T SCHECHIENS T EXTILINDUSTRIE FEIERT KLEINES C OMEBACK

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1 TEXTINATION NEWSLINE T SCHECHIENS T EXTILINDUSTRIE FEIERT KLEINES C OMEBACK MIT TECHNISCHEN UND INNOVATIVEN PRODUKTEN ERFOLGE AUF DEM WELTMARKT / UMSÄTZE STEIGEN SEIT DREI JAHREN Prag (gtai) - Nach einer dramatischen Schrumpfkur erlebt Tschechiens Textilindustrie wieder einen Aufschwung. Die verbliebenen Unternehmen haben ihre Produktivität deutlich erhöht. Vor allem mit technischen Textilien erzielt die Branche seit drei Jahren steigende Umsätze, auch dank der Automobilindustrie. Besonders gute Geschäftschancen rechnen sich Hersteller von Nanofasern aus. Auf diesem Gebiet gehört Tschechien international zu den Vorreitern. Hartmut910 / pixelio.de Nachdem Tschechiens Textilindustrie mehr als ein Jahrzehnt lang auf Talfahrt war, wachsen die Umsätze seit 2010 wieder kontinuierlich. Sie erreichten nach Angaben des Branchenverbands ATOK 2012 einen Wert von umgerechnet etwa zwei Mrd. Euro (Textil, Bekleidung, Leder). Zumindest für die Textilproduzenten könnte der Aufschwung 2013 weiter gehen. Bei ihnen nahm 2012 das Volumen der Neubestellungen um 3,3% zu. Dagegen sanken die Ordereingänge bei den Bekleidungsherstellern um 2,5%. Amain Babu wave111 / pixelio.de Textination GmbH 1

2 Umsatzentwicklung der tschechischen Textil-, Bekleidungs- und Lederindustrie *) Jahr Umsätze in Mrd. Kc Veränderung gegenüber dem Vorjahr (in %) ,1-3, ,5-2, ,8-4, ,3-4, ,0 1, ,0-16, ,0-13, ,7 4, ,2 10, ,1 8,4 *) Durchschnittlicher Wechselkurs 2012: 1 Euro = 25,1 Kc Quelle: Branchenverband ATOK Dafür waren Tschechiens Bekleidungshersteller 2012 auf den Auslandsmärkten besonders erfolgreich. Ihre Exporte stiegen um 6% auf 1,06 Mrd. Euro. Ein Viertel davon geht nach Deutschland. Die Textilproduzenten mussten dagegen einen leichten Rückgang ihrer Auslandslieferungen um 0,6% auf 1,95 Mrd. Euro verkraften. Auch hier entfällt ein Viertel der Exporte auf Deutschland. Derzeit gibt es in Tschechien rund 420 Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten, die in der Textil- und Bekleidungsindustrie aktiv sind. Die größten von ihnen erzielen Jahresumsätze von bis zu 200 Mio. Euro. Tschechiens größte Textil- und Bekleidungshersteller (Umsätze in Mrd. Kc) 1) Unternehmen/Sitz Juta / Dvur Kralove nad Labem bagal / pixelio.de Pegas Nonwovens / Znojmo Kordarna Plus / Velka nad Velickou Nova Mosilana / Brünn Umsatz 2011 Umsatz 2012 Produktportfolio 5,0 5,6 Geotextilien, Dämmstoffe, Agrar-, Verpackungsmaterialien Webseite 4,1 4,7 Vliesstoffe 2,77 2) k.a. Cordgewebe, technische Gewebe für Fließbänder etc. 2,66 k.a. Kostümstoffe Veba / Broumov 1,81 2,0 3) Jacquardgemusterte Wohn- und Bekleidungsstoffe, Brokat Johnson Controls / Strakonice Pleas / Havlickuv Brod Mehler Texnologies / Lomnice nad Popelkou Dekora-Jenicek / Zdirec nad Doubravou 1,5 k.a. Textilbezüge für Autositze 0,9 k.a. Unter- und Nachtwäsche 0,9 k.a. Zelt- und Bootstoffe, Planen, Stoffe für Sonnenschirme 0,8 k.a. Polstermöbelstoffe Lanex / Bolatice 0,8 k.a. Seile, Kunstgras, Fäden 1) Durchschnittliche Wechselkurse 2011: 1 Euro = 24,6 Kc und 2012: 1 Euro = 25,1 Kc; 2) bis ; 3) Plan Quellen: Unternehmensangaben, Hospodarske noviny, Zeitschrift Ekonom Textination GmbH 2

3 Martina Friedl / pixelio.de Ein wichtiger Grund für die Renaissance der tschechischen Textilindustrie ist der Boom in der Automobilindustrie. Nach Angaben des Statistikamtes gehen 14% der Produktion an die Kfz- Hersteller. Sie kaufen Sitzbezüge, Verkleidungsmaterialien für den Innenraum, Sicherheitsgurte, Filter und Airbags. Aus dem südböhmischen Strakonice liefert Johnson Controls Sitzbezüge an Autokonzerne in der ganzen Welt. Seit 2012 betreibt das US-Unternehmen dort auch ein Entwicklungszentrum für neue Stoffarten. Auch der drittgrößte tschechische Textilbetrieb, Kordarna aus Südmähren, profitiert von der Kfz- Industrie. Das Unternehmen liefert unter anderem Cordfasern an den Reifenhersteller Continental. In der Slowakei plant Kordarna in den kommenden Monaten den Start einer neuen Produktionslinie. Textilunternehmen investieren zunehmend im Ausland Solche Auslandsengagements sind für Tschechiens Textilhersteller keine Seltenheit mehr. Die nordböhmische Juta zum Beispiel investiert in Großbritannien: Sie will 2013 eine Fabrik für Dachfaserdämmstoffe eröffnen. Dagegen baut der Vliesstoffhersteller Pegas Nonwovens aus Mähren eine Fertigung in Ägypten auf, um von dort aus neue Märkte zu erschließen. Ohne Beteiligung eines ausländischen Partners hat Pegas in den letzten Jahren den Sprung zu einem der größten Vliesstoffhersteller Europas geschafft. Die Umsätze sind 2012 um 13% auf fast 190 Mio. Euro gestiegen. Anwendung finden die Produkte in Babywindeln, Schutzbekleidung, in Schürzen und Chirurgiemasken oder bei Pflanzbedeckungen für den Agrarsektor. Den Großteil seines Geschäfts macht das Unternehmen in Mittelosteuropa und Russland. Für 2013 plant der Vlieshersteller Investitionen von 41 Mio. Euro. Mit seiner tschechischen Eigentümerstruktur ist Pegas Nonwovens eine Ausnahme. Denn fast zwei Drittel aller Umsätze in der Textilindustrie werden von Unternehmen erzielt, die unter auslän- Textination GmbH 3

4 discher Kontrolle stehen. Bei den Bekleidungsherstellern liegt der Anteil nur bei rund 20%. Zuletzt hatten sich wieder mehrere ausländische Unternehmen für die Branche interessiert. So ist die italienische Marzotto Ende 2012 beim insolventen Samthersteller Sametex eingestiegen. Der neue Investor will die Produktionsanlagen modernisieren, Webstühle und Färbmaschinen beschaffen und die Zahl der Beschäftigten auf 200 verdoppeln, berichteten tschechische Zeitungen. Ein Schwerpunkt soll auf hochwertiger Bekleidung liegen, bei der auch Kaschmir, Seide und Leinen zum Einsatz kommen. Marzotto ist bereits an dem Brünner Kostümstoffhersteller Nova Mosilana beteiligt. Auch für das 2010 insolvent gegangene, einst größte Bekleidungsunternehmen des Landes, OP Prostejov, gibt es Hoffnung. Im Sommer 2012 hatte der tschechische Nähmaschinenhersteller AMF Reece CR die Unternehmenssparte übernommen, die Bekleidung nach Maßanfertigung produziert. Außerdem hat die schwedische Cavaliere Teile der Konkursmasse im mährischen Jesenik gekauft. Dort läuft seit Jahresbeginn 2013 wieder die Produktion von Abendbekleidung. Laut Zeitungsberichten wollen die Schweden ihr Engagement in Jesenik ausbauen und dort die Produktion von hochwertiger Bekleidung konzentrieren. Seine Produktionskapazitäten verdreifachen will der Lederverarbeiter Prime Hide ( aus Trutnov. Bislang kann das Unternehmen jährlich t Rinderleder verarbeiten. Ab 2014 soll sich diese Menge auf t erhöhen. Investieren muss auch der Textilhersteller Mileta aus Horice bei Hradec Kralove. Denn nach einem Brand im Dezember 2012 war ein Teil der Produktionsanlagen zerstört worden. Das Unternehmen produziert Hand- und Taschentücher, Hemden sowie Bettwäsche und gehört der indischen Textilgruppe Alok. Spezialisierung auf Nanofasern Große Hoffnungen setzt die Branche auf die Nanotechnologie. Der Weltmarkt für Nanofasern wächst jährlich um ein Drittel und soll 2013 ein Volumen von 250 Mio. US$ erreichen. Die Hightech-Textilien finden Anwendung in der Bekleidungsindustrie, als Luft-, Schall- oder Flüssigkeitsfilter sowie in der Medizin bei der Wundheilung. Rund um Liberec, einem früheren Zentrum der Textilindustrie, ist ein Cluster für Nanotextilien entstanden. Die örtliche Technische Universität hat zusammen mit dem Unternehmen Elmarco den "Nanospider" entwickelt, die nach Firmenangaben weltweit erste Maschine zur Massenproduktion von Nanofasern. Das Pardubicer Unternehmen Pardam lässt derzeit in Mähren eine der ersten industriellen Produktionslinien für anorganische Nanofasermaterialien installieren. Nanotextilien, die als Barriere gegen Allergene, Mikroorganismen und Flüssigkeiten wirken, produziert Nanovia aus Litvinov im tschechischen Erzgebirge. Solche innovativen Textilien wollen auch die Wissenschaftler des Zentrums für Materialforschung in Brünn ( entwickeln. Sie arbeiten derzeit an neuen Stoffen mit Photovoltaikfunktion. Dadurch sollen sich zum Beispiel Mobiltelefone in der Jackentasche per Sonnenlicht aufladen. Dank der jüngsten Entwicklung könnte sich Tschechiens Textilindustrie für deutsche Hersteller Textination GmbH 4

5 von Maschinen wieder zu einem interessanten Markt entwickeln. Sie haben dort eine starke Position und stellen mehr als die Hälfte der Ausrüstungsimporte. Allerdings waren die Importe von Textilmaschinen 2012 um ein Fünftel eingebrochen. Einfuhr wichtiger Textilmaschinen nach Tschechien (1.000 Euro) Maschinengruppe / HS-Position Veränderung 2012/2011 (in %) Düsenspinnmaschinen / ,5..darunter aus Deutschland ,4 Spinnmaschinen / ,5..darunter aus Deutschland ,8 Webmaschinen / ,6..darunter aus Deutschland ,0 Wirk- und Strickmaschinen / ,2..darunter aus Deutschland ,1 Hilfsmaschinen / ,8..darunter aus Deutschland ,2 Maschinen für Filz- und Vliesstoffe / ,7..darunter aus Deutschland ,8 Reinigungs-, Färbe- und Bügelmaschinen / ,0..darunter aus Deutschland ,6 Nähmaschinen / ,5..darunter aus Deutschland ,3 Maschinen zur Fell-, Lederbearbeitung bzw. Schuhproduktion / ,6..darunter aus Deutschland ,4 Gesamt ,0..darunter aus Deutschland ,0 Quelle: Tschechisches Statistikamt Kontaktanschriften: Asociace textilniho-odevniho-kozedelneho prumyslu (Verband der Textil-, Bekleidungs- und Lederindustrie / ATOK) Tesnov 5, Praha 1 Tel.: 00420/ , Fax: atok@atok.cz, Internet: CLUTEX - klastr technickych textilii (Cluster für Hersteller technischer Textilien in der Region Liberec) Cluster-Managerin: Ing. Libuse Founova U jezu 525/4, Liberec 1 Tel.: 00420/ f.tex@centrum.cz, Internet: Quelle: Gerit Schulze, Germany Trade & Invest Textination GmbH 5