Religiöse Identitätsbildung durch Abgrenzung als Ausgangspunkt eines Kampfes der Kulturen?

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Transkript:

Religiöse Identitätsbildung durch Abgrenzung als Ausgangspunkt eines Kampfes der Kulturen? Vortragsreihe des universitären Forschungsschwerpunkts «Religion und gesellschaftliche Integration in Europa» Religiöse Zugehörigkeiten zwischen Identität und Integration 16.03.2016 Luzern Prof. Dr. Gert Pickel Professur für Religions- und Kirchensoziologie Universität Leipzig; Theologische Fakultät Martin-Luther-Ring 3, D-04109 Leipzig Tel.: 0341-9735463 / Fax: 0341-9735460 Email: pickel@rz.uni-leipzig.de http://www.uni-leipzig.de/~prtheol/relsoz/index.htm

Frage(n) Gibt es in Europa Anzeichen für einen Kampf der Kulturen? - und welche Bedeutung spielt Religion und religiöse Identität dabei? oder sind ist die Annahme gerade vor dem Hintergrund von Säkularisierungsprozessen übertrieben?

Kampf der Kulturen Was ist das eigentlich? Grundannahme 1: Es besteht eine Notwendigkeit von Abgrenzungssubjekten/ -objekten zur Sicherung der eigenen (kollektiven) Identität. Grundannahme 2: Kulturen (Civilizations), speziell religiöse Kulturen eignen sich besonders gut als Referenz für solche Abgrenzungen. Grundannahme 3: Als Folge dieser Abgrenzungen kommt es zu Konflikten zwischen Identitätsgruppen und Auseinandersetzungen.

Ausgangspunkt: Huntington

Von Ideologien zu Kulturkonflikten Auflösung des ideologischen Ost-West-Antagonismus Vakuum in Politik und bei Bürgern (Fehlen der Feindbilder) Aber: Notwendigkeit des Feindbildes (Gegenübers) für die Identitätskonstruktion Rückgriff auf historisch gewachsene Identitätsmerkmale Ausprägung neuer kultureller Konfliktlinien zwischen (allerdings auch innerhalb von) Kulturkreisen (insbesondere religiös bestimmt)

Gründe (und Indizien) kulturelle Persistenzen 1) Unterschiede zwischen Zivilisationen und Kulturen sind grundsätzlich, tief verwurzelt, langfristig und über die Zeit hinweg sehr konsistent. Persistenz kultureller Unterschiede 2) Dabei kann sich der Mensch seiner Kultur nahezu nicht entziehen. Er ist über Sozialisation und Inkulturation so fest in der Kultur verankert, dass ein Wechsel von einer Kultur zu einer anderen nicht möglich ist. Persistenz kultureller Identität

Gründe (und Indizien) Wandelungsprozesse 3) Die Zahl der Interaktionen, Begegnungen und Kontakte zwischen Zivilisationen steigt in der Moderne (im Rahmen von Globalisierung und medialen Vernetzung) exponentiell an. verstärkte Konfrontation kultureller Vorstellungen 4) Prozesse der (ökonomischen) Modernisierung und des rapiden sozialen Wandels entfremden Menschen von lokalen Identitäten und rufen aufgrund sozialer Entwurzelung der Individuen Gegenreaktionen hervor. Identitätsverlust und Identitätsbedarf

Gründe (und Indizien) (Stellung des Westens) 5) Die auf dem Höhepunkt befindliche Dominanzkultur des Westens löst (teils massive) Gegenreaktionen aus, die in vielen Regionen der Welt eine Rückkehr zu den eigenen Wurzeln nach sich zieht. Abgrenzung (zum Westen) und Identitätswahrung 6) Die Kultur des Westens ist von einem Verlust der bisherigen Dominanz gefährdet, sie stellt nur noch eine unter Vielen dar. Verfall der Vormachtstellung des Westens

Die Stellung der Religion bei Samuel Huntington Religion als eines unter mehreren Konstruktionsmerkmal von Kulturkreisen und Zivilisationen. Religion als Merkmal, Träger und Konstrukteur individueller und kollektiver Identität. Religion als Auslöser von gesellschaftlichen Konflikten und als Sicherheitsrisiko für Gesellschaften + Frieden. Religion als Bewahrer von (historischer) Tradition und Kultur. Kulturell gewachsene Religion als Gegenpart zur Globalisierung und zur (westlichen) Modernisierung. Fazit: Kausale Sichtweise von Kulturmerkmal Religion als einem Konfliktverursacher

(Vielfältige) Kritik am Kampf der Kulturen Konstruktion der Kulturkreise ist nicht einheitlich und nicht transparent begründet und die Verlagerung der Identitätskonstruktion von Nationen auf Kulturkreise ist fraglich. Die von Huntington benutzten empirischen Belege für seine Aussagen sind teilweise selektiv und angreifbar. Auf Kritik stößt auch das antagonistische (pessimistische) Weltbild, welches stark auf Konflikte ausgerichtet ist. Der (implizite) Vorwurf der Modernisierungsunfähigkeit verschiedener Religionen scheint ebenfalls überzogen. Folge: Starke Ablehnung der Grundannahmen doch zu recht?

Inter- und intrareligiöse Konflikte im Zahlenvergleich Christen Muslime Andere Minderheiten Religion Christen 75 14 11 1945-1989 Muslime 29 51 20 Andere 27 26 47 Christen 75 17 8 1990-1994 Muslime 34 52 14 Andere 25 21 54 Christen 76 16 8 Um 2000 Muslime 34 51 15 Andere 27 23 50 Analyse Minorities at Risk Dataset; Fox 2004: 61; Werte in Prozent.

Empirische Feststellungen Jonathan Fox (zu Huntington) 1) Die Zahl religiöser Konflikte hat seit 1945 (in Wellenform) zugenommen Huntington liegt hier richtig 2) Die Zunahme seit 1990 ist zwar sichtbar, aber moderat schränkt Huntington-These ein 3) Die Zahl der Konflikte zwischen religiösen Gemeinschaften (interreligiös) ist in der Analyse weltweit deutlich geringer als die Zahl intrareligiöser Konflikte spricht gegen Kampf der Kulturen 4) Bei den interreligiösen Konflikten sind die zwischen Islam und Christentum relational zu anderen am häufigsten geht in die Richtung von Huntington

Konsequenzen der Deutung Huntingtons Huntingtons Annahmen greifen einen richtigen Punkt auf, treffen aber nicht in ihrer Verallgemeinerung zu, Die meisten Konflikte sind ethnisch geprägt und es kommt bei religiösen Konflikten häufig zur Verbindung mit religiöser Identität (ethnoreligiöse Konflikte) Religion hat bei genauer empirischer Sicht einen deutlicheren Einfluss auf Konflikte als Huntingtons Kulturkreise! Religion has a greater impact on conflict than does civilization + much of the impact civilization has on conflict is as a surrogate variable for religion (Fox 2004: 226) aber religiöse Identität kann in ethnoreligiösen Konflikten wichtig werden als Brandbeschleuniger. Wie kann das sein?

Frühe Problembefürchtungen In Erwartung eines Kampfes der Kulturen in Deutschland?

Konflikte der Zukunft Soziale und Religiöse? Berufstätige/Rentner Jung/Alt Westdeutsche/Ostdeutsche Arbeitgeber/Arbeitnehmer Christen/Muslime Erwerbstätige/Arbeitslose Arm/Reich Politiker/einfache Bürger 0 20 40 60 80 100 Ostdeutschland Westdeutschland Quelle: Allbus 2010; Konflikte in Deutschland.

Einschätzung religiöse Vielfalt zumeist ambivalent Kulturell Bereichernd = Die zunehmende Vielfalt von religiösen Gruppen in unserer Gesellschaft stellt eine kulturelle Bereicherung dar; Ursache für Konflikt = Die zunehmende Vielfalt von religiösen Gruppen in unserer Gesellschaft ist eine Ursache für Konflikt. 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 kulturell bereichernd Ursache für Konflikt

Itemvorgabe: Der Islam passt durchaus in die westliche Welt (zustimmende Antworten unter Ausschluss der Kategorie weiß nicht, keine feste Meinung). Islam passt in westliche Welt aus Sicht vieler Bürger nicht! 70 60 50 40 30 20 10 0 Islam passt durchaus in westliche Welt Ablehnung

Bedrohungsgefühle (Europa) nur durch den Islam?! 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 55 55 45 46 41 37 26 21 24 16 10 11 Christentum Buddhismus Hinduismus Judentum Atheismus Islam Wahrnehmung als Bereicherung Wahrnehmung als Bedrohung Quelle: Bertelsmann Religionsmonitor 2013 Wenn Sie an die Religionen denken, die es auf der Welt gibt: Als wie bedrohlich bzw. wie bereichernd nehmen sie die folgenden Religionen wahr? Anteil sehr bedrohlich/eher bedrohlich.

Bedrohungsgefühle Christen und Atheisten 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Christentum Atheismus Quelle: Bertelsmann Religionsmonitor 2013 Wenn Sie an die Religionen denken, die es auf der Welt gibt: Als wie bedrohlich bzw.

Quelle: Bertelsmann Religionsmonitor 2013 Wenn Sie an die Religionen denken, die es auf der Welt gibt: Als wie bedrohlich bzw. wie bereichernd nehmen sie diese wahr? Anteil sehr bedrohlich/eher bedrohlich. Bedrohungsgefühle Islam und Judentum 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Islam Judentum

Religionen als Konflikt und Bedrohungswahrnehmung Zunehmende religiöse Vielfalt als Ursache für Konflikte und Wahrnehmung von Religionen als Bereicherung (Korrelationen) Christentum Islam Judentum Buddhismus Hinduismus Atheismus Israel -,093,147,203,094 Spanien -,068 -,128 -,176 -,118 -,118 -,101 Schweiz -,135 USA -,166 -,113 -,145 -,128 Deutschland -,222 -,181 -,100 -,095 Kanada -,241 -,094 Frankreich -,161 -,260 -,153,102 Brasilien -,159 -,088 -,094 Schweden -,089 -,311 -,182 -,177 -,158 GB -,087 -,290 -,158 -,085 -,122 Indien -,074,079 Südkorea -,114 Türkei -,079,128 Quelle: Bertelsmann Religionsmonitor 2013

Bedrohungsgefühl und Images vom Islam - Zusammenhänge Quelle: Wahrnehmung und Akzeptanz religiöser Vielfalt in der europäischen Bevölkerung 2010 D-West D-Ost DK F NL P Fanatismus,231***,122**,117*,288**,132**,151*** Gewaltbereitschaft,270***,201***,363***,269***,247***,141*** Rückwärtsgewandheit,123** n.s.,221***,181***,114*,176*** Engstirnigkeit,153***,179***,276***,140**,182***,148*** Benachteiligung der Frau,165*** n.s.,179***,204***,179***,176***

Stereotypen Mit Islam assoziierte Images Quelle: Wahrnehmung und Akzeptanz religiöser Vielfalt in der europäischen Bevölkerung 2010 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Westdeutschland Ostdeutschland Dänemark Frankreich Niederlande Portugal

CA CH D ES F KR SE GB USA Ergebnisse Regressionsanalyse Politische Einstellung Offenheit gegenüber Religionen Alle Religionen besitzen Wahrheit -,318*** -,346*** -,349***,376***,235***,202*,143*,142*,331***,321**,326*** Religiöser -,320*** -,184** -,096-305** -,272* -,270* -,247*** Dogmatismus (,059) Religiosität -,224**,103 (,055) -,291** -,177** Gottesdienstbesuch,263***,213 (,095),150* Kontakt zu Mitgliedern anderer Religionsgemeinsch aften -in Familie -in Nachbarschaft,133 (,086),386*** -auf der Arbeit -,127** -,159* -in der Freizeit,241***,229** Interpersonelles Vertrauen,194*,246*** -,144* Freiwilliges Engagement -,198 (,091) Eigene ökon. Situation (Selbsteinschätzun g),157*,311***,272* Geschlecht -,146** Alter -,230** -,240*** -,198*** -,235** -,262*** -,336** -,299**,200*** R²,382,293,305,154,628,261,400,198,457 24

Ergebnisse (kausaler Analysen) Geringe Effekte von Deprivation und relativer Deprivation sowie sozialer Unterschiede in Urteilen zu Muslimen! Dogmatismus, Autoritarismus und Fremdenfeindlichkeit wirken als globales Phänomen negativ auf Haltungen zu Mitgliedern von Religionen (speziell des Islam)! Beziehungen zu Politikerverdrossenheit und Ablehnung! Kontakte zu Mitgliedern anderer Religionsgemeinschaften besitzen positiven Effekt und stützen Kontakthypothese! Großer Erklärungsrest, der sich aus genereller und wenig begründeter Offenheit/Ablehnung speist (Bad News) Parasoziale Kontakthypothese über Medienvermittlung!

Bertelsmann Religionsmonitor 2013; Europa ohne Türkei: Wenn Sie an die Religionen denken, die es auf der Welt gibt: Als wie bedrohlich bzw. wie bereichernd nehmen sie die folgenden Religionen wahr? Anteil sehr bedrohlich/eher bedrohlich. Bedrohungsgefühle Islam und. -0,15-0,12-0,15-0,16 0,13 0,15 0,29 0,42-0,2-0,1 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 Kontakte Freizeit Kontakte Nachbarn Religiöse Pluralität als Ursache für Konflikt Bedrohung Judentum Kontakte Arbeitsplatz Religiöse Pluralität als Bereicherung Bedrohung Atheismus Bedrohung Hinduismus

Entwicklungsbaum Ausgangslage: Zunahme religiöser Pluralität (speziell in westlichen Gesellschaften: Migration + Demographie) Potentielle Kausalkette: Religiöse Pluralisierung + parasoziale Kontakte (steigern) Bedrohungsgefühl Identitätsabgrenzung + Stereotypenausbildung Ablehnung von Mitgliedern anderer religiöser Gruppen Konflikte Idee: Bedrohungswahrnehmung untergräbt (Sozialpsychologie) Kontrollempfinden und fördert Ethnozentrismus und Abgrenzung

Gefahr: Abgrenzung schafft Gegenabgrenzung 28

und religiöse Revitalisierung?

Religiöse Differenzen? sind begrenzt Religiöse Pluralisierung bringt Konflikte 66 59 68 71 65 Bedrohung durch Islam 6 45 45 52 61 Islam passt durchaus in westliche Welt 39 31 38 33 74 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Konfessionslos Muslimisch ev. Freikirchen Evangelisch Katholisch Quelle: Bertelsmann Religionsmonitor 2013; Europa ohne Türkei.

Religiositätsdifferenzen? Kaum Vorhanden Religiöse Pluralisierung bringt Konflikte 64 69 69 Bedrohung durch Islam 48 50 48 Islam passt durchaus in westliche Welt 36 34 37 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 sehr religiöse Christen mittel religiöse Christen nicht religiöse Christen Quelle: Europa ohne Türkei; Bertelsmann Religionsmonitor 2013.

Fazit Kampf der Kulturen, Bedrohungsgefühl, Identität 1) Aussagen zu Kampf der Kulturen besitzen Essenz, besteht doch in vielen Ländern Europas beträchtliches Ausmaß negativer Einstellungen speziell gegenüber Islam! 2) Kaum Differenzen wegen Religiosität, eher gemeinsame Sicht von Religion als Konfliktfaktor in den Köpfen der Bürger! 3) Zuschreibung von Gegnerschaft über religiöse Zugehörigkeit spielt eine wichtige Rolle in konfliktärer Identitätsbildung! 4) Kann gut instrumentalisiert werden, aber auch Gefolgschaft für religiöse Konflikte aufgrund von Identitäts-Verankerung! 5) Sozialpsychologische Gründe = Fremdheit, medial bestärkte Wahrnehmung von Bedrohung für Identität (TMT, SIT, ITT) (parasoziale Kontakte stehen Realkontakten in Wirkung gegenüber)! 6) Identitär-abgrenzendes Konfliktpotential mit Folgen!