14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung 2015
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- Ewald Gehrig
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1 14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung 2015 Versorgungssituation und Evaluation von Versorgungskonzepten und Strukturen I Berlin, 7. Oktober 2015 Vom Befund zum Programm Zielgruppenspezifische Prävention im kommunalen Setting am Beispiel Alleinerziehender Matthias Franz*, Dirk Rampoldt +, Daniel Hagen +, Ralf Schäfer* *Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie UKD + Walter Blüchert Stiftung, Gütersloh matthias.franz@uni-duesseldorf.de
2 Alleinerziehende: seit Jahrzehnten wachsende Gruppe ,1 Mio Familien mit 13 Mio. Kindern < 18J (BA Statistik 2014) [Mio.] 6 5, ,6 0,8
3 Alleinerziehende: hohes Armutsrisiko 1,6 Mio Alleinerziehende 1,4 Mio Mütter 70 % berufstätig, davon 43 % vz (Mütter in Partnerschaft 26 %) hohe Armutsquote, häufig anhaltend Hartz IV Quote 39 % (Paarhaushalte 7 %) ca. 60 % unzufrieden mit Lebensqualität in Kommunen größter Ausgabenanteil für frühe Familienhilfen 2,2 Mio Kinder (1996 1,9 Mio) Kinderarmut 46,5 %
4 Alleinerziehende: hohe psychosoziale Belastung Armut sozialer Abstieg Verlust sozialer Unterstützung Mehrfachbelastungen Alleinverantwortlichkeit Zeitmangel Partnerkonflikt eigene Konfliktbeiträge Schuldgefühle reduziertes Wohlbefinden
5 Alleinerziehende: hohe psychosoziale Belastung Alleinerziehende im Vergleich zu Eltern aus Paarfamilien AOK-Familienstudie, 2014 mehr als dreimal so häufig als (sehr) schlechtes Wohlbefinden deutlich höhere finanzielle, zeitliche, psychische und körperliche Belastungen emotionale Spannungszustände risikobehaftetes Bewältigungsverhalten RKI-Gesundheitsberichterstattung, 2003 vermehrter Gebrauch von Medikamenten doppelt so häufiger Zigarettenkonsum
6 Alleinerziehende: hohe Gesundheitsrisiken Internationale epidemiologischen Studien belegen deutlich erhöhte Risiken (odds ratios zwischen 1,5-2,4 und höher) Atemwegserkrankungen Lungenkrebs Suizide Frühmortalität Psychosomatische Erkrankungen Angsterkrankungen Suchterkrankungen Chronische Schmerzen Depressionen (2 3 fach häufiger)
7 Depression hat Folgewirkungen Depressivität der Mutter Erhöhte Bedürftigkeit der Mutter Beeinträchtigte Empathiefähigkeit Dysfunktionale Mutter-Kind-Kommunikation r = 0,47 Gestörte Etablierung eines sicheren Bindungmusters Ausmaß des kindlichen Problemverhaltens (z.b. ADHS, EPV) Quelle: Düsseldorfer Alleinerziehenden Studie, 2003.
8 Risiken konfliktbedingter elterlicher Trennung für die Kinder Jungen Übergewicht, ADHS, Externalisierendes PV, Drogen, Suizidalität Mädchen Atemwegserkrankungen, Internalisierendes PV, Rauchen, Frühschwangerschaften Risikofaktoren Armut (schon früh) abwesender Vater dysfunktionale oder psychisch beeinträchtigte Eltern mütterliche Depression beeinträchtigte Elternkompetenzen, familiäre Gewalt andauernder Paarkonflikt, Hochstrittigkeit fehlende Unterstützungsangebote
9 Vom Projekt zum Programm: Entwicklungsgeschichte wir Langzeiteffekte der kriegsbedingten DFG, SFB 216 Vaterlosigkeit Düsseldorfer Alleinerziehendenstudie BMBF 01EG/9802/ Interventionsstudie, Konzeptentwicklung FK-MedFak HHU Manualerstellung, Erprobung, RCT- Studie Entwicklung Schulungsprogramm, 300 Multiplikatoren geschult Bundesweiter Roll-Out als wir2, Homepage, Marketing Kooperationen und Abschluss von Partnerschaften, Social-Franchise- Modell BMBF, 01EL0411 ISGP, Trägerverein Walter Blüchert Stiftung Jugendämter, DRV, kirchliche/soziale Träger, Krankenkassen
10 Heigl-Preis 2010 Zielgruppe Alleinerziehende Mütter Kinder im Vor-/Grundschulalter Ziele Reduktion der mütterlichen Depressivität Stärkung der elterlichen Feinfühligkeit Stabilisierung der Mutter-Kind-Beziehung Trennung Paarkonflikt - Elternverantwortung Einübung sozialer Kompetenzen Franz (2014) Vandenhoeck & Ruprecht
11 Heigl-Preis 2010 Konzept 20 Sitzungen mit 90 Minuten/Woche 4 Module (Mutter, Kind, Familie, Alltag) 15 Mütter, Kinderbetreuung Interaktioneller Gruppenprozess Bindungsorientiert, emotionsbezogen Affektmobilisierung Perspektivwechsel Franz (2014) Vandenhoeck & Ruprecht Trainiertes Leiterpaar (m/w) Multiplikatorenschulung, QS d.rampoldt@wir2-bindungstraining.de
12 Kontrollierte, randomisierte Wirksamkeitsstudie (BMBF) 61 psychosozial mittelgradig beeinträchtigte alleinerziehende Mütter Kooperationspartner Kommunen Neuss und Hilden Rekrutierung in Kitas RCT, varianzanalytisches Modell (Gruppe x Messzeitpunkt), prä, post, 6Mo psychische Beeinträchtigung, emotionale Kompetenzen der Mütter kindliche Verhaltensauffälligkeiten Franz et al. (2009) Psychotherapeut 54: Franz et al. (2010) Kindheit und Entwicklung 19: Weihrauch et al. (2014): Journal of Public Health 22:
13 RCT-Studie: Psychische Gesamtbelastung t12 Symptom-Checkliste (Franke, 2002) SCL-90-R GSI 1,4 1,2 1,0 Generelle psychische Belastung T = 60 Mean 0,8 0,6 0,4 0,2 IG KG (N=26) (N=35) 0,0 t1 6 Monate t2 Messzeitpunkt t1 t2 Effekt Gruppe x Eta² Hedges g M SD M SD Messzeit IG 1,01 0,52 0,52 0,37 F(1/59) = 7.52** KG 0,81 0,54 0,66 0,45 ** p<0.01
14 RCT-Studie: Psychische Gesamtbelastung t1234 Symptom-Checkliste (Franke, 2002) SCL-90-R GSI T = 60 1,2 1,0 Generelle psychische Belastung 0,8 0,6 IG (N=20) Mean 0,4 0,2 t1 6 Mon. t2 6 Mon. t3 6 Mon. t4 Messzeitpunkt t1 t2 t3 t4 M SD M SD M SD M SD Effekt Messzeit Eta² Cohens d 0,92 0,44 0,47 0,36 0,45 0,39 0,43 0,37 F(2/31) = 15.53*** *** p<0.001
15 RCT-Studie: Depression t12 Symptom-Checkliste (Franke, 2002) SCL-90-R Rohwerte 1,8 1,6 Depression 1,4 1,2 T = 60 1,0 0,8 IG KG (N=26) (N=35) Mean 0,6 0,4 0,2 t1 6 Monate t2 Messzeitpunkt t1 t2 Effekt Gruppe x M SD M SD Messzeit IG 1,42 0,79 0,69 0,58 KG 1,17 0,75 0,94 0,64 Eta² Hedges g F(1/59) = 6.10* * p<0.05 ausgangslagenkorrigierter, standardisierter (gepoolte SD) Mittelwertunterschied zu t2 zwischen IG und KG
16 RCT-Studie: Depression t1234 Symptom-Checkliste (Franke, 2002) SCL-90-R Rohwerte T = 60 Mean 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 Depression t1 6 Mon. t2 6 Mon. t3 6 Mon. t4 Messzeitpunkt IG (N=20) t1 t2 t3 t4 M SD M SD M SD M SD Effekt Messzeit Eta² Cohens d 1,32 0,74 0,64 0,54 0,59 0,54 0,56 0,52 F(2/32) = 15.53*** *** p<0.001
17 Effekte Mütter Weniger psychisch belastet Kompetenter im Umgang mit eigenen Emotionen Höhere Zufriedenheit mit der Beziehung zum Kind Kinder Abnahme von Verhaltensproblemen Reduktion von Konflikten in der Mutter-Kind-Beziehung Nachhaltigkeit Effekte noch nach einem Jahr nachweisbar
18 wir2-gruppen in der Praxis Ergebnisse aus der Psychosomatischen Rehabilitation Klinik Kinzigtal in Gengenbach Chefarzt Dr. B. Zentgraf
19 Psychische Gesamtbelastung Symptom-Checkliste (Franke, 2002) 1,6 1,4 1,2 1,40 SCL-90-R GSI 1,28 T = 60 M 1 0,8 0,6 0,4 0,97 0,79 0,66 0,75 Klinik Kinzigtal ambulante wir2-gr. kumuliert 0,2 0 vor wir2 nach wir2 wir2-gruppe t1 t2 M SD M SD ANOVA Eta² Cohens d Kinzigtal (N=85) 1,40 0,61 0,79 0,61 F(1/84) = 96.59*** ambulant (N=33) 0,97 0,64 0,66 0,56 F(1/32) = 14.22** kumuliert (N=118) 1,28 0,65 0,75 0,60 F(1/117) = *** ** p < 0.01, *** p < 0.001
20 erfüllt wichtige Qualitätskriterien psychosozialer Interventionen spezifische Bedarfslage theoretisch fundiertes Konzept strukturierte standardisierte Intervention wissenschaftlich evaluierte Intervention im kommunalen Setting verankert Verhältnisprävention Qualitätssicherung bedarfsangepasste Modifikationen Skalierbarkeit besonders belastete Zielgruppe Bindungstheorie, Affektentwicklung Manual Wirksamkeit, Nachhaltigkeit, RCT Kitas, Familienzentren, Arztpraxen Professionalisierung vor Ort Schulung, Evaluation, Supervision wir2 in der Reha, wir2+, wir2-väter unterschiedliche Settings geringe Kosten Social-Franchise Modell
21 Referenzen, Zertifizierungen BMBF-gefördertes universitäres Forschungsprojekt wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis Heigl-Preis 2010 der DGPM Teil der Versorgungskette des erfolgreichen Dormagener Modells gelistet in der höchsten Evidenzklasse der Grünen Liste wir2-gruppenleiterschulung ist eine anerkannte Fort- und Weiterbildung (Bildungsscheck NRW und Bremen, Bundesbildungsprämie, Qualischeck Rheinland-Pfalz) ein Programm der Walter Blüchert Stiftung bundesweiter Roll-out Eltern-Kind-Maßnahme in der psychosomatischen Reha (DRV-Rheinland)
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