Qualifizierungsszenarien für die Facharbeit in der Arbeitswelt 4.0 Ergebnisse aus der Studie Industrie 4.0 Qualifizierung 2025 Vortrag zur Sitzung des Landesausschusses für Berufsbildung des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration am 12. Oktober 2016 in München Dr. Horan Lee
Einleitung: Diametrale Prognosen zur Beschäftigungsentwicklung in einer digitalisierten Arbeitswelt. Was heißt das für die Qualifikationsstruktur? Was wird aus der industriellen Facharbeit? Bestandsaufnahme und Szenarios zur Qualifizierung: Die Studie Industrie 4.0 Qualifizierung 2025 (Pfeiffer et al. 2016). Welche möglichen Entwicklungspfade lassen sich aus den Einschätzungen betrieblicher Experten ableiten? Drei Q2025-Szenarien. Gestaltungsoptionen: Wo liegen konkrete Herausforderungen an beruflich qualifizierte Facharbeit durch Industrie 4.0? Wie kann der digitalen Transformation nicht nur qualifikatorisch begegnet, sondern diese auch aktiv mitgestaltet werden? Die Diskussion um den Produktionstechnologen.
Arbeitswelt 4.0 Utopie oder Dystopie? Fast die Hälfte der heutigen Berufe werden verschwinden Neue Welle technologischer Arbeitslosigkeit durch einen massiven Automatisierungsschub Neue Formen verschärfter Kontrolle und lückenloser Überwachung im Arbeitsprozess Dequalifizierungsdynamik in vielen Beschäftigungssegmenten Der Mensch wird zum bloßen Anhängsel von Maschinen und Algorithmen Massive Steigerung von Produktivität und Wirtschaftswachstum bei Wachstumsraten in einzelnen Branchen von bis zu 30 Prozent Neu geschaffene Beschäftigungsmöglichkeiten überkompensieren die entwerteten Berufstätigkeiten Autonomiegewinne und größere Gestaltungsspielräume im Arbeitsprozess Wegfall ergonomisch problematischer Arbeitsbelastungen Generelle Aufwertung menschlichen Arbeitsvermögens Der Mensch steht im Mittelpunkt
Thesen/Szenarien zu arbeitsorganisatorischen und qualifikatorischen Auswirkungen auf die industrielle Facharbeit durch Industrie 4.0 Hirsch-Kreinsen (2014): Polarisierte Arbeitsorganisation vs. Schwarmorganisation Ahrens/Spöttl (2015): Automatisierungs-, Werkzeug- und Hybridszenario Pfeiffer et al. (2016): Growing Gap, General Upgrade und Central Link
Die Studie Industrie 4.0 Qualifizierung 2025 Download unter www.vdma.org
Kurze Info zur empirischen Basis der Studie Industrie 4.0 - Qualifizierung 2025 : Verbindung von qualitativen und quantitativen Methoden Sekundärerhebung BiBB/BAuA 2012 Erwerbstätigenbefragung n=20.036 n=518 Primärerhebung qualitativ Arbeitssoziologische Betriebsfallstudien 35 Einzel interviews 5 Gruppendiskussionen Primärerhebung quantitativ Online-Befragung über den VDMA. 3 Betriebsbegehungen 42 Stunden 812 Seiten 2.208 n=210
Central Link Aufwertungen für beruflich ausund fortgebildete Beschäftigte. Zentrale Rolle als Verbindung zwischen Hierarchien und Funktionsbereichen und zwischen offline und online. General upgrade Anhebung in der gesamten Qualifikationsstruktur und erweiterte Anforderungen auf allen Qualifikationsstufen. Growing Gap Qualifikatorische Anreicherung für kleine Facharbeiterelite und Akademiker/innen. Sinkende Anforderung und Bedarf an operative Facharbeit und Angelernte. Pfeiffer u.a. 2016: Industrie 4.0 Qualifizierung 2025, Frankfurt/M.: VDMA.
Spielt Industrie 4.0 heute schon eine Rolle in der betrieblichen Qualifizierung? Industrie 4.0 spielt Industrie 4.0 spielt in den Unternehmen heute schon eine große Rolle. In der Erstausbildung mehr als in der Weiterbildung. 38,0% 29,1% 70,9% 62,0% heute schon eine Rolle in der Erstausbildung aktuell keine Rolle in der Erstausbildung heute schon eine Rolle in der Weiterbildung aktuell keine Rolle in der Weiterbildung
Wo wird am meisten Innovationsbedarf im beruflichen System gesehen? Das System der beruflichen Bildung ist für den Innovationsbedarf besser gerüstet als die Weiterbildung. Innerhalb der Berufsbilder 6,1% 13,0% 42,0% 47,3 % Weiterbildung 46,7 % Keine Änderung Inkrementelle Änderung Substanzielle Änderung 45,0%
Industrie 4.0 und Anforderungen an Erfahrung Fachliche Kompetenzen Industrie 4.0 und Anforderungen an Erfahrung-1 Web 2.0 Mobile Geräte Datenschutz Privacy CPS Internet of Things Robotik Aber was heißt das im Einzelnen? Umgang mit Big Data Interdisziplinäre Zusammenarbeit Additive Verfahren Gestaltung von Innovationen Wearables Querkompetenzen
Fachliche Kompetenzen Industrie 4.0 und Anforderungen an Erfahrung Industrie 4.0 und Anforderungen an Erfahrung-1 Web 2.0 Mobile Geräte Datenschutz Privacy CPS Internet of Things Robotik Additive Verfahren Auf Facharbeiterbasis ohne Probleme qualifzierbar. Erweiterung innerhalb der Berufsbilder nötig, aber unproblematisch. Unterstützung auch von außerhalb des beruflichen Systems hilfreich. Umgang mit Big Data Interdisziplinäre Zusammenarbeit Gestaltung von Innovationen Wearables Querkompetenzen
Industrie 4.0 und Anforderungen an Erfahrung-1 Welche Lernwege und -orte braucht es zusätzlich für die beiden problematischen Querkompetenzen? 41% 13% 6% 6% 11% 30 % 15% 8% Datenschutz Privacy Umgang mit Big Data Hier erwarten die Betriebe Unterstützung durch elearning- Angebote und die Hochschulen und sie vertrauen stark auf das Engagement der Beschäftigten. 10 % 19 % 25 % Allgemein bildende Schule Berufsschule Berufliche Erstausbildung im Betrieb Berufliche Weiterbildung Hochschule Individuelles Lernen Betriebliche elearning-angebote Überbetriebliche elearning Angebote
Mehr als die Hälfte der Betriebe könnte die Freiräume des Berufsbildungssystems innovativer nutzen. proaktiv-innovativ moderat-innovativ bodenständig abwartend 55,2% 39,8% 5,0% Wie innovativ wird betrieblich innerhalb des Systems beruflicher Bildung agiert? Typenbildung Freiraum nutzen In Kooperation engagieren Aktiv verändern Erstausbildung Weiterbildung Freiraum nutzen In Kooperation engagieren Aktiv verändern
und kaum ein Betrieb bildet den Produktionstechnologen aus. Gründe bei Nicht-Ausbildung (n=112 Kein Bedarf unspezifisch Kein Bedarf unternehmensspezifisch Nicht-Passung Niveau Kein Ausbildungspersonal/keine Ausbildung 18,9% Noch nicht / bislang kein Thema Unbekannt 8,9% 3,3% 13,3% 41,1% Ausbildungszahlen DE laut BIBB Ausbildung in befragten Unternehmen (n=196) 14,4% 7,7% 3,6% 2,0% 132 159 159 147 57 63 18 30 51 42 45 54 2011 2012 2013 2014 Neuabschlüsse Absolventen/-innen Auszubildende 86,7% Ja Nicht mehr Nein Weiß nicht
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!