Um dem Problem eine Dimension zu geben:

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Transkript:

Um dem Problem eine Dimension zu geben: Beispiel Vernachlässigung Jährlich kommen in Niedersachsen ca. 68.000 Kinder auf die Welt Davon werden 30-40 Kinder im 1. Lebensjahr schwerste körperliche Misshandlungen erleiden oder getötet werden 300 400 Säuglinge misshandelt oder in großer Gefahr sein misshandelt zu werden 50.00 80.00 Säuglinge emotional und / oder körperlich vernachlässigt oder in großer Gefahr sein vernachlässigt zu werden

Beispiel Kindergesundheit und Risikofaktoren (I) Bei Kindern aus Familien mit Risikofaktoren sind u.a. folgende gesundheitlichen Probleme häufiger: Todesfälle durch angeborene Fehlbildungen 2,4 fach Säuglingssterblichkeit 2,7 fach Todesfälle durch Unfälle 3,8 fach Pathologische Hyperaktivität 3,2 fach Schweres dissoziatives Verhalten 4,2 fach

Beispiel Kindergesundheit und Risikofaktoren (II) Karieshäufigkeit 2,5 fach Lungenentzündung (bis 5.LJ) 2,5 fach Adipositas 3,3 fach Sprech- und Sprachstörungen 4,2 fach Emotionale und soziale Störungen 5,1 fach Psychomotorische Störungen 6,3 fach Mentale Beeinträchtigung 14,6 fach

Die besondere Situation der Hebamme Besonders vertrauensvolle Beziehung zur Mutter Begleitung vor, während und über Geburt hinaus möglich also Gelegenheit zu sehr frühem präventiven Handeln Auch schwierige Eltern sind nach der Geburt besonders ansprechbar bereit zum bonding Säugling in ersten Wochen oft noch sehr leicht Hebammen als Garanten körperlichen Wohlergehens haben leichter Zugang als andere Fachkräfte

Familienhebammen Die Arbeit der normalen Hebamme ist auf die Gesundheit der Schwangeren und der jungen Mutter zentriert. Familienhebammen sind besonders qualifizierte (staatlich anerkannte Weiterbildung Familienhebamme) Hebammen im Bereich der Frühen Hilfe Die Tätigkeit der Familienhebamme hat dagegen neben der Gesundheit der Mutter vor allem das Wohl und die Entwicklung des Kindes als Ziel zu betrachten. Durch eine frühzeitige Entwicklung der richtigen Bindung zwischen Mutter und Kind soll einer Kindesvernachlässigung vorgebeugt werden.

Auswertung der Betreuung in 15 niedersächsischen Kommunen 2011 2012 Einwohnerzahl 3.130.211 3.135.850 Geburtenzahl 21.632 20.814 Zahl der betreuten Familien 693 854 Zahl der abgeschlossenen Betreuungen Betreute Säuglinge/Zahl der Geburten 464 506 3,2 4,1 Zahl der Familienhebammen 67 87

Alter der betreuten Mütter 2011 2012 <18 Jahre 48 (11) 13,6 18-22 Jahre 197 (43) 37,6 23-27 Jahre 106 (23) 21,5 28 Jahre und älter 104 (23) 27,3

Berufsstatus der Mütter 2011 2012 Schülerin 8,1 9,9 In Ausbildung 5,4 5,2 Ohne berufliche Qualifikation 70,5 62,5 Mit beruflicher Qualifikation 16,0 22,4

Schulabschluss der Mütter 2011 2012 Ohne Abschluss 33,3 31,4 Förderschule 8,8 7,2 Hauptschule 37,1 39,2 Realschule 17,7 17,7 Gymnasium 2,0 3,4 Hochschule 1,1 1,2

Zielgruppe (Mehrfachnennung) 2011 2012 Jugendliche (<18 Jahre) 11,3 13,8 Alleinstehende 31,6 31,2 Mit Migrationshintergrund 19,0 17,8 In schwieriger psychosozialer Lage 81,3 81,0 Ausgeprägte Überforderung 38,3 40,7

Zeitliche Aufnahme der Betreuung 2011 2012 Lebensmonat >4 5,5 7,5 2.-4. Lebensmonat 21,7 21,7 Wochenbett 19,7 16,2 Schwangerschaft 53,1 54,6

Gesundheit der Mutter N mit Problem gebessert unverändert verschlechtert Behinderung 43 / 8,5 16,3 81,4 2,3 Ernährung 144 / 28,5 52,8 44,4 2,8 Traumatisierung 148 / 29,3 43,9 55,4 0,7 Psychische Erkrankung 140 / 27,7 36,4 57,9 5,7 Suchtmittel 108 / 21,3 28,7 68,5 2,8 Eingeschränkte Lernfähigkeit Mangelnde Selbstfürsorge 126 / 24,9 22,2 77,8 0,0 198 / 39,1 48,5 46,5 5,1

Soziale Situation der Mutter N mit Problem gebessert unverändert verschlechtert Sehr schwierige Finanzlage 273 / 54,0 41,4 55,0 3,7 Leben in gewalttätigem Milieu 68 / 13,4 55,9 36,8 7,4 Schlechte Wohnverhältnisse 217 / 42,9 60,4 36,4 3,2 Probleme mit Ämtern 226 / 44,7 60,6 37,2 2,2 Arbeitslosigkeit 214 / 42,3 11,2 87,4 1,4 Keine / abgebrochene Ausbildung 191 / 37,8 10,5 88,0 1,6 Generelle Überforderung 253 / 50,0 61,7 30,4 7,9 Partnerschaft 298 / 58,9 42,3 40,6 17,1 Umgang mit Konflikten 266 / 52,6 47,7 45,1 7,1 Soziale Isolation 182 / 36,0 52,8 41,8 5,5

Entwicklung des Kindes N mit Problem gebessert unverändert verschlechtert Körperlich 145 / 28,7 85,5 11,7 2,8 Motorisch 172 / 34,0 88,4 9,3 2,3 Sprachlich 62 / 12,3 79,0 17,7 3,2 Psychisch 64 / 12,7 71,9 20,3 7,8 Bindungsverhalten 200 / 39,5 76,0 16,0 8,0

Elterliche Kompetenz Wahrnehmung d. kindlichen Bedürfnisse N mit Problem gebessert unverändert verschlechtert 306 / 60,5 73,2 19,3 7,5 Zuwendung (Gestik, Blickkontakt usw.) 196 / 38,7 79,1 14,3 6,6 Außenaktivitäten 258 / 51,0 56,6 39,5 3,9 Soziale Kontakte 264 / 52,2 49,6 44,3 6,1 Integration 89 / 17,6 40,5 57,3 2,3 Umgang mit Geschwisterkindern 107 / 21,2 55,1 41,1 3,7

Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen 2011 2012 Ja 43,2 47,5 Ja, in bestimmten Phasen 24,6 23,6 Nein 32,2 28,9

Dauer der Betreuung durch eine Familienhebamme