Wettbewerb um jeden Preis? Ambulante Onkologie 10 Jahre nach Öffnung der Krankenhäuser
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- Arnim Martin
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1 Wettbewerb um jeden Preis? Ambulante Onkologie 10 Jahre nach Öffnung der Krankenhäuser Berufspolitisches Symposium des BNHO Deutscher Krebskongress 2014 Berlin 21. Februar 2014
2 Änderungstreiber Ökonomisierung der Medizin Medizinischer Fortschritt
3 Veränderungsprozess Seit 2004 erleben wir eine kontinuierliche Veränderung der Rahmenbedingungen der ambulanten Leistungserbringung und eine zunehmende Ökonomisierung der Medizin. Gewollt und angetrieben durch die Politik 2004 GMG, Ulla Schmidt 3
4 Frühjahr 2003 Entwurf des BMG - GMG Highlights Zur Lösung der in Wissenschaft und Praxis festgestellten Qualitätsmängel, insbesondere auch der Probleme der Unter-, Überund Fehlversorgung implementiert der Gesetzgeber wettbewerbliche Strukturen in die fachärztliche Leistungserbringung. Das heißt konkret, dass nicht mehr wie bisher im kollektivvertraglich organisierten System der Leistungserbringung jeder zugelassene Leistungserbringer an der Versorgung aller Versicherten teilnehmen kann, sondern die Krankenkassen erhalten das Instrumentarium, mengen- und qualitätsgesteuert und damit zielgenau die notwendigen Leistungen für ihre Versicherten zu einem angemessenen Preis einzukaufen. 4
5 Politische Lösungsansätze
6 Ambulante Versorgung bis 2004 Ambulante Versorgung = Vertragsärztliche Versorgung (KV) Sicherstellung Vollständige Versorgung der Bevölkerung Keine Arbeitskämpfe mit Krankenkassen, kein Streikrecht 6
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9 Krankenhäuser befinden sich im gegenseitigen Wettbewerb
10 Beispiel für Großkonzern-Strategie
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12 Zwischenbilanz Wir haben in der ambulanten Versorgung heute im Gegensatz zu 2004 zwei nebeneinander stehende Systeme: 1. Niedergelassene Vertragsärzte mit ihren eigenen rechtlichen Rahmen 2. Krankenhauskonzerne mit ihren anderen Möglichkeiten 12
13 Eindringen von Konzern-MVZ in die vertragsärztliche Versorgungsstruktur am Beispiel Asklepios Gesundheitszentren in Hamburg Quelle: 17 Standorte 67 angestellte Ärzte 17 Fachrichtungen 94 Med. Fachangestellte 11 Mitarbeiter im Aufgabenfeld neue Behandlungskonzepte
14 Ambulante Expansion durch Krankenhäuser Fallzahlen 116 b alt Amtliche Statistik KG Fälle Steigerung von 700% Quelle: BMG
15 Profitcenter Krankenhaus-Konzern Krankenhauskonzern Ziele des Konzerns EBM OV Teil-Stationär Stationär Ambulant Wertschöpfungskette
16 Profitcenter Vertragsarzt Praxis Ziele der Praxis Teil-Stationär Stationär Ambulant Wertschöpfungskette
17 Profitcenter Krankenhauskonzern Profitcenter Vertragsarzt
18 Beispiel Wertschöpfungskette Vergleich Erlössituation KV-Arzt versus Krankenhaus beim kolorektalen Karzinom
19 Erlösvergleich onkologische Versorgungseinheiten Annahmen: KV-Arzt: Quotierung EBM 70%; Onko-V mit Bundesdurchschnitt = 25,87 und = 191,07 116b: Medikamentengewinn = AEK 2% Abgabe KK für Orig. bzw. 15% für Generika Einkaufsrabatt KH-Apo (Durchschnitt) Tagesklinik: Tagessatzdurchschnitt Überschuss ZE für Bevacizumab für 375 mg (= Durchschnittsdosis) Medi.kosten 1-Belegungstag: DRG G60B (BWR 0,447 0,208 als Abschlag 1-Bel.)*Bundesbasis-FW Überschuss ZE (siehe Tagesklinik)
20 Beispiel Wertschöpfungskette Vergleich Gesamterlös-/Kostensituation KV-Arzt versus Krankenhaus bei Transfusionen Optimierung stationär-ambulant
21 Erlösvergleich onkologische Versorgungseinheiten Annahmen: KV-Arzt: Quotierung EBM auf 70%; durchschnittliche Onko-V; Kosten 1 EK = 84 Tagesklinik: Tagessatzdurchschnitt 350 ; kein ZE, da erst bei 6 EK ZE-fähig 1-Belegungstag: DRG R65B (BWR 0,302)*Bundesbasis-FW ; kein ZE, da erst bei 6 EK ZE-fähig Volle DRG: DRG R61H mit BWR 0,760 *Bundesbasis-FW ; kein ZE, da erst bei 6 EK ZE-fähig
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24 Unter wettbewerbstheoretischen Aspekten 1. Die Öffnung der Krankenhäuser führte nicht zu einem Wettbewerb um Qualität und Leistungsfähigkeit zwischen gleichberechtigten Anbietern. 2. Die Öffnung der Krankenhäuser führt in erster Linie zu mehr Gestaltungs- und Optimierungsmöglichkeiten für das Krankenhaus, ohne die Risiken eines wettbewerblichen Handelns übernehmen zu müssen. 3. Das Krankenhaus erweitert sich zu Lasten des KV Systems, ohne dass auf Seiten der vertragsärztlichen Versorgung vergleichbare neue Gestaltungsräume gegenüber dem anderen System erzielt werden. 25
25 Unter wettbewerbstheoretischen Aspekten 4. Das Krankenhaus kann Rosinen picken, weniger ertragshaltige Fälle werden in das KV-System abgeschoben. 5. Die niedergelassenen Onkologen müssen im Rahmen der Sicherstellung immer mehr komplexe und aufwendige Patienten übernehmen. Das Krankenhaus ist faktisch von Sicherstellungspflichten im ambulanten Bereich freigestellt und konzentriert seine neuen Angebote häufig in Ballungsräumen, wo schon jetzt ein gutes Angebot für onkologische Leistungen besteht. Für versorgungssuchende Patienten hat das Angebot daher keine Vorteile. 26
26 Es gibt keinen Wettbewerb!
27 Zentrale Frage Welches System ist das bessere für die Patienten und für die Solidargemeinschaft? Die Renditeoptimierung durch Krankenhauskonzerne oder die freiberuflichen niedergelassenen Onkologen? 28
28 Economic burden of cancer across the European Union: a populationbased cost analysis The Lancet Oncology, DOI: /S (13) X
29 Alle Daten zeigen, dass Krankenhaus getriebene medizinische Versorgung teurer ist! 30
30 Ärztelobby ebnet privaten Ketten den Weg in den Gesundheitsmarkt Am Ende bleiben nur die Anbieter übrig, die wie Fresenius die Wertschöpfungskette von der Fabrik bis zum Patienten kontrollieren, so Dr. Helmut Blume vom Verband Deutsche Nierenzentren. FAZ vom 4. Februar 2014, Autor: Sebastian Balzter
31 Wollen die Patienten das am Ende? 32
32 Patienten wollen nicht durch Gesundheitskonzerne, bei denen der Shareholder Value an erster Stelle steht, behandelt werden. Der selbständige freiberufliche Arzt/Ärztin ist der Garant für die individuelle, ausschließlich an den Bedürfnissen des Patienten orientierten medizinischen Versorgung.
33 Der ärztliche Beruf ist ein freier Beruf Wesensmerkmal der ärztlichen Profession als freier Beruf ist ein hohes Maß an sozialethischer Verantwortung gegenüber dem Einzelnen, der Allgemeinheit sowie der Gesellschaft. Typische Merkmale des freien ärztlichen Berufes sind Persönlicher Einsatz bei der Berufsausübung Erwartung altruistischer Berufseinstellung Besonderes Vertrauensverhältnis zum Patienten Eigenverantwortung in der Berufsausübung Weisungsunabhängigkeit von nichtärztlichen Dritten in medizinischen Fragen Bundesärztekammer, 2014
34 US-Investmentbank bei Rhön-Klinikum eingestiegen Quelle: Handelsblatt vom
35 Für die Patienten sind die freiberuflichen spezialisierten Vertragsärzte hochattraktiv! Das Gesundheitssystem in Deutschland kann besonders in der Zukunft nicht auf dieses Angebot verzichten. Patienten wünschen: Die beste Behandlung unabhängige Kompetenz Die beste-verträgliche Therapie Eine individuelle persönliche Betreuung Eine Behandlung unabhängig von wirtschaftlichen Interessen (Shareholder Value) Langfristig einen Ansprechpartner Jemanden der sich um sie kümmert Jemanden der ihnen alles erklärt Die Einbindung ihres Hausarztes Die Einbindung ihrer Familie
36 Fazit 10 Jahresbilanz Durch die Entwicklung der letzten 10 Jahre hat sich neben dem vertragsärztlichen Bereich ein neuer Markt durch Krankenhäuser im ambulanten Bereich etabliert. Zwei grundverschiedene Leistungserbringersysteme, die nicht kompatibel sind. Unter wettbewerbstheoretischer Sicht eine massive Wettbewerbsverzerrung.
37 Dringender Diskurs notwendig! Kleine Reparaturen/Reformen (z.b.verändges, 116 b) reichen nicht aus.
38 Khs-Konzern vs. Spezialisierter Vertragsarzt Liberalisiert Reguliert Optionen 1. Weiter so machen nichts am System ändern 2. Liberalisierung für die Vertragsärzte 3. Regulierung der Khs im ambulanten Bereich
39 Khs-Konzern vs. Spezialisierter Vertragsarzt Liberalisiert Reguliert 1. Weiter so machen nichts am System ändern Aus Sicht der Vertragsärzte schlecht: kein Wettbewerb möglich, Verdrängung Aber starke Stakeholder: Beharrungstendenzen Deutsche Krankenhausgesellschaft: klar GKV-SV: stärken häufig die Krankenhäuser Politik: Kommunal und Landespolitik Deutsche Krebsgesellschaft/DKH: bevorzugt seit 10 Jahren unter dem Strich auch die Krankenhäuser (Zentren!)
40 Khs-Konzern vs. Spezialisierter Vertragsarzt Liberalisiert Reguliert 2. Liberalisierung für Vertragsärzte Wirtschaftliche Teilnahme an der Wertschöpfungskette Wollen wir das überhaupt? Wenn überhaupt in mittelständischen Strukturen!
41 Khs-Konzern vs. Spezialisierter Vertragsarzt Liberalisiert Reguliert 3. Regulierung der Krankenhauskonzerne ambulant Entkoppelung der Wertschöpfungskette zwischen Ambulanz und stationärer Versorgung Reduktion der Möglichkeiten für die Krankenhäuser
42 Auf jeden Fall fordern wir Einen einheitlichen/ fairen Ordnungsrahmen/ Wettbewerbsrahmen für Krankenhauskonzerne und niedergelassene spezialisierte Fachärzte Wir brauchen dringend eine politische Diskussion!
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44 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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