Ehrenamtliches Engagement der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im nordrhein-westfälischen Handwerk
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- Frank Ernst Wagner
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1 Ehrenamtliches Engagement der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im nordrhein-westfälischen Handwerk Vorstellung der zentralen Projektergebnisse Dr. Jörg Thomä Düsseldorf, 19. März 2014 Das ifh Göttingen als Forschungsstelle des Deutschen Handwerksinstituts e.v. wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie auf Grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages sowie von den Wirtschaftsministerien der Bundesländer und vom Deutschen Handwerkskammertag.
2 Inhalt 1. Ausgangslage 2. Umfang und Vielfalt des Arbeitnehmer-Engagements 3. Wirtschaftliche Bewertung der Arbeitnehmerbeteiligung 4. Fazit und Ausblick 2
3 1. Ausgangslage In den letzten Jahren ist zunehmend das Interesse am ehrenamtlichen bzw. freiwilligen Engagement gewachsen Wirtschaftsnahe Engagementbereiche werden jedoch häufig außer Acht gelassen oder nur am Rande behandelt Folge: In der gesellschaftlichen Wahrnehmung wird gerade der volkswirtschaftliche Nutzen des handwerklichen Ehrenamts unterschätzt In der Handwerksorganisation gibt es zahlreiche Ehrenamtsfunktionen Ehrenamtsträger des Handwerk engagieren sich häufig zusätzlich auch in handwerksexternen Gesellschaftsbereichen 3
4 1. Ausgangslage Eine Besonderheit des handwerklichen Ehrenamts ist zudem die umfassende Beteiligung der Arbeitnehmerseite Arbeitnehmervertreter sind nicht nur im Prüfungswesen tätig, sondern auch in den Gremien der handwerklichen Selbstverwaltung! Dieses Engagement der Handwerksbeschäftigten wurde bisher noch nicht näher untersucht; hier knüpft die vorliegende Studie an Umfang und Vielfalt des Engagements? Wirtschaftliche Bedeutung der Arbeitnehmerbeteiligung? Mögliche Verbesserungsansätze? 4
5 2. Umfang und Vielfalt des Arbeitnehmer-Engagements Vorgehen: empirische Erhebung unter ehrenamtlich aktiven Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern des NRW-Handwerks Befragungszeitraum: November 2013 bis Januar 2014 Die Bruttostichprobe belief sich auf ca Personen (Vollversammlungsmitglieder, Ausschussmitglieder etc.) 723 Fragebögen wurden ausgefüllt (Rücklaufquote: rund 15 %) Nach der Bereinigung um neutrale Ausfälle (Dubletten etc.) steht ein Sample von n = 686 für die Auswertung zur Verfügung 5
6 2. Umfang und Vielfalt des Arbeitnehmer-Engagements Charakteristika der befragten Arbeitnehmervertreter 73,2 % engagieren sich im Bereich der handwerklichen Selbstverwaltung Fast 96 % sind Mitglied eines Prüfungsausschusses Einzelne Personen üben häufig verschiedene Ehrenämter parallel aus Die Mehrzahl hat einen Meisterbrief (61 % der Befragten) Sie verfügen über lange Berufserfahrung (Durchschnittsalter: 47,9 Jahre) Der Anteil der Frauen ist gering (12,6 % der Befragten) 6
7 2. Umfang und Vielfalt des Arbeitnehmer-Engagements Aktives ehrenamtliches Engagement auf Kammer- und Innungsebene (Anteil der Ja-Antworten in %, Mehrfachnennungen möglich) In der Summe investiert ein Arbeitnehmervertreter hierfür durchschnittlich 11,3 Stunden pro Monat. 7
8 2. Umfang und Vielfalt des Arbeitnehmer-Engagements Zivilgesellschaftliches Engagement der befragten Arbeitnehmervertreter (Anteil der Ja-Antworten in %, Mehrfachnennungen möglich) Ein Arbeitnehmervertreter investiert hierfür durchschnittlich 14,6 Stunden pro Monat. 8
9 3. Wirtschaftliche Bewertung der Arbeitnehmerbeteiligung Vorgehensweise im Rahmen der Modellrechnung Methodisch orientiert sich die Studie an Bizer, K. u.a. (2009): Volkswirtschaftliche Nutzen und Kosten des Handwerkskammersystems, Berlin. 9
10 3. Wirtschaftliche Bewertung der Arbeitnehmerbeteiligung Ehrenamtlicher Zeitaufwand von Arbeitnehmervertretern des NRW- Handwerks im Jahr 2012 Geschätzte Stundenzahl Selbstverwaltung inkl. Interessenvertretung Gremienarbeit Interne Qualifizierung Interessenvertretung Prüfungswesen Gesellen- bzw. Abschlussprüfungsausschüsse Meisterprüfungsausschüsse Fortbildungsprüfungsausschüsse Quelle: WHKT-Kammerbefragung; WHKT-Arbeitnehmerbefragung; Bizer u. a. (2009) 10
11 3. Wirtschaftliche Bewertung der Arbeitnehmerbeteiligung Stundensätze zur Bewertung des ehrenamtlichen Zeitaufwands Basis V. 1-3 Bruttostundenverdienst einer vollzeitbeschäftigten Fachkraft mit überdurchschnittlich hohem Qualifikationsniveau, westdeutsches Handwerk, 2012 (gesamte bezahlte Arbeitszeit) in Euro 22,49 Variante 1 plus AG-Anteil zur Sozialversicherung 26,89 Variante 2 plus AG-Anteil zur Sozialversicherung plus GK-Zuschlag 30 % 34,95 Variante 3 plus AG-Anteil zur Sozialversicherung plus GK-Zuschlag 60 % 43,02 Variante 4 Durchschnittlicher Personalkostensatz pro Stunde für einen verbeamteten Lehrer in NRW plus GK-Zuschlag 30 % 54,82 Quelle: Destatis; LGH-Betriebsvergleiche; Finanzministerium NRW 11
12 3. Wirtschaftliche Bewertung der Arbeitnehmerbeteiligung Nettonutzen der ehrenamtlichen Tätigkeit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern des NRW-Handwerks im Jahr 2012 Bruttonutzen, in Mio. Euro Entschädigungen, in Mio. Euro Nettonutzen, in Mio. Euro Variante 1 3,87 2,26 1,61 Variante 2 5,03 2,26 2,77 Selbstverwaltung und Prüfungswesen Variante 3 6,19 2,26 3,93 Variante 4 7,04 2,03 5,02 Alternativkostenbetrachtung für das Prüfungswesen 12
13 4. Fazit und Ausblick Arbeitnehmervertreter des Handwerks haben ein hohes formales Qualifikationsniveau und verfügen über langjährige Berufserfahrung Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer üben in der Handwerksorganisation zahlreiche Ehrenamtsfunktionen aus (u.a. in der Selbstverwaltung) Sie sind zugleich wichtige Stützen der Zivilgesellschaft, da sich ihr Engagement häufig auch auf handwerksexterne Bereiche erstreckt Der wirtschaftliche Nutzen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit ist beachtlich, wobei der mit Abstand größte Anteil auf das Prüfungswesen entfällt Aber: Qualitative Nutzenaspekte lassen sich durch eine monetäre Bewertung nur bis zu einem gewissen Grad erfassen! 13
14 4. Fazit und Ausblick Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie das ehrenamtliche Engagement der Arbeitnehmerseite gefördert und unterstützt werden kann Hierzu haben die Teilnehmer der WHKT-Arbeitnehmerbefragung zahlreiche Verbesserungsvorschläge gemacht Adressaten sind die Handwerksorganisation, die Arbeitgeber, die Politik und die Gesellschaft im Allgemeinen Die Auswertung der Vorschläge macht deutlich, dass es aus Arbeitnehmersicht im Kern um zwei wesentliche Handlungsfelder geht 14
15 4. Fazit und Ausblick Handlungsfeld 1: Handwerksinterne Überzeugungsarbeit Um Rekrutierungsprobleme zu verringern, bedarf es einer Verbesserung der handwerksinternen Überzeugungsarbeit rund um das Thema Ehrenamt Ziel: Bessere Ansprache von potenziellen Interessenten unter den Handwerksbeschäftigten und eine größere Akzeptanz seitens der Arbeitgeber Dabei auch berücksichtigen, welche Arbeitnehmergruppen bisher kaum ehrenamtlich aktiv sind (z.b. Frauen oder Migranten)! 15
16 4. Fazit und Ausblick Handlungsfeld 2: Anerkennung des Engagements Viele Arbeitnehmervertreter wünschen sich mehr Anerkennung (sei es durch das Hauptamt, die Arbeitgeber oder die Gesellschaft im Allgemeinen) Dieses Bedürfnis zeigt sich durch zwei Arten von Verbesserungsvorschlägen: 1. Der Wunsch nach monetären bzw. geldwerten Anerkennungsformen (z.b. mittels einer Ehrenamtskarte oder einem Ausbau der Weiterqualifizierungsangebote) 2. Der Wunsch nach immaterieller Anerkennung (neben Ehrenamtsfeiern und Presseberichten kommt es auf alltäglich erfahrbare Wertschätzung an!) 16
17 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Jörg Thomä ifh Göttingen Tel.: 0551/
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