Türkische MigrantInnen als KlientInnen im Suchtbehandlungssetting und in der Präventionsarbeit
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- Stephan Fritz Schwarz
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1 Türkische MigrantInnen als KlientInnen im Suchtbehandlungssetting und in der Präventionsarbeit Mag. Erdal Kayhan Klinischer- und Gesundheitspsychologe
2 Türkische Community Ê Die Personen, die aus der Türkei nach Österreich eingewandert sind, sind entweder in religiösen -, politischen und/oder in kulturellen Vereinen organisiert. Diese Community ist untereinander durch unterschiedliche Wege vernetzt. Ê Die Community hat in den letzten 20 Jahren immer mehr Bedarf an psychologischer, psychiatrischer sowie sozialarbeiterischer Hilfe entwickelt. Ê Neben den ansässigen und etablierten Institutionen gibt es mittlerweile weitere Angebote in und für die Communities, die diesen Bedarf abdecken.
3 Beratungs- und Behandlungsanliegen Ê Familienprobleme Ê Eheberatung Ê Erziehungsberatung Ê Schulprobleme Ê Weisungsbehandlungen Psychopathologische Probleme Depression Angststörung Süchte (Spielsucht, Drogensucht, Kaufsucht) Zwangsstörung Sexuelle Dysfunktionen (Vorzeitige Ejakulation, Vaginismus) Schizophrenie, Psychose, Wahnsyndrom Persönlichkeitsstörungen
4 Substanzmissbrauch und Sucht Ê Bei den älteren sogenannten Gastarbeitern sind Substanzmissbrauch bzw. Süchte selten zu finden. Ê Bei der sogenannt 2. und 3. Generation, überwiegend bei den Männern, ist Substanzmissbrauch bzw. Sucht bereits ein Problem und verbreitet sich weiterhin. Ê Bei den weiblichen Personen aus den neuen Generationen kommt es zu einem Anstieg des Substanzkonsums in den letzten Jahren. Ê Am meisten werden Cannabis, Amphetamine, Kokain, Alkohol und Heroin konsumiert. Ê Die Angst vor Drogenkonsum der Kinder wächst bei den Eltern. Genaue Informationen über Drogen fehlen. Ê Co-Abhängigkeit ist öfters zu beobachten.
5 Einfluss der Migration auf Suchtverhalten Beispiel: Männer Ê Es gibt viele arrangierte Ehepaare innerhalb der Community. Die Männer, die aufgrund von Heirat von der Türkei nach Österreich ziehen, begegnen meistens unerwarteten Schwierigkeiten, wie soziale Isolation, wirtschaftlicher Abstieg oft folgt eine große Enttäuschung und Perspektivenlosigkeit. Ê Häufig fehlt jegliche soziale Unterstützung durch Verwandte, ein soziales Netz, sprachliche Schwierigkeiten...
6 Einfluss der Migration und damit verbundene psychologische Probleme #2 Ê Es wird immer wieder beobachtet, dass diese Männer nach einer gewissen Abwehrreaktion mit Ohnmachtsgefühlen nicht länger umgehen können. Sie stürzen in eine Hoffnungslosigkeit und fühlen sich schwach, unsicher und unwichtig in ihrer Familie und in der Gesellschaft. Ê Vor allem leiden sie darunter, die von ihnen sogenannte traditionelle Männerrolle nicht spielen zu können. à In dieser Phase kommt es häufig zur Nutzung von Spielautomaten.
7 Illegale Substanzen sind kein Tabu bei den tu rkischen MigrantInnen. Das gro ßte Problem sind die fehlenden Kenntnisse u ber Suchtmittel, Entstehung der Abhängigkeit und Behandlungsmöglichkeiten...
8 Beratungs- und Behandlungsangebote Ê Muttersprachliches Fachpersonal In vielen Beratungsstellen (u.a. Spita ler, andere Institutionen) mangelt es an muttersprachlichem Fachpersonal. Ê Multikulturelle Faḧigkeiten des Fachpersonals, mangelnde Infos u ber Sitten, Glauben, (tatsa chliche oder selbst zugeschriebene) Werte der MigrantInnen, Informationen u ber Migrationswege, Familienkonstellationen etc.. Ê Mangelnde Organisation, Koordination und Durchsetzung der Pra ventionsarbeit und Behandlungen.
9 Beratungs- und Behandlungsangebote Ê Politische Einstellungen und Werte der MitarbeiterInnen werden durch bewusste oder unbewusste Prozesse von MigrantInnen eingeschaẗzt (z.b. Kleidung, Prototypen von Arzt, Beraterin..., auch als Frau oder als Mann) Ê Heterogenitaẗ sowie die Gemeinsamkeiten der jeweiligen Gesellschaften werden u bertrieben bzw. u bersehen. Ê Wenn die Muttersprache Deutsch ist, werden trotzdem türkischsprachige Psychologen/innen wegen des kulturellen Hintergrunds und dem kulturellen Verständnis aufgesucht.
10 Beratungs- und Behandlungsangebote Ê Es bedeutet nicht automatisch, dass eine positive Wirkung in die Beratungssituation einfließt, wenn die beratende Person einen Migrationshintergrund hat. Ê Ausbildung, Professionalitaẗ, Lo sungsorientiertheit, mo glichst Wertfreiheit der jeweiligen BeraterInnen tragen mehr Positives bei als nur Mitgefuḧl, Sympathie, Bru derlichkeit, gemeinsame Wert- oder Religionszugeho rigkeit. Ê Die wertvolle Mo glichkeit des direkten Meinungsaustauschs zwischen MigrantInnen und Einheimischen (Fachpersonal als VertreterInnen der ansa ssigen Gesellschaft) geht jedenfalls verloren.
11 Vertrauen die MigrantInnen österreichischen psychosozialen MitarbeiterInnen? Ê Es gibt einen Vertrauensmangel gegenüber österreichstämmigem Personal, aufgrund von schlechten Erfahrungen, die sich in der Community herumgesprochen haben. Ê Es wird beispielsweise am meisten davon ausgegangen, dass türkischstämmiges psychosoziales Personal mit den gegebenen Informationen vorsichtiger umgeht und vertraulicher behandelt. (Datenschutz) Ê Angst vor dem Jugendamt spielt auch eine wichtige Rolle: Bei Schulproblemen, Depressionen und/oder anderen Schwierigkeiten wird ein/e türkischstämmige/r PsychologIn aufgesucht, um den vermeintlichen Kontakt mit dem Jugendamt zuvermeiden.
12 Beratereigenschaften Ê Nur BeraterInnen mit Migrationshintergrund einzusetzen, ist einfach eine Ghettobildung in einem anderen Kontext. Ê Ein multikultureller Kontext ist dann mo glich, wenn unterschiedliche Kulturen zuerst in einer Begegnung vorhanden sind. Ê Eine Beratung, in der eine tu rkische PsychologIn eine tu rkische KlientIn beraẗ, ist kein multikultureller Kontext bzw. Arbeit. Ê Man darf nicht vergessen, dass in jeder Gesellschaft verschiedene Meinungen, Wahrnehmungen, Haltungen etc. vorhanden sind.
13 Für bessere und effizientere Leistungen für MigrantInnen Ê Multikulturelle Fachteams innerhalb der Gesundheitssysteme in Österreich. Ê Einschulungen für Gesundheitspersonal zu multikulturellen Beratungs- und Gesundheitsthemen. Ê Investitionen für Forschungsprojekte, wenn möglich unter Supervision der Universitäten. Ê Kooperation und Informations- und Wissensaustausch mit den Universitäten aus den jeweiligen Ländern.
14 Vielen Dank!
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