Directionality Effect beim Gebärdensprachdolmetschen



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Directionaity Effect beim Gebärdensprachdometschen Weche Dometschrichtung präferieren Gebärdensprachdometscher in der Schweiz? Tei 1 124 DZ 93 13 Von mireie audeoud und tobias haug Über Gebärdensprachdometscher 1, deren Erstsprache eine gesprochene Sprache ist, wird berichtet, dass sie das Dometschen von Gebärdensprache in gesprochene Sprache (fachsprachich: Voicen) schwieriger finden as das Dometschen in umgekehrter Richtung (Nicodemus 2011). Das Zie der voriegenden Studie war es, das Phänomen Voicen aus der Sicht von Gebärdensprachdometschern näher zu beschreiben: (1) Wird das Voicen as schwieriger wahrgenommen? (2) Fas ja weche Erkärungsansätze werden seitens der Dometscher gegeben? Um diese Fragen zu beantworten, wurden zwei verschiedene Befragungen durchgeführt, die sich bezügich der Vorgehensweise (quantitative/standardisierte versus quaitative Befragung) und der Stichproben (tätige Dometscher mit unterschiedicher Berufserfahrung versus Dometschausbidner) voneinander unterscheiden. Im ersten Tei des Artikes werden die Ergebnisse der quantitativen Erhebung dargestet, d. h. die Ergebnisse der Teefoninterviews, die mit den beteiigten Deutschschweizer Dometschern in der Schweiz durchgeführt wurden. Im zweiten Tei des Artikes, der in der nächsten Zeichen-Ausgabe erscheinen wird, werden die Ergebnisse der vertiefenden Interviews dargestet. 1. Ausgangsage In der Fachiteratur über das Dometschen in gesprochenen Sprachen herrscht Uneinigkeit darüber, ob die Richtung des Dometschens aso das Dometschen von einer Zweitsprache (L2/B-Sprache 2 ) in eine Erstsprache (L1/A-Sprache) oder umgekehrt zu einer jeweis besseren Dometschquaität beiträgt (Denissenko 1989; Wiiams 1995; Seeskovich 1999; A-Saman & A-Khandi 2002; Gie 2005). Hierzu ist zu bemerken, dass Gie (2005) diese Uneinigkeit nicht nur auf unterschiediche empirische Befunde in Bezug auf die Dometschrichtung zurückführt, sondern auch auf differierende Ausrichtungen unterschiedicher Dometsch-Schuen: Je nach favorisierter Dometschrichtung wird z. B. dem Sprachverständnis bzw. der -produktion unterschiediche Wichtigkeit im Dometschprozess beigemessen (van Dijk et a. 2011). Die grundsätzich unterschiedichen Positionen assen sich wie fogt umreißen: Das sichere Verständnis einer L1 trägt dazu bei, dass eine bessere Verdometschung in die Ziesprache (L2) mögich ist ( Paris schoo Seeskovitch 1999; Déjean Le Féa 2003). Im Gegensatz dazu steht die Position, dass es einfacher sei, von einer L2 in die eigene L1 zu dometschen, da das Äquivaent in der eigenen Sprache (L1) schneer abgerufen werden könne as in einer L2 und somit die Produktion besser sei ( Soviet schoo Denissenko 1989; Christoffes & de Groot 2005). Des Weiteren können auch noch andere Faktoren eine Roe spieen, bspw. die Vertrautheit mit einem bestimmten Themengebiet (A-Saman & A-Khandi 2002). Gebärdensprachdometscher dometschen von einer Gebärdensprache (kurz GS) in eine gesprochene Sprache (Lautsprache, kurz LS) und umgekehrt. In der Deutschschweiz kommt hinzu, dass sie neben der Deutschschweizer Gebärdensprache auch einen schweizerdeutschen Diaekt und Hochdeutsch as Arbeitssprachen verwenden. Über Gebärdensprachdometscher, deren Erstsprache eine gesprochene Sprache ist, wird berichtet, dass sie das Dometschen von Gebärdensprache in gesprochene Sprache schwieriger finden as das Dometschen in umgekehrter Richtung (Nicodemus 2011). Zu diesem Phänomen gibt es unterschiediche sicherich sich ergänzende und überschneidende Erkenntnisse aus empirischen Untersuchungen, wobei die unterschiedichen Facetten dieses Phänomens jedoch nicht präzise beschrieben wer- 1 Aus Gründen der Leserfreundichkeit verwenden wir durchgängig nur die männiche Form, gemeint sind damit aber immer Männer und Frauen. 2 Beim Konferenzdometschen (in gesprochenen Sprachen) wird eine Einteiung der Arbeitssprachen vorgenommen, aus wechen Sprachen in weche Sprachen ein Dometscher dometscht. Normaerweise dometschen Konferenzdometscher ausgehend von einer B- oder C-Sprache (Zweit- bzw. Drittsprache) immer in ihre A-Sprache (Erstsprache) (AIIC 2009). Eine soche Einteiung kann beim Gebärdensprachdometschen nicht vorgenommen werden, da Gebärdensprachdometscher immer von ihrer A-Sprache (z. B. Deutsch, Schweizerdeutsch) in ihre B-Sprache (Gebärdensprache) und umgekehrt dometschen. Die Einteiung in L1 (Erstsprache; eng.: first anguage) und L2 (Zweitsprache; eng.: second anguage) stammt aus der Spracherwerbsforschung und wurde auch in der voriegenden Untersuchung zugrunde geegt.

den. Fogende Punkte scheinen von Reevanz zu sein: Eine Studie aus den USA (Nicodemus 2011) hat Dometscher nach ihrer Präferenz befragt: Dometschen sie bevorzugt von Amerikanischer Gebärdensprache (American Sign Language; ASL) ins Engische oder umgekehrt? Dometscher mit weniger as fünf Jahre Berufserfahrung, die ASL as L2 im Erwachsenenater erworben haben, gaben an, bevorzugt von Engisch in ASL zu dometschen. Die eigene Präferenz der Dometscher wurde anschießend mit der jeweis gezeigten Dometschquaität vergichen. Hier zeigte sich, dass die eigene Präferenz und die entsprechende Dometschquaität nicht kongruent waren. Dometscher mit weniger Berufserfahrung dometschten entgegen der eigenen angegebenen Präferenz besser von ASL in Engisch (Nicodemus 2011). Eine Studie aus den Niederanden (van Dijk et a. 2011) kam zu anderen Ergebnissen: In einer experimenteen Untersuchung fanden die Forscher heraus, dass die Quaität beim Dometschen aus gesprochenem Niederändisch in die Niederändische Gebärdensprache besser war as in umgekehrter Richtung. Das Erwerbsater der Gebärdensprache (L1 vs. L2), überprüft durch den Hörstatus der Etern, spiete keine Roe in Bezug auf die Dometschquaität (van Dijk et a. 2011). Die Berufserfahrung wurde in dieser Untersuchung nicht thematisiert. 1. Erhebung: Standardisierte Teefoninterviews (N = 45) Auswertung 2. Erhebung: Vertiefende quaitative Interviews (N = 4) Auswertung Beide Studien gehen nicht darauf ein, ob das Dometschen in eine bestimmte Richtung tatsächich schwieriger ist, wie dieses Phänomen von den Dometschern wahrgenommen wird und weche Gründe Letztere dafür anführen. 2. Fragesteungen Vor dem oben dargeegten Hintergrund war es erkärtes Zie der voriegenden Untersuchung, das Phänomen Voicen aus Sicht der Gebärdensprachdometscher näher zu beschreiben. Hieraus assen sich fogende Forschungsfragen abeiten: 1. Wird das Dometschen von einer L2 (Gebärdensprache) in eine L1 (Schweizerdeutsch, Hochdeutsch) aso das Voicen von Gebärdensprachdometschern as schwieriger wahrgenommen as das Dometschen in umgekehrter Richtung? Präferenz der Dometschrichtung subjektive Begründung Aspekte, die eine gute Voiceeistung beeinfussen Darsteung im ersten Tei des Artikes erkärungsmode Praxisreevante Überegungen Darsteung im zweiten Tei des Artikes 2. Wie erkären sich Gebärdensprachdometscher, warum das Dometschen von der Deutschschweizer Gebärdensprache in eine gesprochene Sprache schwierig ist? Aus diesen Erkärungsansätzen soen Hypothesen abgeeitet werden, die as Grundage für weitere Forschungsprojekte dienen können. In der konkreten Umsetzung können diese Erkärungsansätze in die Lehre eingebunden werden. 3. Durchführung Abbidung 1 visuaisiert die einzenen Projektschritte und deren Abfoge. Demnach wurde in einer ersten Erhebung die Grundgesamtheit der Abb. 1: Die einzenen Projektschritte und deren Abfoge DZ 93 13 125

126 DZ 93 13 Deutschschweizer Dometscher über die Procom 3 gebeten, an einem standardisierten Teefoninterview teizunehmen. Anhand dieser Erhebung sote zum einen quantitativ geprüft werden, ob die Annahme, Voicen sei schwieriger, zutrifft; zum anderen wurde versucht, erste Begründungen für eventuee Schwierigkeiten zu sammen. Die zweite Erhebung mit einzenen wenigen Interviewpartnern diente der Vertiefung der Erkenntnisse aus der ersten Erhebung: Es wurden Dometscher im deutschsprachigen Raum interviewt, die in der Lehre tätig sind und deswegen eine Metaperspektive auf die Probematik haben. Diese Metaperspektive wird genutzt, um Erkärungsmodee (Hypothesen) über die Schwierigkeiten beim Voicen erhaten zu können. Des Weiteren ging es um eine erste Darsteung von mögichen Lösungen für die Aus- und Weiterbidung. 3.1. Teefoninterviews In den Teefoninterviews wurden fogende Aspekte/Themen befragt: Persöniche Angaben zu Ater und Gebärdenspracherwerb sowie Auftragsage/Pensum; Präferenzen der Richtung mit quaitativer Begründungsmögichkeit; offene Fragen zum Voice-Setting, Schwierigkeiten; Wichtigkeit von vorgegebenen, beeinfussenden Aspekten für gutes Voicen; subjektive Einschätzungen zu Sprachkompetenzen (Produktion und Rezeption) sowie Dometschkompetenz. Um die Vergeichbarkeit der Teefoninterviews zu garantieren, wurden sie immer von derseben Interviewerin durchgeführt, wobei dem jeweiigen Interview ein und dersebe Fragebogen zugrunde geegt war (angeehnt an Nicodemus 2011; zu den Erkärungen der Dometscher vg. Abschnitt 4.4). Nach Durchführung der Teefoninterviews wurden diese statistisch ausgewertet. In erster Linie gat es, die Häufigkeit der präferierten Dometschrichtung zu berechnen; außerdem wurden Gruppenvergeiche angestet, die erkären, ob bspw. Berufserfahrung und Muttersprache einen Effekt auf die Präferenz ausüben. Die Antworten zu den offenen Fragen (Erkärungsansätze) wurden inhatsanaytisch zu Kategorien zusammengefasst und verdichtet beschrieben. Die Ergebnisse dieser ersten Erhebung werden im voriegenden Artike dargestet. 3.2. Vertiefende Interviews Die Ergebnisse der ersten Erhebung wurden in einem nächsten Schritt durch vertiefende Interviews präzisiert. Hierfür wurde ein quaitatives Vorgehen gewäht, um die Erkärungsansätze und Begründungen der Schwierigkeiten, die bereits in den Teefoninterviews genannt worden waren, zu präzisieren. Dazu wurden vier Dometscher interviewt (angeehnt an Meuser und Nage 1997, 481), die geichzeitig in der Ausbidung und Praxisbegeitung in Studiengängen für Gebärdensprachdometschen im deutschsprachigen Raum tätig sind. Sie teien unser Interesse an diesen Fragesteungen und sind fähig, ihr Erfahrungswissen und ihre subjektiven Theorien differenziert darzuegen aufgrund der Tatsache, dass sie sebst dometschen, zusätzich jedoch aus der Metaperspektive der Lehrenden die Probematik bei Studierenden kennen. Sie wurden gebeten, die bisherigen Ergebnisse zu refektieren 4 und Erkärungsmodee darzuegen. In den Interviews wurden vor aem fogende drei Aspekte behandet: Meinungen und Kommentare zum geesenen Zwischenbericht; Antworten auf die Frage, warum Voicen ein Probem sein kann; Ideen zur Verbesserung der entsprechenden Anteie in Aus- und Weiterbidung. Da es jedoch geichzeitig darum gehen sote, die Erkärungsmodee festzuhaten, die bezügich der Probeme beim Voicen angeführt wurden, wurde diese Erhebungsmethode ergänzt durch ein Struktur-Lege- Verfahren. Hierbei handet es sich um eine Visuaisierungsmögichkeit (ähnich der Diaog-Konsens-Methode, Marsa 1997) während des Interviews. Dabei sind die Erkärungen von der Interviewerin stichwortartig auf Karten notiert und zusammen mit der Befragten as Erkärungsstruktur geegt/gezeichnet worden. Die Interviews wurden transkribiert 5 und die vier Strukturbider sche- 3 Procom ist die Schweizer Zentrae für Gebärdensprach-Dometschdienste (Dometschen, Text- und Videovermittung) und damit der Arbeitgeber der angefragten Schweizer Dometscher (s. http://www. procom-deaf.ch/de/defaut.aspx). 4 Dazu wurde ihnen ein Zwischenbericht über die Ergebnisse der ersten Erhebung zugesandt. 5 Da es sich bei den Befragten um bekannte Experten handet, wurden die Interviews anonymisiert. Um diese Anonymität aufrechtzuerhaten, wird hier auf eine genaue Stichprobendarsteung verzichtet.

matisch aufgezeichnet. Die Transkriptionen sind im Sinne der Grounded Theory ausgewertet worden (Strauss & Corbin 1996). 6 Im Fokus standen dabei vor aem hypothesenartige Aussagen (Wenn-dann-Aussagen), die Erkärungsansätze iefern, die die Strukturbider unterstützen. Anschießend wurde ein Gesamtmode erstet, weches Ähnichkeiten der vier Strukturbider und der seitens der Befragten angeführten Einfussfaktoren repräsentiert. Die Ergebnisse aus dieser quaitativen Erhebung werden im 2. Tei des Artikes dargestet. 4. Ergebnisse der Teefoninterviews (erste Erhebung) 4.1. Stichprobenbeschreibung Schweizer Stichprobe Wie weiter oben bereits beschrieben, wurde in einem ersten Schritt die Gesamtpopuation der Gebärdensprachdometscher der Deutschschweiz (N = 52) über Procom gefragt, ob sie sich für ein Teefoninterview zur Verfügung steen (dreimaige Anfrage zwischen Ende Apri und Mitte Juni 2012). 38 der mögichen 52 Dometscher erkärten sich zur Teinahme bereit. Dies stet eine Responderrate von 73 % dar, was as sehr hoch zu werten ist (vg. Tab. 1). Des Weiteren wurden 7 Dometscher aus Deutschand in die Stichprobe aufgenommen einerseits, um die Gesamtzah zu erhöhen, andererseits handete es sich bei diesen Dometschern um CODAs (Chidren of Deaf Aduts), die geziet angefragt wurden, 7 um zu überprüfen, ob ein Effekt dadurch entsteht, dass Gebärdensprache as Muttersprache verwandt wird. Die ungeiche Geschechterverteiung ist für diese Berufsgruppe durchaus übich. Bezügich des Aters ist zu bedenken, dass die Ausbidung in der Schweiz modifiziert wurde und erst seit 2006 deutich jüngere Studierende aufgenommen werden (Boyes Braem, Haug & Shores 2012). Es sote zudem beachtet werden, dass die Stichprobe aus Deutschand sich vor aem dadurch unterscheidet, dass sie mehr Dozierende der Deutsche Stichprobe Tota abs. re. abs. re. abs. re. Tota 38 84 % 7 16 % 45 100 % Geschecht weibich 36 95 % 6 85 % 42 93 % männich 2 5 % 1 15 % 3 7 % Atersgruppen 32 40 11 29 % 3 43 % 14 31 % 41 50 19 50 % 4 57 % 23 51 % 51 65 8 21 % 0 8 18 % Muttersprache Schweizerdeutsch 28 74 % 0 28 62 % Hochdeutsch 2 5 % 4 57 % 6 14 % GS 8 + LS 1 3 % 3 43 % 4 9 % Anders 9 7 18 % 0 7 15 % Berufsjahre 2 5 Jahre ( Novizen ) 14 21 % 0 14 31 % 6 26 Jahre 24 79 % 7 100 % 31 69 % Gebärdensprachdometscherausbidung beinhatet. Zudem ist die deutsche Dometschgruppe minima jünger (M dt = 40J, SD = 4.8, M ch = 44J, SD = 8.0), hat eine signifikant ängere Berufspraxis (M dt = 15.5J, SD = 2.7, M ch = 9.8J, SD = 6.7, p =.002) sowie eine andere Auftragsage: Sie voicen signifikant öfter (M dt = 44%, SD = 13.7, M ch = 30%, SD = 13.3, p =.038) und sind 6 Nur die Aussagen zur Verbesserung der Aus- und Weiterbidung sind as Themen oder Kategorien gesammet worden, die dann im 2. Tei des Artikes zusammengetragen werden. 7 Die Anfrage erfogte aufgrund persönicher Kontakte, sodass die 7 Dometscher keine Zufasstichprobe darsteen. 8 Hausgebärden, LBG oder DSGS/DGS. 9 Zwei Personen haben Itaienisch as Muttersprache, 5 Personen sind biingua mit zwei Lautsprachen aufgewachsen (2 Schweizerdeutsch-Deutsch, 2 Schweizerdeutsch-Engisch, 1 Schweizerdeutsch-Tschechisch). Tab. 1: Stichprobenbeschreibung (N = 45) DZ 93 13 127

Tab. 2: Sebsteinschätzungen der Sprachund Dometschkompetenzen (43 < N < 45), Skaierung 1 (sehr schecht) bis 7 (muttersprachich) 10 128 DZ 93 13 Tab. 3: Sebsteinschätzungen Sprach- und Dometschkompetenzen zwischen Berufserfahrungsgruppen (44 < N < 45), Skaierung 1 (sehr schecht) bis 7 (muttersprachich) 12 10 Diese Sebsteinschätzungen müssen as rein subjektive Einschätzungen verstanden werden. 11 Da sich die Anzah der Probanden in den beiden Gruppen stark unterscheidet und geichzeitig eine rechtsschiefe Verteiung bei den Kompetenzeinschätzungen zu verzeichnen ist, wurde ein Mann-Whitney-U- Test durchgeführt. 12 Korreationen zwischen der Anzah an Berufsjahren und Kompetenzen sind signifikant (.449** < r <.659**). 13 Auch hier wurde ein Mann-Whitney-U- Test durchgeführt. 14 Die Präferenzgruppen wurden fogendermaßen gebidet: In die Gruppe der LS-in- GS-Bevorzuger wird eine Person eingeteit, wenn sie mindestens zwei Ma dassebe bevorzugt bei den Variaben kompetenter, woher, ieber. Bezügich der Voicen-Bevorzuger wurde genauso vorgegangen. Die weiteren Personen sind in der dritten Gruppe keine Präferenz erfasst. Sprachkompetenz GS mehrheitich im akademischen Setting tätig. Diese Unterschiede werden auch sichtbar, wenn es um die Sebsteinschätzungen der Gebärdensprachkompetenzen und Dometschkompetenzen geht (vg. Tab. 2). Würde ein Vergeich angestet werden zwischen CODAs und Nicht- CODAs, ergäben sich ebenfas signifikante Unterschiede bezügich der Gebärdensprachproduktion und beiden Dometschrichtungen; CODAs bewerten diese höher. Des Weiteren hat auch die Berufserfahrung einen Einfuss auf die Sebsteinschätzung: Je änger die Berufserfahrung währt, desto signifikant höher faen die Einschätzungen der Sprach- und Dometschkompetenzen aus (vg. Tab. 3). Es so noch kurz darauf hingewiesen werden, dass ein Zusammenhang besteht zwischen dem prozentuaen Antei des Voicens bei den Dometschaufträgen und den Sebsteinschätzungen bezügich der Gebärdensprachrezeption (r =.324*) und der Kompetenz im Voicen (r =.334*). Je mehr Arbeitsaufträge angenommen werden (können), desto besser fät die Sebsteinschätzung aus und umgekehrt. 4.2. Präferenz der Dometschrichtung Die erste Fragesteung ob das Dometschen von einer L2 (Gebärdensprache) in eine L1 (Schweizerdeutsch, Hochdeutsch) as schwieriger wahrgenommen wird as die umgekehrte Dometschrichtung, so mit Schweizer Stichprobe (N = 38) Deutsche Stichprobe (N = 7) M SD M SD p 11 Produktion 4.92.71 5.71.76.020 Rezeption 4.86.95 5.86.69.018 Dometschkompetenz LS in GS 5.19.78 6.14.69.008 Dometschkompetenz Voicen 4.64.83 6.14.90.001 Sprachkompetenz GS der Präferenz der Dometschrichtung beantwortet werden. Die Präferenzkategorien sind entweder von Lautsprache in Gebärdensprache (LS in GS) oder das Voicen; eine dritte Antwortmögichkeit besteht darin, dass keine Richtung präferiert wird, sondern beide Richtungen as geich einfach oder schwierig empfunden werden, die Kompetenz in beiden Richtungen geich ist und in beide Richtungen geichermaßen gerne gedometscht wird. Hieraus wurden drei sogenannte Präferenzgruppen gebidet 14, deren Verteiung der untersten Zeie von Tabee 4 zu entnehmen ist. Es wird deutich, dass das Voicen tatsächich weniger präferiert wird. Berufserfahrung bis 5 Jahre (N = 14) änger (N = 31) M SD M SD p 13 Produktion 4.62.63 5.23.76.018 Rezeption 4.29.91 5.37.81.001 Dometschkompetenz LS in GS 4.86.77 5.57.77.009 Dometschkompetenz Voicen 4.21.70 5.21.98.002

In wecher Richtung LS in GS Voicen beides geich/ keine Präferenz Aerdings fät auf, dass das Nicht-Präferieren eher öfter gewäht wird, as sich für eine Richtung zu entscheiden. 4.3. Beeinfussende Faktoren abs. re. abs. re. abs. re. einfacher 19 42 % 1 2 % 25 56 % kompetenter 21 49 % 6 14 % 16 37 % woher 20 44 % 3 7 % 22 49 % ieber arbeiten 14 31 % 8 18 % 23 51 % Präferenzgruppe 19 42 % 4 9 % 22 49 % 15 Es ist nochmas darauf hinzuweisen, dass sich diese Gruppe zu einem hohen Antei aus der Stichprobe mit deutschen CODAs rekrutiert. Wie in Kapite 1 zur Ausgangsage angesprochen, gibt es verschiedene Einfussfaktoren, die die Wah der Präferenz beeinfussen. Beispiesweise kann gefragt werden, weche Gruppe (deutsche Dometscher, Novizen, CODAs, Voice-Pensum etc.) sich übermäßig häufig in einer Präferenzgruppe verortet. Die Verteiung der Präferenzgruppe zwischen der Schweizer und der deutschen Stichprobe unterscheidet sich: Die deutschen Dometscher vertreten eher die Voice- Gruppe oder die dritte Gruppe (c 2 (2) = 12.35, p =.002). Es wird davon ausgegangen, dass eine größere Berufserfahrung mit einer erhöhten Sicherheit in beiden Dometschrichtungen einhergeht. Der Zusammenhang mit der Berufserfahrung ist aerdings nicht signifikant (c 2 (2) = 3.03, p =.220), jedoch bezeichnend: Diejenigen, die weniger as 6 Jahre Berufserfahrung haben, ordnen sich nicht in der Voice-Präferenzgruppe ein. Es besteht kein Unterschied, wenn CODAs mit Nicht-CODAs vergichen werden. Weiterhin kann nach Zusammenhängen gefragt werden. Der Zusammenhang zwischen Präferenzgruppe und dem prozentuaen Antei an Voice- Aufträgen im Arbeitspensum ist zwar ebenfas nicht signifikant, aber ogisch nachvoziehbar; die Voice-Präferenzgruppe hat einen sehr vie größeren Antei an Voice-Aufträgen as die beiden anderen Gruppen (M LS-GS = 29 %, SD = 17.06, M Voicen = 46 %, SD = 18.88, M keine = 33 %, SD = 8.67, p =.076); dies kann bedeuten, dass diese Gruppe durch mehr Aufträge mehr Übung hat. Geprüft werden kann auch, ob ein Zusammenhang besteht zwischen Sprachkompetenz GS Präferenz LS in GS (N = 19) den Präferenzgruppen und der Gebärdensprachkompetenz bzw. Dometschkompetenz. Aus den Ergebnissen wird sichtbar, dass vor aem die Voice-Kompetenz einen Einfuss hat, nicht so sehr die Sprachkompetenz (vg. Tab. 5). Deutich wird, dass die Voice-Präferenzgruppe 15 deskriptiv gesehen höhere Werte sowoh in der Sprachkompetenz as auch in der Dometschkompetenz hat bei geichzeitig niedrigerer Varianz. Der Gruppenunterschied zeigt sich in der Dometschkompetenz Voicen am deutichsten und ist signifikant (p =.001): Die Präferenzgruppe Voicen hat hier kar die höchsten Werte. Je besser aso die Sebsteinschätzung bezügich der Voice-Kompetenz ausfät, desto eher git die vermeintich schwierigere Richtung nicht mehr as so schwierig, sondern wird bevorzugt. Ebenfas ist darauf hinzuweisen, dass die LS-in-GS-Präferenzgruppe höhere Mittewerte in der Gebärdensprachproduktion (M Prod = 5.05), aber niedrigere Mittewerte in der Gebärdensprachrezeption zeigt (M Rez = 4.79). Umgekehrt verhät es sich in der Voice-Präferenzgruppe, jedoch auf einem höheren Niveau (M Rez = 6.00, M Prod = 5.25). Die Mittewerte faen Präferenz Voicen (N = 4) Keine Präferenz (N = 22) M SD M SD M SD p Produktion 5.05.71 5.25.50 5.00.87.020 Rezeption 4.79.98 6.00.82 5.05.92.018 Dometschkompetenz LS in GS 5.33.77 6.00.82 5.23.87.008 Dometschkompetenz Voicen 4.28.67 6.50.58 5.10.89.001 Tab. 4: Häufigkeiten der Präferenzen der Dometschrichtung (43 < N < 45) DZ 93 13 129 Tab. 5: Mittewertvergeich der Präferenzgruppen bezügich der Sprachbzw. Dometschkompetenz (N = 45), Skaierung 1 (sehr schecht) bis 7 (muttersprachich)

M SD Tab. 6: Gewichtung der Wichtigkeit der vorgegebenen Faktoren, die gutes Voicen beeinfussen (N = 45). Skaierung 1 (unwichtig fürs Voicen) bis 4 (extrem wichtig fürs Voicen) 130 DZ 93 13 Tab. 7: Korreationen zwischen Sprach- oder Dometschkompetenzen und der Wichtigkeit zweier das Voicen beeinfussender Faktoren (42 < N < 45) eigene Kompetenz GS-Rezeption 3.96.21 Situation/Setting 3.58.62 ob man den Kunden/die Kundin kennt 3.44.69 GS-Kompetenz des Kunden/der Kundin 3.38.72 eigene Kompetenz Fingern-Verständnis 3.22.70 Biinguaität des Dometschers/der Dometscherin (LS-GS) 3.18.87 Länge der Berufserfahrung 3.16.71 Generationenunterschied bei dem Kunden/der Kundin 3.00 1.03 sebst hören können 2.58 1.16 Pubikum 2.27 1.01 Biinguaität des Dometschers/der Dometscherin (2 LS) 1.95.71 Geschecht des Kunden/der Kundin 1.07.25 Einfuss der Länge der Berufserfahrung Korreation Einfuss des Pubikums Dometschkompetenz Voicen -.307* -.433** Sprachkompetenz GS-Produktion -.349* -.339* in der Ausgangssprache aso höher aus. 16 Diesebe Tendenz git für die Dometschkompetenzen. Die Dometscher wurden neben den Präferenzen auch nach der Wichtigkeit von vorgegebenen Faktoren befragt, die gutes Voicen beeinfussen könnten. Insgesamt sind die eigene Kompetenz in der Gebärdensprachrezeption und die Situation/das Setting as sehr wichtige Einfussfaktoren bewertet worden (vg. Tab. 6). Es gibt keine signifikanten Bewertungsunterschiede zwischen den drei Präferenzgruppen. Wird nun nach Korreationen zwischen der Gebärdensprachkompetenz oder Dometschkompetenz und aen vorgegebenen Faktoren gesucht, kann festgestet werden, dass kaum Korreationen bestehen. 17 Nur zwei Faktoren (vg. Tab. 7) zeigen eine Korreation, nämich die Wichtigkeit der Berufserfahrung und des Pubikums. Fogende Erkenntnis ässt sich aus dieser Korreation abeiten: Je höher die eigene Voice-Kompetenz oder Sprachkompetenz hinsichtich der Gebärdensprachproduktion eingeschätzt wird, desto unwichtiger wird der Einfuss der Länge der Berufserfahrung sowie des Pubikums während des Einsatzes eingeschätzt. Damit sind nun schon zwei Bereiche von Interesse, wenn es um die Begründung der Präferenz geht: Einerseits sind es internae/persöniche Faktoren (bspw. Kompetenzen, Berufserfahrung), andererseits geht es um externae Faktoren (bspw. das Setting), die das Dometschen beeinfussen. Diese beiden Bereiche werden nun weiter verfogt und ausdifferenziert. 4.4. Subjektive Begründungen hinsichtich der empfundenen Schwierigkeit des Voicens Der nachfogende Abschnitt bemüht sich um die Kärung der zweiten Forschungsfrage zur Wahrnehmung des Voicens: Wie wird erkärt, dass das Dometschen aus der Deutschschweizer Gebärdensprache in eine gesprochene Sprache angebich schwieriger/ einfacher ist as umgekehrt? Weche Schwierigkeiten werden benannt? Entsprechende Begründungen werden in den freien Erzähungen während des gesamten Interviews angeführt; im Fogenden wird jedoch vor aem auf die Auswertung der Erzähungen zu den Fragen bezügich der Themenbereiche Präferenzen der Richtung mit quaitativer Begründungsmögichkeit und Offene Fragen zum Voice-Setting, Schwierigkeiten fokussiert; aso den Antworten auf die Frage, bei wecher der beiden Dometschrichtungen die Dometscher sich kompetenter oder woher fühen oder in weche Richtung sie ieber dometschen. Bei der Auswertung wurden die Erzähungen in Stichworten zusammengefasst, diese dann kategorisiert/abstrahiert und in den drei 16 Diese Tendenz ist auch schon in Tabee 2 und Tabee 3 mit anderen Gruppeneinteiungen nachzuvoziehen. 17 Dies git auch dann, wenn die Korreationen mit verschiedenen Gruppen ( Novizen, CODAs, Präferenzgruppen) gerechnet werden.

Begründungen der Präferenzgruppe LS in GS Positivbezug zu LS-GS Gesprochene Sprache garantiert besseres Verstehen und damit besseres Dometschprodukt: richtig gehört ist verstanden ; kann immer ein Produkt iefern ; Freiheit in der Registerwah Mehr Sebststeuerungsmögichkeiten Häufigkeit: Übungseffekt ; Kompetenz ändert sich mit der Erfahrung Negativbezug zum Voicen Eher angstbesetzte Meinung: Voicen ist schwierig oder Voicen sind nicht meine Sätze Gehörose haben verschiedene Stie; Stimme kann stören Voicen braucht mehr Konzentration; wenn beim Voicen der Faden veroren ist, ist man bockiert ; meine Augen sind nicht visue genug, kann teis Gebärden/Mimik nicht wahrnehmen, wei ich es spät geernt habe ; verschiedene Ebenen geichzeitig Braucht sehr vie Hintergrundwissen, muss Kunden gut kennen Begründungen der Präferenzgruppe Voicen Positivbezug zum Voicen Sicherheit und Freiheit: es ist sicherer und unangestrengter, in die Muttersprache hineinzuvoicen ; ich hab andere Mögichkeiten, versierter Register zu ziehen, aso angenehmer sprachich zu formuieren Unmittebare Kontroe: höre, was ich übersetze Lustvoer für CODAs: iegt einem besser, wei Input ist Muttersprache (GS) Abb. 2: Zusammenfassung der Begründungen der Präferenzgruppe LS-in-GS (N = 19) Abb. 3: Zusammenfassung der Begründungen der Präferenzgruppe Voicen (N = 4); diese Gruppe gibt keine Negativbezüge an Präferenzgruppen dargestet (s. Abschnitt 4.4.1). Die Hürden oder Schwierigkeiten, die gutes Voicen verhindern, werden in Abschnitt 4.4.2 beschrieben und z. T. mit Originazitaten beegt. 4.4.1. Begründungen Bevor näher auf die Begründung der Präferenzen eingegangen wird, muss darauf hingewiesen werden, dass die Mehrzah der Dometscher ihre Ausführungen mit der Aussage beginnen, dass es schwierig sei, sich pauscha für eine Präferenz zu entscheiden. Diese Wah sei viemehr situationsabhängig, aso beeinfusst von dem Kunden, Setting oder Auftrag und vor aem der Vertrautheit mit dem Thema (Fachwissen etc.) und dem Kunden. Die Begründungen der Präferenzgruppe LS-in-GS sind in Abbidung 2 zusammengefasst dargestet. Hieraus ist ersichtich, dass diese Gruppe das Verständnis der Lautsprache (L1) zu einer besseren Verdometschung in die Gebärdensprache (L2) nutzt. Das Ausgangsprodukt wird aso sicher verstanden, diese Sicherheit begünstigt die Verdometschung (s. erste Position Kapite 1 Ausgangsage ). Diese Gruppe benennt auch mehr Umwetfaktoren, die stimmig sein müssen, damit das Voicen nicht beeinträchtigt wird. Weiterhin wird deutich auf die Wichtigkeit der Vertrautheit mit dem Kunden oder dem Setting hingewiesen. Auffaend ist zudem, dass die Dometscher der Präferenzgruppe LS-in-GS nicht nur erkären, wie diese Präferenz begründet ist, sondern sich geichzeitig gegenüber dem Voicen abgrenzen das tun die Dometscher der Voice- Präferenzgruppe nicht (vg. Abb. 3). Diese Gruppe vertritt die zweite Position (s. zweite Position in Kap. 1), Positivbezug zu LS-GS nämich dass es einfacher sei, von einer L2 in die eigene L1 zu dometschen, da das Äquivaent in der eigenen Sprache (L1) schneer abgerufen werden könne as in einer L2 und somit die Produktion besser sei. Eine Ausnahme biden hier natürich die CODAs, die die erste Position vertreten. Die Gruppe der Dometscher, die keine Präferenz haben, begründen dies nicht direkt. Sie steen viemehr eine Geichwertigkeit beider Seiten dar, indem sie für beide Richtungen positive Argumente benennen (vg. Abb. 4). Tendenzen der Gruppe, die keine Präferenzen hat Gute Kontroe des Inputs: Gehörtes ist nie fasch ; von Muttersprache in geernte Sprache geingt gut und ich kann Produkt kontroieren Hatung, die beide Richtungen geich bewertet Positivbezug zum Voicen Gute Kontroe des Outputs, wei es ist hörbar und in GS kommt einem immer etwas in den Sinn Roenübernahme: Ich kann gut in die Person reinschüpfen Geichwertigkeit: Ich kann beides, fühe mich bei beidem sicher, habe keine Angst ; beides hat Schwierigkeiten und Leichtigkeiten in geichem Maße, ich habe Übersetzungshighights in beiden Richtungen oder der Übersetzungsvorgang ist dersebe, Anfangssprache verstehen und versuchen, ein gutes Endprodukt zu machen! DZ 93 13 131 Abb. 4: Zusammenfassung der Begründungen der Gruppe, die keine Präferenzen hat (N = 22)

132 DZ 93 13 Es scheint, as ob die dritte Gruppe weniger auf Umwetfaktoren fokussiert, sondern viemehr die Dometschprozesse im Auge hat. Es sind Dometscher, die eher über ängere Berufserfahrung verfügen und ihre Sprach- und Dometschkompetenzen höher einschätzen as die erste Gruppe. Nichtsdestotrotz gibt es Faktoren, die die Leistungen im Voicen aer Dometscher negativ beeinfussen können. Darauf wird im fogenden Abschnitt eingegangen. 4.4.2. Negative Einfussfaktoren Die Bearbeitung der offenen Erzähungen während der Teefonate ergaben drei Bereiche von Schwierigkeiten: erstens die bereits angemerkten, internaen Schwierigkeiten (eigene Kompetenzen, Sefmonitoring 18, Verfassung), zweitens die externaen Bedingungen (Kunde, Setting und Umfed) und drittens die inguistischen, sozioinguistischen und pragmatischen Faktoren. Eigene Kompetenzen, Sefmonitoring und Verfassung Ebenso wie in der quantitativen Auswertung die eigene Rezeptionskompetenz as gewichtigster Faktor für gutes Voicen angesehen wird (höchster Mittewert in Tab. 6), ist in den offenen Erzähungen diese ebenfas sehr oft genannt (vor aem Abesekompetenz für Mundbider, Mimik und Fingern). Jedoch wird auch das Probem der Sprachproduktion benannt: deutsche Sätze biden, gescheite Wörter faen einem nicht gerade ein ; nicht immer wortgewandt. Geingende Rezeption der Gebärdensprache, aber auch geingende Produktion der Lautsprache, hängen stark von der eigenen Vorbereitung ab. Feht das Fach- oder Kontextwissen (Interna, Gebärdennamen, Fachgebärden, Daten, Zahen etc.), kommt es zu Fehern: wenn ich aso nicht verstehe, was der Kunde meint, und wenn andere mehr wissen as ich. Ob Feher beim Voicen bemerkt werden, ist primär von der eigenen Fähigkeit zum Sefmonitoring abhängig (natürich auch von den Reaktionen der Kunden, s. u.). Die Mehrheit der Dometscher führt an, dass ihnen die Feher beim Voicen eher auffaen as in Gebärdensprache. 19 Hierbei werden u. a. fogende Vermutungen geäußert: wei man sich besser zuhören as zusehen kann ; die Feedbackscheife übers Ohr ist besser ; wei es akustisch ist, Gebärdensprache ist schweigend ; GS kann ich sebst nicht sehen von außen ; wei es Muttersprache ist. Einige Dometscher beziehen jedoch eine gegenteiige Position, denn es gäbe ja auch Monitoring in der Gebärdensprache, es müsste kein Unterschied geben. Die CODAs vertreten noch eine dritte Position, nämich dass die Feher in geicher Weise sowoh in Gebärdensprache as auch beim Voicen bemerkt werden. 18 Sefmonitoring im Sinne einer Sebst-Überwachung. Das Bemerken des Fehers während des Dometschprozesses stet eine hohe Anforderung an den Dometscher, deshab wird denn auch von einer Person die Frage gestet: wievie Monitoring ist mögich?. Lässt die Konzentration nach, sei das Sefmonitoring oft nicht mehr mögich. Denn oft habe man keine Kapazität mehr, die dafür zur Verfügung stünde. Zudem sei das Sefmonitoring abhängig vom eigenen Maßstab bezügich der Quaität des Endprodukts. Immer wieder wird as internaer Bereich die Konzentration hervorgehoben. Diese kann negativ beeinfusst sein durch die eigene Verfassung (Wohbefinden, Krankheit, Tagesverfassung) und dementsprechend Stress ausösen. Es könne zudem passieren, dass man sich sebst in einen Druck reinsteigert, sobad der erste Feher passiert, sodass bereits kurz nach Beginn Stress spürbar werde. Natürich gete dies auch für die andere Dometschrichtung. Git jedoch das Voicen as nicht präferierte Richtung, führen einzene Dometscher an, dass die Grundunsicherheit vie größer ist beim Voicen as beim Dometschen in die andere Richtung. Eine ähniche Auffassung findet sich in der fogenden Aussage: man hat die Vorahnung, man wird s nicht verstehen. Hierbei könnte die Schussfogerung gezogen werden, dass in soch einem Fa mit einer eher ängstichen Hatung ans Dometschen rangegan- 19 In der quantitativen Bewertung der Wichtigkeit des Monitorings ist jedoch der Mittewert eher niedriger gerade ma zwischen bisschen wichtig und wichtig (vg. Tab. 6, M = 2.58).

gen wird, sodass es im Sinne einer sef fufiing prophecy schiefgehen könnte. Setting / Umfed Im Zentrum externaer Faktoren, die den Dometschprozess erschweren können, steht der gehörose Kunde sebst. Mit zunehmender Kenntnis des Gebärdenstis des gehörosen Kunden wird es den befragten Dometschern zufoge einfacher, für Erstere zu dometschen vor aem git dies aber für das Voicen. Mit Sti ist die Rhetorik, aber auch Aspekte wie Fremdsprachigkeit 20 oder viemehr Mischsprachen gemeint. As weitere mögiche Erschwernis wird hier ein fehendes Mundbid genannt. Zudem ist zentra, weche Denkstrukturen die gehörosen Kunden haben ( wie sie ticken ) bzw. ob sie die geiche Struktur [haben] wie ich. Liegt weiterhin eine (zu) undeutiche Gebärdensprache vor aso ein unkarer Ausgangstext ist der Interpretationsspieraum zu groß. Die Generationszugehörigkeit bzw. das Ater der gehörosen Kunden bidet einen weiteren Faktor: Späternende oder Ätere benutzen oft die Stimme beim Gebärden, was beim Voicen hinderich sein kann. Bezügich des Faktors Persönichkeit werden vor aem Aspekte benannt, die mit Emotionen während der Dometschsituation einhergehen. Einerseits wird hier das Misstrauen der gehörosen Kunden gegenüber dem Dometscher angeführt, wodurch die Kooperation behindert werden kann. Andererseits können hörende Gesprächsteinehmer die gehörosen Kunden unter Druck setzen, sodass eine aggressive Stimmung entstehen kann oder der gehörose Kunde sich schicht unwoh füht und daher nicht authentisch, sondern gehemmt ist. Andererseits kann die Gehörosengemeinschaft einen ähnichen Druck auf den Dometscher ausüben. Ein socher Druck kann dadurch entstehen, dass Kunden eine intoerante Hatung zeigen; die Frage, ob gehörose Kunden toeranter seien as hörende bspw. in Bezug auf Dometschfeher, wird wie fogt beantwortet: 10 Dometscher verneinen die Frage beide Seiten seien geich toerant oder intoerant; 11 Dometscher verneinen die Frage mit der Begründung, dass sie nicht agemein zu beantworten sei, sondern die jeweiige Situation stark von dem Auftraggeber, aber auch von den beteiigten Dometschern abhängig sei; 6 Dometscher verneinen die Frage, indem sie darauf verweisen, dass Hörende toeranter seien, sie wüssten aber eventue auch weniger über die Quaität des Dometschens; 8 weitere Dometscher verneinen die Frage ebenfas, jedoch mit der Begründung, dass Gehörose vie kritischer bzw. genauer seien; sie seien auch deshab weniger toerant, wei sie angewiesen seien auf gute Quaität und mehr Erfahrung mitbrächten, da sie sebst öfter einen Dometschauftrag erteiten, as dies Hörende täten ( Ge- 20 Gehörose mit Migrationshintergrund die oft nur über wenig Deutschkenntnisse und/ oder Gebärdensprachkenntnisse verfügen, Gebärdensprachernende oder Jugendiche, die ASL oder vermehrt Fingern in die Schweizer oder Deutsche Gebärdensprache integrieren. hörose sind kritischer und merken schneer, ob etwas richtig ist ); 5 sind der Meinung, dass Gehörose toeranter seien ( die Kunden nehmen aes an ; irgendwas ist immer besser as nix ); Hörende gäben stattdessen eher negatives Feedback. Agemein sagen die Dometscher aus, dass direkte Kritik vor Ort eher seten erebt wird. Weiterhin wird die Gestatung des Settings, das Umfed genannt. Seitens der Dometscher angeführte Hürden können hier auditiver oder auch visueer Art sein: Störärm, Mikrofon spinnt ; zu dunke; fasches Licht; Hände oder Mundbid sind nicht sichtbar; nur indirekter Bickkontakt; Situation ist nicht überschaubar, wuseiger Raum, zu große Distanz zwischen Dometscher und Kunde. As weiterer negativer Einfussfaktor wird eine fehende Vorbereitungsmögichkeit angeführt; wenn aso vor dem Auftrag keine Kontextvermittung anhand von Unteragen etc. erfogt ist oder wenn sich der Dometscher nicht auf den Sti des gehörosen Kunden einsteen kann, wei vor der Verdometschung keine Zeit für ein Briefing vorhanden war. Dieser Aspekt bezieht sich natürich auf beide Dometschrichtungen. Linguistische Aspekte Hervorzuheben ist, dass Dometscher nicht von sich aus über Schwierigkeiten berichten, die von der inguistischen Struktur der Gebärdensprache herrühren; darauf angesprochen, werden jedoch fogende Aspekte genannt: DZ 93 13 133

134 DZ 93 13 W-Fragen; Roen und Roenwechse (extrem schnee Wechse), wenn bspw. ein Index verpasst wird; produktive Gebärden (räumiche Angaben, Geräte, Verwandtschaftsbeziehungen etc.); Satzarten (Wenn-dann-Sätze); Verneinungsformen; Zeitformen; Zahenangaben, Fingeraphabet (Namen, Orte etc.). Diese Punkte steen vor aem bei sehr hohem Tempo eine große Schwierigkeit dar. 5. Zwischenfazit und weiterführende Erkenntnisse Die erste Forschungsfrage Wird das Dometschen aus einer L2 (Gebärdensprache) in eine L1 (Schweizerdeutsch, Hochdeutsch), aso das Voicen, von Gebärdensprachdometschern as schwieriger wahrgenommen as das Dometschen in umgekehrter Richtung? kann durch die erste Erhebung dahin gehend beantwortet werden, dass nur 4 der befragten 45 Dometscher das Voicen as einfacher wahrnehmen und as präferierte Dometschrichtung angeben. 19 Dometscher hingegen erkären, dass sie die LS-GS-Dometschrichtung präferieren, während 22 Dometscher keine bevorzugte Dometschrichtung haben. Es ist aso eine tendenziee Präferenz der Dometschrichtung Lautsprache-in-Gebärdensprache feststebar. Dass die Sebsteinschätzung der eigenen Gebärdensprach- und Dometschkompetenz einen Effekt auf die Präferenz ausübt, ist nachvoziehbar. Das Gebärdensprachverständnis ist bei der Mehrheit der 19 Dometscher der LS-in-GS-Präferenzgruppe nicht so gut wie ihre Gebärdensprachproduktion. Außerdem gibt es auch mehr Einsätze, in denen das Dometschen von gesprochener Sprache in Gebärdensprache verangt wird. Dadurch haben Dometscher mehr Übung in dieser Dometschrichtung as im Dometschen von Gebärdensprache in gesprochene Sprache (vg. auch van den Bogaerde 2011; van Dijk et a. 2011). Somit hängt aso die Präferenz auch mit der Berufspraxis und der Berufserfahrung zusammen. Dieses Ergebnis wird bestätigt durch die Befunde von Hermans et a. (2008; zit. in van den Bogaerde 2011) und Nicodemus (2011). Ob eine Gebärdensprache as L1 oder as L2 im Erwachsenenater erworben wurde, spiet in der voriegenden Stichprobe keine Roe für die Präferenz; dies widerspricht einzenen Befunden von van Dijk et a. (2011). Dieser Widerspruch könnte jedoch in der sehr keinen Stichprobe begründet sein. Die zweite Forschungsfrage Wie wird der Directionaity Effect erkärt und weche Schwierigkeiten beim Voicen werden benannt? kann zusammengefasst vorerst fogendermaßen beantwortet werden: Die präferierte Dometschrichtung LS in GS wird von den befragten Dometschern in erster Linie anhand einer Negativdefinition begründet: Es besteht eine gewisse Angst vor dem Voicen, da die Mehrheit der Dometscher Gebärdensprache nicht as Muttersprache hat; wenn Dometscher den Kunden jedoch kennen und über vie Kontextwissen verfügen, kann die Präferenz auch umschagen. Diese Präferenz kann mit der Position der Pariser Schue in Einkang gebracht werden. 21 Paradoxerweise wird erkärt, dass Sefmonitoring-Prozesse beim Voicen durch die akustische Rückmedung eher geingen as bei einer LS-GS-Verdometschung diese Sichtweise widerspricht der Präferenz. Beim Voicen gibt es eine akustische Rückmedung, Dometscher können sich ggf. sebst korrigieren, dies wird auch von Emmorey et a. (2009) bestätigt. Beim Dometschen in die Gebärdensprache ist eine Sebstkorrektur aufgrund der eigenen visueen Rückmedung schwierig, d. h. eine eigene Output- Kontroe ist bei der manueen Modaität weniger stark ausgeprägt as bei der auditiven Modaität. Weitere internae Faktoren (Konzentration, Vorbereitung) sowie externae Faktoren (Kompetenzen und Persönichkeit der Kunden, Gestatung des Settings) werden as negative Einfussgrößen angegeben. So ist auch die Toeranz der Kunden ein Thema. Es gibt verschiedene Erfahrungen dazu, wobei fogender Gedanke zentra zu sein scheint: Gehörose können sich mögicherweise der geringeren Gebärdensprachkompetenz (hier der Produktion) der Dometscher anpassen, d. h. sie verfügen über Strategien, um den Inhat trotzdem zu erfassen, sodass Feher des Dometschers dem Kunden nicht zum Bewusstsein kommen. Die gehörosen Kunden sind den Dometschern gegenüber toeranter as es Hörende in Bezug auf Lautsprachverdometschungen wären. Interessant ist noch fogender Punkt: Keiner der Dometscher erwähnt von sich aus, dass Gebärdensprachen im Vergeich zu gespro- 21 Aerdings vertreten die CODAs der Voice-Präferenzgruppe diese Position ebenfas.

chenen Sprachen mögicherweise in grammatischer und exikaischer Hinsicht variaber sein können. Van Dijk et a. (2011) wähnen in dem Umstand der größeren Variabiität einen Grund, weshab das Dometschen von Gebärdensprache in gesprochene Sprache mögicherweise tatsächich schwieriger sein könnte as eine Verdometschung in umgekehrter Richtung. Die Konkusion, dass eine präferierte Dometschrichtung besteht, zeigt, dass ein Directionaity Effect tatsächich existiert. Die statistischen Ergebnisse sowie die Erzähungen in den Teefoninterviews zeigen, dass die Schwierigkeiten beim Voicen diese Richtung zur nicht-präferierten Richtung werden ässt. Diesen Schwierigkeiten wird im zweiten Tei nachgegangen. Dort werden fogende Themenbereiche vertiefend dargestet und diskutiert: Darsteung von Erkärungsmodeen zu Schwierigkeiten beim Voicen aus der Metasicht von Dometschdozenten und mögiche Ideen, wie diese Schwierigkeiten durch Aus- und Weiterbidung minimiert werden könnten. Literatur AIIC (2009): CACL guide for appicants ; http://www.aiic.net/ ViewPage.cfm?page_id=199 (28. 01. 2013). A-Saman, Saeh & Raja i A-Khandi (2002): The native anguage factor in simutaneous interpretation in an Arabic/Engish context. In: Meta XLVII/4, 607 626. Boyes Braem, Penny; Tobias Haug & Patty Shores (2012): Gebärdenspracharbeit in der Schweiz: Rückbick und Ausbick. In: Das Zeichen 90, 58 73. Christoffes, Ingrid K. & Annette M. B. de Groot (2005): Simutaneous interpreting: A cognitive perspective. In: Judith F. Kro & Annette M. B. de Groot (Hg.): Handbook of biinguaism: Psychoinguistic approaches. New York: Oxford University Press, 454 479. Cokey, Dennis R. (1995): Gebärdensprach-Dometschen. Ein sozioinguistisches Mode. Hamburg: Signum (Internationae Arbeiten zur Gebärdensprache und Kommunikation Gehöroser; 28). Déjean e Féa, Kara (2003): Impact of the internationa status of the interpreting student s mother tongues on training. In: Forum 1, 63 76. Denissenko, Jurij (1989): Communicative and interpretative inguistics. In: Laura Gran & John Dodds (Hg.): The theoretica and practica aspects of teaching conference interpretation. Udine, Itaien: Campanotto Editore, 155 157. Emmorey, Karen; Rain Bosworth & Tanya Krajic (2009): Visua feedback and sef-monitoring in sign anguage. In: Journa of Memory and Language 61, 398 411. Gie, Danie (1995): Basic concepts and modes for interpreter and Transator Training. Amsterdam: John Benjamins. Gie, Danie (2005): Directionaity in conference interpreting: A cognitive view. In: Rita Godijns & Michae Hindedae (Hg.): Directionaity in interpreting: The retour or the native? Ghent: Communication and Cognition, 9 26. Keey, Harod H. (1973): The process of causa attribution. In: American Psychoogist 28, 107 128. Nicodemus, Brenda (2011): Does anguage direction preference match interpreting proficiency? An examination of novice and expert interpreters. Vortrag gehaten an der Universität Pampreu Fabra in Barceona am 19. September 2011. Marsa, Eva (1997): Erschießung der Sinn- und Sebstdeutungsdimensionen mit den Diaog-Konsens- Methoden. In: Barbara Friebertshäuser & Annedore Prenge (Hg.): Quaitative Forschungsmethoden der Erziehungswissenschaft. Weinheim: Juventa, 436 444. Meuser, Michae & Urike Nage (1997): Das ExpertInneninterview Wissenssozioogische Voraussetzungen und methodische Durchführung. In: Barbara Friebertshäuser & Annedore Prenge (Hg.): Handbuch Quaitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. Weinheim: Juventa, 481 491. Seeskovitch, Danica (1999): The teaching of conference interpretation in the course of the ast 50 years. In: Interpreting 4, 55 66. Strauss, Ansem L. & Juiet Corbin (1996): Grounded Theory: Grundagen Quaitativer Soziaforschung. Weinheim: Psychoogie Verags Union. Van den Bogaerde, Beppie (2011): Voicing Barriers Revisited. Vortrag gehaten an der Interkantonaen Hochschue für Heipädagogik Zürich am 15. September 2011. Van Dijk, Rick; Eveine Boers; Ingrid Christoffes & Daam Hermans (2011): Directionaity effects in simutaneous anguage interpreting: The case of sign anguage interpreters in the Netherands. In: American Annas of the Deaf 156 (1), 47 55. DZ 93 13 135

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