Arbeiten unter Stress
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- Gerrit Simen
- vor 7 Jahren
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1 1 Arbeiten unter Stress Brigitte Milkau (Dipl.-Psych.) Betriebliche Gesundheitsförderung Beratung Training Coaching
2 Arbeit 4.0 Arbeitswelt heute Den Stand der psychischen Arbeitsanforderungen könnte man verkürzt mit den Schlagworten viel gleichzeitig, schnell und auf Termin, immer wieder neu, aber auch oft das Gleiche zusammenfassen. Lohmann-Haislah, A.: Stressreport 2012 (baua) 2
3 Herausforderungen an Unternehmen, Führungskräfte und MitarbeiterInnen Ein erfreulicher Rückgang der Arbeitsunfälle ist zu verzeichnen. Zugenommen haben die psychischen Belastungsfaktoren. Das Arbeitsschutzgesetz trägt dem Rechnung, indem seit Oktober 2013 explitzit die Gefährdungsermittlung psychischer Belastung gefordert wird. 3
4 Die häufigsten Krankheitsarten 2013 (AOK) Auf diese sechs Krankheitsgruppen entfallen 67,8 % aller AU-Tage Muskel-u.Skelettsystem Atemwege Herz-Kreislauf 6,2% Herz-Kreislauf Verkauf 5,3% Verdauung Verletzungen Psychische Erkrankungen Verdauungsorgane 21,8% Muskel- Skelettsystem 9,8% psychische Erkrankungen 13,4% Atemwege 11,3% Verletzungen Quelle: AOK Fehlzeitenreport 2014: Erfolgreiche Unternehmen von morgen gesunde Zukunft heute gestalten Seite 4
5 Psychische Erkrankungen: Daten und Fakten Mehr als 97% Anstieg der Arbeitsunfähigkeitstage wegen psychischer Erkrankungen in den letzten sieben Jahren (GKV gesamt; BMAS und baua: Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2012, 2013) 2012: bundesweit 60 Mio. AU-Tage aufgrund psychischer Erkrankungen Quelle: Psyga Januar 2014 Seite 5
6 Psychische Erkrankungen: Daten und Fakten Laut BKK Gesundheitsreport 2013 sind psychische Erkrankungen heute die zweithäufigste Diagnosegruppe bei AU; Seit 1975 stieg der relative Anteil der Psychischen Erkrankungen am AU-Geschehen von 2% auf 14,7% 6
7 Definition nach DIN EN ISO : Psychische Belastung ist die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken. Psychische Beanspruchung ist die unmittelbare (nicht langfristige) Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien. 7
8 Was ist Stress? eine unspezifische Reaktion des Körpers auf innere und äußere Belastungen. 8
9 Was ist Stress? Das Stresserleben ist individuell unterschiedlich: Jeder Mensch empfindet und erfährt Stress auf seine eigene Weise, und was für den einen sehr stressig ist, empfindet ein anderer gar nicht als Problem. Die Arbeitswissenschaft erfasst dieses Geschehen mit dem Konzept von Belastung und Beanspruchung. 9
10 Was ist Stress? eine mögliche Form psychischer Beanspruchung. Stress bzw. arbeitsbedingter Stress kann als ein Prozess der emotionalen, kognitiven, verhaltensmäßigen und physiologischen Reaktion auf widrige Aspekte des Arbeitsinhalts, der Arbeitsorganisation und Arbeitsumgebung definiert werden. Bestandteil dieses Prozesses sind starke Emotionen und ein Gefühl des Überfordertseins. (Hasselhorn und Portuné, 2010) 10
11 Was ist Stress?... ein Notfallprogramm der Natur, das in bedrohlichen Situationen das (Über-)leben des Menschen sichern soll Dieses Notfallprogramm die Stressreaktion wird im Bruchteil einer Sekunde ausgelöst und versetzt den Menschen in die Lage, körperliche Höchstleistungen zu vollbringen. 11
12 Ist das Notfallprogramm noch zeitgemäß? Der Mensch der vorindustriellen Zeitalter hatte ganz andere Herausforderungen als Menschen im 21. Jahrhundert. Das Profil der Bedrohungen hat sich geändert. Heutige Bedrohungen sind: Arbeitsverdichtung, Überforderung, Unterforderung, ständige Unterbrechungen, Mobilität, Flexibilität, permanente Erreichbarkeit, Zukunftsängste, betriebliche Umstrukturierungen usw. 12
13 Ist das Notfallprogramm noch zeitgemäß? Auf Herausforderungen und Stressoren der Gegenwart sollte der Mensch nicht mit Bewältigungsstrategien der Vergangenheit reagieren.. Deshalb ist es wichtig, dass der Mensch über geeignete Methoden der Bewältigung verfügt und Unternehmen die Rahmenbedingungen dafür schaffen! 13
14 Was ist Stressbewältigungskompetenz? Verfügbarkeit eines breiten Repertoires an Bewältigungsstrategien unterschiedlicher Funktionen und Modi Ausgewogene Balance zwischen problemfokussierenden und problemdistanzierenden Bewältigungsstrategien Flexibilität des aktuellen Bewältigungshandelns die Fähigkeit, sich gelassen den Herausforderungen stellen zu können. 14
15 Stressbewältigungskompetenz Der Sense of coherence (SOC) beschreibt nach Antonovsky menschliche Ressourcen, die es dem Menschen ermöglichen, langfristige und kurzfristige Stressoren zu bewältigen. Psychosoziale Grundbedürfnisse: Bedürfnis nach Bindung / Zugehörigkeit Bedürfnis nach Autonomie / Handlungsspielraum Bedürfnis nach Erleben von Selbstwirksamkeit Die Befriedigung dieser psychosozialen menschlichen Grundbedürfnisse stärkt die Ressourcen. 15
16 Können auch Unternehmen Stress haben? und wie können Unternehmen ihren Stress managen? 16
17 Resilienz Widerstandskraft für Unternehmen und Mitarbeitende 17
18 Angesichts der Arbeits- und Lebenswelt im 21. Jahrhundert hat der Mensch offenbar bisher nicht gelernt, seine Ressourcen sinnvoll und effizient so einzusetzen, dass sie sich regenerieren. Das Gleiche scheint für Organisationen zuzutreffen. 18
19 Resilienz Resilienz (lat. resilire: zurückspringen, abprallen, nicht haften an) beschreibt die Toleranz eines Systems gegenüber Störungen. Die Fähigkeit von Menschen und Organisationen, nach Belastungen wieder in die alte Form zurückzuspringen Die Fähigkeit, in Krisenzeiten gelassen, (realistisch) optimistisch und zielorientiert zu bleiben Die Fähigkeit zur Selbststeuerung und zur Steuerung der eigenen Emotionen Widerstandskraft, Belastbarkeit, Flexibilität, Leistungsfähigkeit, Vitalität und Gesundheit für MitarbeiterInnen und Organisationen 19
20 Resiliente Unternehmensführung Anerkennung der zunehmenden Belastung und Beanspruchung der arbeitenden Menschen und entsprechender Umgang damit (ArbSchG) Wertschätzende Haltung gegenüber Führungskräften und MitarbeiterInnen Pflege des Betriebsklimas Aktive Herausbildung der Widerstandsfähigkeit in Krisen Transparente Informations- und Kommunikationspolitik Zeitnahe Information der Belegschaft bei Veränderungen Klare, transparente Ziele und allen bekannte Zukunftsperspektive Soft facts drive hard facts! 20
21 Grundkompetenzen von Menschen und Organisationen in der globalisierten Welt Fokussierung auf das Veränderbare Akzeptanz des Unveränderbaren Stetige Analyse dieser beiden Pole Dankbarkeit für das, was ist Fokussierung auf das Positive: Achtsame und wertschätzende Haltung gegenüber allem, was gut läuft! 21
22 Stressreduzierende Mitarbeiterführung Kenntnis des Stressgeschehens im menschlichen System Aktives Stressmanagement für Führungskräfte Wissen um die Auswirkungen des Führungsverhaltens auf das Stressgeschehen bei den Mitarbeitenden 22
23 Stressreduzierendes Verhalten bei Führungskräften Regelmäßige Feedbackgespräche Durchführung konstruktiver Kritikgespräche Klare und transparente Kommunikation (auch und besonders bei einschneidenden Maßnahmen) Pflege der Beziehungen zu den MitarbeiterInnen Förderung von Eigenverantwortung bei den MitarbeiterInnen Wertschätzende und vertrauensfördernde Mitarbeiterführung Bewusste Wahrnehmung der Vorbildfunktion Kenntnis der Grundlagen menschlicher Leistungsvoraussetzungen Kenntnis und Wahrung der eigenen Leistungsgrenzen Eigene Prioritäten setzen 23
24 Stressreduzierendes Verhalten bei Vorgesetzten und MitarbeiterInnen Offenheit für Veränderungen Lösungsorientierung statt Problemorientierung Potenzial zur persönlichen Weiterentwicklung Kenntnis der eigenen Belastungsgrenzen und Ressourcen Fähigkeit zur Selbstreflexion Aktive Kommunikation mit Kollegen und Vorgesetzten Fähigkeit, Konflikte konstruktiv zu lösen 24
25 Stressreduzierendes Verhalten bei Vorgesetzten und MitarbeiterInnen Fähigkeit, unangenehme Realitäten zu sehen, zu akzeptieren und zu gestalten Konstruktive Mitwirkung bei Veränderungsprozessen Konzentration auf das Positive Gemeinsames Suchen konstruktiver Lösungen Gesunde Ernährung Ausreichend Bewegung Humor Beharrlichkeit 25
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