Thema Burnout. - Soziologische Perspektiven

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Transkript:

Thema Burnout -

Fragen Neben individualpsychologischen Aspekten, spielt die Organisationsdynamik eine Rolle und der Kontext der Arbeitswelt Organisationsdynamik: Wie ist die Situation auf der Arbeit? (Organisationsstruktur, Beziehungen, Prozesse, Kommunikation) Gesellschaftlich Ebene: Was für ein Krankheitsverständnis herrscht in der Gesellschaft vor? Was bedeutet das für den Genesungsprozess? Was ist die gesellschaftliche Rolle von (Erwerbs-)arbeit? Wie sieht die Arbeitswelt aus?

Gesellschaftliche Ebene: Wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen Burnout Burnout als Metapher - Krankheitsverständnis Soziologische Sicht auf die Arbeitswelt Erwerbsarbeit als Norm Organisationsdynamik: Sichtweisen von befragten Supervisor*innen der Studie Arbeit und Leben in Organisationen (2008-2011 in 2 Wellen) Durchgeführt im Auftrag der der deutschen Gesellschaft für Supervision e.v. unter der Beteiligung des Sigmund-Freud-Instituts (Leitung Prof. Dr. Dr. Rolf Haubl) und der Professur für Industrie- und Techniksoziologie der TU Chemnitz (Leitung: Prof. Dr. G. Günter Voß) Fokus: Arbeits- und Lebensbedingungen, psychosoziale Situation von Mitarbeitenden in Organisationen vor dem Hintergrund sich wandelnder Arbeitsbedingungen

- Gesellschaftliche Ebene Feststellung: Umfangreicher gesellschaftlicher Diskurs mit Phänomen Burnout Wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Ursachen und Kontext marginal Individualisierung von Burnout: Interventions- und Präventionsmaßnahmen sind individuell Selbsteinschätzung und beobachtung wird zur Pflicht

Burnout als Metapher Metaphern: Energie, Tank, Akku, Reserven leer Welche Vorstellung verbirgt sich dahinter? Verharmlosende Vorstellung (?) Suggeriert, dass nach der Genesung mit gleicher Energieeffizienz ohne Einschränkung bei gleicher Arbeitsbelastung und gleichem Arbeitstempo dieselbe Leistung erbracht werden kann wie vor dem Burnout.

Soziologische Sicht auf die Arbeitswelt Subjektivierung der Arbeit: Eigenverantwortlichkeit, unternehmerisches Denken, Selbstverwirklichung, Einbringung aller Potenziale (Kreativität, Innovation, Kommunikativität, soziale und emotionale Kompetenz) Entgrenzung der Arbeit: Die Lebensbereiche Arbeit, Freizeit und Privatleben sind nicht mehr trennbar Verunsicherung Wandel der Beschäftigungsverhältnisse

Soziologische Sicht auf die Arbeitswelt Norm der Erwerbsarbeit Identifikation mit der Leistungsgesellschaft und der eigenen Arbeit Verteilung von Anerkennung Nur Faulheit wird als Normabweichung gedeutet nicht Mehrarbeit Präsentismus Realisierung und Ignorierung von Müdigkeit Weiterarbeit trotz Müdigkeit dient als Signal an Kolleg*innen und Konkurrent*innen seine Leistung und Belastung zu demonstrieren Vermeidung und Abwertung von Langeweile ( Angst innerer Leere)

- Studie Arbeit und Leben in Organisationen Fazit: Die Befragung half, das weit verbreitete Gefühl zu objektivieren, dass die Arbeitsbedingungen turbulenten Veränderungen unterliegen, die den Beschäftigten zwar auch Chancen für mehr Selbstverwirklichung bieten, aber überwiegend doch ein Risiko für ihr subjektives Wohlbefinden und mehr noch für ihre psychische Gesundheit sind. als ich da hinkam, hatte die Leitungskraft 600 Überstunden. Und alles, was unter 100 war, war irgendwie [ ] also die arbeiten nicht richtig. (F 5) Literatur: Haubl, R., Voß, G. G., Alsdorf, N. und Handrich, Ch.(2013): Belastungsstörung mit System : Die zweite Studie zur psychosozialen Situation in deutschen Organisationen

- Studie Arbeit und Leben in Organisationen Selbstgefährdung Widersprüchliche Anforderungen werden zu inneren Dilemmata Demoralisierung das ist das nächste große Thema, nicht nur, ich schaffe meine Arbeit nicht mehr, sondern, ich weiß eigentlich nicht gar nicht mehr, was ich bewirke. Also das Gefühl von Ohnmacht, und das ist ja etwas, was dann wirklich auch in Krankheit, psychische Erkrankung führt, dass nimmt zu. (F13) Demoralisierung: Verlust des Gefühls, die Arbeitsbedingungen wirksam gestalten zu können, was ihre Beschäftigte ohnmächtig macht und ihre Arbeitsmotivation angreift (S.114)

- Studie Arbeit und Leben in Organisationen Neben der Selbstfürsorge für die eigene Gesundheit am Arbeitsplatz besteht auch eine Fürsorgepflicht seitens des Unternehmens Resilienzfaktoren tragen zu einer salutogenen Arbeitsumgebung bei: Anerkennung Leistungsgerechtigkeit Führungskompetenz Kollegialität Resilienz: Psychische Fähigkeit, Lebenskrisen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu bewältigen ( Immunsystem der Seele )

Danke für Eure Aufmerksamkeit!