STRAIN. Gesünder arbeiten Vorschläge aus der Praxis. Work-related stress among health professionals in Switzerland

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Transkript:

STRAIN Work-related stress among health professionals in Switzerland Gesünder arbeiten Vorschläge aus der Praxis Karin Anne Peter, Projektleitung STRAIN November 2018

Strategie gegen den Fachkräftemangel in den Gesundheitsberufen Ein nationales Forschungs- und Entwicklungsprojekt Gesamtprojektleiterin Prof. Dr. Sabine Hahn

STRAIN Projekt Überblick Ziel: schweizweite Erfassung der Arbeitsbelastung in den Gesundheitsberufe sowie nachhaltige Reduktion mittels Intervention, Steigerung Attraktivität Gesudheitsberufe Sample und Setting: 164 Organisationen (Akutspitäler, Rehabilitationskliniken, Psychiatrien, Spitex- und Langzeitorganisationen) aus allen Sprachregionen, Teilnehmende sind Personen aus den Pflege- und Betreuungsberufen, dem ärztlichen Dienst und den medizinisch-technisch-therapeutischen Berufen Design und Methode: longitudinal cluster randomized controlled trial (2017-2020), 3 Messzeitpunkte, Mitarbeiterbefragung mittels Fragebogen, Schulungsintervention plus indivuduelles Coaching für Fürhungspersonen in Interventionsgruppe

Intervention - Entwicklung Quantitative Resultate aus der STRAIN Basismessung (164 Organisationen) Resultate aus den Fokusgruppeninterviews (24 geplante Fokusgruppen) zu möglichen Massnahmen zur Reduktion der Arbeitsbelastung von betroffenen Gesundheitsfachpersonen Intervention: Schulungsprogramm für Führungspersonen (2- Tage) plus individuelles Coaching (2x) basierend auf dem Intervention Mapping Approach Resultate aus einer systematischen Literatursuche mit 1400 relevanten Studien (Interventionsstudien, Reviews, Metaanalyse, Guidelines) zu signifikanten Interventionen

Fokusgruppeninterviews - Themenschwerpunkte

Fokusgruppen Methode und Datenerhebung Knowledge Mapping Methode (nach Pelz, Schmitt & Meis, 2004) ü Pro Themenschwerpunkt wir mit Teilnehmenden gemeinsam eine «focusgroup Illustration Map» mit Stichworten erstellt und mit Teilnehmenden direkt evaluiert Datenerhebung Fokusgruppen ü 4 bis 9 Personen, 1-2 Stunden, 23 Fokusgruppen (2 offen), DE, FR, IT ü Akutspitäler: Ärzte, Pflegende, MTTB, Hebammen ü Psychiatrie: Ärzte, Pflege & MTTB ü Langzeit: Pflege, MTTB ü Spitex: Pflege

Resultate Akutspitäler MTTB (2) Rahmenbedingungen individuelle Wünsche sollen bei Dienstplanung berücksichtigt werden verantwortliche Person für Dienstplanung sollte Schulung erhalten frühzeitige Ferienplanung, Möglichkeit auf unbezahlten Urlaub Teilzeitarbeit mit Möglichkeit für Jobsharing gewünscht für verantwortungsvolle Positionen (bspw. Teamleitung) Aufgaben, die zum Tagesgeschäft gehören, (Laufzeiten, Dokumentation) sollen bei Planung berücksichtigt werden, um ständigen Zeitdruck zu reduzieren Weiterbildungen sollten lohnrelevant sein sowie Lohnanstieg mit zunehmender Berufserfahrung Anforderungen im Beruf Überzeiten sollen immer erfasst werden Mindestgrenze an Personal pro Arbeitstag soll definiert und eingehalten werden Möglichkeit für Nachbesprechung bei emotional belastenden Situationen mit einem Care-Team gewünscht

Resultate Akutspitäler MTTB Führung und Management Wunsch nach mehr Weiterbildungsangeboten für MTTB Berufe Vorgesetzte sollten Weiterbildung im Bereich leadership absolvieren positive Feedbackkultur soll im Team gelebt werden Kommunikation und Zusammenarbeit Interprofessionelle Kommunikationsschulung gewünscht Arbeitsgestaltung und Inhalte erwartete Qualität (patient outcome) soll von Führung klar definiert werden, besonders in Anbetracht der zur Verfügung gestellten Zeitressourcen Rollenklarheit gewünscht, vor allem bei interprofessionellen Zusammenarbeit

Resultate Spitex (4) Rahmenbedingungen individuelle Wünsche sollen bei Dienstplanung berücksichtigt werden kurzfristige Änderungen/Einspringen sollten vermieden werden, Springerpool wird gewünscht gesetzliche Regelungen von Pause- und Ruhezeiten sollen eingehalten werden Lohngleichheit bezüglich Erfahrung, Geschlecht, Qualifikation und Zusatzdiensten (Pikett) wird gewünscht Parkmöglichkeiten bei Arbeitgeber wie auch bei Klient(inn)en sollen ausgeweitet oder mittels «Spezialregelung für Spitex» geregelt werden

Resultate Spitex Anforderungen im Beruf administrative Arbeiten zentral (bspw. Sekretariat) bündeln, Entlastung der Pflegenden von administrativen Tätigkeiten Anschaffung von geeigneten Hilfsmitteln zur körperlichen Entlastung mehr Zeitressourcen bei Planung für «komplexe Klient(inn)en» Standardwerte in Planung sollten individualisiert werden können emotionale Entlastung durch Nachbesprechung von belastenden Situationen sowie Todesfällen im Team oder Care-Team Führung und Management positive Feedback und Fehlerkultur soll gelebt werden nicht direkt produktive Leistungen bei Klient(inn)en sollen anerkannt werden Wunsch nach Weiterbildungsmöglichkeiten bestehen sowie eine Karriereförderung durch direkte Vorgesetzte

Resultate Spitex Kommunikation und Zusammenarbeit Austausch im Team soll gefördert werden: regelmässiger Teamrapport, Feedback-runden, App mit GPS Ortung von Teammitgliedern und Kommunikationsmöglichkeit Zusammenarbeit mit Hausärzt(inn)en optimieren: gemeinsame Standards oder regelmässige Absprachen Arbeitsgestaltung und Inhalte Rollenklarheit im Team Kompetenzliste pro Position (Dipl. Pflegefachperson, FaGe) Entscheidungsspielraum erweitern entsprechend den Kompetenzen handeln dürfen, Kompetenzerweiterung im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten (bspw. Pflege ist von Hausarzt bei Verordnung von Verbandsmaterial abhängig)

Fokusgruppeninterviews Zentrale Punkte ü Dienstplanung / Arbeitsplanung ü Führungsqualitäten ü Arbeitsinhalte und Rollenklarheit ü Zeitressourcen vs. Qualitätsanspruch ü Interprofessionelle Zusammenarbeit & Zusammenarbeit im Team ü Emotionale / körperliche Belastungen

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Karin Anne Peter, STRAIN project leader, karin.peter@bfh.ch

Quellenangaben Aiken, L. H., Sermeus, W., Van den Heede, K., Sloane, D. M., Busse, R., McKee, M.,... Kutney-Lee, A. (2012). Patient safety, satisfaction, and quality of hospital care: cross sectional surveys of nurses and patients in 12 countries in Europe and the United States. Bmj, 344, e1717. doi:10.1136/bmj.e1717 Bartholomew Eldrigde, L. K., Markham, C. M., Ruiter, R. A. C., Fernàndez, M. E., Kok, G., & Parcel, G. S. (2016). Planning health promotion programs: An Intervention Mapping approach (4th ed.). Hoboken, NJ: Wiley. Jaccard Ruedin, H., Weaver, F., Roth, M., & Widmer, M. (2009). Gesundheitspersonal in der Schweiz Bestandesaufnahme und Perspektiven bis 2020. Neuchâtel: Bundesamt für Statistik, Schweizerisches Gesundheitsobservatorium Staatssekretariat für Bildung, F.u.I.S., Schlussbericht Masterplan Bildung Pflegeberufe. Bericht des Bundesrates in Erfüllung der Postulate Heim 10.3127 und 10.3128 vom 16.03.2010 und der Motion Fraktion CVP/EVP/glp 11.3889 vom 29.09.2011. 2016, Schweizerische Eidgenossenschaft: Bern.