Wie funktioniert die 2. Säule?
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- Sofia Meissner
- vor 8 Jahren
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1 Wie funktioniert die 2. Säule? Kate Kristovic Pensionskassen-Expertin SKPE / 1
2 Übersicht Einführung 3 Säulen System der Schweiz Akteure und Organe in der beruflichen Vorsorge Aktuelles Umfeld Einflussgrössen im Vorsorgeleben Sparprozess aktive Versicherte Vorsorgekapital Rentner Wichtige Parameter in der beruflichen Vorsorge Technische Grundlagen - Sterbetafeln Technischer Zinssatz Umwandlungssatz Fazit / 2
3 3 Säulen System der Schweiz / 3
4 Akteure und Organe in der 2. Säule Arbeitgeber Stiftungsrat Oberstes Führungsorgan Vertretung der Stiftung nach Aussen aussen Arbeitnehmer Kontrollstelle Jährliche Rechnungs- und Geschäftsprüfung (Vergangenheit) Experte für berufl. Vorsorge Periodische Überprüfung (Zukunft) Auffangeinrichtung Steuerbehörde Handelsregisteramt Gerichte Sicherheitsfonds Vorsorgeeinrichtung Ausschüsse Geschäftsführung Verwaltung Aufsichtsbehörde - Überprüfung der Einhaltung der gesetzlichen und reglementarischen Bestimmungen - Einsicht in die Berichte der Kontrollstelle und des Experten - Verfügungsgewalt / 4
5 Aktuelles Umfeld Einige Kennzahlen zur Bedeutung der beruflichen Vorsorge 2'191 Vorsorgeeinrichtungen (VE) mit 3.8 Mio. Versicherten Vermögen von rund 700 Mrd. CHF (pro VE im Schnitt 300 Mio. CHF) Vorsorgeeinrichtungen stehen vor grossen Herausforderungen Tiefes Zins- und Renditeniveau Weitere Zunahme der Lebenserwartung Rentner sind keine Risikoträger laufende Renten können nicht angepasst werden Langfristige Sicherstellung finanzielles Gleichgewicht gehört zu den wichtigsten Aufgaben bei der Führung einer Vorsorgeeinrichtung / 5
6 Einflussgrössen im Vorsorgeleben Bewertungsfragen Rendite Umwandlungssatz Rendite Sparbeiträge Verzinsung Tod / Invalidität Technischer Zinssatz Lebenserwartung Aktivzeit: Sparen Rentnerzeit: Bezug / 6
7 Sparprozess aktive Versicherte Altersguthaben ist abhängig von Sparbeiträgen Versicherte und Firma Verzinsung Eingebrachten Freizügigkeitsleistungen Einkaufssummen Beispiel Sparprozess über 40 Jahre Altersgutschriften BVG + 3% - 10% / 13% / 18% 21% Entwicklung versicherter Lohn 1% p.a. Unterschiedliche Verzinsung / 7
8 Entwicklung Altersguthaben abhängig Verzinsung 1'000'000 Entwicklung Altersguthaben abhängig Verzinsung 900'000 A G H i n C H F 800' ' ' ' ' ' ' ' Alter Altersgutschriften Verzinsung 1% Verzinsung 2% Verzinsung 3% / 8
9 Folgerungen Sparprozess aktive Versicherte Altersguthaben hängt stark von Verzinsung an Im Beispiel: Bei Verzinsung 3% beträgt der Zinsanteil am Altersguthaben im Alter 65 rund 40% - Bei 1% Verzinsung: Anteil nur noch 15% Zins wird oft 3. Beitragszahler genannt Um 1% p.a. weniger Verzinsung zu kompensieren, wäre eine Erhöhung der Altersgutschriften um rund 3% notwendig Über 40 Versicherungsjahre / 9
10 Vorsorgekapital Rentner (1) Frage: Wie viel Geld muss eine PK zurückstellen, wenn sie 1' jährigen Männern eine Altersrente (ohne Hinterlassenenleistungen) von jährlich CHF 1'000 zahlt? 1' jährige q jährige q jährige q Technische Grundlagen 1'000' ' '000 Abzinsung Technischer Zinssatz (TZ) 1'000' ' ' ' ' = 14'124'000 14'779'000 Barwert = (TZ 3.5%) 3.0%) / 10
11 Vorsorgekapital Rentner (2) Vorsorgekapital einer Rente = Summe aller erwarteten zukünftigen Renten (inkl. Hinterlassenenrenten), abgezinst Vorsorgekapital ist abhängig von Lebenserwartung des Rentners und der Hinterlassenen Technische Grundlagen zukünftigen Zinsen Technischer Zinssatz Höhe der Hinterlassenenleistungen Reglementarische Bestimmungen / 11
12 Technische Grundlagen Zweck und Verwendung Technische Grundlagen sind Sterbetafeln mit Sammlung von Wahrscheinlichkeiten, welche anhand von statistischen Erhebungen ermittelt wurden, u.a. Sterbewahrscheinlichkeit Invalidisierungswahrscheinlichkeit Wahrscheinlichkeit beim Tod verheiratet zu sein Mittleres Alter des überlebenden Ehegatten Wozu werden technische Grundlagen verwendet? Berechnung Vorsorgekapital Rentner Festlegung Umwandlungssätze oder Risikobeiträge Überprüfung Schadenverlauf oder Bestandesprojektionen Abbildung der Lebenserwartung ist "Prognose des Ungewissen" / 12
13 Sterbetafeln Zwei Arten von Sterbetafeln Periodentafeln Generationentafeln Periodentafeln Bisherige Praxis bei PKs in der Schweiz Sterblichkeit wird innerhalb einer Zeitperiode gemessen und tabelliert Es wird keine künftige Sterblichkeitsabnahme eingerechnet Generationentafeln Praxis bei Versicherungen und im Ausland Künftige Sterblichkeitsabnahme wird eingerechnet Sterblichkeit hängt von Alter und Geburtsjahr ab Lebenserwartung bzw. Umwandlungssätze nach Jahrgang / 13
14 Entwicklung Lebenserwartung im Alter 65 Lebenserwartung Männer und Frauen mit Periodentafeln (PT) Männer Frauen Alter EVK 1990 PT 1986 EVK 2000 PT 2000 BVG 2005 PT 2002 VZ 2005 PT 2006 BVG 2010 PT 2011 VZ 2010 PT 2012 EVK 1990 PT 1986 EVK 2000 PT 2000 BVG 2005 PT 2002 VZ 2005 PT 2006 BVG 2010 PT 2011 VZ 2010 PT Lebenserwartung Alter EVK 1990 EVK 2000 BVG 2005 VZ 2005 BVG 2010 VZ Männer Frauen Deutliche Zunahme der Lebenserwartung Zunahme bei den Männern ausgeprägter als bei den Frauen / 14
15 Lebenserwartung im Alter 65 mit BVG 2010 Mittlere Lebenserwartung im Alter 65 mit Generationentafeln für verschiedene Jahrgänge (JG) im Vergleich mit Periodentafel 2011 Männer Frauen Alter PT JG 1947 JG 1952 JG 1957 JG 1962 JG 1967 PT JG 1947 JG 1952 JG 1957 JG 1962 JG Lebenserwartung Alter PT JG 1947 JG 1952 JG 1957 JG 1962 JG Männer Frauen Lebenserwartung im Alter 65 gemäss Generationentafeln steigt um rund 1 Jahr pro 10 Jahrgänge / 15
16 Technischer Zinssatz Technischer Zinssatz ist die Grösse, mit der die (erwarteten) künftigen Verpflichtungen diskontiert werden. Tieferes Zinsniveau und tiefere erwartete Rendite implizieren tieferen technischen Zinssatz Verschiedene Pensionskassen haben eine Reduktion vorgenommen Z.B. von 3.5% auf 3.0% oder auch darunter Durchschnittlicher technischer Zinssatz bei privatrechtlichen PKs im Beitragsprimat von 3.08% (2011: 3.32% / 2010: 3.49%) mit weiterhin sinkender Tendenz Technischer Zinssatz beeinflusst folgende Grössen Umwandlungssatz, Risikobeitrag im Beitragsprimat Vorsorgekapital Rentner Notwendige Vermögensrendite (Sollrendite) Freizügigkeitsleistungen, Einkaufssummen und Beiträge im Leistungsprimat / 16
17 Zinsentwicklung Bundesobligation CHF 10 J 6% 5% 1995: über 5% 4% "üblicher" technischer Zinssatz 3.5% 3% 2% 1% Q3 2013: 1.10% 0% Zinsen seit langer Zeit auf historischen Tiefständen Risikoloser Zinssatz seit über 10 Jahren unter 3.5% / 17
18 Renditeentwicklung BVG-25-Durchschnittsrendite über 10 Jahre seit 2008 unter 4% Renditeaussichten sind im aktuellen Tiefzinsumfeld getrübt / 18
19 Fachrichtlinie der Kammer der PK-Experten Kammer der PK-Experten hat Fachrichtlinie FRP 4 über den technischen Zinssatz verabschiedet Fachrichtlinie gibt einen technischen Referenzzinssatz vor als Obergrenze für technischen Zinssatz zur Bewertung der Vorsorgeverpflichtungen Technischer Referenzzinssatz per : 3.0% Überschreitung technischer Referenzzinssatz um 0.25% und während mehr als einem Jahr Schriftliche Mitteilung durch PK-Experte an Stiftungsrat Massnahmen vorschlagen um den technischen Zinssatz innerhalb von 7 Jahren auf den technischen Referenzzinssatz zu senken / 19
20 Mögliche Entwicklung Referenzzinssatz 5.0% 4.5% Simulation Referenzzinssatz FRP 4 Technischer Referenzzinssatz 4.0% 3.5% 3.0% 2.5% 2.0% 1.5% 1.0% 0.5% 0.0% Referenzzinssatz gültig per %-Vertrauensintervall 50%-Vertrauensintervall Erwarteter Wert / 20
21 Umwandlungssatz als zentrale Grösse Umwandlungssatz steht am Übergang vom aktiven Versicherten zum Rentenbezüger Aus dem angesparten Altersguthaben wird mit dem Umwandlungssatz eine lebenslange Altersrente berechnet Die Altersrente ist eine lebenslange Verpflichtung für die Pensionskasse Altersrente muss (zusammen mit Hinterlassenenleistungen) rund 25 Jahre ausbezahlt werden Einmal gesprochene Altersrente ist nach aktueller Gesetzeslage nicht reduzierbar Berechnung der Altersrente also Umwandlungssatz muss demnach auf realistischen Annahmen beruhen Welche Parameter bestimmen den Umwandlungssatz überhaupt? / 21
22 Abhängigkeit Umwandlungssatz Altersrente = Altersguthaben x Umwandlungssatz Umwandlungssatz ist abhängig von Lebenserwartung des Rentners und der Hinterlassenen Technische Grundlagen zukünftigen Zinsen Technischer Zinssatz Höhe der Hinterlassenenleistungen Reglementarische Bestimmungen / 22
23 Auswirkungen zu hoher Umwandlungssatz Auswirkungen zu hoher Umwandlungssatz Zu hoher Umwandlungssatz führt zu einer zu hohen Altersrente Damit Pensionierungsverlust bei Bezug der Altersrente Zu hohe Altersrente ist lebenslange Verpflichtung für VE Beispiel Pensionierungsverlust bei Bezug Altersrente im Alter 65 AGH als Versicherter bei Pensionierung AGH von 0.8 Mio. Altersrente 6.0% 6.8% Vorsorgekapital als Rentner VK von 0.8 Mio. Pensionierungsverlust von CHF 106'667 oder 13.3% AGH / 23
24 Reduktion Umwandlungssatz (1) Bei Reduktion Umwandlungssatz können Begleitmassnahmen die Reduktion der Leistungen abfedern Keine gesetzliche Vorschrift, die solche Massnahmen vorschreiben Altersrente wird nicht durch Umwandlungssatz alleine bestimmt Altersrente = Altersguthaben x Umwandlungssatz Beispiel Alter 65, Altersguthaben CHF 600'000 AR 6.3% = 6.3% x 600'000 = 37'800 AR 6.0% = 6.0% x 630'000 = 37'800 Für gleiche Altersrente ist ein um CHF 30'000 (5%) höheres Altersguthaben notwendig / 24
25 Reduktion Umwandlungssatz (2) Altersguthaben UWS aktuell UWS tiefer Altersguthaben mit höheren Sparbeiträgen UWS neu Anpassung der Finanzierung über Erhöhung der Sparbeiträge Zukünftiger Sparprozess wird auf tieferen Umwandlungssatz ausgerichtet Erhöhung der Sparbeiträge für Arbeitgeber und Arbeitnehmer Erhöhung je nach Reduktion Umwandlungssatz Erhöhung Altersguthaben für vergangene Versicherungszeit Einmaleinlagen z.b. finanziert aus Rückstellung der Pensionskasse / 25
26 Umwandlungssatz Fazit Bestimmende Parameter für den Umwandlungssatz entwickeln sich für die Vorsorgeeinrichtungen ungünstig Lebenserwartung nimmt weiter zu Erwartete Renditen sind aufgrund Zinssituation tief Einmal gesprochene Renten sind gemäss aktueller Gesetzeslage nicht kürzbar Mit dem Umwandlungssatz wird die Altersente (und Hinterlassenenleistungen) für die nächsten rund 25 Jahre bestimmt Umwandlungssatz ist eine versicherungstechnische Grösse und keine politische Grösse Umwandlungssatz ist im Interesse der langfristigen finanziellen Sicherheit der Vorsorgeeinrichtungen vorsichtig festzulegen und periodisch anzupassen / 26
27 Finanzielle Beurteilung einer Pensionskasse Pensionskassen können nicht alleine aufgrund ihres Deckungsgrades beurteilt werden Andere Grössen müssen beurteilt werden, u.a.: Struktur der Pensionskasse - Verhältnis Kapital aktive Versicherte zu Rentner - Verhältnis versicherte Lohnsumme zu Vorsorgekapital Technischer Zinssatz zur Bewertung der Rentner Vorhandene technische Rückstellungen - Stärken Sicherheit der Pensionskasse Höhe des Umwandlungssatzes Sollrendite - Gibt Auskunft über zukünftige Entwicklung Risikoprofil Anlagestrategie / 27
28 Fazit Die aktuelle Zinssituation ist für PKs eine grosse Herausforderung Aktive Versicherte: Leistungsniveau sinkt aufgrund gesunkener Kapitalerträge Erhaltung des Leistungsniveaus würde höhere Beiträge bedingen Rentenbezüger: Technischer Zinssatz konnte in den letzten 10 Jahren im Durchschnitt kaum erwirtschaftet werden Demographische Entwicklung führt zu immer mehr Rentenbezügern Immer mehr PKs mit grösseren Rentenverpflichtungen Risikofähigkeit der PKs nimmt ab Cashflow wird negativ beeinflusst Nachhaltige Festlegung der Parameter ist deshalb wichtiger denn je Umwandlungssatz für lebenslange Rentenversprechen Technischer Zinssatz zur Bewertung der Rentenverpflichtungen Bestehende Handlungsspielräume ausnützen, solange möglich / 28
29 Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben. Albert Einstein, Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und für Ihre Fragen! / 29
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