Welches Arbeitszeitmodell passt zu unseren Motiven?
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- Horst Lorentz
- vor 6 Jahren
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1 Das Best-Zeit-Sechseck: Motive und Modelle Mit Hilfe des Best-Zeit-Sechsecks haben Sie als Unternehmen die Möglichkeit, ausgehend von ihren Motiven und Interessen das für Sie passende Arbeitszeitmodell zu finden. Welches Arbeitszeitmodell passt zu unseren Motiven?... Betriebszeiten verlängern... Servicezeiten ausweiten... Kosten senken... auf schwankende Auftragslagen flexibel reagieren... das Qualifikationsniveau erhöhen... eine offene Unternehmenskultur in Arbeitszeiten umsetzen
2 Verlängerung der Betriebszeit Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, wird es für viele Unternehmen immer wichtiger, durch Kosteneinsparungen die Produktivität und das Leistungsangebot zu erhöhen. Insbesondere kapitalintensive Branchen sind darauf angewiesen, dass sich die immer kostenintensiveren Investitionen in immer kürzerer Zeit amortisieren. Gerade Unternehmen, die sich zunehmend kürzeren Produktlebenszyklen stellen müssen, wissen um diese Herausforderung. Eine Möglichkeit, um diese Ziele zu erreichen, besteht in der Erhöhung der Auslastung der Produktionsanlagen. Dieses kann durch eine Verlängerung der Maschinenlaufzeiten mit einer gleichzeitigen Entkopplung der Arbeits- und Betriebszeiten erreicht werden, da individuelle Arbeitszeiten nicht im selben Ausmaß verlängert werden können, wie Betriebszeiten. Folgende flexible Arbeitszeitmodelle bieten sich hierzu an: Schichtarbeit Arbeitszeitkonten Teilzeitarbeit
3 Ausweitung der Servicezeiten Die Notwendigkeit für Unternehmen so lange wie möglich oder sogar Rund-um-die-Uhr für die Kunden ansprechbar zu sein, ist ein Trend, der in den letzten Jahrzehnten fast zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist. Die Unternehmen müssen daher Strategien finden, die es ihnen ermöglichen, mit verhältnismäßig geringem Ressourceneinsatz das Leistungsangebot zu erhöhen und die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen. Um die Ansprech- und Servicezeiten im Sinne der Kunden auszuweiten, bedarf es einer effizienten Personaleinsatzplanung und Arbeitszeitgestaltung. Durch Absprachen von individuellen Arbeitszeiten innerhalb zeitautonomer Teams können Mitarbeiter flexibel und bedarfsgerecht eingesetzt werden. Welche flexiblen Arbeitszeitmodelle sich anbieten, um eine Ausweitung der Ansprechzeiten zu ermöglichen, zeigt die folgende Auflistung: Arbeitszeitkonten Teilzeitarbeit Schichtarbeit
4 Reduzierung der Kosten Der zunehmende Wettbewerbsdruck führt bei vielen Betrieben zu der Notwendigkeit, sich dem Wettbewerb verstärkt durch zusätzliche Leistungen bzw. kostengünstigere Angebote zu stellen. Die Unternehmen müssen daher Strategien finden, die es ihnen ermöglichen, mit weniger Ressourceneinsatz die Kosten zu senken und gleichzeitig mit Kosteneinsparungen die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Zur Verwirklichung dieser Ziele existieren verschiedene Strategien: besonders durch eine effektivere Ausnutzung von Produktionsanlagen, eine Ausdehnung der Maschinenlaufzeiten, eine bessere Gewährleistung der Arbeitsplatzausnutzung und eine Verbesserung der Kapazitätsauslastung können Produktivitätssteigerungen bewirkt werden. Dieses kann mithilfe verschiedener flexibler Arbeitszeitmodelle verwirklicht werden. Arbeitszeitkonten Schichtmodelle Andere Wege, um diese Ziele zu erreichen, liegen in der Verlängerung von Betriebszeiten und in der Ausweitung von Servicezeiten.
5 Optimale Reaktion auf schwankende Auftragslagen Welche Unternehmen kennen solche Situationen nicht? Mal ist die Auftragslage schwach und die Mitarbeiter sortieren Unterlagen und bekleben Aktenordner, kommen später und gehen früher. Und mal kann sich der Betrieb kaum vor Aufträgen retten, Telefone stehen nicht still und Maschinen könnten die ganze Nacht durchlaufen. Mitarbeiter machen Überstunden, die die Unternehmen teuer bezahlen müssen. Abhängig von der saisonalen oder auch konjunkturellen Lage schwankt das Arbeitsaufkommen im Unternehmen. Nur leider schwanken die Arbeitszeiten der Arbeitnehmer nicht mit, sondern liegen unabhängig davon, ob viel oder wenig gearbeitet wird, in einem starren Korsett. Liegt es da nicht nahe, auf die flexiblen Schwankungen in der Auftragslage auch mit flexiblen Arbeits- und Einsatzzeiten der Mitarbeiter zu reagieren? Im Idealfall stehen die Mitarbeiter somit immer dann zur Verfügung, wenn viel Arbeit anfällt und arbeiten mal etwas weniger oder erledigen Dinge, die sonst immer liegen bleiben, wenn die Flaute einsetzt. Das erfordert ein hohes Maß an Flexibilität - nicht nur in der Einsatzplanung durch den Arbeitgeber. Auch der Arbeitnehmer muss sein Privatleben mit den schwankenden Arbeitszeiten in Einklang bringen können. Daher ist es wichtig, dass er die Notwendigkeit für unstete Arbeitszeiten zum einen anerkennt und zum anderen mit diesem Wechsel zwischen viel und wenig Freizeit umgehen kann. Mit welchen Arbeitszeitmodellen ist es Arbeitgebern und Arbeitnehmern aber gemeinsam möglich, auf die Schwankungen in der Auftragslage zu reagieren? Die folgenden Arbeitszeitmodelle sind geeignet, um flexibel auf vorübergehende Hochs und Tiefs im Arbeitsaufkommen zu reagieren: Arbeitszeitkonten Variable Teilzeitarbeit Abrufarbeit Schichtarbeit Amorphe Arbeitszeit
6 Erhöhung des Qualifikationsniveaus Die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter ist für die Unternehmen ein zunehmend wichtiger Faktor im harten Wettbewerb. Schulungen und Seminare kosten allerdings auch wertvolle Zeit. Eine flexible Arbeitszeitgestaltung und die Nutzung von Guthaben auf Zeitkonten könnten neue Spielräume für Qualifizierungsmaßnahmen eröffnen. In einer sich immer schneller wandelnden Arbeitswelt müssen die Beschäftigten in Sachen Know-how stets auf dem neuesten Stand sein. Lebenslanges Lernen ist demnach angesagter denn je. Lernen aber kostet Zeit; und diese ist insbesondere für die Betriebe ein knappes und teures Gut. Die so genannte investive Arbeitszeitpolitik sucht daher nach Wegen, die Weiterbildung durch eine flexible Arbeitszeitgestaltung zu fördern. Dass es sich dabei nicht nur um akademische Gedankenspiele handelt, zeigen erste Entwicklungstendenzen in der tarifpolitischen Landschaft. So sieht der Qualifizierungstarifvertrag der Volkswagen-Tochter Auto 5000 GmbH vor, dass sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmer zusätzliche Zeit für berufliche Trainingsmaßnahmen einbringen. Ebenso ermöglicht es der Manteltarifvertrag der Chemischen Industrie inzwischen, Guthaben auf Arbeitszeitkonten für die Weiterbildung zu nutzen. Oftmals sind zeitliche Engpässe der Grund dafür, dass Unternehmen nicht noch mehr Weiterbildung anbieten oder fördern. Die folgenden flexiblen Arbeitszeitmodelle zeigen auf, wie das Qualifikationsniveau der Mitarbeiter durch geschicktes Zeitmanagement erhöht werden kann: Jobrotation Lernzeitkonto Sabbatical
7 Gestaltung einer offenen Unternehmenskultur Der Fachkräftemangel am Standort Deutschland macht es notwendig: Wer als innovativer und interessanter Arbeitgeber gelten und dadurch für hoch qualifizierte Fachkräfte reizvoll sein möchte, wird künftig nicht darum herum kommen, diesen begehrten Mitarbeitern ein attraktives Arbeitsumfeld mit einer offenen und auf Vertrauen basierenden Unternehmenskultur mit höchst flexiblen Arbeits- und Entgeltsysteme anzubieten. Aber ein solches attraktives Arbeitsumfeld bietet nicht nur die beschriebenen Anreize nach außen, sondern kann auch innerhalb der Organisation zu Produktivitätsgewinnen führen. Denn die Erfolge, die viele Unternehmen durch eine offene Unternehmenskultur vorweisen können, bringen viele Geschäftsführer dazu, eine solche anzustreben. Und diese Vorstellungen sind ja für alle Unternehmer und Vorgesetzten verlockend: Der unternehmerisch mitdenkende Mitarbeiter, die Ich-AG, Kollegen, die sich untereinander absprechen, die selbstverantwortlich Aufgaben erledigen, die weniger Anweisungen von Vorgesetzten bekommen und trotzdem (oder gerade deshalb?) sehr gute Arbeitsleistungen erbringen. Beschäftigte, die ihren Entscheidungs- und Gestaltungsspielraum gut ausfüllen, aber nicht ausnutzen, zeitautonome Teams, die ihre Arbeitszeiten untereinander in Abhängigkeit von den anstehenden Aufgaben absprechen und auf diese Weise die Produktivität erhöhen, Fehlzeiten vermindern, das Betriebsklima verbessern und zu einem reibungsloseren und effizienteren Arbeitsablauf beitragen. Und auch den Beschäftigten kommt eine offene Unternehmenskultur zugute. Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, die auf beiderseitigem Vertrauen beruhen und zudem eher einer Ergebnis- als einer Zeitorientierung folgen, wird es gewiss leichter fallen, Kinder- und Altenbetreuung, Freizeit, Weiterbildung und Ehrenamt mit dem Beruf in Einklang zu bringen, zumal die Arbeit mitunter auch von zu Hause erledigt werden kann, wie bei der Telearbeit oder auch Vertrauensarbeitszeit. Was aber haben flexible Arbeitszeiten und eine offene Unternehmenskultur gemeinsam? Mindestens zwei Dinge: Zum einen lassen sich viele Arbeitszeitmodelle nur dann erfolgreich umsetzen, wenn zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ein ausgeprägtes Vertrauensverhältnis besteht und der
8 Arbeitgeber in stärkerem Maße Dispositionsrechte hinsichtlich der Arbeitszeitgestaltung an den Arbeitnehmer abtritt beziehungsweise den Arbeitnehmer verstärkt eigenständig entscheiden lässt, zu welcher Zeit er arbeiten sollte und möchte. Im Gegenzug rechtfertigt der Arbeitnehmer dieses entgegengebrachte Vertrauen dadurch, dass er besser motiviert und dadurch leistungswilliger und -fähiger ist. Beide Verhaltensweisen bedingen sich jedoch gegenseitig und sind nur dann umsetzbar, wenn eine Vertrauensbasis herrscht und Arbeitgeber und Arbeitnehmer miteinander arbeiten. Die flexiblen Arbeitszeitmodelle sind vor diesem Hintergrund von zweierlei Seiten zu betrachten: Auf der einen Seite kann deren Umsetzung dazu führen, dass die Vertrauensbasis und die Unternehmenskultur im Betrieb verbessert wird. Auf der anderen Seite ist aber gerade diese offene Unternehmenskultur und das entgegengebrachte Vertrauen die Voraussetzung für eine erfolgreiche Einführung des jeweiligen Arbeitszeitmodells. Unabhängig davon, welche Seite dominiert, zeigt sich in der praktischen Umsetzung doch oft, dass die genannten Effekte, die eine offenere Unternehmenskultur bewirken, Ursache und Wirkung der vorgestellten Arbeitszeitmodelle zugleich sind. Häufig sind insbesondere die folgenden flexiblen Arbeitszeitmodelle Ausdruck einer offenen Unternehmenskultur: Vertrauensarbeitszeit Telearbeit Arbeitsplatzteilung Teilzeitarbeit Arbeitszeitkonten/Langzeitkonten
9 Nach Auslaufen des BEST-ZEIT-Projektes wurden die Inhalte der Projekt-Website zu einem großen Teil in das Informationsangebot der Landesinitiative integriert und weiterentwickelt. Die übrigen Inhalte stehen in Form von PDF-Dokumenten zur Verfügung: AZF kompakt: Relevanz, Recht, Geschichte, Studien (197KB) Motive und Modelle (69KB) Praxisbeispiele (474KB) Leitfäden und Checklisten (183KB) BEST-ZEIT-Veranstaltungen (9.882KB) BEST-ZEIT-Newsletter-Archiv (234KB) Über BEST-ZEIT (60KB)
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