surfgeeignete Strände. Außerdem ist Adelaide für seine Wineries bekannt (es gibt vier verschiedene Weingebiete), man kann am Fluss schön radfahren und auch shoppen lohnt sich. Für weitere Touren gibt 4

5 es den wunderschönen Flinders Ranges Nationalpark und Kangaroo Island mit schönen verlassenen Stränden. Flinder Ranges Kangaroo Island Da ich Englisch studiere und so ständig mit der Sprache in Kontakt bin, sowie mich als Nachhilfelehrer auch mit der deutschen Sprache befasse, und mich schon immer für Australien interessiert habe und dementsprechend Bücher gelesen habe, habe ich mich nicht speziell auf mein Praktikum und das Leben in Australien vorbereitet. Obwohl australisches Englisch immer sehr verteufelt wird, fand ich die Sprache sehr gut verständlich und hatte damit nie Probleme (wobei das außerhalb der Küstenstädte im Outback wohl anders sein mag). Kulturell hat mich Australien nicht überrascht, das Lebensgefühl war genau auf die Art und Weise anders, wie ich mir das erhofft hat: Alles ist entspannter und die Menschen sind viel offener. Dinge wie Pünktlichkeit und Vorausgeplane haben hier nicht annähernd die Wichtigkeit wie in Deutschland, und wenn mal was nicht läuft, dann wird das schon wieder. Die Menschen, denen man begegnet, sind irgendwie glücklicher als in Deutschland, man kommt ständig mit Fremden ins Gespräch und erzählt Angestellten in zum Beispiel einer Bank beim Eröffnen eines Bankkontos gefühlt seine ganze Lebensgeschichte. Vor allem in meiner Zeit als Aupair wurde ich ständig von Leuten auf der Straße angesprochen und habe mich immer mit verschiedensten Leuten unterhalten, ob an der Bushaltestelle, im Supermarkt, oder auf dem Spielplatz. Diese Lockerheit und offene Freundlichkeit ist auch definitiv etwas, das ich zurück in Deutschland vermissen werde. Alles in allem kann ich sagen, dass ich sehr viel aus diesem Praktikum und meinem Auslandsaufenthalt mitgenommen habe, und dass ich eine wahnsinnig schöne Zeit als teaching assistant in Australien hatte. Ich kann so ein Praktikum jedem, der darüber nachdenkt, nur wärmstens empfehlen, da es nicht nur Spaß macht und einem für die berufliche Zukunft weiterhelfen kann, sondern man auch persönlich so viel an so einer Erfahrung wächst. Auch das Immanuel College im Speziellen kann ich dank der tollen Einbindung ins Schulleben und der super Atmosphäre absolut für einen Einsatz als teaching assistant empfehlen. 5