Gesundheit von Jungen Epidemiologische Daten zu Problemlagen und Ressourcen

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insgesamt 4,3 1,6 15 bis 20 0,4 0,7 20 bis 25 1,5 2,5 25 bis 30 1,9 4,1 30 bis 35 2,0 5,0 35 bis 40 2,3 5,9 40 bis 45 2,8 6,6 45 bis 50 3,0 7,0

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Transkript:

Gesundheit von Jungen Epidemiologische Daten zu Problemlagen und Ressourcen Dr. Christine Hagen Hannover, 08. Dezember 2009

Gliederung Zwei Fragestellungen Die Datenbasis: Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) KiGGS Ergebnisse zur Jungengesundheit Fazit 2

Fragestellungen Welche gesundheitlichen Unterschiede zeigen sich zwischen Jungen und Mädchen? Welche Faktoren beeinflussen die Gesundheit von Jungen? 3

Die KiGGS-Studie Bundesweite Querschnittserhebung zur gesundheitlichen Lage von Kindern und Jugendlichen Repräsentative Stichprobe (8985 Jungen und 8656 Mädchen) Altersbereich 0-17 Jahre 4

Studiendesign 167 Untersuchungsorte in ganz Deutschland Feldphase: Mai 2003 bis Mai 2006 Teilnahmequote: 66,6% Schriftliche Befragung aller Eltern sowie der Jugendlichen ab 11 Jahren Körperliche Untersuchung 5

Fragestellungen Welche gesundheitlichen Unterschiede zeigen sich zwischen Jungen und Mädchen? Welche Faktoren beeinflussen die Gesundheit von Jungen? 6

Körperliche Erkrankungen Akute Erkrankungen Jungen haben insbesondere bis zum Alter von 6 Jahren etwas häufiger Erkältungen, Angina, Bronchitis oder Magen-Darm-Infektionen 0 bis 10-jährige Jungen leiden doppelt so häufiger unter Pseudokrupp Mädchen haben häufiger Blasen- oder Harnwegsentzündungen und im Jugendalter Angina und Herpes Allergischen Erkrankungen Jungen leiden 1,4 mal häufiger unter Asthma und Heuschnupfen Mädchen hingegen häufiger unter allergischen Kontaktekzemen Sonstige chronische Erkrankungen Jungen haben 1,5 mal häufiger spastische Bronchitis Mädchen leiden häufiger unter Skoliose, Migräne, Schilddrüsenerkrankungen und Anämie 7

Von Übergewicht und Adipositas sind ähnlich viele Jungen und Mädchen betroffen (3- bis 17-Jährige: 15% vs. 14% bzw. 6% vs. 6%) Verletzungen durch Unfälle sowie durch Gewalt betreffen Jungen häufiger als Mädchen Jungen werden von ihren Eltern häufiger als Mädchen als psychisch- und verhaltensauffällig beschrieben (3- bis 17-Jährige: 9% vs. 5%) Verhaltensprobleme und Probleme im Umgang mit Gleichaltrigen stehen dabei im Vordergrund Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) werden 4,4 mal so häufig bei Jungen als bei Mädchen diagnostiziert Jungen haben etwa doppelt so häufig Kontakt zu psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen und Beratungsstellen wie Mädchen 8

Gesundheitsverhalten Jungen sind in allen Altersgruppen körperlich-sportlich aktiver als Mädchen (Körperlich-sportliche Aktivität der 11- bis 17-Jährigen pro Woche: 7,8 vs. 4,5 Stunden) 14- bis 17-jährigen Jungen und Mädchen rauchen ähnlich häufig (31% vs. 32%), wobei Jungen durchschnittlich mehr Zigaretten konsumieren 14- bis 17-jährige Jungen berichten häufiger über regelmäßigen Alkoholkonsum als Mädchen (41% vs. 23%) Jungen haben mehr Erfahrungen mit illegalen Drogen (12-Monatsprävalenz der 17-Jährigen bzgl. Haschischkonsum: 25% vs. 15%) Jungen berichten fast doppelt so häufiger über Gewalterfahrungen wie Mädchen (12-Monatsprävalenz der 14- bis 17-Jährigen mit Tätererfahrung: 27% vs. 14%) 9

Bemerkenswert ist, dass das gesundheitsbezogene Wohlbefinden der Jungen höher ist als das der Mädchen das Jungen seltener als Mädchen von Schmerzen berichten Dies weist darauf hin, dass gesundheitsriskante Verhaltensweisen für Jugendliche keine unmittelbare gesundheitliche Relevanz haben sondern eher im Zusammenhang mit dem Ausloten von Handlungsspielräumen und jugendspezifischen Entwicklungsaufgaben stehen 10

Rollentheoretische Überlegungen Gesundheit ist für Jungen und männliche Jugendliche in besonderer Weise mit Männlichkeit verbunden: Gesundheit als Fehlen von Krankheiten Mut, Stärke und Leistungen Ignorieren körperlicher Symptome Zwischenfazit Männlichkeit, Männerrollen sollten Thema der jungenspezifischen Gesundheitsförderung sein 11

Fragestellungen Welche gesundheitlichen Unterschiede zeigen sich zwischen Jungen und Mädchen? Welche Faktoren beeinflussen die Gesundheit von Jungen? 12

Vorüberlegungen Fokus: Psychische Auffälligkeiten und gesundheitsriskantes Verhalten (für Prävention zentrale Bereiche) Einflussfaktoren im Bereich der Sozialisationsbedingungen Sozialisationsbereiche: Familie (sozioökonomischer Hintergrund, Familienklima) Soziales Umfeld (Schule, Peergroup) 13

1. Beispiel: Psychische und Verhaltensauffälligkeiten Gesundheitliche Beeinträchtigung mit zum Teil schwerwiegenden Konsequenzen für - das individuelle Wohlbefinden - sowie die alltägliche und soziale Funktionsfähigkeit Instrument in KiGGS Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) 25 Fragen zu Verhaltensproblemen, Hyperaktivität, emotionale Problemen, Probleme mit Gleichaltrigen und prosoziales Verhalten Hier: Gesamtproblemwert (Elterneinschätzung) (unauffällig/grenzwertig/auffällig) 14

Anteil von Jungen und Mädchen, die von ihren Eltern als psychisch und verhaltensauffällig eingeschätzt werden nach Altersgruppen 15 11,4 11,2 10 Prozent 6,9 6,5 7,2 5,7 5,4 5 3,7 0 3-6 Jahre 7-10 Jahre 11-13 Jahre 14-17 Jahre Jungen Mädchen 15

Anteil von Jungen, die von ihren Eltern als psychisch und verhaltensauffällig eingeschätzt werden nach Sozialstatus und Altersgruppen 20 19,2 16,4 Sozialstatus = Angaben zu - schulischer und beruflicher Ausbildung, - beruflicher Stellung der Eltern - Haushaltsnettoeinkommen 15 13,3 Prozent 10 10,0 10,0 10,4 6,8 6,7 5 5,7 5,6 4,7 2,4 0 3-6 Jahre 7-10 Jahre 11-13 Jahre 14-17 Jahre niedriger Sozialstatus mittlerer Sozialstatus hoher Sozialstatus 16

Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von psychischen und Verhaltensauffälligkeiten bei 11- bis 17-jährigen Jungen und soziodemogr. Merkmalen Gemeinsame Auswertung der Einflussgrößen (log. Regression) unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Alter, Wohnregion und Migrationshintergrund Odds Ratio Sozialstatus 11- bis 17-jährige Jungen Niedrig 2,3 Mittel 1,4 Hoch Familiäre Ressourcen Referenzgruppe Grenzwertig/Defizitär 2,1 Normal/Gut Persönliche Ressourcen Referenzgruppe Grenzwertig/Defizitär 2,3 Normal/Gut Soziale Ressourcen Referenzgruppe Grenzwertig/Defizitär 1,7 Normal/Gut Referenzgruppe 9 Fragen an die Jugendlichen zu Klima in der Familie, gemeinsame Unternehmungen, gegenseitige Unterstützung 5 Fragen an die Jugendlichen zu Optimismus, Kohärenzsinn, Selbstwirksamkeitserwartungen 8 Fragen an die Jugendlichen zu Unterstützungsleistungen in Form von Zuhören, Zuneigung und Information zur Problemlösung, gemeinsame Unternehmungen Odds Ratio: Faktor, um den die Chance des Auftretens im Vergleich zur Referenzgruppe erhöht ist 17

2. Beispiel: Rauchverhalten Kinder und Jugendliche nehmen zwar die Sofortwirkungen des Rauchens wahr, unterschätzen aber die negativen Folgen für die Gesundheit Insbesondere ein früher Einstieg ist kritisch, da organische Schädigungen häufig irreversibel sind spätere Sucht wahrscheinlicher wird In KiGGS Aktuelles Rauchen, Intensität, Einstiegsalter Hier: Anteil der aktuellen Raucher 18

Anteil von rauchenden 14- bis 17-jährigen Jungen nach Sozialstatus und Schultyp 50 Sozialstatus Besuchte Schulform 42,2 40 36,4 Prozent 30 30,1 25,7 31,8 31,2 20 17,5 10 0 1 niedriger Sozialstatus mittlerer Sozialstatus hoher Sozialstatus Hauptschule Gesamtschule Realschule Gymnasium 19

Einflussgrößen auf das Rauchen bei 14- bis 17-jährigen Jungen und Mädchen Gemeinsame Auswertung der Einflussgrößen (log. Regression) unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Alter, Wohnregion und Migrationshintergrund Besuchter Schultyp Odds Ratio Jungen Odds Ratio Mädchen Hauptschule 3,5 2,6 Gesamtschule 2,9 1,6 Realschule 2,2 1,7 Gymnasium Referenzgruppe Referenzgruppe Eltern rauchen Ja 1,9 2,5 Nein Referenzgruppe Referenzgruppe Freunde rauchen Ja 6,9 4,5 Nein Referenzgruppe Referenzgruppe Familiäre Ressourcen Grenzwertig/Defizitär 1,5 1,5 Normal Referenzgruppe Referenzgruppe Persönliche Ressourcen Grenzwertig/Defizitär 1,5 1,4 Normal Referenzgruppe Referenzgruppe Odds Ratio: Faktor, um den die Chance des Auftretens im Vergleich zur Referenzgruppe erhöht ist 20

3. Beispiel: Gewalterfahrungen Gewalterfahrungen sind mit vielfältigen Risiken verbunden für - körperliche Gesundheit - und die seelische Entwicklung In KiGGS Befragung der 11- bis 17-Jährigen nach ihrer subjektiven Gewaltbetroffenheit in den letzten 12 Monaten Unterscheidung zwischen Tätern und Opfern sowie Täter/Opfer Hier: Gewalterfahrungen als Täter 21

Anteil von Jungen mit Gewalterfahrungen (als Täter) nach Altersgruppen und Sozialstatus 40 36,8 30 32,0 25,7 25,5 Prozent 20 19,0 22,0 10 0 11 bis 13 Jahre 14 bis 17 Jahre niedriger Sozialstatus mittlerer Sozialstatus hoher Sozialstatus 22

Einflussgrößen auf Gewalterfahrungen (als Täter) bei 11- bis 17-jährigen Jungen Gemeinsame Auswertung der Einflussgrößen (log. Regression) unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Alter und Wohnregion Besuchter Schultyp Odds Ratio Jungen Hauptschule 2,3 Gesamtschule 2,2 Realschule 1,7 Gymnasium Migrationshintergrund Referenzgruppe Ja 1,5 Nein Familiäre Ressourcen Referenzgruppe Grenzwertig/Defizitär 1,5 Normal Persönliche Ressourcen Referenzgruppe Normal 1,2 Grenzwertig/Defizitär Referenzgruppe Odds Ratio: Faktor, um den die Chance des Auftretens im Vergleich zur Referenzgruppe erhöht ist 23

Fazit Große Unterschiede innerhalb der Gruppe der Jungen Altersspezifische Differenzen Schicht- und Bildungsunterschiede sind oft bedeutsamer als Unterschiede zwischen den Geschlechtern Bei Jungen und Mädchen wirken unterschiedliche Einflussfaktoren: z.b. Rauchverhalten der Freunde wichtiger bei Jungen Schule ist ein wichtiger Ort der Sozialisation Gutes Familienklima und gute Selbstwahrnehmung sind protektive Faktoren Prävention im Setting Schule, insbesondere in ungünstigen Schulmilieus Förderung der Persönlichkeitsentwicklung, Hilfestellungen bei Identitätsfindung Auseinandersetzung mit Männlichkeit und Männerbildern 24

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Korrespondenzadresse Robert Koch-Institut Abt. Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung KiGGS-Info Internet: www.kiggs.de E-Mail: kiggsinfo@rki.de Dr. Christine Hagen General-Pape-Str. 62 12101 Berlin Tel: 030-18754-3673 E-Mail: c.hagen@rki.de 25