Die Wirkungen und Chancen des Präventionsgesetzes aus der Perspektive der Zivilgesellschaft (u.a. Selbsthilfe und Initiativen) Thomas Altgeld Kassel den 11. Juini 2018 @Taltgeld Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 1 Gliederung 1. Einleitung: Form follows function? 2. Status Quo der Umsetzung: Viele Parallelaktivitäten und Konzentration auf leicht erreichbare Zielgruppen 3. Was fehlt? 4. Wohin sollte es gehen? Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 2 1
Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 3 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 4 2
Strukturen und Rahmen der Umsetzung Gemeinsame nationale Präventionsstrategie beratende Mitglieder berät Mitglied Nationale Präventionskonferenz unterstützt durch Geschäftstelle verantwortlich für Mitglied Präventionsbericht Bund Länder BA Komm. SpitzenV Bundesrahmenempfehlungen Präventionsforum Sozialpartner Patienten Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 5 Der Rahmen steht - Schnelle Umsetzung Nationale Präventionskonferenz (2015) Bundesrahmenempfehlungen (2016) Präventionsforum (2016ff) Beauftragung der BZgA (2016) Landesrahmenvereinbarungen in allen Bundesländern (2016 17) Ausgabenvorgaben bereits im ersten Jahr fast eingehalten (2016) Anpassung Leitfaden GKV (seit 2016) Kontinuierliche Ausgabensteigerungen Präventionsbericht (zur Zeit erarbeitet, veröffentlicht 2019) Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 6 3
20 h Doppelt so viel Geld Im System Das vom Bundestag am 18. Juni 2015 beschlossene Präventionsgesetz legt fest, dass die Krankenkassen für Selbsthilfegruppen, -vereinigungen und -kontaktstellen ab 2016 je Versicherten 1,05 Euro statt wie bisher 0,64 Cent zur Verfügung stellen. Die gesundheitliche Selbsthilfe in Deutschland erhält dadurch ab 2016 jährlich rund 30 Millionen Euro zusätzliche Förderung durch die Krankenkassen. Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 7 Der Rahmen steht - 3 Trends der Umsetzung Die Zusammenarbeit der GKV hat sich auf der Ebene des Überbaus sehr verbessert, aber die Priorität der Investitionen liegt nicht auf Gemeinschaftsinvestitionen. Große etablierte Präventionseinrichtungen sind gefragter als Netzwerkinitiativen vor Ort oder kleine Kommunen Das Groß der Aktivitäten richtet sich an attraktive Zielgruppen im Kassenwettbewerb, insbesondere junge Familien. Andere Bereiche kommen dagegen noch zu kurz. Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 8 4
Nationaler Präventionsbericht 2019 Befragung läuft Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 9 2. Status Quo der Umsetzung: Viele Parallelaktivitäten und Konzentration auf leicht erreichbare Zielgruppen Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 10 5
Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 11 Anzahl der gesetzlichen Krankenkassen (Stichtag 1.1.) Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 12 6
Die Sehnsucht nach Celebrity z.b. Fit4Future (AZ, 27.10.2015) Vor Beginn der Gala hatte Felix Neureuther im Hotel-Foyer die fit4future -Tonnen, randvoll gefüllt mit Sportgeräten und -equipment, an Kinder und Lehrer des Wilhelms-Gymnasium übergeben. Damit hat die Edith- Haberland-Wagner-Stiftung, deren Vorstandsvorsitzende Catherine Demeter (in Cavalli ) an diesem Abend den fit4future Ehren-Award erhielt, ihr bei der letztjährigen Gala gegebenes Versprechen eingelöst, 25 Schulen in München fit für die Zukunft zu machen. Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 13 Koch- und Ernährungsinitiative für Kitas und Schulen http://www.sw-stiftung.de/ichkannkochen Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 14 7
Olympia ruft mach mit Techniker Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 15 Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 16 8
Anteil der Kinder unter 18 Jahren in Haushalten mit ALG II-Bezug (Bertelsmann-Stiftung, 2016) Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 17 Entwicklungsmerkmale von Kindern & ALGII-Bezug (Bertelsmannstiftung & ZEFIR, 2015) Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 18 9
Keinen Schulabschluss in Deutschland 2015 Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 19 Thomas Altgeld, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 10
Entwicklung der Privatschulen 1992-2014 (Statista, 2017) Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 21 Medikalisierung von Jungen? Altersverteilung der ADHS-Diagnosen (Schröder u.a. 2014) 11
Präventionsgesetz 2015 neuer 2b: Bei den Leistungen der Krankenkassen ist geschlechtsspezifischen Besonderheiten Rechnung zu tragen. Neuer 20: Die Krankenkasse sieht in ihrer Satzung Leistungen zur Verhinderung und Verminderung von Krankheitsrisiken (primäre Prävention) und zur Förderung des selbstbestimmten gesundheitlichen Handelns (Gesundheitsförderung) vor. Die Leistungen sollen insbesondere zur Verminderung sozial bedingter sowie geschlechterbezogener Ungleichheit von Gesundheitschancen beitragen. Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 23 Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 24 12
Inanspruchnahme von Kursen versch. Inhalte nach Geschlecht Präventionsbericht 2017 (GKV-Spitzenverband,, 2017, eigene Darstellung) Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 25 Quelle: Präventionsbericht 2017, GKV-Spitzenverband Gendermarketing - Produktwelten (https://hosting.1und1.de) Männliche Produktwelten Weibliche Produktwelten Große Autos, Spaßfaktor Kleine Autos, Gebrauchsfaktor Bier, hochprozentiger Alkohol Sekt, kalorienarme Getränke Technik Gebrauchselektronik Herrenmode, Anzug, Krawatte Frauenmode, Accessoires 13
Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 27 Thomas Altgeld, Lndesvereinigung für Gesundhet und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 14
3. Was fehlt? Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 30 15
Zusammenschau aller Aktivitäten Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 31 Präventionsgesetz als Beschäftigungstherapie? Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 32 16
Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 33 Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 34 17
Deutschland: Fehlanzeige Verhältnisprävention? Als einziges EU-Land kein Werbeverbot für Tabakprodukte im öffentlichen Raum. Keine Werbeverbote für Alkohol! Nicht mal eine ernsthafte Diskussion darüber. Keine systematische Besteuerung von Alkohol (Eher ein historisches Gesetzessammelsurium). Keine Werbeverbot für stark zuckerhaltige Produkte, die sich an Kinder unter 6 Jahren wenden. Kein Werbeverbot für Medikamente oder Glücksspiel Keine Lebensmittelkennzeichnung, die gesundheitsorientiert ist. Keine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen als ein einziges EU-Land. Stattdessen ein nationaler Aktionsplan nach dem anderen, der auf Selbstverpflichtung setzt Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 35 Zuviele Baustellen Kaum Bündelung von Fördersträngen Pluralität der Landesregelungen Wenig sprachfähige Partner der GKV vor Ort Kommunen werden zur Zeit als Umsetzungs- und Vernetzungsstelle für sehr viele Handlungsfelder gefordert, es fehlt häufig eine Vernetzung der Netzwerke bzw. ein Dach darüber Sprachfähigkeit der Selbsthilfe muss gefördert werden Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 36 18
4. Wohin sollte es gehen? Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 37 Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 38 19
Gemeinsame Leitorientierungen: Kindliches Wohlergehen (Bertram, 2013) Kindliches Wohlergehen als entscheidender Indikator für die Bedingungen des Aufwachsens Erhebliche Einschränkung des kindlichen Wohlbefindens bei materieller Unterversorgung Child-Well-Being-Index (UN-Kinderrechtskonvention) erfasst folgende Dimensionen und betont deren enge Verknüpfung: materielles Wohlbefinden (material well-being) Gesundheit und Sicherheit (health and safety) bildungsbezogenes Wohlbefinden (educational well-being) familiäre Beziehungen und Beziehungen zu Gleichaltrigen (family and peer relationships) Risiko-Verhalten (behaviours and risks ) subjektives Wohlbefinden (subjective well being) Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 39 Was fördert good practice? Qualitätskriterien zu Grundprinzipien der Gesundheitsförderung (Fond Gesundes Österreich, 2010) Positiver, umfassender und dynamischer Gesundheitsbegriff Gesundheitliche Chancengerechtigkeit Ressourcenorientierung und Empowerment Setting- und Determinantenorientierung Zielgruppenorientierung Partizipation der Akteure/Akteurinnen des Settings Vernetzung Nachhaltigkeit der Veränderungen Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 40 20
Präventionsforumplus Mehr Diskussion aller Akteur*innen und nicht nur der großen Player Arbeitsstrukturen statt Tagesveranstaltung Berichtswesen Niedrigschwelliger Zugang Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 41 Thomas Altgeld, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 21
Projektziele Es werden niedrigschwellige, gendersensible, lebensweltorientierte Informations- und Beratungsangebote für Männer zum Thema geschaffen bzw. Zugänge zu ihnen erleichtert. Die auf verschiedene Lebenslagen und psychischen Belastungskontexte von Männern ausgerichteten Maßnahmen vermitteln ressourcenorientiertes Wissen über psychische Gesundheit, fördern das Interesse und die Bereitschaft von Männern zur Information und Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten und stärken sie in ihren Selbstkompetenzen. Der Peer-to-Peer-Austausch wird ermöglicht und gefördert. Geeignete Instrumente und Methoden zur Gesundheitsförderung bei Männern in betrieblichen Lebenswelten werden entwickelt und erprobt. Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 43 Projektbausteine Internetplattform/ digitale Angebote Angebote in Betrieben Peer-to- Peer- Ansatz Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 44 22
Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 45 Impu!se für Gesundheitsförderung erscheint seit 1993 mit 4 Ausgaben pro Jahr Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 46 23
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! @Taltgeld Kontakt Thomas Altgeld Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. Fenskeweg 2 30165 Hannover Tel.: +49 (0)511 / 388 11 89-100 thomas.altgeld@gesundheit-nds.de @lvgundafs Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. 47 24