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1 UCL CENTRE FOR LANGUAGES & INTERNATIONAL EDUCATION Course Units Reading and Writing Examination: LCGE6005: German for Business and Current Affairs This examination counts for 35% of your final mark. It comprises: Reading Skills 20% Writing Skills 15% Duration: Date: 2.5 hours XX-May-2013 Time: 10:00/14:30 Version: v University College London

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3 GERMAN BUSINESS AND CURRENT AFFAIRS: LCGE6005/LCGE6045 Page 3 In this examination you can obtain a maximum of 100 points which are awarded as follows: Reading Skills: Reading Competence: Writing Skills: Linguistic Competence: Content: 57 points 57 points 43 points 35 points 8 points Answer ALL TASKS in GERMAN in the separate EXAMINATION ANSWER BOOK(S) provided. Answer only ONE TASK ON EACH PAGE and begin EACH answer on a fresh page. In order for your answers to remain anonymous do NOT use your name when completing the tasks. Document A Aussicht auf Arbeit Schwäbisch Hall ist das Paradies für Portugiesen. Weil dort viele Fachkräfte fehlten, warb die badenwürttembergische Kleinstadt offensiv um südeuropäische Arbeitskräfte. Seitdem sind rund Bewerbungen eingegangen. A. Als Pedro Agostinho mit dem Auto über die spanische Grenze in Richtung Norden fuhr, kam ihm zum ersten Mal der Gedanke, dass er jetzt tatsächlich auswandert. Dass er seine Familie und seine Freunde möglicherweise mehrere Jahre nicht wiedersehen würde. Dass er wahrscheinlich einen großen Teil seines Lebens in einem fremden Land verbringen würde, in Deutschland, das er bisher niemals gesehen hatte und von5 dem er nur die Klischees kannte: Die Leute dort trinken viel Bier und sind immer pünktlich. B. Nur das Wichtigste hatte der 37-Jährige in sein kleines Auto gepackt warme Kleidung, einen schwarzen Anzug für die Arbeit an der Bar, Fotos von seiner fünfjährigen Tochter. Es ist eben so, dass ich keine Wahl habe, erklärt Agostinho, während er nun in der Lobby des Hotels Adelshof sitzt, das direkt am barocken Marktplatz der baden-württembergischen 10 Kleinstadt Schwäbisch Hall liegt. In Portugal gibt es keine Zukunft. Alle meine Freunde sind arbeitslos. Ich bin gezwungen, einen anderen Weg zu finden. Die Firma, für die er 18 Jahre lang Möbel exportiert hatte, war Pleite gegangen. Dann hatte Agostinho in der Zeitung gelesen, dass die Deutschen Portugiesen suchen. 20 C. Am 6. Februar dieses Jahres stand in der portugiesischen Zeitung 15 Economico ein fünfseitiger Beitrag mit der Schlagzeile Eine deutsche Stadt will Portugiesen einstellen freie Stellen und ein Durchschnittsgehalt von 3500 Euro wurden versprochen. Schnell verbreitete sich der Artikel mit Empfehlungen über Facebook. Innerhalb der nächsten 24 Stunden hatte die Haller Arbeitsagentur schon die ersten 2500 Bewerbungen per aus Portugal bekommen. Inzwischen sind es bereits rund D. Mit einer solchen Flut hatte auch der Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim nicht gerechnet. Jahrelang haben wir um deutsche Fachkräfte geworben, sagt Pelgrim und hält TURN OVER

4 GERMAN BUSINESS AND CURRENT AFFAIRS: LCGE6005/LCGE6045 Page 4 einen Werbeflyer aus dem Jahr 2007 hoch, der damals in ganz Deutschland verteilt wurde: Wir brauchen Sie! Wo Arbeitsplätze auf Sie warten: in Schwäbisch Hall. Darunter sieht man eine lächelnde vierköpfige Familie vor hübschen Fachwerkhäusern. 25 Dazu gab es Anzeigen, Plakate, Aktionen im Ruhrgebiet und in den neuen Bundesländern. Doch es folgten nur rund dreißig Bewerbungen. Dabei braucht die Kleinstadt damals wie heute mehrere Tausend Ingenieure, Mechatroniker, Metallfacharbeiter, Bauarbeiter, Maurer, Schlosser, Elektriker, Tischler, Ärzte, Krankenschwestern und Altenpfleger. 35 E. Im Landkreis Schwäbisch Hall gibt es jede Menge kleine 30 und mittelständische Unternehmen, von denen viele Weltmarktführer sind, sowie einige große internationale Firmen mit mehreren Tausend Mitarbeitern. Nirgendwo sonst in Deutschland ist die Arbeitslosenquote mit zwei Prozent so niedrig wie in dieser Region. Nach unseren vergeblichen Versuchen, einheimische Arbeitskräfte zu finden, war für uns der nächste logische Schritt, den Blick in die europäischen Nachbarländer zu richten, sagt Pelgrim. F. Deshalb organisierte der Bürgermeister von Schwäbisch Hall gemeinsam mit dem Goethe- Institut eine Pressereise. Sieben Journalisten besuchten die Stadt: vier Griechen, ein Spanier, ein Italiener und eine Portugiesin. Die lokalen Unternehmen erzählten den europäischen Gästen von ihren freien Arbeitsplätzen. Und die verkündeten zuhause die frohe Nachricht: Der Weg aus der Krise führt nach Deutschland! Aus Griechenland, 40 Spanien und Italien war in den Wochen danach keine nennenswerte Reaktion gekommen. Doch es vergeht seitdem kein Tag, an dem nicht ein Portugiese an die Tür des Haller Rathauses klopft und fragt, wo es hier Arbeit gibt. G. Zwei Tage, nachdem er den Zeitungsartikel gelesen hatte, setzte sich Pedro Agostinho einfach ins Auto. Er war entschlossen, es in Deutschland zu schaffen. 45 Im Rathaus von Schwäbisch Hall gab man ihm nach seiner Ankunft einen Stadtplan und erklärte ihm den Weg zur Arbeitsagentur. Dort wurde ihm gesagt, dass es schwierig werden könnte mit einer Anstellung, weil Agostinho kein Wort Deutsch versteht. H. Doch Agostinho gab nicht auf. Auf dem Marktplatz in Schwäbisch Hall sah er ein Auto mit einem portugiesischen Kennzeichen und lernte so Sergio Gorgan 50 kennen, der gerade aus einer Kleinstadt im Norden Portugals angereist war. Wie Agostinho hatte auch Gorgan zuhause keine Anstellung gefunden. Dann hörte er von dem Artikel und suchte Schwäbisch Hall im Internet. Die Bilder von den Fachwerkhäusern gefielen ihm. Einige Tage später setzte sich Gorgan ins Auto und fuhr drei Tage lang in Richtung Norden. I. Auf dem Haller Marktplatz sahen Agostinho und Gorgan das 55 Schild Hotel und fragten an der Rezeption des Adelshofs nach einer Anstellung. Agostinho arbeitet jetzt an der Bar und Gorgan in der Küche, er putzt Salat, schneidet Gemüse, hilft bei den Frühstücksvorbereitungen. Die Kollegen erklären ihm mit Händen und Füßen, was zu tun ist. Gorgan lernt schnell. Was soll ich machen, ich habe kein deutsches Personal gefunden, sagt Heike Eggensperger, Besitzerin des Hotels. Und für mich ist es vor allem wichtig, 60 dass jemand Lust an der Sache hat. Wir werden nun gemeinsam etwas aufbauen. J. Eggensperger hat für Agostinho und Gorgan kurzfristig ein Zimmer in einem Wohnheim für Berufsschüler gefunden. Die Unterkunft müssen die beiden von ihrem Gehalt bezahlen, aber Eggensperger übernimmt die Kosten für einen Deutschkurs an der Volkshochschule. Von 13 bis 17 Uhr lernen die beiden nun die für sie so schwer65 auszusprechenden Wörter, danach beginnt die Arbeit im Hotel. Ich bin immer noch durcheinander sagt Gorgan. Jeder hier redet diese schwierige Sprache. Aber Arbeit zu haben ist für mich das Wichtigste. Eggensperger will Gorgan mit der Zeit als Koch ausbilden. CONTINUED

5 GERMAN BUSINESS AND CURRENT AFFAIRS: LCGE6005/LCGE6045 Page 5 K. Deutschland ist für die beiden Portugiesen eine Art Paradies. Das Leben in Deutschland ist gerechter, hier klappt einfach alles, so scheint es Agostinho. 70 Es ist kein Chaos auf der Straße. Die Leute sind sehr höflich. Während in Spanien und Portugal junge Familien für bezahlbare Mieten demonstrieren und Griechenland in der Krise versinkt, ist Deutschland zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten geworden. Hier kann man ein gutes Leben führen, sagt Gorgan. L. Das Interesse der Unternehmen im Raum Schwäbisch Hall gilt allerdings nicht ausschließlich den Portugiesen. Das Goethe-Institut in Schwäbisch Hall kooperiert 75 z.b. mit dem in Barcelona. Dort gibt es bereits Sprachkurse speziell für Ingenieure, die das entsprechende Fachvokabular lernen und dann in Haller Unternehmen Betriebspraktika absolvieren. Die Nachfrage ist in den vergangenen Monaten dramatisch angestiegen. M. Deutschkenntnisse sind laut Einschätzung der Haller Arbeitsagentur nur bei etwa der Hälfte der offenen Stellen in der Region unbedingte Voraussetzung. 80 Bei den großen internationalen Unternehmen sind gute Englischkenntnisse wichtiger. Der tschechische Ingenieur Robert Hornych z.b. arbeitet seit vier Monaten bei der Firma Ziehl-Abegg, die Antriebsmotoren für Fahrstühle herstellt. Deutsch kann Hornych nicht. Aber für die Entwicklung von Computer- Software braucht er auch keines. Ziehl-Abegg hat seinen Umsatz in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt, Produktionsstätten und Niederlassungen 85 in China, Ungarn, Frankreich und den USA aufgebaut. Wir brauchen qualifizierte Leute, sagt Vorstandschef Peter Fenkl. Ob sie aus Tschechien, Portugal oder Hamburg kommen, spielt für uns keine Rolle. Wir legen nur Wert darauf, dass sich unsere Mitarbeiter dauerhaft bei uns niederlassen und heimisch werden. N. Nach der Bewerbungsflut aus Portugal könnte die Kleinstadt 90 nun mit einem Schlag ihren gesamten Fachkräftemangel beheben. Trotzdem hofft Guido Rebstock, Leiter der Haller Arbeitsagentur, dass nun nicht mehr viele Portugiesen einfach ohne Anmeldung bei ihm vor der Tür stehen. Am besten lernen die Bewerber erst in Portugal etwas Deutsch, bevor sie kommen, sagt Rebstock. Dann könnte man alles besser koordinieren. Oberbürgermeister Pelgrim hat schon angekündigt, Wohnraum für die neuen95 Arbeitnehmer bauen zu lassen. Im gastfreundlichen Schwabenland soll niemand sagen, es werde nicht alles für die Neuankömmlinge getan. Nach: Freia Peters Die Welt, TURN OVER

6 GERMAN BUSINESS AND CURRENT AFFAIRS: LCGE6005/LCGE6045 Page 6 Task 1 Lesen Sie den Text Aussicht auf Arbeit. Der Oberbürgermeister von Schwäbisch Hall, Hermann-Josef Pelgrim, wurde von einer großen deutschen Tageszeitung gebeten, einen kurzen Bericht über seine Stadt zu schreiben (ca. 120 Wörter), in dem er vor allem beschreiben soll, was das Problem für die Stadt war, was getan wurde, um es zu lösen und welchen Erfolg man damit hatte. Schreiben Sie den Bericht des Oberbürgermeisters in Ihrem Antwortheft weiter. Hermann-Josef Pelgrims Bericht: Ich bin sehr stolz auf meine Stadt, Schwäbisch Hall. Wir sind bekannt für unsere Fachwerkhäuser, unsere Gastfreundschaft und vor allem unsere stabile Arbeitsmarktsituation. Vor nicht allzu langer Zeit aber... (18 points) [Reading Competence: 14 points] [Linguistic Competence: 4 points] Task 2 Welche Wörter bzw. Formulierungen aus dem Text Aussicht auf Arbeit passen zu den folgenden Synonymen bzw. Definitionen? (9 points) [Reading Competence: 9 points] [Linguistic Competence: 0 points] a. keine Wahl haben (Abschnitt B) b. gut qualifizierte und speziell ausgebildete Arbeitnehmer (Abschnitt D) c. erfolglos (Abschnitt E) d. Arbeitsverhältnis (Abschnitt G) e. ohne Worte, nur mit Körpersprache (Abschnitt I) f. Menschen, die sich erst seit Kurzem an einem Ort aufhalten (Abschnitt N) CONTINUED

7 GERMAN BUSINESS AND CURRENT AFFAIRS: LCGE6005/LCGE6045 Page 7 Task 3 Sind im Zusammenhang des Textes Aussicht auf Arbeit die folgenden Aussagen RICHTIG (R) oder FALSCH (F)? Geben Sie bei richtigen Aussagen die Zeile(n) an, in der/in denen Sie die Information gefunden haben. Wenn die Aussage falsch ist, korrigieren Sie sie bitte. (10 points) [Reading Competence: 10 points] [Linguistic Competence: 0 points] a. Die Region um Schwäbisch Hall hat die geringste Anzahl von Arbeitslosen in ganz Deutschland. b. Gorgan hat in Portugal eine Ausbildung als Koch gemacht, aber keine Anstellung gefunden. c. Agostinho und Gorgan verstehen die deutsche Sprache schon relativ gut, aber Deutsch zu sprechen fällt ihnen noch sehr schwer. d. Bei rund 50% der freien Stellen in der Region muss der/die erfolgreiche Bewerber/in nicht nur Deutsch verstehen, sondern sprechen. e. Laut Peter Fenkl, Vorstandschef der Firma Ziehl-Abegg, ist es für seine Firma nur wichtig, dass die Arbeitnehmer die passende Qualifikation haben. Task 4 Erklären Sie die folgenden Formulierungen aus dem Text Aussicht auf Arbeit kurz mit eigenen Worten. Beachten Sie dabei den Textzusammenhang. (12 points) [Reading Competence: 10 points] [Linguistic Competence: 2 points] a. Mit einer solchen Flut hatte auch der Oberbürgermeister [...] nicht gerechnet. (Abschnitt D, Zeile 21) b. Die Kollegen erklären ihm mit Händen und Füßen, was zu tun ist. (Abschnitt I, Zeile 58) c....land der unbegrenzten Möglichkeiten... (Abschnitt K, Zeilen 72-73) d....mit einem Schlag ihren gesamten Fachkräftemangel beheben. (Abschnitt N, Zeilen 90-91) TURN OVER

8 GERMAN BUSINESS AND CURRENT AFFAIRS: LCGE6005/LCGE6045 Page 8 Task 5 Eine Lokalzeitung aus Schwäbisch Hall hat mit Pedro Agostinho einen Monat nach seiner Ankunft in Deutschland ein Interview durchgeführt. Schreiben Sie Antworten auf die Fragen des Journalisten aus der Sicht von Agostinho. Nutzen Sie wichtige Ideen und Informationen aus dem Text, aber übernehmen Sie bitte keine ganzen Sätze. Schreiben Sie insgesamt ungefähr 120 Wörter. (20 points) [Reading Competence: 14 points] [Linguistic Competence: 6 points] a. Journalist: Herr Agostinho, die ersten vier Wochen hier in Deutschland waren für Sie sicher recht schwierig. Aber haben Sie inzwischen auch positive Erfahrungen gemacht? Antwort: b. Journalist: Was halten denn Ihre Familie und Ihre Freunde von Ihrer Entscheidung, nach Deutschland zu kommen? Antwort: c. Journalist: Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Haben Sie vor, bald nach Portugal zurückzukehren? Antwort: d. Journalist: Was könnten die Stadt Schwäbisch Hall und ihre Einwohner Ihrer Meinung nach noch tun, um ihren ausländischen Gästen den Aufenthalt weiter zu erleichtern? Antwort: CONTINUED

9 GERMAN BUSINESS AND CURRENT AFFAIRS: LCGE6005/LCGE6045 Page 9 Task 6 Beantworten Sie EINE der beiden Fragen. Schreiben Sie ungefähr 350 WÖRTER. (31 points) [Content: 8 points] [Linguistic Competence: 23 points] a. Könnten Sie sich vorstellen, in ein Ihnen vollkommen fremdes Land zu gehen, um dort Arbeit zu finden? Wenn ja, welche Faktoren wären für Ihre Entscheidung ausschlaggebend? Wie würden Sie vorgehen, spontan, wie Pedro Agostinho im Text Aussicht auf Arbeit, oder mit gründlicher Planung? Mit welchen Schwierigkeiten würden Sie rechnen und mit welchen positiven Erfahrungen? Wenn ein Auslandsaufenthalt für Sie nicht in Frage käme, begründen Sie bitte Ihre Entscheidung. oder b. Gehören Sie zur Generation Praktikum? Heutzutage wird von den meisten Uniabsolventen erwartet, dass sie bereits vor dem Berufseinstieg möglichst viel praktische Erfahrung gesammelt haben. Was halten Sie persönlich von Praktika? Sind sie geeignet, um wichtige Fähigkeiten zu erlernen oder werden die Praktikanten oder Praktikantinnen von den Unternehmen als billige und austauschbare Arbeitskräfte ausgenutzt? Berichten Sie über Ihre persönlichen Erfahrungen oder die Ihrer Freunde und Bekannten. END OF PAPER