Stress und psychische Gesundheit
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- Annika Messner
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Stress und psychische Gesundheit Freiraum schaffen in der Belastung Dr. med. Jörg Püschel Chefarzt Klinik für Psychiatrie & Psychotherapie Öffentliche Vorträge der Spitäler Schaffhausen 6. Nov 2012 Spitäler Schaffhausen PowerPoint Präsentation, , Folie Nr. 1, Jörg Püschzel Übersicht 1. Burnout und Stress in den Schlagzeilen 2. Situativer und chronischer Stress 3. Wie entsteht ein Burnout und wie erkennt man es? 4. Was kann ich machen, um mich wohl zu fühlen und gesund zu bleiben? 1
2 Burnout in den Medien Burnout in den Medien 20 Minuten
3 Schweizer Erwerbstätige: Zunahme des Stressempfindens Das sind die Belastungsfaktoren % 3
4 Chronischer Stress ist ein Vorläufer von Burnout Wer sich gestresst fühlt, fühlt sich oft auch emotional erschöpft Sie haben an der Arbeit das Gefühl, emotional verbraucht zu sein? 4% 21% 75% Trifft nicht zu Trifft eher zu Trifft völlig zu Ein Viertel hat ein Burnout oder ist Burnout-gefährdet Von der Lebenserhaltung zur Daueralarmierung Stress ist ursprünglich eine Lebenserhaltungsreaktion, um grosse Energie bereit zu stellen und um für den Kampf oder die Flucht vorbereitet zu sein. Wir leben in einer Dienstleistungsgesellschaft: Kampf und Flucht passen nicht. Die körperliche Stressreaktion läuft trotzdem ab und führt zu einer unnötigen Daueralarmierung. 4
5 Moderne Definition von Stress Stress ist ein Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen an eine Person und ihren Bewältigungsmöglichkeiten Stress: Arbeitspsychologische Definition Stress ist ein subjektiv intensiv unangenehmer Spannungszustand, der aus der Befürchtung entsteht, dass eine - stark aversive - subjektiv zeitlich nahe (oder bereits eingetretene) und - subjektiv lang andauernde Situation sehr wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist, deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint. Siegried Greif 5
6 Stressreaktion Stress hängt ab von: - der Bewertung der Situation durch das Individuum - von äusseren Stressoren und persönlichen Risikofaktoren Stressreaktion des Menschen Verhalten Symptome Wachheit Leistung Rückzug Gefahr! Verlust! Zu viel! Gedanken Reaktionen im Körper Adrenalin Blutdruck Cortisol Angst Wut Ohnmacht Emotionen 6
7 Gefährlich oder Vorgänge im Körper nicht gefährlich? Bewertung im Gehirn Stressreaktion ausgelöst durch Nervensystem und Stresshormone schnell verzögert Die schnelle Reaktion im Körper Die Sympathikus-Nebennierenmark- Achse (SNA, SAM) Doppelte Übertragung durch - Sympathisches Nervensystem - Nebennierenmark-Hormone Adrenalin und Noradrenalin Energieträger werden mobilisiert, Skelettmuskulatur und Herz- Kreislauf-System im Hinblick auf körperliche Leistung stimuliert und lebenswichtige Funktionen gesichert (Kampf- und Fluchtreaktion). 7
8 Kurzfristige Stress-Symptome Die Stressreaktion ist ein lebensnotwendige Anpassungsleistung des Organismus, um kurzfristig mit physischen und/oder emotionalen Stressoren fertig zu werden und eine belastende Situation aktiv zu überwinden oder, wenn es sein muss, zu ertragen Körperliche Stress- Symptome sind harmlos. Sie können lästig sein, wenn sie bei geringem Anlass auftreten. 8
9 Vom situativen zum chronischen Stress Schwellenwert der eigenen Bewältigungsmöglichkeiten 9
10 Die verzögerte Reaktion im Körper und wenn sie chronisch wird Die Hypothalamus- Hypophysen- Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) Cortisol wird leicht verzögert ausgeschüttet und verstärkt zuerst die Stressreaktion. Es hemmt aber die Ausschüttung von Stresshormonen und beendet so die Stressreaktion. Bei chronischem Stress (Gefühl der Hilflosigkeit) funktioniert die Hemmung nicht mehr und Cortisol bleibt hoch. Beschwerden wenn der Stress chronisch wird Kurzfristig Chronisch Herz-Kreislauf Blutdruck, Puls erhöht Hypertonie, Rythmusstörung Magendarmtrakt Verlangsamt, Durchfall Verstopfung, Blähung, Reizdarm Zuckerstoffwechsel Blutzucker steigt Erhöhter Blutzucker Urogenitaltrakt Harnstopp Sexuelle und Zyklusstörungen Gehirn Fokussierung der Aufmerksamkeit Konzentrations- und Gedächtnisstörungen Bewegungsapparat Muskeln aktiviert Muskelverspannungen Schmerzempfinden Vermindert Chronische Schmerzen Blutgerinnung Aktiviert Thrombose- und Infarktanfälligkeit 10
11 Was ist ein Burnout? 11
12 Was ist ein Burnout? Burnout ist ein psychologisches Syndrom bei Menschen, die mit Menschen arbeiten, mit: Emotionaler Erschöpfung Depersonalisation sich selbst fern, entfremdet sein nicht mehr lebendig, emotional abgestumpft sein Distanzierung zu Klienten und Aufgaben, Zynismus Verminderte persönliche Effektivität bei der Arbeit Verlust des Vertrauens in eigene Fähigkeiten Versagensgefühle Burnout: Weitere klinische Symptome Motorisch (Verspannungen, Tics) Psychosomatisch (Müdigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, sexuelle Probleme) Körperliche Erkrankungen (grippale Infekte, Erkältungen, Magen-Darm-Beschwerden) Physiologische Reaktionen (hoher Puls, erhöhtes Cholesterin) 12
13 Burnout: Verhaltensauffälligkeiten Substanzkonsum (Alkohol, Beruhigungsmittel, Tabak, Kaffee) Erhöhte Aggressivität Häufiges Fehlen am Arbeitsplatz Längere Pausen Verminderte Effizienz Burnout: Soziale Probleme Verlust von positiven Gefühlen den Klienten gegenüber Verschieben von Klientenkontakten Schwierigkeiten, sich auf die Bedürfnisse der Klienten zu konzentrieren oder ihnen zuzuhören Isolierung und Rückzug Vermeidung von Diskussionen mit Kollegen 13
14 Persönliche Risikofaktoren für Burnout Jüngeres Alter Alleinstehend Wenig Flexibilität Äussere Kontrollüberzeugung Introversion Ängstlichkeit (Neurotizismus) Niedriges Selbstwertgefühl Vermeidendes Verhalten Quelle: B. Hochstrasser 14
15 Berufliche Risikofaktoren für Burnout Hohe Arbeitsbelastung Unerfüllte Erwartungen Rolle unklar, Rollenkonflikte Belastende Ereignisse Mangelnde soziale Unterstützung Mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzten Mangelnde Autonomie Vom Burnout zur Depression Leichtes Burnout Burnout wird zur Depression Depression Ähnliches Erscheinungsbild, steigender Schweregrad Je schwerer das Burnout, desto häufiger entsteht ein Depression Einer schweren Depression geht in der Regel kein Burnout voraus 15
16 Unterschiede / Gemeinsamkeiten von Burnout und Depression Oft ähnliche Symptome resp. Überlappung der Symptome Nicht selten führt ein Burnout zu einer Depression Ein Burnout ist im Unterschied zur Depression jedoch keine eigentliche psychische Erkrankung Depression ist schwerste Stufe des Burnouts Therapie von Burnout und Depression Pharmakotherapie (Antidepressiva, Beruhigungsmittel) Psychotherapie Stressmanagement Besserer Umgang mit Stressoren (Probleme lösen, Arbeitsstrukturierung, Verbesserung der Kommunikation) Stressverstärker angehen (Perfektionismus, Anerkennungssucht, Verallgemeinerungen, übertriebener Selbstbezug) Regeneration (Entspannungstechniken, Körperarbeit, Bewegung) Lebensbalance Haltungen, Werte, Ziele Beziehungen 16
17 Behandlung im Psychiatriezentrum Breitenau Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie hat diagnostischtherapeutische Schwerpunktstationen Schwerpunktstation Affektive Störungen Ambulante Abklärung von Depressionen, Burnout und Angststörungen Psychotherapie und Psychopharmakotherapie Depressionsspezifische Therapieangebote Arbeitsrehabilitation in der Tagesklinik Leitung: Oberarzt Heinz Schutzbach Wie beugt man vor? - Ich für mich selbst - Als Betrieb, als Vorgesetzter 17
18 Förderung der Selbstwirksamkeit Das Konzept der Selbstwirksamkeitserwartung fragt nach der persönlichen Einschätzung der eigenen Kompetenzen, mit Schwierigkeiten und Barrieren im täglichen Leben zurechtzukommen. Jerusalem und Schwarzer, 1981 / 1999 Erkennen: Das unermüdliche Vorwärts treibt in die Erschöpfung 18
19 Freiraum schaffen Die stimmige Distanz 19
20 Päckchen packen Ich oder ein Teil von mir Ich bin erschöpft Etwas in mir ist erschöpft 20
21 Der Innere Kritiker (auch nur ein Teil von mir ) Ein Gefühl ist wie ein Kind Ein Gefühl ist wie ein Kind, das in uns lebt und weint und lacht 21
22 Innehalten Achtsamkeit heisst die Aufmerksamkeit absichtsvoll in einer bestimmten Weise ausrichten im gegenwärtigen Augenblick nicht wertend 22
23 Freiraum in der Bewegung und im Sport Übertriebener Ehrgeiz ist nicht gut für den Freiraum Leiden ist eine Option Auf die richtige Balance kommt es an 23
24 Literaturtipp Susanne Kersig Entspannt und klar Freiraum finden bei Stress und Belastung Goldmann Arkana CHF Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Unter Verwendung von Materialien von: Barbara Hochstrasser Toni Brühlmann Dieter Kissling Kausalpsychotherapie.de Regula Häne Susanne Kersig 24
25 Nächster öffentlicher Vortrag Dienstag, 27. November 2012 «Wann sind Kinder in ihrer Entwicklung gefährdet» Christian Begemann, Chefarzt Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst Ort: Personalrestaurant Kantonsspital 25
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