Klausur. Hochschule Landshut Fakultät Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr. Josef L. Staud. Prüfungsfach: Geschäftsprozessmanagement
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1 Hochschule Landshut Fakultät Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr. Josef L. Staud Klausur Prüfungsfach: Geschäftsprozessmanagement Datum: Arbeitszeit: Hilfsmittel: Freitag, 2. Februar 2018, Uhr 90 Minuten Keine Raum HS109 Platznummer Matrikelnummer: Vorname: Name: Studiengang: Punkte-Tabelle Punkte Note Unterschrift Prüfer 1 Prüfer 2 Seite 1 von 6
2 Aufgabe 1 - Modellierung einer EPK ("Kundenanfrage") (12 Punkte) Der folgende Text beschreibt den Anfang eines Geschäftsprozesses: "Gestartet wird der Geschäftsprozess aufgrund einer Kundenanfrage. Diese kann per Postbrief, per Telefax, per oder telefonisch eingehen. Falls sie telefonisch eingeht, erstellt der Vertrieb ein schriftliches Dokument, das die Anfrage festhält (Anfragefixierung) Unabhängig von der Art des Eingangs nimmt das Zentralsekretariat die Anfrage entgegen, prüft sie auf formale Korrektheit und leitet sie dann an den zuständigen Vertriebsbereichsleiter und die Geschäftsleitung weiter. Der Vertriebsbereichsleiter (VBL) gibt die Anfrage an einen seiner Vertriebsingenieure (VI) weiter, der die Angebotsrealisierbarkeit prüft. Dies betrifft zunächst das angefragte Leistungsspektrum. Liegt dieses nicht innerhalb des Leistungsspektrums des Unternehmens, erfolgt eine Absage. Können nur Teile der angefragten Leistungen erbracht werden, werden Partnerunternehmen um Unterstützung angefragt und entweder als Kooperationspartner oder Subunternehmer eingebunden. Finden sich keine geeigneten Partner, wird die Anfrage abgelehnt. " a) Erstellen Sie dazu eine Ereignisgesteuerte Prozesskette mit allem was dazugehört. b) Beschreiben und begründen Sie Ihre Lösung Falls es Modellierungsalternativen gibt, erläutern Sie diese. Lösung a) Seite 2 von 6
3 b) Dieses Anfangsszenario wurde durch entsprechende Startereignisse modelliert, die durch einen XODER-Operator verknüpft sind. Nach dem Eingang der telefonischen Anfrage wird die geforderte textliche Fixierung als Funktion modelliert. Bei jeder Anfrageart entsteht ein Informationsobjekt, das bei der dem Operator nachfolgenden Funktion angeführt wird lesend, da es ja wahrgenommen und interpretiert werden muss. Hier muss auch die erste Organisationseinheit angeführt werden. Im Anschluss wird in der Prozessbeschreibung gefordert, dass das Angebot an den zuständigen Vertriebsbereichsleiter (VBL) und die Geschäftsleitung (GL) weitergeleitet wird. Dies kann so wie hier realisiert werden: durch einen UND-Operator, dem die Tätigkeiten folgen (Position 2). Hier sind die Organisationseinheiten nicht angegeben, weil sie gleich sind wie in der vorangegangenen Funktion. Die Transportvorgänge selbst wurden explizit modelliert, also durch eine eigene Funktion. Die Weiterleitung der Anfrage (ein Transportvorgang) wurde wiederum durch eine Funktion modelliert. Die Prüfung ebenso, mit drei möglichen Ergebnissen, die durch XODER verknüpft sind. Der Text deutet an, dass die Prüfung mehrstufig ist und dass es im ersten Schritt um das angefragte Leistungsspektrum geht. Dieses kann in vollem Umfang, teilweise oder gar nicht ( nicht realisierbar ) mit dem Leistungsspektrum des Unternehmens übereinstimmen. Entsprechend sind die Ergebnisereignisse formuliert. Nach dem Ereignis Nicht realisierbar kann dann gleich eine Funktion folgen, in der die Absage formuliert wird. Daraus ergibt sich dann ein erstes Schlussereignis: Anfrage abgelehnt. Die in der Prozessbeschreibung beschriebene Anfrage bei Partnerunternehmen wurde einfach als Funktion modelliert, mit einem positiven und einem negativen Ergebnis. Im Falle des negativen Ergebnisses wird die Anfrage abgelehnt und ein weiteres Schlussereignis tritt ein. Dies ist eine eher oberflächliche Art der Modellierung. Eine detailliertere Modellierung könnte so aussehen, dass jede einzelne Anfrage bei einem potentiellen Partner als Funktion in einer Schleife erfasst würde. Die Schleife wäre erst dann fertig, wenn alle potentiellen Partner gefragt worden wären mit einem positiven oder einem negativen Ergebnis. [EPK 2014, Abschnitt 8.1 (Anfang)] Aufgabe 2 - Interpretation BPD ("Auftragsabwicklung") (7 Punkte) Nachstehend sehen Sie ein Business Process Diagram der Methode BPMN aus den Originalunterlagen der BPMN-Autoren. a) Erläutern Sie die Aufgabe des hier modellierten Geschäftsprozesses. b) Wie ist in diesem Business Process Diagram erfasst, wer die Aufgaben löst? c) Erläutern Sie die Bedeutung der einzelnen Elemente dieses Business Process Diagrams. Gerne können Sie dafür die Elemente durchnummerieren und auf diese Nummern in Ihren Ausführungen Bezug nehmen. d) In diesem Business Process Diagram sind ja nur einige Gateways enthalten und dies zum Teil verkürzt. Welche Gateways gibt es insgesamt in der Methode BPMN. Zählen Sie auf, stellen Sie grafisch dar und erläutern Sie kurz. a) Abwicklung eines Auftrags b) Becken und Bahnen c) Aktivitäten: elementare Tätigkeiten; Gateways: Verzweigungen und Ereignisse; Schluss- und Startknoten; Informationsobjekte... d) Insbesondere der UND-Operator fehlt, zumindest in der Gafik, nicht inhaltlich ( Verkürzung ). Der ODER-Operator fehlt ganz. [Staud 2017, Abschnitt 5.3] Aufgabe 3 - Istanalyse, Einsatzzwecke von Prozessmodellen (4 Punkte) Nennen Sie mindestens 5 der diskutierten Einsatzzwecke von Prozessmodellen und beschreiben Sie sie kurz? Seite 3 von 6
4 Lösungshinweis Auswahl aus: Organisationsdokumentation. Z.B. für aktuelle Beschreibungen der Geschäftsprozesse. Prozessorientierte Reorganisation. Revolutionär oder evolutionär. Kontinuierliches Prozessmanagement. Auf Dauerhaftigkeit ausgerichtete Planung, Durchführung und Kontrolle der Prozesse. Zertifizierung nach DIN ISO 9000ff. Nur mit Dokumentation der Modelle. Benchmarking. Die eigenen Geschäftsprozesse mit denen anderer Unternehmen vergleichen. Wissensmanagement. Schaffung von Transparenz über die Unternehmensressource Wissen. Modellbasiertes Customizing. Parametrisierung der Software. Softwareentwicklung. Als Teil der Anforderungsbeschreibung. Workflowmanagement. Prozessmodelle als Grundlage für die Erstellung von Workflowmodellen. Simulation. Untersuchung des Systemverhaltens im Zeitablaufmit dem Ziel der Prozessoptimierung. [Staud 2017b, Abschnitt 6.1] Aufgabe 4 - Mit oder ohne Istmodellierung (3 Punkte) Welche Gründe sprechen bei der Vorbereitung einer Sollmodellierung - gegen eine detaillierte Istmodellierung? Sollmodellierung wird zu sehr vom Istzustand geprägt. Strukturen und Abläufe werden u.u. unreflektiert übernommen. Großer zeitlicher und kostenmäßiger Aufwand. [Staud 2017b, Abschnitt 6.2.3] Aufgabe 5 - Strategisches Geschäftsprozessmanagement (4 Punkte) Welche Aufgaben hat das strategische Geschäftsprozessmanagement und was ist zu tun, um diese zu erreichen. [Staud 2017b, Abschnitt 7.1] Aufgabe 6 - Prozesscontroling (4 Punkte) a) Wie ist das Prozesscontrolling definiert? b) Grenzen Sie das strategische und operative Prozesscontrolling voneinander ab. [Staud 2017b, Kapitel 8 Anfang] Aufgabe 7 Prozessvision (4 Punkte) Wie ist eine Prozessvision definiert? [Staud 2017b, Abschnitt 7.2] Aufgabe 8 - Zielsystem (4 Punkte) In Zusammenhang mit dem Zielsystem einer Organisation ist von - Organisationszielen, - kritischen Erfolgsfaktoren und - Führungsgrößen die Rede. Was ist jeweils damit gemeint? [Staud 2017b, Abschnitt 7.5] Aufgabe 9 - Bottom Up vs. Top Down Vergleich (4 Punkte) Vergleichen Sie die beiden Vorschläge zur Prozessgestaltung " Bottom Up vs. Top Down". Begründen Sie Ihre Ausführungen. Seite 4 von 6
5 [Staud 2017b, Abschnitt 5.1.1] <<Hier sind natürlich unterschiedliche Antworten/Einschätzungen möglich. Wichtig ist nur, dass der eigene Vorschlag fundiert begründet wird.>> Aufgabe 10 - Regeln für Ereignisgesteuerte Prozessketten (4 Punkte) Zählen Sie möglichst umfassend die Regeln für die Erstellung korrekter Ereignisgesteuerter Prozessketten (EPK) auf. E und F lösen sich ab. Zu Beginn E, am Ende auch. IO nur mit F verknüpft - mit Richtung. OE nur mit F verknüpft - ohne Richtung - OrgEinheiten immer und nur mit Funktionen verbunden - ungerichtet - InfObjekte immer und nur mit Funktionen verbunden - gerichtet - Beginn eines jeden Kontrollflusszweiges mit einem Startereignis. - Ende eines jeden Kontrollflusszweiges immer mit einem Schlussereignis. - Rücksprünge erfolgen von einem Ereignis aus [Staud 2014] Aufgabe 11 - Kritische Erfolgsfaktoren (4 Punkte) Folgende kritischen Erfolgsfaktoren bei Projekten im Geschäftsprozessmanagement haben Becker definiert: - "Mit mir nicht - "Not invented here" - "Macht ihr mal". - "Wir fangen schon mal an" - "Mal schauen, wie weit wir kommen" - "Keine Zeit" - "Ist mir doch egal" - "Analyse/Paralyse" Was ist jeweils damit gemeint? Lösungshinweis [Staud 2017b, Abschnitt 4.2] Aufgabe 12 Geschäftsprozessmanagement (6 Punkte) Bei der Betrachtung der Definitionen von Geschäftsprozessmanagement fanden wir u.a. diese Kriterien, die immer wieder in den Definitionen auftauchen: - Perspektiven - Rahmen, der das Handeln vorgibt - Ziele - Träger der Geschäftsprozesse Nennen Sie jeweils 2 Unterpunkte, die bei diesen Kriterein betrachtet werden. Lösungshinweise: Perspektiven technische ökonomische verhaltenswissenschaftliche soziologische Rahmen, der das Handeln vorgibt Unternehmensstrategie Technologische Entwicklungen Gesellschaftliche Entwicklungen Ziel: optimierte Gestaltung der Geschäftsprozesse Umsetzung in modellbasierte automatisierte Geschäftsprozesse, soweit möglich Seite 5 von 6
6 Höhere Prozessorientierung Erfüllung der Bedürfnisse der Kunden sowie anderer Interessengruppen Erreichung der strategischen und operativen Ziele der Organisation technische Umsetzung mit geeigneten Kommunikations- und Informationssystemen Struktur, Einbettung Geschäftsprozessmanagement als integriertes System Zentraler Bestandteil eines integrierten Konzeptes für das Geschäftsprozess- und Workflow-Management Träger der Geschäftsprozesse Menschen Programme, Maschinen [Staud 2017b, Abschnitt 4.1] Seite 6 von 6
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