Expressiver Kristall. 30 Raum und Wohnen 2/08. ARCHITEKTUR Aargau

Transkript

1 ARCHITEKTUR Aargau Expressiver Kristall Als polygonaler Baukörper mit expressiven kristallinen Formen zeigt sich dieses Einfamilienhaus in einer ländlichen aargauischen Gemeinde und fällt somit aus dem herkömmlichen Rahmen. Das Haus öffnet sich über die konkav abgeknickte Fensterfront der Südfassade zum sechseckig angelegten Garten. Eindrucksvoll tritt das Galeriegeschoss mit dem grossen Einzelfenster in Erscheinung. 0 Raum und Wohnen /08 /08 Raum und Wohnen

2 4 ARCHITEKTUR Aargau _Der gedeckte Gartensitzplatz ist auf dem Hausfundament angelegt und Teil der Architektur. _Auch die Gartenstützmauer inszeniert sich als Keil in der Landschaft. _Die Garage im Untergeschoss und der Hauseingang im Erdgeschoss prägen die fensterlose Nordfassade entlang der leicht ansteigenden Erschliessungsstrasse. 4_Holz, Beton, Kies und Rasen bilden polygonale Flächen vor dem Haus. Raum und Wohnen /08 /08 Raum und Wohnen

3 ARCHITEKTUR Aargau Skulpturaler Baukörper und eindrücklicher Solitär _Ein Vorplatz mit breiter Treppe erschliesst den schräg zurückversetzten Hauseingang. _Wie ein Bildschirm erscheint das grosse Einzelfenster der Galerie. 4 Raum und Wohnen /08 /08 Raum und Wohnen 5

4 ARCHITEKTUR Aargau _Eine Wendeltreppe verbindet Unter- und Erdgeschoss. Die Treppe im Hintergrund erschliesst die Galerie. _Die abgeknickte Fensterfront teilt die Bereiche Wohnen und Essen. _Das Entree im Erdgeschoss öffnet sich wie ein Trichter. 6 Raum und Wohnen /08 /08 Raum und Wohnen 7

5 ARCHITEKTUR Aargau Lichtes Wohnen unter dem Dachtrichter _Der gedeckte Aussensitzplatz verlängert das Wohnen nach draussen. _Über der Küche im Hintergrund liegt die Galerie. _Der freistehende Küchenblock orientiert sich zum Garten. 8 Raum und Wohnen /08 /08 Raum und Wohnen 9

6 ARCHITEKTUR Aargau Expressiver Kristall Als polygonaler Baukörper mit expressiven kristallinen Formen zeigt sich dieses Einfamilienhaus in einer ländlichen aargauischen Gemeinde und fällt somit aus dem herkömmlichen Rahmen. Das Grundstück liegt an unverbauter leichter Hanglage mit freiem Blick ins Tal bis zu den Alpen. Der skulptural anmutende Bauköper setzt sich als eindrücklicher Solitär in der lieblichen Hügellandschaft in Szene. Schon die Grösse der Parzelle erlaubte gewisse Freiheiten beim Bau des Hauses. «Wir waren uns mit dem Architekturbüro Liechti Graf Zumsteg aus Brugg sehr schnell einig, dass wir uns von den geradezu alltäglichen modernen Hausformen, wie zum Beispiel Kubus oder L-Form verabschieden würden», erklärt die Bauherrschaft, eine Familie mit zwei Kindern. Das Wohnen sollte möglichst auf einer Ebene stattfinden, was angesichts der Parzellengrösse kein Problem war. Abschied vom rechten Winkel Bereits das nicht ganz rechteckige Grundstück legte eine Verabschiedung vom rechten Winkel nahe und führte zu einer freien, spielerischen Ausrichtung des Baukörpers. Der Grundriss des Hauses ist ein unregelmässiges Sechseck, an das sich eine sechseckige Gartenanlage anschliesst. Haus und Garten bilden eine präzise aufeinander bezogene Einheit. Die polygonalen Formen von Haus und Garten überlagern sich im Bereich des Sitzplatzes. Das Haus greift in den Garten, welcher sich wiederum ins Haus einstülpt. Dies geschieht durch die konkav abgeknickte Fensterfront der Südfassade, die Platz für den teilgedeckten Gartensitzplatz schafft. Die Ostfassade des Hauses setzt sich als spitz auslaufende Gartenstützmauer in die freie Landschaft fort. Das flache Erdgeschoss wird im Bereich des Wohnraums gegen den Hang keilförmig aufgeklappt und um eine Galerie erweitert. Licht und Abendsonne werden durch das grosse Westfenster der Galerie in den Wohnraum gelenkt. Nach Norden, zur Strasse hin, kragt das Erdgeschoss über der talseitigen Garageneinfahrt aus, die sich auf Untergschossniveau befindet. Der schräg zurückversetzte Hauseingang liegt hangseitig ebenfalls im Norden. Eine breite, seitlich abgestufte _Schlafzimmer und Bad liegen im Erdgeschoss und orientieren sich nach Westen. _Die Galerie ist ein heller Rückzugsort unter dem Schrägdach... _... und eine Aussichtskanzel über dem Wohngeschoss. 40 Raum und Wohnen /08 /08 Raum und Wohnen 4

7 ARCHITEKTUR Aargau _Bei Dunkelheit treten die erleuchteten Fenster eindrucksvoll hervor. N Obergeschoss Galerie Luftraum Erdgeschoss Entree Essen Wohnen 4 Küche 5 Terrasse 6 Kinderzimmer 7 Nasszelle 8 Elternschlafzimmer 9 Bad 0 Zimmer Betontreppe führt hinauf zum Vorplatz mit bündig im Festkiesbelag eingelegtem polygonalem Pflanzbeet vor dem Eingang im Erdgeschoss. Der breite Treppenaufgang strahlt architektonische Grosszügigkeit und Repräsentation aus. Trichterförmig Der räumliche Aufbau des Hauses führt zu einem spannungsgeladenen Volumen, dessen Plastizität als Ausdruck der innenräumlichen Vielfalt und gleichsam als sorgfältige Einpassung in die Topografie zu verstehen ist. Man betritt ein trichterförmiges Entree, das sich nach Süden hin zum Wohnen öffnet. Links und rechts vom Entree befinden sich die östlich beziehungsweise westlich orientierten Schlafzimmer. Die weisse kreisförmige Brüstung der Wendeltreppe steht im grosszügigen Entree und sorgt für räumliche Spannung. Die Wendeltreppe aus Stahl verbindet Erd- und Untergeschoss. Daneben führt eine gerade Holztreppe auf die Galerie, die als Rückzugsort oder Aussichtskanzel genutzt werden kann. Zugleich dient sie als Lichttrichter und Überhöhung für den Wohnraum, wobei auch die schräge Decke für räumliche Spannung sorgt. Untergeschoss Garage Keller Treppenraum Ruhe trotz Dynamik Trotz dieser räumlicher Spannung strahlt das Haus auch eine innere Ruhe und Harmonie aus. Eine klare Linienführung und hohe Räume verbunden mit Wohnlichkeit und Wohlgefühl standen bei der Planung im Vordergrund. Ein weiters wichtiges Bedürfnis war die natürliche Materialisierung der Innenräume. Die weissen Wände sind mit pigmentiertem Wachs anstelle der üblichen Dispersion behandelt, was ihnen einen sanften, lebendigen Glanz verleiht. Hinzu gesellt sich ein dunkles, geöltes Eichenparkett. Die Nasszelle zeigt sich ganz ohne Plättli. Ein gelbgrüner Anstrich für Boden, Wand und Decke gibt dem Bad eine besondere, erfrischende Note und korrespondiert farblich mit dem angrenzenden Eichenparkett. So wird der Weg durchs Haus zu einem erlebnisreichen und stimmungsvollen Parcours. Haus und Gartenanlage basieren auf polygonalen Flächen und wirken wie ein Keil in der Landschaft 4 Raum und Wohnen /08 /08 Raum und Wohnen 4

8 ARCHITEKTUR Aargau Spass an der Möblierung Mit dem neuen Haus entschied sich die Bauherrschaft auch für eine neue Möblierung. «Grundsätzlich war uns bewusst, wie wir das Haus einrichten würden, da wir ein Flair für besondere Möbel haben», erklärt die junge Familie. Bei der Teo Jakob Colombo AG in Zürich fand sie sich in guten Händen: «Wir haben dort einen ausserordentlich talentierten und professionellen Wohnberater gefunden. Seine Leidenschaft für Möbel und Wohnen war richtig erfrischend», lautet das Lob. Auch der ungewöhnliche Grundriss war somit kein Problem bei der Möblierung. Architektur: Liechti Graf Zumsteg Architekten, 500 Brugg, Mitarbeiter: Marina Tüscher, Marco Vanoni Fotos: René Rötheli Text: Werner Lehmann _Stimmungsvolle Architektur in der Dämmerung. _LGZ-Architekten aus Brugg; Peggy Liechti, Lukas Zumsteg, Andreas Graf 44 Raum und Wohnen /08