Willkommen zur Vorlesung. im Sommersemester 2012 Prof. Dr. Jan Jürjens

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Transkript:

Willkommen zur Vorlesung im Sommersemester 2012 Prof. Dr. Jan Jürjens TU Dortmund, Fakultät Informatik, Lehrstuhl XIV 1

[inkl. Beiträge von Prof. Martin Glinz, Universität Zürich] 2

Einordnung Prozessqualität Anwendungsbeispiel Finanz- und Versicherungsdomäne Geschäfts-Prozesse Qualitätsmanagement Grundlagen Prozessqualität Softwarequalität Testen Sicherheit Sicheres Software Design 3

Einführung ISO 900x Capability Maturity Model Integrated (CMMI) 4

Prozess- und Produktqualität Die Qualität des entwickelten Produkts wird durch die Qualität des Produktionsprozesses beeinflusst. Dies ist wichtig in der Softwareentwicklung, da einige der Produktqualitätseigenschaften schwer zu beurteilen sind. Es gibt jedoch eine sehr komplexe und wenig verstandene Beziehung zwischen dem Softwareprozess und der Produktqualität. Die Anwendung von individuellen Fähigkeiten und Erfahrung sind besonders wichtig in der Softwareentwicklung. Externe Faktoren wie die Neuartigkeit der Anwendung oder beschleunigte Entwicklungszeitpläne können die Produktqualität beeinträchtigen. 5

Prozess- vs. Produktqualität Idee: Produktqualität über die Prozessqualität beeinflussen Prozesse systematisch definieren und verbessern Arbeitsweise wird vereinheitlicht Geringere Abhängigkeit von Individuen Erfolg wird wiederholbar, Qualität wird lenkbar Aber: Produktqualität bleibt das eigentliche Ziel: den Weg nicht mit dem Ziel verwechseln. Gefahren prozessorientierten Arbeitens vermeiden [Glinz 1999] Realitätsverlust Prozessbürokratie Erstarrung 6

Prozessbasierte Qualität Prozess Definieren Produkt entwickeln Produkt-Qualität bewerten Produkt verbessern Nein Qualität OK Ja Prozess standardisieren 7

Was verbessern? Zum Beispiel: Abläufe optimieren Fehlerkosten senken Produktivität verbessern Transparenz und somit Zuverlässigkeit steigern Zusammenarbeit koordinieren 8

Terminologie und zugehöriger (Meta-)Prozess Software-Prozessverbesserung (software process improvement): Prozess für die Änderung von Software-Prozessen auf der Grundlage fortlaufender Prozessbeurteilungen mit dem Ziel, die Produktqualität zu sichern und zu verbessern. Zyklisches Vorgehen: Plan-Do-Check-Act (Deming 1986): Anpassen Schwächen eliminieren Automatisieren Handeln Planen Gestalten Dokumentieren Messen Auswerten Lenken Überprüfen Ausführen Schulen Institutionalisieren Durchführen 9

Was bringt Prozessverbesserung? Reduktion der Fehlerkosten von 41% auf 11%: + mehr Requirements Engineering + mehr Entwurf (mehr Reviews) - weniger Integrationsprobleme mit dem Sourcecode - weniger Bugs und somit weniger Nachtesten [Dion 1993] 10

Was bringt Prozessverbesserung? [Dion 1993] 11

Prozessverbesserungsmethoden Historie 1980s DoD Std 2167, AQAP 13 (NATO) Industry standard (nuklear) 1983 IEEE 730 software quality assurance plans 1987 ISO 9000 1988 TickIT (ISO 9001) 1990 ISO 9000 3 Richtlinie für Software 1991 Capability Maturity Model (CMM) 1992 SPICE (ISO 15540) (Forts. nächste Folie) 12

Prozessverbesserungsmethoden Historie 1994 ISO 9001 Model for quality assurance in design / development, production, installation and servicing 1994 ISO 9002 Model for quality assurance in production and installation 1994 ISO 9003 Model for quality assurance in final inspection and test 2000 ISO 9001 (Führt 9001 9003 zusammen) 2002 Capability Maturity Model Integrated (CMMI) 13

Einführung ISO 900x Capability Maturity Model Integrated (CMMI) 14

Normenreihe ISO 900x und ISO 9000 Eine internationale Sammlung von Standards, die als Basis des Qualitätsmanagements verwendet werden kann. 1987 eingeführt. Grundlage ISO 9000: ISO 9000 Qualitätsmanagementsysteme - Grundlagen und Begriffe : definiert Grundlagen und Begriffe zu Qualitätsmanagementsystemen. Erläutert die Grundlagen für Qualitätsmanagementsysteme und die in der Normenreihe ISO 900x verwendeten Begriffe. Erklärt den prozessorientierte Ansatz des Qualitätsmanagements. Aktuelle Version von 2005 (ISO 9000:2005). 15

ISO 9001 ISO 9001 legt Mindestanforderungen an Qualitätsmanagementsystem fest, die eine Organisation erfüllen muss, um Produkte und Dienstleistungen bereitstellen zu können, die Kundenerwartungen und behördliche Anforderungen erfüllen. ISO 9001 wird insbesondere herangezogen, um Softwareprodukte entwerfen, entwickeln und pflegen. Darin sind allgemeine Qualitätsmerkmale und die Qualität von Abläufen beschrieben. Außerdem werden organisatorische und prozedurale Normen dargelegt, die definiert und in einem Qualitätshandbuch niedergeschrieben werden sollten. 16

ISO 9001 ISO 9001 beschreibt ganz allgemein Modelle zur Darlegung der Qualitätssicherung in Entwicklung, Produktion, Montage und Kundendienst. ISO 9001 legt kein Vorgehensmodell (Phasenmodell) fest, verlangt aber die Darlegung der Phasen, Ergebnisse und der jeweiligen Qualitätssicherungsmaßnahmen (Verifizierung) und sie legt einmalig oder periodisch im Unternehmen durchzuführende Maßnahmen und pro Projekt durchzuführende Maßnahmen fest. Verlangt Maßnahmen zur Dokumentation der Projektabläufe. Die Erfüllung der Vorgaben wird durch Audits einer unabhängigen Zertifizierungstelle festgestellt. Danach werden regelmäßig Überwachungs- bzw. Wiederholungsaudits durchgeführt. ISO IEC 90003 (früher ISO 9000-3) ist eine Richtlinie für die Anwendung von ISO 9001 auf die Entwicklung und Wartung von Software. 17

ISO 9001: Kernprozesse Produktentwicklungsprozess Geschäfts- Akquisition Design und Entwicklung Test Produktion und Auslieferung Service und Support Unterstützende Prozesse Unternehmens- Management Einkaufs- Management Inventur- Management Konfigurations- Management 18

ISO 9001: Qualitätsmanagement ISO 9001 Qualitäts-Modelle Instantiiert als Organisations- Qualitäts-Handbuch Dokumentiert Organisations- Qualitäts-Prozess Wird benutzt um zu entwickeln Instantiiert als Projekt 1 Qualitäts-Plan Projekt 2 Qualitäts-Plan Projekt 3 Qualitäts-Plan Projekt-Qualitäts- Management Unterstützt 19

ISO 9001-Zertifizierung Qualitätsstandards und Abläufe sollten in einem Unternehmens-Qualitätshandbuch niedergeschrieben werden. Eine externe Stelle muss die Konformität des Qualitätshandbuchs mit ISO 9001 bestätigen. Manche Kunden verlangen ISO 9001-Konformität von den Anbietern. Weltweit mehr als 1 Millionen Organisationen sind ISO 9001- zertifiziert. 1 Trotzdem wird er als aufwendig und nicht für alle Unternehmen gleichermaßen geeignet kritisiert. 1 "ISO 9001 certifications top one million mark, food safety and information security continue meteoric increase" (Press release). International Organization for Standardization. October 25, 2010. http://www.iso.org/iso/pressrelease.htm?refid=ref1363. 20

Diskussion Kann man mit der ISO 9001 die Qualität eines Softwareprodukts zertifizieren? 21

Diskussion Kann man mit der ISO 9001 die Qualität eines Softwareprodukts zertifizieren? Antwort: Nein, ein ISO 9001-Zertifikat besagt nur, dass das Qualitätsmanagement der Firma der ISO 9001 entspricht. 22

Einführung ISO 900x Capability Maturity Model Integrated (CMMI) 23

Capability Maturity Model Integrated (CMMI) Wurzeln: Systematische Prozessverbesserung (Deming 1986) Prozessorientierte Software-Entwicklung (Humphrey 1989) Beurteilung des Reifegrads der Prozesse eines Software-Lieferanten Capability Maturity Model (CMM) (Paulk et al. 1993) Modelle als Grundlage und Gerüst für Prozessverbesserung CMM SPICE Software Process Improvement and Capability Determination (ISO/IEC 15504) CMM wird spezialisiert: für Systeme, Leute, Beschaffung,... Entwicklung eines umfassenden, zuschneidbaren Rahmenmodells: CMMI (Capability Maturity Model Integrated) 24

Geschichte des CMMI Quelle: CMMI Product Team (2006) 25

CMMI vs. ISO 9001 26

Diskussion Welche der beiden folgenden Aussagen würden Sie der ISO 9001 und welche CMMI zuordnen? 1) Eignet sich sehr gut, um die bestehende Qualitätsorientierung nach außen transparent zu machen und Vertrauen zu schaffen. 2) Hilft, eine Qualitätsorientierung aufzubauen und zu verbessern. 27

Diskussion Welche der beiden folgenden Aussagen würden Sie der ISO 9001 und welche CMMI zuordnen? 1) Eignet sich sehr gut, um die bestehende Qualitätsorientierung nach außen transparent zu machen und Vertrauen zu schaffen. 2) Hilft, eine Qualitätsorientierung aufzubauen und zu verbessern. Antwort: 1) ISO 9001. Diese ist auf Dokumentation, Überprüfbarkeit und Transparenz von bestehenden Qualitätsprozessen ausgelegt. Eine ISO 9001-Zertifizierung eignet sich damit sehr gut zum Nachweis einer Qualitätskultur. 2) CMMI. Ist darauf ausgerichtet, Schwachstellen im Qualitätsmanagement aufzudecken und gibt konkrete Handlungshinweise. 28

CMMI Prozessbereiche (Process Areas, PA) Insgesamt 22 Prozessbereiche werden beurteilt Für jeden Prozessbereich gibt es Spezifische Ziele (specific goals), die verbindlich erreicht werden müssen und Spezifische Praktiken (specific practices) zur Erreichung der Ziele. Spezifische Ziele und Praktiken sind Fähigkeitsstufen zugeordnet. CMMI kann auf spezifische Problembereiche zugeschnitten werden, indem nicht benötigte Prozessbereiche weggelassen werden. 29

CMMI: Die 22 Prozessbereiche CAR CM DAR IPM MA OID OPD OPF OPP OT PI PMC PP Causal Analysis and Resolution Configuration Management Decision Analysis and Resolution Integrated Project Management Measurement and Analysis Organizational Innovation and Deployment Organizational Process Definition Organizational Process Focus Organizational Process Performance Organizational Training Product Integration Project Monitoring and Control Project Planning PPQA QPM RD Process and Product Quality Assurance Quantitative Project Management Requirements Development REQM Requirements Management RSKM SAM TS VAL VER Risk Management Supplier Agreement Management Technical Solution Validation Verification 30

Komponenten eines Prozessbereichs 31

Komponenten eines Prozessbereichs Erforderliche Komponenten beschreiben, was eine Organisation erreichen muss, um ein Prozessgebiet zu erfüllen. 32

Komponenten eines Prozessbereichs Erwartete Komponenten beschreiben, was eine Organisation umsetzen kann, um eine erforderliche Komponente zu erfüllen. 33

Komponenten eines Prozessbereichs Informative Komponenten geben Information darüber, wie die erforderlichen und erwarteten Komponenten angegangen werden sollen. 34

Komponenten eines Prozessbereichs Diese Erklärung beschreibt den Zweck eines Prozessgebiets. 35

Komponenten eines Prozessbereichs Der Abschnitt mit den einführenden Hinweisen beschreibt die wichtigsten Konzepte für das betreffende Prozessgebiet. 36

Komponenten eines Prozessbereichs Im Abschnitt»In Beziehung stehende Prozessgebiete«werden Querverweise auf verwandte Prozessgebiete aufgeführt und die übergeordneten Beziehungen zwischen ihnen deutlich gemacht. 37

Komponenten eines Prozessbereichs Ein spezifisches Ziel beschreibt die eindeutigen Merkmale, die vorhanden sein müssen, um ein Prozessgebiet zu erfüllen. 38

Komponenten eines Prozessbereichs Generische Ziele werden»generisch«genannt, weil eine Zielbeschreibung auf mehrere Prozessgebiete zutrifft. Ein generisches Ziel beschreibt die Merkmale, die vorhanden sein müssen, um die Prozesse zur Umsetzung des Prozessgebiets zu institutionalisieren. 39

Komponenten eines Prozessbereichs Die spezifischen Praktiken beschreiben Tätigkeiten, die erwartet sind, um die spezifischen Ziele eines Prozessgebiets zu erreichen. 40

Komponenten eines Prozessbereichs Der Abschnitt typische Arbeitsergebnisse listet eine Auswahl von Ergebnissen einer spezifischen Praktik auf. Diese Beispiele werden typische Arbeitsergebnisse genannt, da es häufig weitere, ebenso effektive Arbeitsergebnisse gibt, die nicht aufgeführt sind. 41

Komponenten eines Prozessbereichs Eine Subpraktik ist eine detaillierte Beschreibung, die Anleitung zur Interpretation und Umsetzung einer spezifischen oder generischen Praktik bietet. 42

Komponenten eines Prozessbereichs Eine Praktik wird als»generisch«bezeichnet, wenn sie auf mehrere Prozessgebiete anwendbar ist. 43

Komponenten eines Prozessbereichs Die Ausarbeitung einer generischen Praktik gibt Anleitung dazu, wie die Praktik speziell auf das Prozessgebiet angewandt werden soll. 44

CMMI Beispiel eines Prozessbereichs Prozessbereich Anforderungsentwicklung (Requirements Development RD) Spezifische Ziele und Praktiken: SG 1 Kundenanforderungen entwickeln SP 1.1-1 Bedürfnisse der Beteiligten (stakeholders) sammeln SP 1.1-2 Anforderungen explizit gewinnen SP 1.2-1 Kundenanforderungen dokumentieren SG 2 Produktanforderungen entwickeln SP 2.1-1 Produkt- und Komponentenanforderungen spezifizieren SP 2.2-1 Anforderungen den Produktkomponenten zuordnen SP 2.3-1 Schnittstellenanforderungen identifizieren [Forts. nächste Folie] 45

CMMI Beispiel eines Prozessbereichs SG 3 Anforderungen analysieren und validieren SP 3.1-1 Anwendungsfälle und Betriebskonzept erstellen SP 3.2-1 Geforderte Funktionalität definieren SP 3.3-1 Anforderungen analysieren (ob notwendig und hinreichend) SP 3.4-3 Anforderungen ausbalancieren (Wünsche und Restriktionen aller Beteiligten) SP 3.5-1 Anforderungen (grob) validieren SP 3.5-2 Anforderungen umfassend validieren Zusätzlich müssen die generischen Ziele und Praktiken (zugeschnitten auf die Anforderungsentwicklung) erfüllt werden Beispiel: Erfüllung von GP 2.6 Konfiguration verwalten, indem die Anforderungen in einem Anforderungsmanagement-Werkzeug abgelegt und verwaltet werden. 46

CMMI Fähigkeitsstufen (capability levels) Jeder Prozessbereich wird auf einer sechsstufigen Ordinalskala beurteilt: 5 Optimierend (Optimizing) 4 Quantitativ geführt (Quantitatively Managed) 3 Definiert (Defined) 2 Geführt (Managed) 1 Durchgeführt (Performed) 0 Unvollständig (Incomplete) 47

CMMI Fähigkeitsstufen (capability levels) Die sechs Fähigkeitsstufen sind jeweils charakterisiert durch Generische Ziele (generic goals), die durch Generische Praktiken (generic practices) erreicht werden müssen (damit der untersuchte Prozessbereich die Fähigkeitsstufe erreicht) und das Ziel haben, einen zu dem Prozessbereich gehörigen Prozess zu institutionalisieren. Ist ein Prozessbereich abgedeckt, ist seine Fähigkeitsstufe die höchste Stufe, deren generische und spezifische Ziele durch die Prozesse und Praktiken der Organisation erreicht werden. 48

CMMI Fähigkeitsprofil Bei der Beurteilung einer Organisation entsteht ein Fähigkeitsprofil: 49

CMMI Fähigkeitsstufe 0 Decken die Prozesse einer Organisation einen Prozessbereich nicht oder nur teilweise ab, wird dieser Prozessbereich der Fähigkeitsstufe Null 5 (Unvollständig) Optimierend (Optimizing) zugeordnet. Spezifische Ziele des Prozessgebiets werden erfüllt oder auch nicht. Für 4 diesen Quantitativ Grad gibt geführt es keine (Quantitatively generischen Managed) Ziele, da es keinen Grund gibt, einen nur teilweise 3 Definiert durchgeführten (Defined) Prozess zu institutionalisieren. 2 Geführt (Managed) 1 Durchgeführt (Performed) 0 Unvollständig (Incomplete) Input? Output 50

CMMI Fähigkeitsstufe 1 Ein Prozess des Fähigkeitsgrads 1 wird als»durchgeführt«bezeichnet. Ein solcher Prozess erfüllt die spezifischen Ziele des Prozessgebiets. 5 Optimierend (Optimizing) Er unterstützt und ermöglicht die Schritte, die für die Erstellung von Arbeitsergebnissen erforderlich sind. 4 Quantitativ geführt (Quantitatively Managed) 3 Definiert (Defined) 2 Geführt (Managed) 1 Durchgeführt (Performed) 0 Unvollständig (Incomplete) Input Output 51

CMMI Fähigkeitsstufe 1 Generisches Ziel: GG1 Spezifische Ziele erreichen (für den jeweiligen Prozessbereich) Generische Praktiken: GP 1.1 Spezifische Praktiken ausführen (für den jeweiligen Prozessbereich) Fähigkeitsgrad 1 führt zwar zu wichtigen Verbesserungen, doch können diese Verbesserungen mit der Zeit verloren gehen, wenn sie nicht institutionalisiert werden. Die Institutionalisierung (die generischen CMMI-Praktiken der Fähigkeitsgrade 2 bis 5) hilft, sicherzustellen, dass Verbesserungen beibehalten werden. 52

CMMI Fähigkeitsstufe 2 Ein Prozess des Fähigkeitsgrads 2 wird als»geführt«bezeichnet. Ein geführter Prozess ist ein durchgeführter Prozess (Fähigkeitsgrad 1) mit der grundlegenden Infrastruktur zu seiner Unterstützung. Er wird im Einklang mit Leitlinien geplant und ausgeführt, setzt Fachleute mit angemessenen 5 Optimierend Ressourcen ein, (Optimizing) um kontrollierte Ergebnisse zu produzieren, und beteiligt relevante Stakeholder. Der Prozess wird überwacht, gelenkt, überprüft und auf Einhaltung seiner Prozessbeschreibung bewertet. Die Prozessdisziplin, 4 Quantitativ die im Fähigkeitsgrad geführt (Quantitatively 2 zum Ausdruck Managed) kommt, hilft sicherzustellen, dass bestehende Praktiken auch unter Belastung eingehalten werden. 3 Definiert (Defined) 2 Geführt (Managed) 1 Durchgeführt (Performed) 0 Unvollständig (Incomplete) 53

CMMI Fähigkeitsstufe 2 Generisches Ziel: GG 2 Geführten Prozess institutionalisieren Generische Praktiken: GP 2.1 Unternehmens-/Organisationspolitik etablieren GP 2.2 Prozess planen GP 2.3 Ressourcen bereitstellen GP 2.4 Verantwortlichkeiten zuweisen GP 2.5 Leute schulen GP 2.6 Konfiguration verwalten GP 2.7 Relevante Beteiligte (stakeholders) identifizieren und involvieren GP 2.8 Prozess beobachten und lenken GP 2.9 Einhaltung des Prozesses objektiv evaluieren GP 2.10 Status mit höherem Management überprüfen 54

CMMI Fähigkeitsstufe 3 Ein Prozess auf Fähigkeitsgrad 3 wird als»definiert«bezeichnet. Es ist ein geführter Prozess (Fähigkeitsgrad 2), der nach den Tailoring-Guidelines einer Organisation aus einem Satz von Standardprozessen abgeleitet wird und Arbeitsergebnisse, Messgrößen und andere Informationen zur Prozessverbesserung zu den Prozess- Assets der Organisation beiträgt. Ein entscheidender Unterschied zwischen den Fähigkeitsgraden 5 Optimierend 2 und (Optimizing) 3 ist der Geltungsbereich der Standards, Prozessbeschreibungen und Verfahren. Auf Fähigkeitsgrad 2 können sich die Normen, Prozessbeschreibungen und Verfahren zwischen den einzelnen Umsetzungen eines 4 Quantitativ geführt (Quantitatively Managed) Prozesses (z.b. für ein bestimmtes Projekt) erheblich unterscheiden. 3 Definiert (Defined) 2 Geführt (Managed) 1 Durchgeführt (Performed) 0 Unvollständig (Incomplete) 55

CMMI Fähigkeitsstufe 3 Generisches Ziel: GG 3 Definierten Prozess institutionalisieren Generische Praktiken: GP 3.1 Definierten Prozess etablieren GP 3.2 Verbesserungsinformation sammeln 56

CMMI Fähigkeitsstufe 4 Ein Prozess auf Fähigkeitsgrad 4 wird als»quantitativ geführt«bezeichnet. Ein quantitativ geführter Prozess ist ein Prozess von Fähigkeitsgrad 3, der mit statistischen und anderen quantitativen Techniken gelenkt wird. Quantitative Ziele für die Qualität und die Prozessleistung werden etabliert und als Kriterien bei der Führung des Prozesses verwendet. Qualitäts- und Prozessleistung sind als statistische Größen verstanden 5 Optimierend und werden während (Optimizing) der gesamten Lebensdauer eines Prozesses geführt. 4 Quantitativ geführt (Quantitatively Managed) 3 Definiert (Defined) 2 Geführt (Managed) 1 Durchgeführt (Performed) 0 Unvollständig (Incomplete) 57

CMMI Fähigkeitsstufe 4 Generisches Ziel: GG 4 Quantitativ geführten Prozess institutionalisieren Generische Praktiken: GP 4.1 Quantitative Vorgaben für den Prozess etablieren GP 4.2 Leistung der Subprozesse stabilisieren 58

CMMI Fähigkeitsstufe 5 5 Optimierend (Optimizing) 4 Quantitativ Ein Prozess geführt des Fähigkeitsgrads (Quantitatively 5 Managed) wird als»prozess- Optimierung«bezeichnet. Es ist ein Prozess von Fähigkeitsgrad 4, 3 der Definiert der ständigen (Defined) Verbesserung der Prozessleistung durch inkrementelle und innovative Maßnahmen unterworfen ist. 2 Geführt (Managed) 1 Durchgeführt (Performed) 0 Unvollständig (Incomplete) 59

CMMI Fähigkeitsstufe 5 Generisches Ziel: GG 5 Optimierenden Prozess institutionalisieren Generische Praktiken: GP 5.1 Kontinuierliche Prozessverbesserung sicherstellen GP 5.2 Probleme an ihren Wurzeln beheben 60

CMMI Bestimmung der Reifestufe einer Organisation Reifestufe 1 (Initial) Keine Anforderungen. Reifestufe 2 (Geführt / Managed) Die folgenden Prozessbereiche müssen mindestens auf Fähigkeitsstufe 2 sein: REQM Requirements Management MA Measurement and Analysis PMC Project Monitoring and Control PP Project Planning PPQA Process and Product Quality Assurance SAM Supplier Agreement Management CM Configuration Management 61

CMMI Bestimmung der Reifestufe Reifestufe 3 (Definiert / Defined) Die folgenden Prozessbereiche müssen mindestens auf Fähigkeitsstufe 3 sein: Alle Prozessbereiche mit Ausnahme von OPP Organizational Process Performance QPM Quantitative Project Management OID Organizational Innovation and Deployment CAR Causal Analysis and Resolution 62

CMMI Bestimmung der Reifestufe Reifestufe 4 (Quantitativ geführt / Quantitatively managed) Die folgenden Prozessbereiche müssen mindestens auf Fähigkeitsstufe 3 sein: Alle Prozessbereiche mit Ausnahme von OID Organizational Innovation and Deployment CAR Causal Analysis and Resolution Reifestufe 5 (Optimierend / Optimizing) Alle Prozessbereiche müssen mindestens auf Fähigkeitsstufe 3 sein. 63

Prozessbeurteilung und -verbesserung mit CMMI CMMI gibt einen Rahmen vor für Beurteilung (appraisal) der Prozesse einer Organisation Prozessverbesserung (process improvement). Beurteilungsverfahren: Kein vorgeschriebenes Verfahren, sondern Vorgaben, die ein Verfahren erfüllen muss: ARC (Appraisal Requirements for CMMI; CMU/SEI-2006-TR-011) SEI-eigenes, ARC-konformes Verfahren: SCAMPI (Standard CMMI Appraisal Method for Process Improvement, CMU/SEI-2006-HB-002) 64

Ziele einer Prozessbeurteilung Beurteilung im Rahmen von Prozessverbesserung Feststellen des aktuellen Stands Identifikation von Verbesserungsmöglichkeiten Überprüfung der Wirksamkeit eingeleiteter Maßnahmen Darlegung der Prozessqualität der eigenen Organisation gegenüber Kunden oder Lieferanten Weil ein Kunde es als Voraussetzung für eine Auftragserteilung verlangt 65

Andere Verfahren SPICE / ISO 15504 (Software Process Improvement and Capability determination) Heute einzige ernsthafte Alternative zu CMMI Mehr Information: http://www.isospice.com/ Bootstrap Trillium Ursprünglich ein EU-Projekt zur Prozessbeurteilung und -verbesserung Bedeutung als Vorläufer und Ideenlieferant von SPICE Heute nicht mehr verwendet Erweiterung von CMM, speziell für Telekommunikationssoftware Entwickelt 1994 von Bell Canada Scheint nicht mehr verwendet zu werden 66

Neue Prozessmodelle ITIL (Information Technology Infrastructure Library) Praktiken für Dienstleistungsmanagement mit IT-Systemen Beschreibt die für den Betrieb einer IT-Infrastruktur notwendigen Prozesse, die Aufbauorganisation und die Werkzeuge. 67

Neue Prozessmodelle SPM (Software-Produktmanagement Referenzmodell) Praktiken zur Planung und Einführung von Software als Produkt 68

Zusammenfassung: In diesem Abschnitt haben wir behandelt: Grundlagen Prozessmanagement ISO 9001 CMMI Verlaufsdarstellung Gestufte Darstellung Im nächsten Abschnitt werden wir uns dann mit Software- Qualitätsverbesserung auf technischer (statt organisatorischer) Ebene anhand von Software-Metriken beschäftigen. 69