Bedeutung und Leistungspotenziale von Migrantenunternehmen in Deutschland
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- Jörg Bachmeier
- vor 7 Jahren
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1 René Leicht Bedeutung und Leistungspotenziale von Migrantenunternehmen in Deutschland Seminar Strukturveränderungen im Handwerk, Hannover,
2 Ausgangssituation / Thesen Herausforderungen Veränderte Unternehmensdemografie verlangt Suche nach neuen wirtschaftlichen Potenzialen Vorurteile bzgl. Migrantenunternehmen Zweifel an Integrität und Substanz aufgrund von Scheingründungen Soziale und ökonomische Integration Chancen Neue Gründungen durch Ausschöpfung der Potenziale von Zuwanderern und deren Nachkommen Wettbewerbsstärkung /erweitertes Waren und Dienstleistungsangebot durch Migrantenunternehmen Fachkräftesicherung durch Stärkung der Aus und Weiterbildungspotenziale in Migrantenunternehmen
3 Gliederung 1. Theoriegebäude im Kontext internationaler Forschung 2. Daten und Definitionen 3. Entwicklung und Struktur selbständiger Migrant(inn)en 4. Determinanten 5. Betriebliche Charakteristika 6. Ökonomische Leistungspotenziale
4 Wurzeln der Ethnic Entrepreneurship Forschung Ursprünge in Deutschland Zusammenhang zwischen Entwicklung von modernem Kapitalismus (oder Globalisierung) und Rolle religiöser /ethnischer Minderheiten Max Weber (1904): Die protestantische Ethik und der Geist des K Georg Simmel (1908):Exkurs über den Fremden Werner Sombart (1911): Die Juden und das Wirtschaftsleben Ursprünge in Nordamerika Gesellschaftliche Isolation und Rolle intermediärer Minderheiten Edna Bonacich (1973): A Theory of Middleman Minorities Ivan Light (1972): Ethnic Enterprise in America Michael Piore (1979): Birds of Passage
5 (Anfänglich) Leitende Fragestellungen 1. Warum sind Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft in unterschiedlichem Umfang unternehmerisch engagiert? 2. Warum sind Menschen gleicher ethnischer Herkunft in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich unternehmerisch aktiv? 3. Welche Faktoren begünstigen oder behindern bei welchen Ethnien den Schritt zur unternehmerischen Selbständigkeit? 4. In welcher Weise profitieren ethnische Minderheiten durch eine unternehmerische Tätigkeit? 5. Welche wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Effekte bewirkt das Unternehmertum ethnischer Minderheiten? gesamtwirtschaftlich? für die Städte? / Regionen?
6 Theoretische Modelle / Grundlinien triggers approach markets Cultural Explanations attitudes religion customs resources pull factors all Middleman Minority Theory sojourning/ outcast mentality mixed disperse, open Ethnic Enclave Economy segregation labour market opportunities push factors ethnic, limited Interaction Theory Mixed Embeddedness diverse resources /opportunities push/pull all Transnational Perspectives Globalization international networks mixed all
7 Interaktionsmodell Nischenmodell Opportunity Structures (Non )Ethnic Markets Public Assistance Immigrant Self Employment Class / Individual Resources Ethnic / Social Resources (Group) Characteristics Reaktionsmodell Labour Market Unemployment Kulturmodell
8 Definitionen und Datengrundlagen
9 Begrifflichkeiten Selbständige Migranten / Migrantenunternehmer/innen Beruflich Selbständige: leiten eine Unternehmung als (Mit )Eigentümer eigenverantwortlich und tragen Verantwortung für Ergebnis Unternehmer/innen (Statistisches Bundesamt; Light/Rosenstein 1995) Migranten: Personen mit Migrationshintergrund Ausländer + seit 1950 Zugewanderte + Deutsche mit ausländischstämmigem Elternteil [nicht nur foreign born ] Ethnische Ökonomie / Migrantenökonomie Ethnic Economy = self employed, employers, their co ethnic employees and unpaid family workers (Bonacich 1980; Smelser/ Swedberg 1994). Migrantenökonomie = wirtschaftlicher Lebensbereich, an dem Migranten teilnehmen (Programm Soziale Stadt) umgangssprachlich: Summe aller Migrantenunternehmen
10 Daten und Methodenansatz am ifm Mikrozensusdaten destatis Aggregatdaten 2013/2014 FDZ Mikrodaten ifm Daten [CATI] Unternehmensbefragungen Inhaber mit und ohne Mh bundesweit 2013/14 bundesweit 2012 N = N = Ba Wü 2009 NRW 2009 N = Aussagen zur Grundgesamtheit Aussagen zu Strukturen N = N = bundesweit 2004/2005
11 Entwicklung und Struktur selbständiger Migranten
12 Turbulenzen im gewerblichen Gründungsgeschehen Tausend Gründungen Liquidationen Tausend Gesamt Deutsche Ausländer Türkei Italien Griechenland Polen Rumänien Bulgarien Quelle: Gewerbeanzeigenstatistik 2013; eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim.
13 Entwicklung des Selbstständigenbestands (in %) 200% 180% 160% 140% 120% 100% in Deutschland Index 2000=100% 80% Z E N S U S Selbstständige mit Migrationshintergrund absolut 2014 in Tsd. in % ohne MH ,1 Migranten ,9 darunter: EU ,7 Ausländer ,9 Erste Gen ,1 ausländische Selbständige deutsche Selbständige ausländische abhängig Beschäftigte deutsche abhängig Beschäftigte Quelle: Mikrozensus; eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim.
14 Verteilung nach Herkunft Selbstständige mit Migrationshintergrund 2014 in Prozent Quelle: Mikrozensus; eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim
15 Entwicklung Selbständiger nach Herkunftsregionen 450 TAUSEND Staatsangehörigkeit Osteuropäische Länder Asiatische Länder Westliche Industrieländer Anwerbeländer JAHR Quelle: Mikrozensus; eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim
16 Selbstständige nach Generationszugehörigkeit Herkunft Quelle: Mikrozensus 2010; eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim
17 Selbstständigenquoten nach Herkunft (%) Quelle: Mikrozensus 2012; eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim
18 Selbstständige Migranten im Saarland und im Vergleich Selbstständigenquoten Migranten insgesamt Deutsche ohne Mh Selbstständige in Niedersachsen D. insg. in in % in % Tsd. ohne MH Migranten darunter: Deutsch Pass mit Besch Quelle: Zensus 2011; eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim
19 Determinanten
20 Gründungsmotive (Mehrfachnennungen) Unabhängigkeits und Autonomiestreben Bessere Qualifikationsverwertung Verwertung einer Erfindung/Idee Bessere Verdienstmöglichkeiten Höhere Flexibilität in Arbeitsgestaltung Vereinbarkeit Familie und Beruf Marktchance erkannt Herkunft als kulturelle Ressource Prestigegewinn Unzufriedenheit mit Arbeitsverhältnis Selbständigkeitstradition im Herkunftsland drohende Arbeitslosigkeit keine andere Beschäftigungsmöglichkeit Tätigkeit nicht als Arbeitnehmer auszuüben Benachteiligung im Betrieb Selbständigkeit als Grund für Einwanderung Push Faktoren Pull Faktoren 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% mit Migrationshintergrund ohne Migrationshintergrund Quelle: ifm-erhebung 2009/2012/2014 (Match-File)
21 Determinanten unternehmerischer Aktivität (Multivariat. Und aus angebotsseitiger /ressourcen orientierter Sicht) Einflussfaktoren Ohne MH Mit MH Alter positiv positiv Berufserfahrung positiv positiv Geschlecht (weiblich) negativ negativ Bildung stark positiv stark positiv Wissensintensiver Beruf positiv positiv Eigene Migrationserfahrung / teils positiv Ethno kulturelles Kapital / nicht signifikant Soziales Kapital positiv stark positiv
22 Bildungsniveau selbstständiger Migranten Herkunft Quelle: Mikrozensus; eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim
23 Betriebliche Charakteristika und Märkte
24 Selbstständige nach Wirtschaftsbereichen Herkunft Quelle: Mikrozensus; eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim
25 Co ethnische Kundschaft Herkunft Inhaber * Migranten gesamt: Summe aus den mit der Stichprobe erfassten Herkunftsgruppen Quelle: ifm-erhebung 2009/2012/2014 (Match-File)
26 Bedeutung ethnischer Ressourcen und Märkte Anteil von co ethnischer Kundschaft und von Unternehmen mit hohem Nutzen ethnischer Herkunft Quelle: Eigene Erhebungen, ifm Universität Mannheim.
27 Wirkung ethnischer Ressourcen durch Bildung Determinanten co ethnischer Orientierung von Migrantenunternehmen ethnische Herkunft von Vorteil auf dem Markt Exp (B) mehrheitlich co-ethnische Kundschaft Ref.: ehem. sowjetisch türkisch 0,99 0,48 *** italienisch 2,96 *** 0,19 *** polnisch 0,85 0,34 *** Studium (Ref.: kein Studium) 1,74 *** 3,29 *** Ref.: Produzierendes Gewerbe Handel 2,27 *** 3,22 *** Gastgewerbe 6,24 *** 0,82 nicht wissensintensive DL 2,17 *** 3,4 *** wissensintensive DL 2,19 *** 2,02 * Konstante 0,21 *** 0,23 ** Pseudo R² : Nagelkerkes 0,22 0,22 Unter Kontrolle von Alter, Geschlecht, Generationszugehörigkeit Signifikanzniveau: *** p<0,01, ** p<0,05, * p<0,1 Eigene Erhebungen; ifm Universität Mannheim (Leicht Werner 2013c)
28 Erträge und Leistungspotenziale
29 Netto Einkommen Herkunft Quelle: Mikrozensus 2010; eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim
30 Beschäftigungsbeitrag von Migrantenunternehmen Quelle: Mikrozensus ifm-erhebung 2009/2012/2014 (Match-File); eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim
31 Anteil am Beschäftigungssystem an allen Erwerbstätigen 5% 7% an allen Beschäftigten in inhabergeführten Unternehmen 13% 15% an allen Beschäftigten in inhabergeführten mittelständischen Unternehmen 18% 21%
32 Ausbildung in Migrantenunternehmen Ausbildungsbetriebsquote (Anteil ausbildender Betriebe an allen Beschäftigtenbetrieben) Ausbildungsquote (Anteil der Auszubildenden an den Beschäftigten) deutsch (o. MH) 23% deutsch (o. MH) 5,6 Migranten gesamt 20% Migranten gesamt 6,3 ehem. Anwerbeländer 17% ehem. Anwerbeländer 6,0 Osteuropa 19% Osteuropa 3,5 westliche Industrieländer 30% westliche Industrieländer 7,8 asiatische Länder 14% asiatische Länder 4,5 0% 10% 20% 30% 0% 2% 4% 6% 8% 10% Ausbildungsbeteiligung befindet sich im Aufholprozess Unterschiede nicht herkunftsbedingt, sondern Ergebnis struktureller Faktoren betriebliche Ausbildungsleistung ist höher im Verhältnis zur Beschäftigtenzahl bilden Migrantenunternehmen mit höherer Intensität aus
33 Im Ausland erzielter Umsatzanteil Herkunft * Migranten gesamt: Summe aus den mit der Stichprobe erfassten Herkunftsgruppen Quelle: ifm-erhebung 2009 (Match-File)
34 Kritik, Anmerkungen, Fragen? Dr. René Leicht Institut für Mittelstandsforschung Universität Mannheim Mannheim mannheim.de
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